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MSV-Trainer Torsten Ziegner nach dem Unentschieden gegen Ulm in Erklärungsnot
"Warum bringt eine verdiente 1:0-Führung Unsicherheit statt Sicherheit?"

Jochem Knörzer

Duisburg, 25. August 2023 - Nach dem ich mich bereits vor der Pressekonferenz mit MSV-Präsident Ingo Wald ausgetauscht hatte, dieser genau die gleiche Aussage und Frage hatte wie ich, stellte ich sie in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Ulm an MSV-Trainer Torsten Ziegner.

"Bis zur 24., 25. Minute habe ich eine spielbestimmende Duisburger Mannschaft gesehen, die sich gute Torchancen herausgespielt hat, geht in Führung, setzt nicht nach, sie zieht sich zurück und gibt das Spiel ab. Können Sie mir das erklären?", so meine Frage.

Ziegner: "Das habe ich ja gerade getan.(Anmerk. Nein, hat er nicht. Er hat in seiner Analyse nur den Spielverlauf angesprochen, nicht das 'Warum' erklärt) Ich habe ja gerade gesagt, dass wir 30 Minuten gut gespielt haben und ich den Jungs nach dem 1:0 mit auf den Weg gegeben habe, die Intensität beizubehalten. Also weiter genau diesen Druck, diese Klarheit aufrecht zu halten. Und das haben sie eben nicht gemacht. Infolgedessen war eben das Gegentor. Gewünscht hätte ich mir das schon."

Das hatten ja auch, neben MSV-Präsident Ingo Wald, wohl die große Mehrheit der Zuschauer genau so gesehen. Die Frage nach dem "Warum" blieb unbeantwortet. Da die Erklärung ausblieb, hakte ich etwas intensiver nach.
"Statt dass eine verdiente Führung Sicherheit bringt, sah es nach dem Gegenteil aus. Was ist in der Mannschaft los?"

Diese Frage kam bei Torsten Ziegner gar nicht gut an. "Ne echt coole Frage, muss ich echt sagen. Was glauben Sie denn, was in der Mannschaft los ist? Was ist das denn für eine Frage, was soll denn in der Mannschaft los sein? Weil wir ein Gegentor kriegen oder nach 30 Minuten 15 Minuten nicht so gut spielen? Natürlich ist das Anspruchsdenken von uns als Verein, als Mannschaft natürlich so, dass wir
mit einem 1:0 gerne nachlegen würden. Gerne ein Heimspiel gegen einen Aufsteiger - und ich sehe das total realistisch, dass die Aufsteiger in diesem Jahr keine gewöhnlichen Aufsteiger sind, alles gewachsene Mannschaft, richtig gute Mannschaften.

Die Jungs machen sich natürlich auch Druck, nach zwei Punkten aus drei Spielen und sagen, wir müssen jetzt gegen einen Aufsteiger unbedingt gewinnen. Sicherlich sind das Themen, die auch in deren Köpfen rumgehen. Das ist keine Entschuldigung, keine Frage.

Dazu kommen Themen, dass wir in den Spielen aus unterschiedlichsten Gründen verschiedene Formationen aufbieten mussten. Daher kann in der Offensive keine Eingespieltheit sein, Abläufe noch nicht so funktionieren. Negative Erlebnisse wie beispielsweise ein Gegentor nach einem Standard, was uns jetzt zum dritten Mal in dieser Saison in drei Spielen in Folge widerfahren ist, haben natürlich nicht dazu beitragen, dass die Jungs sagen 'Alles gut, alles in Ordnung'. Möglicherweise ist es das.

Ich kann mit den Jungs ganz viel reden, das tun wir auch, das haben wir auch zwischen den Spielen getan. Aber ich kann nicht in jeden einzelnen Kopf rein gucken. Man wünscht sich dann, dass so ein Führungstor Sicherheit gibt, dass das ein Knotenlöser für jeden Einzelnen ist, das man sich nicht so viele Gedanken macht. Aber es sind Menschen, die an sich eine hohe Erwartungshaltung haben, die eine hohe Bereitschaft haben, dem Verein gerecht zu werden.

Das spüren die natürlich auch, wenn es mal nicht so gut läuft. Wenn ein Gegentor passiert, wenn Rückschläge passieren, dann spüren sie das auch, dass eine große Wucht von der anderen Seite kommen kann."


MSV-Trainer Ziegner hat eine Menge erklärt, warum es bis dato nicht so läuft, wie es sich Fans und auch wohl Verantwortliche vorgestellt haben. Dass die beiden Langzeitverletzten (v. l.) Thomas Pledl und Niklas Kölle der Mannschaft fehlen - ja klar.

Aber ... gegen Ulm sah es ja 25 Minuten richtig gut aus! Duisburg rannte überlegt an, erspielte sich gute Torchancen, die das Aluminium prüften. Folgerichtig gingen die Zebras in der 24. Minute nach einem Eckball von Pusch, einer Kopfballverlängerung von Senger und einem wuchtigen Kopfstoß von Mai in Führung.
... und gaben dann das Spiel aus der Hand. Eine verdiente Führung zeigte der Duisburger Mannschaft nicht an, wir haben bis hierhin alles richtig gemacht, lasst uns so weitermachen! Stattdessen zogen sich Hausherren zurück und überließen fortan den Gästen aus Ulm das Spiel.

Und, objektiv gesehen, hätte sich niemand beschweren dürfen, wenn Ulm in der vorletzten Spielminute und in der Nachspielzeit das Siegtor erzielt hätte.

Ach ja, Herr Ziegner, richtig, der MSV hat in der letzten Saison am 3. Spieltag in Zwickau, nicht in Halle 1:0 gewonnen. Aber immerhin im Osten, während Bielefeld nicht gegen Dresden (in der Liga verloren!) sondern gegen den Vfl Bochum (im Pokal) gewonnen hat. Wer frei spricht, macht halt schon mal Fehler.

Eine Antwort auf meine Frage habe ich nicht erhalten.