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Das 'Horror-Szenario Abstieg' rückt näher
  MSV Duisburg - FC Ingolstadt 04   2:4 (0:1)
Lieberknecht greift mit Baffoe daneben - Winterzugang muss drei Gegentore auf seine Kappe nehmen
Jochem Knörzer

Duisburg, 06. April 2019 - Die Luft wird für den MSV immer dünner. Stand jetzt sollten die Zebras schon mal für die 3. Liga planen. Sandhausen holte immerhin einen Punkt gegen Paderborn und hat sich mit 27 Punkten schon ein wenig abgesetzt. Magdeburg (24 Punkte) liegt zwei Punkte vor Duisburg und Ingolstadt auf dem Relegationsabstiegsplatz. Nur um diesen könnte es, nach der heutigen Heimniederlage gegen Tabellenschlusslicht Ingolstadt noch gehen. Es ist allerdings zu befürchten, dass diese Niederlage Spuren hinterlassen wird.

Wer in der Aufstellung mit dem Start-Debut von Youngster Vincent Gembalies gerechnet hatte, wurde von MSV-Trainer Torsten Lieberknecht enttäuscht. Er setzte, als Ex-Braunschweig-Trainer, auf den Ex-Braunschweig-Spieler Jo Baffoe.
Im Spiel zeigte sich nach 32 Minuten, dass es ein Fehlgriff war. Baffoe stand bei einer Flanke nicht nah genug am, schon gar nicht vor dem Gegenspieler und Lezcano versenkte die Flanke von rechts mit dem Kopf diagonal im linken Eck.
Das Tabellenschlusslichte führte bei Mitkonkurrent Duisburg.

Kurz vor der Halbzeit musste der frei auf Tschauner zulaufende Stoppelkamp eigentlich den Ausgleich erzielen. Eigentlich, denn statt den Ball ins lange, ins linke Eck zu heben, schießt er denn bereits unten sitzenden Gäste-Torwart an.

Es sah zur Halbzeit nicht gut für die Zebras aus, doch BZ-Bürgerreporter Werner Gerling sah noch eine Chance: "Wenn sie früh in der zweiten Halbzeit den Ausgleich erzielen, dann ist hier noch alles drin."

Früh? Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff zog Souza über rechts auf und davon und zog in in Richtung Strafraum.

In seine Flanke sprang der mitgelaufene Iljutcenko und köpfte das Leder in die Maschen.

Der MSV war wieder im Spiel.

Statt jedoch jetzt nachzusetzen, blieben die Schanzer am Zug.

MSV-Legende Bernard 'Ennatz' Dietz nach dem Spiel: "Es war unser Heimspiel, wir mussten doch auf den Platz gehen und zeigen, dass wir das Spiel gewinnen wollen! Wir zeigten aber nur, dass wir kein Tor kassieren wollten. Ingolstadt aber wollte Tore schießen. Das war heute der Unterschied!"


In der 60. Minute sprang Baffoe der Ball in einer unglücklichen Abwehrbewegung erst an den Arm, dann fiel er mit der Hand auf das Leder. Schiedsrichter Kempter zuckte mit den Schultern und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Lezcano traf zur erneuten Führung der Gäste.

MSV-Trainer Lieberknecht hatte sich zu sehr über die Elfmeterentscheidung aufgeregt, die Ausführung sah er bereits von der Tribüne aus. Fünf Minuten später folgte MSV-Sportdirektor 'Ivo' Grlic, nach einem weiteren Wortgefecht mit dem Schiri.

In der 73. Minute traf Baffoe mit einem Kopfball nur das Aluminium, Stoppelkamp scheiterte sechs Minuten später, nach einem Sololauf über den halben Platz, erneut an Tschauner, als er versuchte, den Gäste-Torwart zu tunneln und in der 85. Minute holte Tschauner einen wuchtigen Kopfball von Iljutcenko mit einer tollen Parade noch von der Linie. Das Spielglück war heute sicher nicht ein Duisburger.

In der 90. Minute dann die, so dachte man, endgültige Entscheidung, als sich Baffoe von Kittel ausspielen ließ und dieser an Wiedwald vorbei zum 1:3 traf.

Zwei Minuten später, fünf Minuten Nachspielzeit waren angezeigt worden, schlenzte Kevin Wolze einen Freistoß aus 21 Metern in den linken Winkel.

Die Zebras warfen alles, wirklich alles nach vorne, mussten aber in der fünften Minute der Nachspielzeit den endgültigen
knock out hinnehmen.

Durch das 2:4 tauchten die beiden Vereine die Plätze. Duisburg bildet, dank des schlechteren Torverhältnisses, das Tabellenschlusslicht. Beide Teams haben zwei Punkte Rückstand auf Magdeburg, das am Montag beim HSV antreten muss.

Noch sind sieben Spiele, einschließlich dem Nachholspiel gegen Köln am Mittwoch, zu absolvieren. Aber mal ernsthaft, wer gegen den Tabellenletzten sein Heimspiel verliert, hat kaum noch Aussicht, einen Nicht-Abstiegsplatz - und wenn es der Relegationsplatz ist - zu erreichen.

MSV-Sportdirektor 'Ivo' Grlic: "Ich war sehr überrascht, dass ich auf die Tribüne musste. Das Spiel war unterbrochen, weil zwei Ingolstädter Spieler am Boden lagen. Dann habe ich den Ball auf das Spielfeld geschossen. Wenn der Schiedsrichter den Elfmeter für Ingolstadt pfeift, dann muss er auch für uns einen pfeifen. Wir hatten in beiden Durchgängen viele gute Tormöglichkeiten, die wir dann eben auch nutzen müssen."

Jo Baffoe
: "Mein Debüt habe ich mir natürlich anders vorgestellt. Wir haben einfach zu viele Chancen vergeben. Auch ich habe leider einmal nur den Pfosten getroffen. Für mich war das kein Elfmeter für Ingolstadt. Ich versuchte mich abzustützen. Das war doch eine normale Bewegung. Es tut mir sehr leid für die Fans, dass es nicht gereicht hat.“

Moritz Stoppelkamp: „Ich hatte einige gute Möglichkeiten. Es tut mir leid für die Mannschaft. Letzte Saison wäre davon sicher einer reingegangen. Ich will mich nicht über den Schiri beschweren. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass wir die aktivere Mannschaft waren. Wir glauben weiter an den Klassenerhalt."

Schanzer-Trainer Tomas Oral (links): "Mit dem Blick auf die Tabelle war schon vorher klar, wie wichtig dieses Spiel heute war. Torsten hat vor der Partie von einem Abnutzungskampf gesprochen und ich bin froh, dass wir genau diesen heute gewonnen haben. Das war ein kleiner Schritt, den wir machen konnten und darüber bin ich einfach glücklich."

MSV-Trainer Torsten Lieberknecht (rechts): "Die Mannschaft lebt und wird den Kampf um den Klassenerhalt bis zum Schluss annehmen. Aus dem Spiel heraus waren genug Chancen da, um diese Partie mit einem positiven Ergebnis für uns zu beenden. Bereits am Mittwoch haben wir das nächste intensive Spiel vor der Brust, auf das wir uns jetzt vorbereiten werden."

Zum Abschluss mussten die Zuschauer der Haupttribüne, Journalisten und Fotografen die Arena durch einen Seitenausgang verlassen.

Innen standen in mehreren Reihen Security-Leute von Gronau-Pape vor dem Hauptausgang, ...

... vor der Tür stauten sich enttäuschte MSV-Fans, ...

... die ihrem Ärger Luft machten, als 'Ivo' Grlic und MSV-Geschäftsführer Peter Mohnhaupt raus traten.

Für manche Fans ist Fußball nicht nur die 'schönste Nebensache der Welt', sondern der Lebensinhalt. Insbesondere die, die meinen alles besser machen zu können, sollten sich doch mal als Vorstandmitglied zur Wahl stellen oder ihre Bewerbung als Trainer oder Sportdirektor einreichen. 'Laut' reicht da nicht!

Und mit einem lieben Gruß an den Liechtensteiner Bundestrainer, der Schiedsrichter war heute an der Niederlage sicher nicht Schuld. Das dürfen sich die Ex-Braunschweiger Lieberknecht und Baffoe gerne teilen.