BZ-Home Berufe in Duisburg



BZ-Sitemap
Berufsstandort


D - G

Diätassistent
DJ  Drehbuchautoren  Ergotherapeuth  Estrichleger

Filmwissen-
schaftler

Finnougristik 
Fleischer 
Flößer
Gärtner
Gefängnis-
seelsorger
Glaser
Gleisbauer   Goldschmied

 
Termine 2011

Duisburg 2011







 
D - G
DJ - Diskjockey

Licht aus! Spot an! Die älteren Leser erinnern sich bestimmt: So begrüßte Ilja Richter in seiner legendären Disco die Besucher. Der Berliner war in den 70er Jahren einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Musik-Moderatoren im deutschen Fernsehen. Musik ist bei Sven Wieser nicht nur eine Leidenschaft: Im Laufe der Jahre wurde sie auch zu einem beruflichen Standbein. "Wenn der Mob tobt, ist der DJ zufrieden," so sein Credo.

Samstag Abend in Krefeld, beste Party-Laune. Langsam füllen sich das Odeon und die Königsburg. Abzappeln bis zum Abwinken ist angesagt. In den Clubs und Diskotheken ist er der Star: der DJ. "Stop," ruft in diesem Augenblick Wieser dazwischen. DJ`s arbeiten nicht nur auf der Loveparade oder in Discos, erzählt Wieser. "Es gibt stationäre DJ`s, die zu bestimmten Zeiten irgendwo arbeiten. Dann gibt es die DJ`s, die überall dort spielen, wo außerhalb der Diskotheken musikalische Unterhaltung gewünscht wird. Hochzeiten, Karneval, Betriebsfeste, Bälle oder die Straßenmodenschau sind Beispiele."
Doch nur eine ravende Daisy Dee bei ihren Auftritten für Viva vor den Augen zu haben, wäre sicherlich falsch: "Ein guter DJ kann Techno, Rave oder House genauso auflegen wie Schlager oder Disco-Musik." Man müsse ein feeling für die Musik besitzen, um ein guter DJ zu sein, meint Wiesen. "Man muss ein Gespür für die Menschen haben, damit man weiß, was man auflegen kann. Man muss ein Gefühl für die Musik haben. Nur so merke ich, welche Titel ich wann spielen kann." Manche DJ`s moderieren, manche mixen und lassen die Musik durchlaufen.
Doch wozu dieses ganze theoretische Gerede: Platten auflegen kann doch nicht so schwer sein! Oder? "Die Unterscheidung ist schon wichtig, um zu wissen, wen ich wo einsetzen kann. Wir sind Dienstleister. Wir müssen unsere Kunden zufrieden stellen!" Drei Grundvoraussetzungen sind für Wieser wichtig, um in dem Beruf Erfolg zu haben.: Spaß am Umgang mit Menschen, Spaß und Gespür für Musik und Spaß an der Technik. "Man wird doch immer wieder mit neuer Technik konfrontiert." Nicht nur, dass man überlegen müsse, wie man in den unterschiedlichsten Räumlichkeiten seine Geräte aufbauen und die Platten / CDs spielen kann: Die aktuelle MP3-Technik ist ein Beispiel dafür, wie sich auch die Technik verändert. "MP3 filtert alle nichthörbaren Frequenzen heraus, so dass die Datenmengen auf ein Zehntel reduziert werden. Waren früher 20 Titel auf einer CD, sind es heute 200. Der neuste Trend ist, sich mit dem Handy und Laptop MP3-Musik aus dem Internet zu besorgen. Zumindest in Amerika soll es so sein."
Einen einheitlichen musikalischen Trend kann Wieser nicht ausmachen. Der gute alte Schlager wird genauso gespielt wie die aktuellen Hits aus den Charts oder Techno. Die Menschen hätten sich aber schon verändert. "Heute wandern die Leute eher von einer Disko in die nächste, ohne sich um die unterschiedlichen Musikrichtungen zu kümmern. Manchmal fahren sie auch bis zu 150 km, nur um für eine halbe Stunde in die Disko zu gehen." Ob das die Generation ist, von der der Spiegel behauptet, verwöhnt zu sein?
Lern doch erst mal was anständiges, Kind. Ungezählte Generationen traten mit diesem Spruch ins Berufsleben. Auch wenn die DJ`s einen eigenen Berufsstand haben, gab es den Diskotheker als Ausbildungsberuf nur in der ehemaligen DDR.
So haben die meisten DJ`s auch noch ein zweites berufliches Standbein. "Nur die wenigsten DJ`s können von dieser Arbeit leben. Ich selbst halte physikalische Meßeinrichtungen bei Bayer instand." Will man als DJ top sein, sind umfangreiches Fachwissen, Mobilität, flexible Arbeitstechniken, genaue Marktkenntnisse und professionelles Auftreten angesagt - eine Weisheit, die vom Bundesverband stammt. Und natürlich eine eigene Sammlung von Vinyl (sprich: Schallplatte) und CD. Wie viele genau er davon besitzt, kann Wieser auch nicht so genau sagen. Nur soviel: Ein paar Tausend werden es schon sein. Ob auch ein Favorit dabei ist? Hier schweigt des Dichters Höflichkeit. Nur soviel: "Es ist ein riesiges Glücksgefühl, wenn man auf der Bühne steht, die Leute mitmachen und die Lieder mitsingen." Viva und MTV - wer ist das wohl?
 

Drehbuchautor

Drehbuchautoren verfassen Texte, also Drehbücher, die als Vorlage für Film und Fernsehen dienen. Sie schaffen Drehbuchfiguren, entwickeln Handlungsverläufe und entwerfen Szenen. Wichtig ist die Konzentration auf einen Hauptkonflikt, der die Zuschauer des späteren Films fesseln und neugierig machen soll.
Grundzutaten eines Drehbuchs sind die Idee, ein Plot (der eigentliche Handlungsfaden) sowie die Haupt- und Nebenfiguren. Dazu entwickeln Drehbuchautoren Dialoge, beschreiben die Schauplätze und erstellen detaillierte Angaben über räumliche und zeitliche Abfolgen, Requisiten, Geräusche, Musik, Licht, Stimmungen und Farbe. Um die Figuren und deren Milieu detailgetreu und authentisch beschreiben zu können, sind oft langwierige Recherchen im Internet, in Bibliotheken sowie Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen erforderlich. Ebenso wichtig ist es, sich gedanklich mit dem Verhalten und den Charaktereigenschaften der Haupt- und Nebenfiguren sowie des Gegenspielers auseinanderzusetzen. Welcher Sprache bedienen sie sich? Welches Verhalten legen sie anderen gegenüber zu tage? Welche Angewohnheiten haben sie? Zuschreibungen dieser Art machen Figuren lebendig und unverwechselbar.
Viele Drehbuchautoren schreiben für Fernsehserien oder sogenannte Daily Soaps. Da in diesem Bereich meist mehrere Serienautoren oder Storyliner an einer Staffel arbeiten, müssen sie sich an ein vorgegebenes Raster von Haupt- und Nebenfiguren, Handlungsmustern, Handlungs- bzw. Drehorten halten, innerhalb derer sie ihre Geschichte, die einzelne Story entwickeln. Da die Produktionszeiten meist knapp kalkuliert sind, müssen auch die Drehbücher termingerecht zur Verfügung stehen.
Wichtig für Drehbuchautoren ist auch, zu wissen, wie sie Kontakte knüpfen und ihre Ideen verkaufen können. In der Regel sind sie Freiberufler, die für eine bestimmte TV- Serie oder einen Film engagiert werden. Durchhaltevermögen, exzellente Marktkenntnisse sowie Fähigkeiten zum Selbstmarketing sind unter diesen Voraussetzungen unentbehrlich.
Drehbuchschreiben kann an Film- und Fernsehakademien, an Filmhochschulen bzw. im Rahmen eines filmwissenschaftlichen Studiums erlernt werden. Aber auch Literatur- und Theaterwissenschaftler oder Journalisten können für die Tätigkeit in Frage kommen.
Der Beruf erfordert erzählerisches Talent, Humor, Einfühlungsvermögen, Phantasie und vor allem Recherchekenntnisse. Drehbuchautoren müssen in der Lage sein, sich über die Gegenstände oder Thematik des Filmes Sachkenntnisse anzueignen. Aber auch der Sinn für das technisch und ökonomisch Machbare sowie ein guter Überblick über den Film- und Fernsehmarkt sind hilfreich. Da sie eng mit Redakteuren sowie mit Produzenten zusammenarbeiten, sind auch Kommunikationsfähigkeit und Überzeugungskraft notwendig, berichtet die Bundesagentur für Arbeit.
?Wie schreibt man ein Drehbuch? Diese Frage stelle ich mir schon seit geraumer Zeit. Na ja, eigentlich müsste ich die Antwort ja wissen. Schließlich habe ich die Arbeit gelernt. Dieser Fall ist aber anders. Ich soll das Drehbuch für einen Liebesfilm, in dem es vor Erotik nur so knistert, abliefern. Und das schon nächste Woche!
?"Willibald!" Ich schrecke hoch. Es war meine Frau, die mit ihrer Hand vor meinen Augen wedelte und meinen Namen rief. ?"Wo bist du mit deinen Gedanken?" Bei meiner Arbeit, musste ich schamesrot gestehen. ?"Kann ich dir helfen? Brauchst du Hilfe? Soll ich dir als Ratgeber zur Seite stehen", wollte sie wissen.
Ja, das konnte sie. Meine erste Frage: Wie kann man eine Frau ansprechen, ohne sich blöd zu benehmen? ?Biete ihr Hilfe an, wenn sie welche braucht. Und dann fragte ich: ?Darf man eine Dame auf einen Kaffee, ein Eis oder ein Bier einladen? Ihr Ratschlag: ?"Mit Alkohol ist nichts. Kaffee und Kuchen ist gut. Eis auch."?Was ist mit Tanzen??"Kannst du nicht. Vergiß es."?Mögen Frauen Sport?"Nein. Zumindest nicht Fußball." Was ist mit Musik?
"Wenn du Melanie, die Rocker und The Wandering Wall kennst, reicht das."
Wie küsst man Frauen am besten?
Mit dieser Frage war die Unterhaltung beendet. ?
Zwei Tage später war das Drehbuch fertig. Dass es der erfolgreichste Film des Jahres wurde, war - zumindest für meine Frau - keine Überraschung.

Estrichleger

Wer den Boden unter den Füßen verliert, der hat die Bodenhaftung verloren. "Ach, Sie immer mit ihren Redensarten. Der Fußboden ist unser Metier," berichtet Michael Hausmann, Inhaber eines Estrichlege  Betriebes in Obermeiderich.
Estrichleger legen spezielle direkt begehbare Verbundestriche in Werkhallen und Sportstätten. Trockenestriche aus Fertigplatten und schwimmende Estriche in Wohnungen kommen hinzu. Je nach Nutzung bauen sie auch Sperr- und Dämmschichten für den Wärme- und Feuchtigkeitsschutz und für die Trittschallisolierung ein, bevor sie die Estrichmörtelmischung mittels Fördermaschine oder mit dem Schlauch aufbringen.
Estrichleger verlegen Bödenverläge wie PVC- und Laminatböden auf den getrockneten Estrich. Estrichleger stellen auch fugenlose Terrazoböden her. "Ich verlege keine Teppichböden," berichtet Hausmann. "Das Arbeitsamt berichtet im BerufeNet, daß Estrichleger auch Fußbodenheizungen verlegen. Ich mache das schon aus Gewährleistungsgründen nicht. Fußbodenheizungen einbauen können Heizungsbauer besser."
Der Estrichleger gehört zum Bauhauptgewerbe. Den Meisterzwang gibt es nicht mehr. "Soweit ich es mitbekommen, bevorzugen die Kunden schon einen Meisterbetrieb. Die Meisterbetriebe garantieren eben noch Qualitätsarbeit." Und dennoch gibt es nur wenige Betriebe in Duisburg, die diese Bauleistung erbringen. Und selbst selbst unter diesen Betrieben ist Hausmann noch ein Exot: Er bildet nämlich aus.
Wie sieht für ihn der ideale Lehrling aus? "Er hat gute Noten in den Hauptfächern Mathe, Deutsch und Englisch. Er besitzt Physikgrundkenntnisse. Er muss praktisch veranlagt sein. Unser Beruf ist kräftezehrend. Da kann ich keinen Hänfling gebrauchen. Daß preußische Kardinalstugenden hinzukommen (wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordentlichkeit und Sauberkeit), ist wohl selbstverständlich," betont Hausmann. Und ergänzt: "Ein Ferienjob im Estrichlegerhandwerk ist schon sinnvoll. Da merkt man als Jugendlicher, ob mir dieser Beruf liegt."
Hausmanns Unternehmen ist zwar Ausbildungsbetrieb. Der Beruf des Estrichlegers ist aber so unbekannt, dass er faktisch kaum Bewerbungen erhält. Sind andere Bauberufe (wie Dachdecker oder Straßenbauer) noch Ausweichmöglichkeiten für Jugendliche, die ansonsten keine Lehrstelle erhalten, tritt selbst dieser Effekt - glaubt man Hausmann - bei ihm nicht ein. An Hausmann kann es jedenfalls nicht liegen. Er macht einen sympathischen und umgänglichen Eindruck. "In diesem Beruf wird es nie langweilig. Wir sind immer wieder an anderen Baustellen und kommen so viel herum," wirbt Hausmann für seinen Beruf. Wer anpacken kann und sich nicht an unregelmäßigen Arbeitszeiten stört, der sollte sich schon überlegen, ob er als Jugendlicher in diesen Beruf geht.

Diätassistent


Mars macht mobil bei Arbeit, Sport und Spiel. So behauptet es zumindest die Werbung. Doch was tun, wenn man als Diabetiker mellitus, der Zuckerkrankheit, leidet? "Zuckerkranke Patienten werden schon eine spezielle Diät einhalten müssen. Diät meint, dass diese Menschen gesund leben und einer gesunden Lebensweise nachgehen. Diät meint nicht, dass wir ihnen etwas wegnehmen," meint Doris Steinkamp. Sie ist ihres Zeichens Diätassistentin.
Diätassistenten arbeiten überwiegend in Krankenhäusern, Rehabilitationszentren, Sanatorien, Kurkliniken, aber auch in Senioren - Einrichtungen, Gesundheitszentren von Krankenkassen und Arztpraxen. Sie übernehmen eigenverantwortlich die Durchführung diättherapeutischer und ernährungsmedizinischer Maßnahmen auf ärztliche Anordnung oder im Rahmen ärztlicher Verordnung. Im Krankenhaus arbeiten sie im Diätküchenbereich. Sie stellen Speisepläne und Rezepte zusammen und berechnen die Nährstoffe mittels EDV - unterstützter Programme. Dazu sind Berechnungen notwendig, etwa über den Gehalt an Kochsalz, Kohlenhydraten oder Eiweiß. Die wechselnde Zahl der Patienten und die zur Verfügung stehenden Gelder sind dabei zu beachten. Diätassistenten leiten das Person der Diätküche an. Sie planen und überwachen die Zubereitung und kontrollieren die Verteilung der Mahlzeiten.
Die Aufgaben werden ergänzt durch Beratungs- und Schulungstätigkeiten im Stationsbereich. Ernährungs- und Diätberatungen werden als Einzel- und Gruppenberatung durchgeführt, manchmal mit praktischen Kochübungen. Die Zusammenarbeit im therapeutischen Team, zum Beispiel mit Ärzten, Krankenschwestern oder Krankengymnasten, den Mitarbeitern des Küchenbetriebes und der Verwaltung gehört zum Berufsalltag.
Die Ausbildung in staatlich anerkannten Schulen für Diätassistenten dauert 3 Jahre. Zugangsvoraussetzung: Mittlerer Bildungsabschluss oder eine andere abgeschlossene 10jährige Schulbildung, die den Hauptschulabschluss erweitert und eine mindestens 2jährige abgeschlossene Berufsausbildung.
So beschreibt "beruf aktuell", die Broschüre der Arbeitsverwaltung, den Beruf des Diätassistenten. "Diese Beschreibung stimmt schon. Eigentlich ist es ja eher ein typischer Frauenberuf," beschreibt Steinkamp die Situation. "Die Männer sind inzwischen aber auf dem Vormarsch."
Oecotrophologen, Ernährungswissenschaftler, Diätassistenten, Diätküchenleiter, Ernährungsmediziner - es gibt viele Berufe, die sich um die Ernährung ihrer Mitmenschen kümmern. Doch Vorsicht - Nicht jeder ist gleichermaßen kompetent auf seinem Gebiet. "Wer Ernährungsprobleme hat, sollte kompetentes Personal wie Diätassistenten oder Oecotrophologen aufsuchen, weil hier ausgebildete Leute tätig sind. Zweifel sind spätestens dann angebracht, wenn jemand versucht, bestimmte Produkte zu verkaufen."
Herz - Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus ("Zucker"), Magenoperationen, Magersucht, Gicht, Stoffwechselerkrankungen oder Adipositas / Übergewicht - Gründe gibt es viele, warum ein Diätassistent zu Rate gezogen wird. "Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir sehen, welchen beruflichen und sozialen Hintergrund der Patient hat und können unsere Behandlung danach ausrichten. Wir reden mit dem Patienten erst einmal darüber, dass sich etwas ändern muss und wie dies am besten gelingt." Kenntnisse der Psychologie sind hier schon vorteilhaft. Wie nehme ich meine Krankheit an? Wie gehe ich mit Misserfolgen um? "Bei Beratung bei uns ist anstrengend. Bei uns gibt es keine Pläne und Patentrezepte. Wer sich nicht helfen lassen möchte, den schicke ich auch wieder nach hause."
Die Ernährungs- und Diättherapie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Angeborene oder erworbene Stoffwechselerkrankungen erfordern in den meisten Fällen eine dauerhafte Diättherapie. Außerdem wird eine individuelle und fundierte Aufklärung über gesunde Ernährung angesichts der Vielfalt von "Diäten" immer wichtiger. Doch die menschliche Seite ist nur eine Seite der Medaille, wenn es darum geht, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Sie kenne keinen arbeitslosen Diätassistenten, berichtet Steinkamp. Der Knackpunkt: Ernährungsberatung wird nicht in jedem Fall von der Krankenkasse bezahlt. "Apparatemedizin wird höher bewertet, weil man damit mehr verdienen kann. Die Industrie hat dort eine größere Lobby. Wir abreiten daran, dass die Ernährungsberatung als Heilmittel bezahlt wird. Nur um Ihnen ein Beispiel zu geben: Bei Diabetes wird eine Ernähungsberatung bezahlt. Bei Übergewicht zahlen die Krankenkassen dagegen nichts, weil der Erfolg oft nicht gesichert ist."
Spaß am Kochen, Spaß am Essen und Trinken, Praxisbezug und Kommunikationsfähigkeit ("Als Diätassistent muss man aus der Praxis kommen, um den Leuten zu erklären, worauf sie in Zukunft achten müssen. Ich muss auch in der Lage sein, sowohl mit dem Chefarzt als auch mit den einfach strukturierten Leuten in der Küche umzugehen.") sind für Steinkamp die Eigenschaften, die ein Diätassistent mitbringen muss. "Ich selbst komme aus der Gastronomie. Die Kombination aus Theorie und Praxis gefällt mir an meinem Beruf sehr gut."
Milch macht müde Männer munter. Behauptet zumindest die Werbung. Ratschläge, wie man sich gesund ernährt, kennt bestimmt jeder. "Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler" - diese Weisheit gilt schon lange nicht mehr. Gegessen wird, wenn der Hunger kommt, Ob aber auch gesund, sei einmal dahingestellt.
 

Ergotherapeuth

Ordnung ist das halbe Leben. Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen. Oder? "Wir Ergotherapeuten helfen unseren Patienten, den Alltag besser in den Griff zu bekommen," berichtet Bernd Lauckner, seines Zeichens Ergotherapeut und Inhaber einer eigenen Praxis im Duisburger Süden.
Doch Vorsicht! Hier geht es nicht um unordentliche oder sonstwie verhaltensauffällige Menschen. "Ergotherapeuten beraten und behandeln Patienten, die durch eine physische oder psychische Erkrankung, z.B. einen Schlaganfall, in ihrer Selbstständigkeit beeinträchtigt sind. Nach einem individuell erstellten Behandlungsplan üben Ergotherapeuten und Ergotherapeutinnen mit ihren Patienten grundlegende Fertigkeiten wie Essen, Waschen, Ankleiden, Schreiben, Einkaufen, sich zu orientieren und soziale Kontakte zu pflegen. Sie trainieren aber auch den Umgang mit Hilfsmitteln und Prothesen, geben Anregungen und Anleitungen zur Gestaltung des Arbeitsplatzes, der Arbeit im Haushalt oder zur Planung des Tagesablaufs. In den Therapieplan beziehen sie die Angehörigen und das Umfeld der Patienten mit ein. Die Therapie soll langfristig helfen, damit die Patienten ein möglichst normales Leben führen können. Ergotherapeuten unterstützen und fördern Menschen jeden Alters, die in ihrer alltäglichen Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind. Ziel der Ergotherapie ist es, die motorischen, kognitiven, psychischen und sozialen Fähigkeiten der Patienten zu erhalten oder wiederzuerlangen-
Ergotherapie setzt sich aus dem griechischen "to ergon" (Werk) sowie "therapeia" (Dienst, Behandlung) zusammen und kommt auf verschiedenen medizinischen Gebieten zum Einsatz, z.B. in der Neurologie, Psychiatrie, Pädiatrie, Orthopädie oder Rheumatologie. In ergotherapeutischen Praxen und Krankenhäusern, aber auch in Pflegeheimen oder Rehabilitationskliniken verfolgen Ergotherapeuten  den ganzheitlichen Ansatz, dass Aktivität sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirkt. Hierfür greifen sie auf umfeldgerechte, handlungsorientierte Beschäftigungs- und Übungsmaßnahmen zurück. Dabei stimmen sie sich mit Ärzten, Physiotherapeuten sowie Pflegefachkräften ab. Viel Einfühlungsvermögen und ihr psychologisches Basiswissen setzen sie für die Motivation der Patienten während einer Behandlung ein, auch wenn es nur in kleinen Schritten vorangeht.
Mit der Absicht, die größtmögliche Selbstständigkeit ihrer Patienten zu erreichen, betreuen sie diese oft über einen längeren Zeitraum hinweg. Ergotherapeuten widmen sich etwa Kindern, denen es schwerfällt, zu basteln und zu malen, oder die eine Lernschwäche zeigen. Dabei berücksichtigen sie die geistigen, seelischen und körperlichen Fähigkeiten des Kindes und beziehen auch die Eltern mit ein. Liegt eine Entwicklungsstörung vor? Mitunter kann das Gleichgewichtsempfinden oder die zentrale Reizverarbeitung beeinträchtigt sein. Gezielt setzen sie spielerische Aktivitäten ein, die neben der Bewegung auch Erfolgserlebnisse mit einbeziehen; beispielsweise soll ein Haus aus Schaumstoffklötzen gebaut werden. Jugendliche, Erwachsene oder Senioren werden von Ergotherapeuten  gefordert und gefördert. Oft sind dabei handwerkliche, gestalterische oder musische Betätigungen der Patienten von entscheidender Wichtigkeit, damit sie sich selbst bei der Arbeit mit unterschiedlichen Materialien, aber auch mit Musik und Tanz besser wahrnehmen können. Ergotherapeuten und -therapeutinnen kennen keine Berührungsängste, wenn sie mit Patienten arbeiten, die z.B. durch einen Unfall versehrt wurden oder an Demenz erkrankt sind. Auch körperlichen Einsatz zeigen sie, z.B. führen sie gemeinsam mit den Patienten motorisch-funktionelle Übungen aus, trainieren deren Koordinationsfähigkeit und Muskelkraft oder üben gemeinsam mit ihnen den Einsatz der neuen Prothese.
Abhängig von Diagnose und Erkrankung kann es für einige Patienten auch in erster Linie darum gehen, körperlich wieder so fit zu werden, dass sie sich im eigenen Haushalt selbst versorgen können: Dazu zählen Waschen, Ankleiden, Essenszubereitung, Hausarbeit, Einkaufen und andere Aktivitäten des täglichen Lebens. Insbesondere bei orthopädischen oder rheumatischen Erkrankungen sowie bei Amputationen sollen die Patienten wieder so mobil werden, dass sie Alltagssituationen trotz ihres jeweiligen Handicaps bewältigen können. Auch in Fragen der beruflichen Neuorientierung oder Wiedereingliederung sind Ergotherapeuten mitunter Ansprechpartner tätig und knüpfen bzw. vermitteln Kontakte zu den entsprechenden Ämtern, Selbsthilfegruppen oder anderen Hilfsorganisationen," beschreibt die Arbeitsverwaltung den Beruf.
"Nach dem 1. Weltkrieg wurde überlegt, wie dei kriegsversehrten Solden mit ihrem Handicap klarkommen können. Es sollte dabei nicht nur um ihre Wundversorgung gehen. Die Männer sollten wieder alltagstauglich gemacht werden. So entwickelte sich ein Berufsbild, das lange Zeit unter dem Namen "Arbeitstherapie" bekannt war und seine Arbeitsgebiete immer weiter entwickelte. Kinder, Senioren und psychisch Kranke gehören heute genauso zur Zielgruppe der Ergotherapeuten wie Unfallopfer.
"Normalerweise verfolgen Ergotherapeuten einen funktionellen Ansatz, bei dem es darum geht, eine fehlende Funktion wiederzubeleben," erzählt Lauckern. "Mein Motto lautet `Fit fürs Lernen - Fit fürs Leben'. Ich möchte insbesondere Kinder mit einer Legasthenie und Dyskalkulie professionell helfen. Sie merken es schon: Ich habe den Begriff der Ergotherapie sehr weit gefasst."
"An einer Rechenstörung oder Dyskalkulie hat niemand `Schuld', weder das Kinder noch die Eltern. Es gibt mehrere mögliche Gründe, die als Ursache in Frage kommen. Oft zeigen sich erste Unsicherheiten oder Auffälligkeiten jedoch schon im vorschulischen Bereich. So können Schwierigkeiten in der zeitlichen und räumlichen Orientierung (vorher/nachher, früher/später bzw. weniger/mehr, kürzer/länger, größer/kleiner) oder im Bereich der Pränumerik (sortieren von Gegenständen nach bestimmten Merkmalen oder Probleme mit Vergleichen wie weniger/mehr, größer/kleiner) erste Hinweise sein. Auch durch den Einsatz falscher Lösungsstrategien über einen längeren Zeitraum kann sich eine Rechenstörung manifestieren. Da sich mathematische Sachverhalte durch unser gesamtes Leben ziehen, kann es oft zu Problemen im alltäglichen Bereich kommen. Schwierigkeiten können beim Verständnis von Tages-, Wochen- oder Jahresverlauf auftreten, aber auch im Umgang mit Thermometer, Himmelsrichtungen oder auch der Uhr.
Auch im Bereich der Lese-Rechtschreibschwäche gibt es eine Fülle von möglichen Ursachen. Hauptursachen werden vor allem in den Bereichen visuelle und auditive Wahrnehmung sowie Genetik zugeschrieben. Aber auch die motorische und allgemeine körperliche Entwicklung gilt als nicht unbedeutend. In der späteren Kindheit oder im Erwachsenenalter zeigt sich die Lesefähigkeit oft etwas verbessert, die Rechtschreibung jedoch bleibt problematisch," heißt es dazu in einem Faltblatt, das in der Praxis ausliegt.
"Die schulischen Erfordernisse treten bei mir in den Hintergrund. Bei mir stehen die grundlegenden Alltagsprobleme im Vordergrund," ergänzt Lauckner.
Der Ergotherapeut gehört zu den Hilfs- und Heilberufen. Steleln Eltern motorische Verzögerungen (beispielsweise bedingt durch eine Frühgeburt) oder emotionale und soziale Probleme (beispielsweise Hyperaktivität) fest, können sie zu einem Kinderarzt gehen. Ist eine Ergotherapie medizinisch angezeigt, stellt der Kinderarzt ein Rezept aus, das die Eltern in der Regel ohne Genehmigung der Krankenkasse bei einem Ergotherapeuten ihrer Wahl einlösen können.
Eine persönliche Bemerkung sei hier erlaut. Gefühle wie Scham sollten keine Rolle dabei spielen, wenn es darum geht, seinem Kind eine ergotherapeutische Behandlung angedeihen zu lassen. Natürlich haben Kinder unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen. Natürlich kommt nicht jedes Kind mit jedem Lehrer gleich gut klar. Natürlich hat ein Kind immer wieder Phasen, in denen es keine Lust auf Schule hat. Mathe, Deutsch und Englisch sind aber traditionell die Hauptfächer in der Schule; Handwerk und Industrie setzen - auch im Hinblick auf die Ausbildung und den späteren beruflichen Lebensweg - sehr viel Wert auf diese Fächer. Stellen Eltern und Ärzte in diesen Bereichen also Defizite fest, die sich auch durch Nachhilfeunterricht nicht beseitigen lassen, liegt es also durchaus im Interesse des Kindes, diese Defizite ergotherapeutisch beseitigen zu lassen.

Filmwissenschaftler

Die Filmwissenschaft ist eine Kunst- und Kulturwissenschaft. Sie kümmert sich um alle Bereiche der Filmkunst, sowohl im Kino wie auch im Fernsehen. Dabei ist es egal, ob es Spielfilme, Dokumentarfilme, Jugendfilme oder Kurzfilme sind.
Analysen solle es ermöglichen, Entstehung und Konzeption von Filmen besser zu verstehen. Dabei werden vor allem theoretische und ästhetische Strukturen in der Filmwissenschaft untersucht.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Film begann schon 1910 herum, also zu einer Zeit, als das Medium noch in den Kinderschuhen steckte. In vielen frühen filmtheoretischen Arbeiten geht es um die Frage, wie der Film in die Kunst eingeordnet werden kann. Im Laufe der Jahrzehnte wird der Film dann unter verschiedenen Blickwinkeln untersucht.
"Die Filmwissenschaft ist von Anbeginn an in der Duisburger Universität vertreten," berichtet die Festschrift der Niederrheinischen Universität. Der Duisburger Generalanzeiger fragt nach: Was war damals los?
Josef Müller - Müller heißt einer der noch lebenden Filmpioniere. "Ich bin mit 14 Jahren aus der Schule gekommen," erinnert sich der 102 Jahre alte und immer noch rüstige Senior. "Ich habe damals in Emmerich gewohnt. Als Grenzstadt hatte Emmerich damals noch einen kleinen Hafen. Die Grenzschifffahrt musste dort Station machen, bis sie vom Zoll abgefertigt wurde. Die ersten Jahre arbeitete ich als Schiffsjunge." Und so lernte der kleine Jupp nicht nur das Rheinland, sondern auch die Niederlande kennen. "Wie sieht es in Köln aus," fragten ihn seine Eltern aus. Oder: "Wie ist es denn so in Amsterdam?" Maulfaul, wie Schiffsjungen nun einmal sind, überlegte Jupp, wie er eine Antwort geben könne, ohne viel reden zu müssen.
Fotografieren würde zu lange dauern; schließlich gab es noch keine kleinen, handlichen Fotoapparate. Also griff Jupp zu Filmkameras. Die waren damals zwar auch noch unhandlich; sie lieferten aber mehr und vor allem: beweglich Bilder. Die Reiseberichte zeigt er dann im Emmericher Kino.
Als Müller - Müller 25 Jahre alt war, heiratete er. Seine Frau Berta arbeitete in der Landwirtschaft. Des vielen Reisens überdrüssig, wechselte Müller - Müller in die Landwirtschaft. Auch hier filmte Müller - Müller. Er machte Landschaftsaufnahmen. Er filmte aber auch seine Heimat, Kirchen, Ausflugsziele, Hochzeiten, Trauungen und Scheunenfeste. "Als ich 40 war, hatte ich alles Wichtige auf Cellulois gebannt. Die Filmerei wurde allmählich langweilig," erzählt der unternehmungslustige Mann vom Niederrhein. "Meine Berta schimpfte auch irgendwann. Ich hatte so viel Filmmaterial zuhause, daß ich schon gar nicht mehr wußte, wohin damit. Eine Scheune war schon voll."
Was also tun? Das Glück half. Müller - Müller kam durch Zufall nach Duisburg. Dort sah er ein Plakat, das einen Vortrag an der Duisburger Universität ankündigte. "Filmkunst am Niederrhein" lautet der Titel. "Der Vortrag war so miserabel, daß ich frühzeitig gegangen bin," erinnert sich Müller - Müller. So verärgert war er, dass er Emmericher am nächsten Tag beim damaligen Fachbereichsleiter vorsprach. "Das kann ich besser," sagt er nur. "Wieso?" - "Ich filme selbst." - "Zeigen." Schon eine Woche später sprach Müller - Müller erneut an der Universität vor. "Es war Winter. Bauer Brodden konnte mich gut entbehren. Also kaufte ich mir eine Bahnfahrkarte und fuhr in die Großstadt."
Mayer hieß der filmwissenschaftliche Fachbereichsleiter. Von Weihnachten bis Sylvester schaute er sich die selbstgedrehten Filme an. An Neujahr besuchte er Müller - Müller. Die Glückwünsche für das neue Jahr waren dabei Nebensache. Ohne Studium und nur mit Volksschulabschluss bekam Müller - Müller einen Arbeitsvertrag. Er sollte alle wichtigen Ereignisse in Duisburg filmisch festhalten. Die Herren Professoren analysierten nicht nur die wenigen deutschen Filme. Sie experimentierten auch mit neuartiger Technik. Ganz egal, ob es um Kosmetik, Beleuchtung, Filmmaterial, Kameras und Studiotechnik ging, ständig sollte Müller - Müller neuartige Erfindungen ausprobieren. "Nach Babelsberg war Duisburg damals Zentrum der deutschen Filmindustrie. Hier wurden insbesondere Dokumentarfilme und Lehrfilme für die Berufsausbildung gedreht." Als Müller - Müller am Ende eines bewegten Berufslebens in Rente ging, hinterließ er ein Werk von unschätzbarem Wert.
"Wir bewahren die Filme in unseren Kellern auf. Die Keller sind inzwischen größer als die Unterrichtsräume," berichtet Prof. Dr. Kaiser - König, heutiger Leiter des filmwissenschaftlichen Fachbereichs. "Schließlich hat Herr Müller - Müller auch nach seiner Pensionierung nicht aufgehört, zu filmen...."

Finnougristik


Die Finnougristik heißt gelegentlich auch Finno - Ugristik. Die Finnougristik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die an einer Universität unterrichtet wird. 
Die finno-ugrischen Sprachen gehören zu den uralischen Sprachen. Die Aufgabe der Finno - Ugristik ist die Erforschung und Lehre der finno-ugrischen Sprachen. Finnisch, Ungarisch und Estnisch gehören dazu. Doch es geht nicht nur um die Sprachwissenschaft. Die Literaturwissenschaft und Landeskunde gehören auch dazu. Die Finnougristik ist nun auch an der Niederrheinischen Universität zu Duisburg angekommen. Andreas Nagy von und zu Naggelshausen ist dort Dozent. "Das Wort `Nagy' ist ein ungarischer Ehrentitel. Schließlich habe ich mich um das Land verdient gemacht," berichtet Naggelshausen.  
Chips sind lecker. Zumindest vor dem Fernseher. Bei einer Party. Zumindest für junge Leute, jung gebliebene Leute und Jugendliche. Ich esse auch gerne Chips. Ein Bier dazu ist wirklich herrlich.
 
Leider sind unsere deutschen Chips flau und laff. Ihnen fehlt jeglicher Geschmack. Paprika gehört doch wohl zur Standardausführung. Oder? Ja, richtig. Aber selbst das ist in unserem Lebensmittelhandel nicht erhältlich. Was also tun? Genau: selber würzen. Paprikapulver reicht da nicht; man schmeckt es ihm überdeutlich an, dass es synthetisch und mit Geschmacksverstärkern hergestellt wurde. Also muß ich mir selbst frische Paprika besorgen.  
Ungarn - das ist der Plattensee, Zigeuner und Puszta. Die Puszta ist die Region, in der es den leckersten Gulasch gibt, weich gekocht und scharf gewürzt. Die Puszta - Region lebt auch heute noch von der Landwirtschaft. Es gibt riesige Weideflächen für Rinder, die später zu Gulasch verarbeitet werden. Doch damit ist es nicht getan. Paprika wird hier genauso angebaut wie Chile, schwarzer und weißer Pfeffer, Kümmel, Ingwer und Zwiebeln.
 
"Woher weißt du das alles," fragt mich mein Sohn. "Du hast doch keine Ausbildung in der Gastronomie oder Landwirtschaft gemacht." Richtig. Ich bin nur eine beschränkte Krämerseele. Und was machen solche Leute? Ich bin in unsere Duisburger Stadtbücherei gegangen und habe mir alle Bücher über Ungarn durchgelesen. Szczetelny heißt der Ort, auf den meine Wahl fiel. Er sieht immer noch reizvoll und exotisch aus. Er liegt mitten in der Landwirtschaft. Er war ideal für meine Zwecke. Also fuhr ich hin. Und ich war begeistert. Trete ich aus dem Hotel, ist es egal, wohin ich blicke. Überall gibt es nur Paprikafelder. Gelber, grüner und roter Paprika überall. Wirklich frischer, saftiger Paprika. Ich konnte nicht anders und musste auf die Felder hinaus, einzelne Exemplare pflücken, mit nach Hause nehmen und dort testen. Pulverisiert schmeckt der Puszta - Paprika wirklich göttlich auf Chips.  
"Papa, wieso darfst du klauen?" Mit großen Augen schaut mich mein Sohn an. Dieser Bengel! Muss er mich so in Verlegenheit bringen. "Klauen? Klauen? Wieso klauen? Ich habe doch nur eine Geschäftsidee getestet." Ich winde mich geradezu in Verlegenheit. "Es ging doch nur um den guten Zwecke. Ich wollte doch nur den Chipsliebhabern hier in Duisburg helfen," kann ich da nur stammeln. "Dann erzähl mal weiter," erlaubt mir mein Sohn gnädigerweise. 
"Was wollen Sie machen? Paprika aus Ungarn importieren?" Es ist mein Chef, der mich so fragt. Er hat gerade noch Zeit, diese Frage zu stellen. Dann wird er von einem herzhaften Lachkrampf geschüttelt.
Die Folge: Ich muss meine Geschäftsidee selbst verwirklichen. Mein erster Schritt: Ich gehe zur Volkshochschule und lerne Ungarisch. Was gar nicht so einfach ist. Die Sprache enthält viele Buchstabenkombinationen, die wir nicht kennen. Györ. Nagy. György. Das sind nur einige Beispiele. Mir ist fast schon die Zunge aus dem Mund gefallen, bis ich die richtige Aussprache gelernt hatte. Zweiter Schritt: ganz viel landeskundliche Literatur besorgen. Dritter Schritt: Informationen bei der örtlichen Industrie- und Handelskammer besorgen. Vierter Schritt: Kontakte nach Ungarn knüpfen. Fünfter Schritt. Die Existenzgründung.
 
Hört sich ganz einfach an, nicht wahr? So einfach war es dann doch nicht. Ich habe fünf Jahre für diese fünf Schritte gebraucht. Zum Glück war ich da noch  nicht verheiratet; sonst hätte ich es zeitlich nicht geschafft.
Und heute? Heute bin ich der führende Paprikaimporteur. Jeden Herbst erreichen mich diverse LKW - Flotten aus Ungarn. Ich verarbeite die Paprikaladungen dann zu Paprikapulver. Und den verkaufe ich dann Chipsproduzenten.
"Sag mal, Sohnemann, wie sieht dein Chips denn so grün aus? Lass mich mal die Tüte ansehen. Was steht da? Brennesselgeschmack? Petersiliengeschmack? Basilikumgeschmack? Meine Güte, was es nicht alles gibt. Glaube mir, mein Sohn, Chips mit Paprika sind immer am besten... 
 
(Duisburger Kurier, 10.10.2020) 
Andreas von und zu Naggelshausen ist ein Duisburger Unternehmer. Er importiert Gewürze aus den Gegend rund um den Plattensee. Diverse berufliche Aufenthalte vor Ort ließen ihn die Gegend kennenlernen. Er beherrscht die Landessprache. Grund genug für die Niederrheinische Universität, ihn mit einem ganz besondere Lehrauftrag zu betrauen. "Die Wirtschaftsstruktur Ungarns" heißt der etwas trockene Titel. Wie sieht die ungarische Wirtschaftspolitik aus? Welche Firmen gibt es? Wem gehören sie und was stellen hier? Welche Bodenschätze gibt es? Diesen Fragen soll Naggelshausen nachgehen.
"Ich find' den Auftrag blöd," behauptet Konrad, Naggelshausens Sohn. "Papa will doch nur Weltmeister im Gulauschweitschießen werden und sucht noch die richtige Gulaschkanone dafür."
 

Fleischer

Wenn es bei einer Sache um die Wurst geht, dann steht die Entscheidung an. "Wir Fleischer stellen Fleisch- und Wurstwaren her. Der Trend geht aber immer weiter in Richtung Kochberuf," berichtet Hans - Jörg Nolte, seines Zeichens Obermeister der Duisburger Fleischer - Innung.
"Fleischer beurteilen die Fleischqualität der lebenden Tiere, schlachten, entbluten und enthäuten sie und nehmen sie aus. Dann zerlegen sie die Schlachttierkörper, bereiten das Fleisch zum Verkauf vor oder verarbeiten die Teile zu Fleisch- und Wurstwaren weiter. Das Fleisch wird von ihnen beispielsweise zerkleinert, gekocht, gebrüht oder geräuchert. Je nach Rezept geben sie Zutaten, Würzmittel und Konservierungsstoffe dazu. Neben Wurst stellen sie auch Feinkosterzeugnisse, Fertiggerichte, Konserven und Feinkostsalate her und verpacken die Fleischprodukte.

Für den Verkauf bereiten Fleischer die Fleischstücke zum Beispiel als Braten, Schnitzel oder Hackfleisch vor und richten Wurst, Feinkost und Salate in der Verkaufstheke her. Sie beraten die Kunden und verkaufen die Waren. Für den Imbissbetrieb bereiten sie verschiedene Speisen zu, für den Partyservice richten sie kalte Platten an und kochen warme Gerichte. Bei all ihren Tätigkeiten müssen Fleischer die gesetzlichen Vorgaben, beispielsweise das Lebensmittelrecht und die Hygienevorschriften, genau einhalten. Dies gilt auch für das Reinigen der in der Fleischerei verwendeten Maschinen und Geräte," beschreibt BerufeNet, die berufskundlichen Seiten der Arbeitsverwaltung, den Beruf.
Im Grunde sei diese Beschreibung richtig, erzählt Nolte; im Jahre 2005 seien in der Ausbildungsordnung aber einige Änderungen eingetreten. Es gibt nun zwei Kernkompetenzehn, die der Lehrling am Ende der Ausbildung beherrschen muss. Die Herstellung vom Fleisch- und Wurstwaren ist die eine, das Zerlegen von Fleisch und seine Veredlung die andere. Wahlqualifikationen kommen hinzu. Der Verkauf (beispielsweise als Ladenmetzger oder der Partyservice), das Schlachten oder das Herstellen besonderer regionaler Spezialitäten ("Im Rheinland könnte das Panhas eine solche Spezialität sein!") sind mögliche Wahlqualifikationen.
Dreck und Gestank verhalfen dem Beruf früher zu einem schlechten Image. Das eigentliche Schlachten erfolgt heute in Schlachthöfen. Dort leisten "Lohnschlachter" mit genau beschriebenen Aufgabenbereichen Akkordarbeit, die gleichzeitig auch Fließbandarbeit und Massenproduktion ist. Der Fleischer muss daher in der täglichen Arbeit kaum noch mit Dreck und Gestank kämpfen. Heute stehen Veredlung und Haltbarkeit des Fleisches im Vordergrund.
Wer Fleischer werden möchte, sollte möglichst schon als Schüler ein Praktikum in "seinem" Beruf ableisten. So merkt der Jugendliche, ob der Beruf was für ihn ist. Gleichzeitig merken Jugendlicher und Betrieb, ob man zueinander passt. Eine gute Auffassungsgabe, handwerkliches Geschick, die Bereitschaft, Leistung zu bringen und Verantwortung zu übernehmen, gute Noten in Deutsche und Mathematik und Grundtugenden wie Fleiß, Ordnungssinn, Höflichkeit, Pünktlichkeit und Sauberkeit sind Eigenschaften, die der ideale Lehrling mitbringt.
Nach der Lehre steht der Nachwuchskraft dann die Welt - beruflich gesehen - offen. Ein Meistertitel und anschließende Selbständigkeit wie ein Studium und die Arbeit im städtischen Veterinäramt sind mögliche Alternativen.  Doch Vorsicht! Die berufliche Selbständigkeit will wohl überlegt sein. "Der Duisburger Innungsbezirk umfasst das Duisburger Stadtbezirk. Im Handwerk gibt es heute 40 selbständige Fleischer. Fast alle davon sind Innungsmitglieder. In der Regel sind es Familienmitglieder. Als ich 1984 Innungsobermeister wurde, gab es noch 124 Fleischerei - Betriebe. Es gibt ein Überangebot an Betrieben; die Selbständigen können diesem Druck nicht standhalten. Früher kaufte ich als Metzger geringe Mengen Fleisch beim Bauern und konnte die Preise selbst ausmachen. Heute gibt es Großhandelsfirmen, die große Mengen Fleisch kaufen und damit den Markt und die Preise bestimmen. Selbständigkeit lohnt es eigentlich nur dann, wenn ich einen laufenden Betrieb übernehme."

Himmel und Erde (im Rheinland: Himmel un Ääd) ist ein traditionelles rheinisches, westfälisches, niedersächsisches und schlesisches Gericht aus Stampfkartoffeln und Apfelmus.
Das Gericht ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Seinen Namen erhielt es von der früher verbreiteten und auch heute noch in verschiedenen Regionen gängigen Bezeichnung Erdapfel für Kartoffel, so dass ?Himmel für die Äpfel an den Bäumen und ? Erde für die Äpfel in der Erde als Hauptbestandteile des Gerichts stand.
Häufig wird ?Himmel und Erde zusammen mit (geräucherter) gebratener Blutwurst, gerösteten Zwiebeln und auch Speck oder gebratene Leberwurst serviert. In der Region um Hamburg gehört Grützwurst dazu.
 

Flößer

Der Beruf des Flößers ist heute ausgestorben. Holzfäller, Köhler und Flößer arbeiteten früher eng zusammen. Die Aufgabe des Flößers? Er trieb die gefällten Holzstämme auf Flüssen mittels improvisierter Flöße zu den Brettmühlen, Köhlereien oder Holzplätzen. Als dann die Eisenbahn aufkam und der Transport des Holzes so billiger und schneller wurde, war das der Tod des Berufsstandes.
dass die Freiheit über den Wolken wohl grenzenlos sein muss, wissen wir ja schon aus dem deutschen Schlager. "Flugzeuge sind bei den heutigen Kerosinpreisen viel zu teuer. Und fliegende Teppiche sind auch keine exotischen Verkehrsmittel mehr," berichtet Ronald McRonald. Der US - Amerikaner hat ein Fahrunternehmen der ganz besonderen Art eröffnet. Bei ihm sind fliegende Flöße erhältlich.
Fliegende Bäume? Das geht doch gar nicht. Das Holz ist doch viel zu schwer dafür. "Das behaupteten auch schon andere Leute," hält der geschäftstüchtige Yankee aus Conneticut dagegen, nur um sofort seine verschiedenen Fluggeräte vorzustellen.
Das Kanu wird mittels Pedalen angetrieben. Es funktioniert ähnlich wie ein Fahrrad mit angeschlossenem Helikopter. 3 Personen können in dem Baumstamm sitzen. Sie treten regelmäßig in die Pedale. Über eine einfache Mechanik wird ein Rotor angetrieben. Entsprechende Bemühungen vorausgesetzt hebt das Flugzeug dann ab.
Beim 5er-Pack sind 5 Bäume zu 5 Quadratmeter zusammengestellt. Diese Grundfläche wird von einem Lufterwärmer und einem darüber befindlichen Tuch in einen Ballon verwandelt. "Kleine Leute können darauf bequem liegen," berichtet McRonald. Und gesteht auch gleich: "Luxus bietet dieses Luftschiff nicht. Man ist hilflos den Elementen ausgeliefert. Steuern kann man auch nicht, landet also dort, wohin der Wind den Baumballon treibt. Der Baumballon ist nur für hartgesottene Menschen."
Auf Vögel als Zugtiere muss McRonald allerdings verzichten. "Die Bäume sind dafür zu schwer," bedauert McRonald die Situation. Nur die Sträuße sind schnell und schwer genug, um Baumstämme ziehen zu können. Das Problem dabei: Die Sträuße können nicht fliegend und kommen somit als Starthilfe nicht in Frage.
Vor 5 Jahren machte McRonald Urlaub in der persischen Provinz Lollistan. Dort besuchte er interessehalber eine Teppichknüpferei. Der Besitzer fragte ihn, ob er schon die benachbarte Fahrschule für fliegende Teppiche besucht habe. McRonald musste verneinen. Der Teppichknüpfereibesitzer nahm ihn an der Hand, begleitete ihn zur Teppichflugschule, gab McRonald die ersten Flugstunden und wurde so zum Geburtshelfer eines neuen Hobbys. Doch oh  wehe - das Ende des Urlaubs nahte und somit die Rückkehr in die Heimat.
"Von wegen: Der Beruf des Flößers ist ausgestorben," trumpft McRonald an dieser Stelle selbstbewusst auf. "Seit 1782 gibt es in meiner Familie ununterbrochen Flößer, die meisten davon auf Flüssen und Seen."
Das Wort "Luftschiff" habe ihn dann nach seinem Persien - Urlaub auf die Idee gebracht, sich mit Luftschiffen aus Holz, also fliegenden Flößen zu beschäftigen. "In meiner Heimatstadt gibt es viel Holz, sehr viel Holz sogar. Die Förster Waren über meine neue berufliche Tätigkeit begeistert. So konnten sie die umliegenden Wälder auf ein normales Maß lichten und wurden auch gleich das Baumholz los."
Diverse Bruchlandungen später waren dann die beiden vorgestellten Baumschiffe fertig. Die Abnahme durch den TÜV verlief ohne Probleme. Jetzt sind die Luftflöße für den Luftverkehr zugelassen. "Ich habe keine Ahnung, warum das so ist, aber Birken sind die besten Luftfloßmaterialien," berichtet McRonald. "Sie sind leicht, aerodynamisch schnittig, und leicht zu beschleunigen."
Bäume mit Raketenantrieb sind McRonalds neuestes Projekt. Die richtige Mischung in die Gasflasche und schon könnte die Post abgehen...
 

Gärtner

Wer rote Rosen oder Vergissmeinnicht verschenkt, der ist schwer verliebt. Unbeliebte Menschen erhalten dagegen Kakteen. "Der Umgang mit Blumen macht Spaß. Wer mehr davon will, wird Florist," wirbt der Fachverband Deutscher Floristen.
Floristen bestimmen, pflegen und versorgen Pflanzen und gestalten Blumen und Pflanzenschmuck. Nach eigenen Ideen oder nach den Wünschen der Kunden binden sie Sträuße, fertigen Kränze, Brautschmuck sowie Tisch- und Raumschmuck. Dem Anlaß entsprechend wählen sie Blumen und Pflanzen aus, stellen sie zusammen und verarbeiten sie mit weiteren Werkstoffen wie zum Beispiel Bändern, Kerzen, Trockenblumen, Gräsern oder Zweigen zu Sträußen und Gestecken. Sie gestalten und bepflanzen Gefäße und legen Pflanzungen für dauerhaften Raumschmuck an. Auch die Gestaltung von Schaufenstern und Verkaufsräumen gehört zu ihren Aufgaben. Sie beraten die Kunden bei der Auswahl von Schnittblumen, Topfpflanzen, Gestecken, Sträußen und Kränzen und geben Hinweise zur Pflege von Blumen und Pflanzen. Floristen berechnen Preise, verkaufen und ermitteln den Warenbedarf, holen Angebote ein und bedienen die Kasse. Im Rahmen des Blumengeschenkdienstes nehmen sie Aufträge an, leiten sie weiter und liefern bestellte Blumen aus.
So beschreibt "beruf aktuell", das berufskundliche Buch der Arbeitsverwaltung den Beruf des Floristen. Doch zunähst noch ein paar statistische Daten zur wirtschaftlichen Lage des Blumenhandels. Deutschland liegt beim Verbrauch von Schnittblumen und Grünpflanzen weltweit in der Spitzengruppe. Jeder Bundesbürger gibt durchschnittlich 152 Mark im Jahr dafür aus, jährlich sind es etwa 8 Milliarden Mark. Das entspricht einer Menge von ungefähr von 300.000 Schnittblumen im Jahr. Anfang 1999 gab es rund 16.000 Fachgeschäfte in Deutschland. Sie beschäftigten insgesamt 100.000 Menschen - eine erstaunliche Zahl für einen Handelszweig der schon seit langem einer harten internationalen Konkurrenz ausgesetzt ist. Zu den einheimisch produzierten Schnittblumen kommen jedes Jahr Importe im Wert von etwa 2,3 Milliarden Mark. Davon kommen rund 70 Prozent aus Holland, jeweils rund 10 Prozent aus Italien und Dänemark und geringe Mengen aus Nicht - EU - Ländern wie Costa Rica, Kolumbien, Sri Lanka und Peru. Der Florist ist noch immer ein Frauenberuf. Von 1.126 Lehrverhältnissen, die 1997 in Bayern existierten, waren 1.091 von Frauen besetzt, was einem Anteil von 97 Prozent ausmacht.
Die Floristik. Zumindest in ihrer modernen Form ist sie mehr als das Wissen um die Blumen und ihr Wässern. Sie besitzen eine gewissen künstlerische Ader. Immerhin müssen sie Blumen arrangieren. Als Kränze, manchmal sogar im Haar und als dekorativer Bestandteil der Bekleidung. Mancher Kunde mag Blumen ja vielleicht sogar als schmückenden Teil der Wohnungseinrichtung. Ein Faible für Formen und Farben ist hier wichtig. Doch Floristen sind auch Kaufleute, die ihre Ware an den Mann bringen möchten. Eine ansprechende Ladeneinrichtung, hübsches Verpackungsmaterial, Bänder und Schleifen spielen hier eine wichtige Rolle. Auch dies muss ein Florist kennen. Trockenblumen, Terrakotta, Vasen, Beleuchtung, Dekorationsgegenstände und Nippes sind weitere Verkaufsartikel, die inzwischen in Blumengeschäften angeboten werden.
Hydrokultur ist natürliche Pflanzenhaltung ohne Erde, gestützt auf das Wissen um die lebensnotwendigen Wachstumsfaktoren: Licht, Luft, Wärme, Wasser und Nährstoffe. Dazu ein natürlicher Halt in Blähton, um den Pflanzen einen soliden Stand zu geben und sie in Töpfen mobil zu haben.
Blähton ist geblähter Ton, ist dem Vulkangestein ähnlich, langfristig stabil und lässt den Wurzeln der Pflanze Luft zum Atmen. Wurzen haben vornehmlich zwei Aufgaben: Sie nehmen Wasser samt den darin enthaltenen Nährstoffen auf und verankern die Pflanzen so fest, dass sie wachsen und Stand halten können. Blähton ist in seiner Struktur von besonderer Bedeutung. Er wird aus Ton gewonnen und erhält in einer Brennkammer seine charakteristischen Eigenschaften. Er ist ein spezieller Blähton für die Hydrokultur, ist sauber, biologisch neutral, leicht porös und infolgedessen lufthaltig. Die gute Kapillarität des Blähtons, d. h. die Fähigkeit, Wasser zu leiten und mit dem Wasser auch die Nährstoffe, ist von besonderer Bedeutung.
In neunzig Prozent aller Fälle sind Gießfehler schuld, wenn es den Pflanzen schlecht geht. Der wesentliche Vorteil der Hydrokultur ist also nicht zu unterschätzen: Hier kann man sehen, wie viel Wasser die Pflanze noch hat, und wann sie wie viel braucht. Auskunft gibt der Wasserstandsanzeiger: Am unteren Ende des Anzeigepegels schwimmt ein kleiner Ball auf dem Wasser - und mit ihm auf und nieder. Auch mit solchen Exoten unter den Pflanzen kennen sie die Floristen natürlich aus - auch wenn Geburtstage, Hochzeiten, Beerdigungen, kirchliche Feiertage oder der Valentinstag beliebte Gelegenheiten sind, die gängigen Blumen zu verschenken.
Nur so nebenbei bemerkt: 1951 gründeten Agrar-Wissenschaftler und einige auf die Zukunft orientierte, aufgeschlossene Pflanzenfreunde die Deutsche Gesellschaft für Hydrokultur (GDHK). Sinn und Zweck war die Förderung von Kulturversuchen mit erdelosen Pflanzen in Gefäßen. Das Ziel, nämlich die gesunde Pflanzenhaltung in Gefäßen, forderte auch verschiedene umfangreiche Versuche mit eventuellen Substraten. Gegen Ende der `60er Jahre fiel die Entscheidung aufgrund seiner  besonderen Vorteile auf den Blähton. Nur wenige Jahre später war das Hydrokultur - System mit Ebbe und Flut im Wasseranstau perfekt. Die Innenraumbegrünung mit erdelosen Zierpflanzen, auch aus subtropischen und tropischen Zonen der Welt, wurde machbar.
Aber Pflanzen sind keine toten Möbelstücke, wie die DGHK feststellt. Viele Wohnungen, Arbeits- und Geschäftsräumen sowie Büro fehlt es an Wachstum förderndem Licht. Die Heizungen werden über das Wochenende oder während der Urlaubszeit heruntergeschaltet. Die verbleibenden Pflanzen leiden darunter: Unter- oder Übertemperaturen sind die Folge.
Der Gartenbau ist ein bedeutender und vielseitiger Wirtschaftszweig. Hier arbeiten mehr als 400.000 Menschen. Fast 40.000 Haupterwerbsbetriebe spezialisierten sich in den verschiedenen Fachsparten. Zusammen erwirtschaften sie einen jährlichen Umsatz von mehr als 20 Milliarden DM. Die Tendenz ist steigend. Der Gartenbau präsentiert sich dabei zukunftsorientiert. Innenraumbegründung, Pflanzenkläranlagen oder Dach- und Wintergärten werden ebenso gelöst wie dei traditionellen Bereiche. Deshalb ist auch die Ausbildung im Gartenbau sehr beliebt - behauptet zumindest der Zentralverband Gartenbau. Die Vielzahl der Ausbildungswege in den verschiedenen Fachrichtungen spricht unterschiedliche Begabungen und Neigungen an. Derzeit gibt es hier 16.000 Lehrlinge, von denen fast 40 Prozent weiblich sind.
Zierpflanzengärtnereien gehören zu den bekanntesten Berufsbereichen des Gartenbaus. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich die Produktionsbetriebe immer stärker auf die Kultur bestimmter Pflanzengruppen spezialisiert. In modernen Gewächshäusern produzieren Zierpflanzengärtner das ganze Jahr über Blumen und Pflanzen. Dabei helfen ihnen computergesteuerte Bewässerung und Düngung, Belüftung, Belichtung und Schattierung. Andere Betriebe suchen den direkten Kontakt zum Kunden in ihren Blumengeschäften oder Verkaufsgewächshäusern.
Stauden sind ausdauernde nicht verholzende Pflanzen, die durch ihre grüne und blühende Vielfalt Pflanzenliebhaber und Gärtner gleichermaßen begeistern. Zu ihnen zählen Gartenblumen wie Rittersporn und Iris ebenso wie Gräser, Farne, Sumpf- und Wasserpflanzen. Stauden findet man heute überall in Gärten und Parks, in Grünanlagen und auf Friedhöfen, im privaten wie im öffentlichen Bereich. Selbst in der Natur stellen sie den größten Anteil des Pflanzenreichs. In den vergangenen Jahren spezialisierten sich immer mehr Gärtnereien auf die Erzeugung von Stauden. Bei der Kultur der Pflanzen werden Staudengärtner durch moderne Technik unterstützt: Bewässern, Lüften und Heizen erfolgen meist schon per Knopfdruck.
Bäume und Sträucher prägen unsere Umgebung. Sie sind es, die Straßen, Plätzen, Gärten und Parks Atmosphäre verleihen und optische Akzente setzen. Gehölze zaubern `Grün' ins das triste `Grau' der Städte. Auch dienen sie bei der Rekultivierung von Abbauflächen, Deponien und Kieselgruben der Wiederherstellugn eines harmonischen Landschaftsbildes. In der Baumschule erlernt der Gärnter die art- und fachgerechte Vermehrung der Gehölze. Trotz weitgehender Technisierung der meisten Kultur- und Pflegearbeiten kommt es neben guten Fachtkenntnissen des Baumschülers nach wie vor auf geschickte Handarbeit an.
Vielfalt und Frische sind die beiden wichtigsten Ansprüche an Gemüse aus heimischer Erde. Vielfalt ist durch die bereits bestehende Auswahl unterschiedlichster Arten und Sorten, die in unseren Breitengraden gedeihen, gewährleistet. Darüber hinaus stehen aber auch bei der Züchtung neuer Sorten als Ziele die Qualität, die Vielfalt und der Geschmack an erster Stelle. Die Gemüsegärtner sorgen in ihren Betrieben für termin- und artgerechte Kultur- und Pflegemaßnahmen. Der integrierte Anbau als umweltschonendes Kulturverfahren stellt hohe Anforderungen an das Wissen und Können der Gärtner im Gemüsebau. Ein Spezialbereich ist der Pilzanbau. In besonders ausgestatteten Kulturräumen werden unter weitgehend automatisierter Klimasteuerung für die Kultur von Champignons und anderen Speisepilzen optimale Wachstumsbedingungen geschaffen. In modernen Betrieben werden Kern-, Stein- und Beerenobst erzeugt, also beispielsweise Äpfel, Kirschen, Erdbeeren, Johannisbeeren und Pflaumen. Mit speziellen Maschinen für die Bodenvorbereitung und Pflege. Und mit umfangreichem Wissen über Veredlung und Schnitt, Pflanzenschutz und Düngung sowie Standort- und Sorteneigenschaften. Gärtner im Obstbau setzen all ihr Wissen und Können ein, um das Obst umweltschonend zu erzeugen. Grundlage dafür ist der Integrierte Anbau, bei dem alle Kulturmaßnahmen optimal aufeinander abgestimmt sind. Spezielle Technik sorgt für die Erleichterung der im Obstbau anfallenden Arbeiten. Moderne Lagerverfahren ermöglichen die `knackige' Frische über Monate.
Gärtner gestalten die Umwelt. Dies wird beim Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau besonders deutlich. Hier sind die Gärtner Bindeglied zwischen Natur und Technik. Landschaftsgärtner bauen und pflegen Gärten und Parks sowie Spiel- und Sportplätze. Hier muss beispielsweise gepflanzt und gepflastert werden. Landschaftsgärtner übernehmen aber auch die Anlage von Biotopen sowie Dach- und Fassadenbegrünungen bis hin zu Rekultivierungsmaßnahmen bei Abbaugebieten, Deponien und Kiesgruben.
Friedhöfe stellen in vielen Städten die größten noch zusammenhängenden Grünflächen dar. Sie sind Orte ohne Autos und Verkehrslärm (na ja, manchmal zumindest). Denn neben ihrer Aufgabe, letzte Ruhestätte und Ort der Besinnung zu sein, sind Friedhöfe so etwas wie die "Grüne Lunge" unserer Städte. Friedhofsgärtner haben ein vielseitiges Aufgabengebiet. Sie legen Grabstätten an, bepflanzen und pflegen diese sowie sorgen für Gebinde, Kränze und Trauerdekorationen. Friedhofsgärtner stehen den Bürgern im Trauerfall mit Rat und Tat zur Seite. Dies erfordert neben viel grünem Sachverstand ein besonderes Verständnis für andere Menschen.
So beschreibt der Zentralverband Gartenbau den Beruf des Gärtners. "Der Gartenbau ist ein expandierender und zukunftsorientierter Wirtschaftszweig. Steigendes Ernährungs- und Umweltbewußtsein bieten günstige Voraussetzungen für die Entwicklung der Unternehmen. Sie bieten ein differenziertes Angebot an sicheren Arbeitsplätzen."
 

Gefängnisseelsorger

Wer die Faust im Nacken spürt, dem geht es schlecht. "Na, na, also bitte. Erstens bin ich ein Mann. Und zweitens bin ich ein Pfarrer, also ungefährlich," hält Hauke Faust dagegen. Der sympathische und umgängliche Theologe arbeitet als Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Duisburg - Hamborn.
"Ausgehend von den Bestimmungen unserer Verfassung haben die Strafgefangenen ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Seelsorge," berichtet Faust. Rund 240 Haftplätze gibt es im Hamborner Knast. 120 weitere Plätze kommen in der Zweigstelle in der Duisburger Innenstadt und je 100 weitere Haftplätze in den Zweigstellen in Oberhausen und Dinslaken hinzu. Während Dinslaken ein reiner Frauenknast ist, sitzen in Oberhausen Männer ein, die nur zur einer kurzzeitigen Haftstrafe verurteilt wurden. "Ein Kollege von mir betreut die Gefängnisse in Oberhausen und Dinslaken," grenzt Faust seinen Wirkungskreis ein.
Vom Fahren ohne Führerschein bis zum Mord ist in Hamborn alles an Straftaten vertreten. Überwiegend Untersuchungshäftlinge sitzen in der JVA ein, aber auch Leute, die eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen. Dies sind Leute, die ein Bußgeld nicht bezahlen konnten.
Neben der diakonischen Arbeit (beispielsweise Pakete zu Weihnachten), Freizeitgestaltung (Dart, Kickern, Karten spielen) und Gesprächsgruppen zu verschiedenen Themen kann bei Faust bei sozialen oder familiären Problemen Außenkontakte herstellen. "Ich kann beispielsweise Sonderbesuche von Ehepartnern organisieren. Ich kann ein Helfer sein, um die Probleme zu lösen."
Alle 14 Tage und an kirchlichen Feiertagen feiert Faust einen Gottesdienst. Die "begleitenden Gespräche" sind dem Seelsorger aber auch wichtig. "Die Untersuchungshaft ist eine schwierige Situation für die Häftlinge. Die Unsicherheit ist groß. Was geht ab im Gerichtsverfahren? Was ist mit der Arbeitsstelle, der Wohnung, der Familie, dem Geld? Wichtig ist, dass ich der Schweigepflicht unterliege. Es dringt also nicht nach draußen, was ich mit den Häftlingen bespreche. Davon erscheint nichts in der Akte. Wichtig ist etwas ganz anderes. Bei Untersuchungshäftlingen bin ich auf die Erlaubnis des Richters angewiesen. Das heißt, dass der Untersuchungsgefangene die Teilnahme am Gemeindeleben beantragen und der Richter dies genehmigen muss."
Die enorme Fluktuation der Gemeindeglieder sei schon ein großes Problem. Eine langfristige Arbeit an einem Thema, die persönliche Beziehung zu einem Gemeindeglied ist hier nicht zu schaffen. "Die Leute sind ja unter Umständen schon nach 2 Wochen wieder weg. Ich kann aber auch nicht - wie etwa in einer Ortsgemeinde - der Leitwolf sein, nach dem sich alle richten. Ich muss realistisch sein. Ich kann da sein, wenn ein Untersuchungshäftling jemanden zum reden braucht. Ich kann Hilfestellung geben."
"Ein sicheres Auftreten und Selbstbewusstsein ist bei der Arbeit wichtig," betont Faust. "Als Gefängnisseelsorger muss man in sich selbst ruhen. Man muss das System Knast (inklusive seiner Dienste) kennen. Man ist auf die Gefängnisleitung angewiesen und muss trotzdem seine Unabhängigkeit bewahren."
Ein Ideal, ein Wunschbild gibt mir Faust am Ende des Gesprächs doch noch mit auf den Weg. "Die Gemeinde Gottes ist nicht teilbar. Es müsste einen Dialog zwischen den Häftlingen und den normalen Gemeindemitgliedern auf der Straße geben. Dass das in der täglichen Praxis nicht geht, ist mir natürlich auch klar. Daher gehe ich gerne in Presbyterien und berichte dort über meine Arbeit."
 

Glaser

"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land," fragt die böse Königin im Märchen. "Wer unser Leistungsspektrum kennenlernen möchte, braucht nur im Internet unser www.glas-scholl.de nachzuschauen," berichtet Dirk Lankermann, Inhaber der Neuenkamper Traditionsfirma Glas Scholl. Wer wissen möchte, was Glaser tun, sei auf die berufskundliche Literatur der Arbeitsverwaltung ("BerufeNet", "berufe aktuell") verwiesen.
"Glaser der Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau stellen - grob gesagt - überwiegend Fenster und Glastüren her. Da es die meisten Betriebe in Süddeutschland gibt, wird diese Fachrichtung in Duisburg nicht ausgebildet. Bei den Glasern der Fachrichtung Verglasung und Glasbau geht es beispielsweise um Glasduschen und Glasschiebetüren. Der "konstruktive Glasbau"  kommt hinzu. Dazu zählen beispielsweise rahmenlose Vitrinen. Auch die Glasveredlung (Gravuren, Schliffe) wird in dieser Fachrichtung ausgeführt. Es gibt zwei Sachen, die Glaser nicht herstellen, nämlich Trinkgläser und Autoscheiben," erklärt Lankermann.
Glas Scholl ist Ausbildungsbetrieb. "Wer Glaser werden möchte, sollte die Mittlere Reife vorweisen, körperlich belastbar sein sowie technisches Verständnis und eine vernünftige Auffassungsgabe besitzen," betont  Lankermann. Preußische Kardinalstugenden wie Höflichkeit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Genauigkeit und Ehrlichkeit kommen hinzu. "Vielen Jugendlichen fehlen Eigenschaften wie Fleiß und Leistungsbewusstsein. Das wird im Elternhaus leider nicht vermittelt," bedauert Lankermann.
15 Glaser sind in dem Unternehmen beschäftigt. Glas Scholl zählt damit schon zu den Größten in einer Branche, in der durchschnittlich 2 Glaser in einem Betrieb beschäftigt sind. "Das Glaserhandwerk ist eine kleine Zunft. Der Glaser ist ein Nischenberuf. Dementsprechend wenig bilden wir aus," bedauert Lankermann die gegenwärtige Situation. Ob der Glaser auch ein Ausweichberuf ist,  den man als Jugendlicher ergreift, wenn man sonst nichts findet? Lankermann, der auch stellvertretender Obermeister der örtlichen Glaserinnung ist, schaut bei dieser Frage doch ein wenig irritiert drein. Die Erfahrung, einen Ausweichberuf auszuüben, scheint ihm doch sehr fremd zu sein.
Im Glaserhandwerk besteht Meisterzwang. Dies ist Lankermann auch sehr wichtig, wie er mehrfach betont. "Die Ausbildung garantiert Qualität bei der Arbeit. Es kann und darf nicht sein, dass Pfusch am Bau nur deswegen geschieht, weil die Leute nicht vernünftig ausgebildet und ganz schnell wieder pleite sind."
__________________________________________________________________________________

Gleisbauer

Wer auf die schiefe Bahn gerät, bei dem läuft etwas schief im Leben. "Für diese Bahnen sind wir nicht verantwortlich," hält Carsten Dubrau von der Firma Walter Gasthaus Gleis- und Tiefbau GmbH & Co. KG dagegen. Der Diplom - Ingenieur betreut dort die Gleisbauer.
Gleisbauer bauen Gleisanlagen, indem sie Schienen und Weichen montieren und verlegen. Gleisbauer stellen auch Bahnübergänge her. Außerdem erhalten Gleisbauer die Betriebssicherheit der Schienenfahrwege, indem sie die Gleise kontrollieren, vermessen und auftretende Mängel an den Gleisanlagen beseitigen. Dabei wechseln sie beispielsweise abgenutzte und fehlerhafte Weichen und Schienen aus. Schwellenschrauben nachziehen? Höhen- und Richtungsfehler beseitigen? Lose liegende Schwellen unterfüttern? Die notwendige Gleisbettung erneuern? Auch das gehört zu ihren Aufgaben. dass die Gleisbauer Baumaschinen und Baugeräte bedienen, ist wohl selbstverständlich. Spezielle Gleisbau- und Gleisbauüberwachungsmaschinen kommen hinzu. Der Gleisbauer ist ein staatlich anerkannter Beruf.
Die Firma Gasthaus wurde 1920 gegründet. Die Familie Gasthaus führt das Unternehmen bereits in der 3. Generation. 80 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, das auch Kranbahnbau und Fahrleitungsbau anbietet.
2 Lehrlinge stellt das Unternehmen pro Jahr an. "Wir bilden dabei nicht über Bedarf aus. Wir bilden aus, um zu übernehmen. Wir ziehen unseren Nachwuchs heran," berichtet Dubrau. "In den ersten beiden Lehrjahren werden die Jugendlichen zum Tiefbaufacharbeiter ausgebildet. Die Jugendlichen lernen dabei beispielsweise den Schalungsbau, den Rohrleitungsbau udn Pflasterarbeiten kennen. Im dritten Jahr erfolgt dann die Spezialisierung auf den eigentlichen Gleisbau."
Seit 5 Jahren bietet das Unternehmen, das im Neumühler Gewerbegebiet ansässig ist, Nachwuchskräfte aus. "Körperliche Belastbarkeit und Zuverlässigkeit sind in dem Beruf schon wichtig. Außerdem gibt es viel Wochenendarbeit und Nachtschicht. Wir sind schließlich auf Gleissperrungen angewiesen. Und die Nächte und Wochenenden sind dafür am besten geeignet," so Dubrau.
Der Beruf des Gleisbauers ist ziemlich unbekannt und auch nur ein kleines Segment der Baubranche. Im Bereich des Gleisbaus gibt es auch nur sehr wenige Ausbildungsbetriebe in Duisburg. Und dennoch könne das Unternehmen nicht über schlechte Lehrlinge oder fehlende Bewerber klagen, berichtet Dubrau. Zu meiner eigenen Überraschung bekomme ich in diesem Betrieb keine Klagen über angebliche Faulheit und Dummheit von aktuellen Schulabgängern zu hören.
Die Duisburger Verkehrsgesellschaft und die Deutsche Bahn AG betreiben ein eigenes Schienennetz auf dem Duisburger Stadtgebiet. Doch auch Unternehmen wie Eisen + Häfen (inzwischen ein Tochterunternehmen von ThyssenKrupp) oder Duisport mit seinem riesigen Gleisnetz im Duisburger Hafen können potentielle Kunden von Gasthaus sein. Auch angesichts der hohen Spritzpreis dürften Eisenbahnen und Straßenbahnen mit ein bisschen Glück schon bald wieder eine Renaissance erleben. Wer Gleisbauer wird, dürfte also nicht so bald auf die Sschiefe Bahn geraten.
 

Goldschmied

"Es ist nicht alles Gold, was glänzt," sagt man, wenn man mit einer Sache nicht zufrieden ist. "Ich liefere nur gute Ware ab," berichtet Claus Pohl, seines Zeichens Goldschmiedemeister in Duisburg.
Goldschmiede gestalten Schmuck aus Edelmetallen. Sie arbeiten auch Schmuckstücke um und reparieren sie.
In der Fachrichtung Juwelen fertigen Goldschmiede Ketten, Armbänder, Broschen und Ringe an. Passend zum jeweiligen Schmuckstück arbeiten Goldschmiede mit Perlen, Opalen, Rubinen, Smaragden und anderen edlen, wertvollen Steinen. Die Goldschmiede bereiten den Juwelenschmuckguss vor und gießen dann den Schmuck. Die Steine werden dann in verschiedenen Metallen und Legierungen gefasst. In der Industrie wird der Schmuck teilweise maschinell und in Serie hergestellt.
In der Fachrichtung Ketten gestalten die Goldschmiede überwiegend Hals- und Armschmuck, zum Teil auch Fußkettchen. Sie bereiten Drähte und kleine Röhrchen aus Edelmetall vor und fertigen daraus Kettenglieder. Die Goldschmiede formen die Kettenglieder dann zu den jeweiligen Schmuckstücken, die sie mit Kettenverschlüssen versehen. Die Goldschmiede passen auch Edelsteine in die Halsketten und Armbänder ein, wobei sie die Steine auch zum Teil selbst bearbeiten.
In der Fachrichtung Schmuck fertigen die Goldschmiede Ansteck-, Hals- und Ohrschmuck sowie Hand- und Armschmuck an. Hier ist  Fingerspitzengefühl gefragt. Die Goldschmiede arbeiten in dieser Fachrichtung nämlich mit wertvollen Metallen wie Gold und anderen Edelmetallen. Die Goldschmiede formen den Schmuck bzw. die Schmuckteile. Die Goldschmiede hämmern oder ziselieren die Metalloberfläche. Sie fassen auch Edelsteine und Halbedelsteine, fertigen Verschlüsse sowie Ohr- und Manschettenknopfmechaniken an.
Natürlich kann ich hier nur einen kleinen und groben Überblick über den Beruf des Goldschmiedes geben. Wer sich für Einzelheiten interessiert, sei auf die berufskundliche Literatur der Bundesagentur für Arbeit verwiesen.
Pohl bildet schon lange nicht mehr aus. "Zum einen bin ich viel zu alt dafür. Ich bin jetzt 76 Jahre alt. In dem Alter stellt man keinen Lehrling mehr ein. Wer einen Ausbildungsbetrieb sucht, muss sich woanders bewerben."
Hinzu kommt die unbefriedigende Auftragslage. "Hier in Duisburg gibt es kein kaufkräftiges Klientel mehr. In Städten wie Düsseldorf ist das noch anders. Da ist noch mehr Geld vorhanden. Es ist viel Selbstausbeutung und Idealismus notwendig, um den Beruf auszuüben. Man kann zwar seine Nische finden, es ist aber schwierig," berichtet Pohl, fast schon einer der letzten seines Standes in Duisburg. "Ich habe eine treue Kundschaft, für die ich immer noch Arbeiten ausführe."
Die Salvatorplakette, das Stadtsiegel, die Universitätsplakette, aber auch Firmenschilder und sakrale Gegenstände sind Aufträge aus der öffentlichen Hand.
"Ich habe 1950 meine Ausbildung begonnen und mich 1960 in Duisburg selbständig gemacht. Eine Förderung durch die öffentliche Hand, etwa durch Ausstellungen oder größere Aufträge, gab es in dieser Zeit nicht. Man hat mir zwar keine Knüppel zwischen die Beine geworfen, aber auch nichts für mich getan."
Eine Konsequenz aus dieser Situation: Der Beruf ernähre den Mann nicht mehr, berichtet Pohl. Man muss schon einen Zweitjob ausüben, um über die Runden zu kommen. Es drängen derzeit viele Frauen in den Beruf, wie Pohl beobachten konnte, nur um gegenzuhalten: "Meine Söhne sind auch Goldschmiede geworden. Auch wenn sie nicht in Duisburg leben, werden sie in meine Fußstapfen treten."
"Der Begriff Kunsthandwerk steht für ein Handwerk für dessen Ausübung künstlerische Fähigkeiten erforderlich sind und dessen Produkte in eigenständiger, handwerklicher Arbeit und nach eigenen Entwürfen gefertigte Unikate sind (Kleinkunst). Das Kunsthandwerk wird, wie das verwandte Kunstgewerbe der Angewandten Kunst zugeordnet, ist mit diesem Gewerbe, das Gebrauchsgegenstände auch serienmäßig, maschinell und nach fremden Entwürfen erzeugt, aber nicht gleichzusetzen.

Des Weiteren hat der Begriff Kunsthandwerk, unabhängig von dem künstlerischen Qualitätsanspruch und der Fertigungsweise, sich als Sammelbegriff für kunsthandwerkliche und kunstgewerbliche Produkte eingebürgert.

Begriffsklärung

Der Begriff Kunsthandwerk wurde, nachdem das Metier der Maler, Buchmaler, Glasmaler, Graveure, Bildhauer, Gold- und Silberschmiede, Schnitzer, Möbelschreiner, Instrumentenbauer, Bildwirker und dergleichen Jahrhunderte lang als reines Handwerk betrachtet worden war, erst in jüngerer Zeit geprägt.

In Frankreich vollzog sich eine erste Trennung durch den Ausbruch der heute bildende Künstler genannten Maler und Bildhauer aus der Communauté des maîtres peintres et sculpteurs de Paris. Dieser Bruch wurde im Jahr 1647 durch die Gründung der Académie royale de peinture et de sculpture besiegelt.

Die fortschreitende Entwicklung kunstgewerblicher Serienproduktionen, die seit dem 18. Jahrhundert mit der Industrialisierung der Manufakturen einherging (siehe beispielsweise: Oberkampfs 1760 gegründete Toile-de-Jouy-Manufaktur), veranlasste die künstlerisch tätigen Handwerker, unter Verweis auf die gestalterische Qualität ihrer Werke eine Abgrenzung zum traditionellen Handwerk zu erreichen. Die Kombination der Worte Kunst und Handwerk betont die qualitativen und quantitativen Werte handwerklicher Arbeit in Abgrenzung zu den seriellen und massenhaft reproduzierbaren Erzeugnissen der Industrie.

Der Begriff Kunsthandwerk suggeriert, dass hier handwerkliches, technisches Interesse im Vordergrund steht. In der Erhaltung von traditionellen handwerklichen Techniken übernimmt das Kunsthandwerk eine wichtige Aufgabe. Materialität, Verarbeitung und Materialästhetik spielen eine wichtige Rolle, weniger tiefer gehende autonome geistige Prozesse. Vorwiegend bleibt das Schaffen im funktionalen, angewandten Bereich, oft auch als angewandte Kunst bezeichnet. Häufig wird Gestaltung und ästhetisches Interesse angewandt, um Gebrauchsartikel aufzuwerten.

Im Unterschied zu Designern, die vorwiegend Prototypen für Serien- und Massenproduktion entwerfen, handelt es sich bei Kunsthandwerk vorwiegend um Unikate und Kleinserien, manuell gefertigt. Auch sind meist Gestalter und praktisch Ausführender, ein und dieselbe Person.

Das Kunsthandwerk und Kunstgewerbe entwickelte sich nur in einigen wenigen traditionellen Gewerken des Handwerks, oft unter Verwendung ausgesuchter Materialien.

Die Definition des Begriffes Kunsthandwerk deckt sich mit weitestgehend mit den englischen Bezeichnungen Arts and Crafts im 19. Jahrhunderts und Studio Crafts im 20. Jahrhunderts.

Begriffsbildung

Der Begriff Kunstgewerbe wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt. Er entwickelte sich im Prozess der Industrialisierung, in dem das Handwerk seine Stellung bei der Produktion von Waren an die Verlage, die Manufakturen und Fabriken verlor.

Die 1869 in Deutschland eingeführte Gewerbefreiheit markierte dabei nur den Abschluss einer Entwicklung größer Zentralisierungsbestrebungen, die bereits im 18. Jahrhundert. mit der Reformierung der Reichshandwerksordnung begannen und nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges und der Befreiungskriege verstärkt wurden. Diese hoben die noch verbliebenen Privilegien städtischer Innungen auf. Durch den Entzug der Kontrolle über die Märkte verschlechterten sich die Wettbewerbsbedingungen für die stets kapitalschwachen Handwerker, während sich die Produktions- und Absatzmöglichkeiten für die Manufakturen und die sich entwickelnde Industrie im Binnenmarkt weiter verbesserten.

Während die Industrie mit den Prädikaten von Fortschritt und Moderne ausgezeichnet wurde, prägte man das traditionelle "Alte Handwerk" mit dem Stigma des Konservativen. Mit dem Absatz- und Statusverlust begann der Prozess der Suche nach möglichen, die Existenz sichernden, Auswegen. Einer der Weg führte dazu, sich von der Masse der betroffenen Handwerker abzugrenzen. Als Unterscheidung wurde das ästhetische Kriterium der Kunst im Handwerk gefunden und betont.

Deutschland im 19. Jahrhundert

Nach 1880 wurde in Deutschland vielerorts die Tradition des Gesellen und des Meisters wiederbelebt. Gleichzeitig entstanden neue Netzwerke handwerklicher Organisations- und Lobbystrukturen in Städten, auf territorialstaatlicher und nationaler Ebene. Es etablierten sich Handwerkskammern, Handwerksverbände und -vereine neu. Diese Entwicklung war begleitet von symbolischen Handlungen, wie die Wiedereinführung von Begriffen wie dem der Innung.

Weder durch die Propagierung einer konstruierten Tradition, eines beruflichen Ethos ohne wirtschaftliche Grundlage, noch über die gegründeten Strukturen gelang es dem Handwerk, Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu nehmen und eine Rückgewinnung von Einfluss und Privilegien zu erreichen. Der Wettbewerb zur Industrie blieb bestehen.

Um diesem standzuhalten, ging ein Teil des Handwerks dazu über, den Kunstcharakter des Handwerks gegenüber der Industrie zu betonen. Gleichzeitig diente der Verweis dem Zweck der Anhebung des sozialen Status des Kunsthandwerkers und dem Prestigewert seiner Waren gegenüber dem nunmehr einfachen Handwerker und seiner minderen unkünstlerischen und nur noch handwerklichen Arbeit.

Diesem Vorgehen lag die Vorstellung zugrunde, dass künstlerische Werte in der handwerklichen Herstellung durch die Bildung des Künstlers dem Werk auf- und eingeprägt werden können. In der frühen Phase von 1870 -1880 war die Kunstgewerbe-Bewegung der Auffassung, dass Kunst in allen Produktionsprozessen, sowohl in maschineller, mechanisierter als auch in handwerklicher Arbeit Anwendung finden könne. Einer der Vertreter dieser Ansicht war Alois Riegl," berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia. Warum ich Wikipedia so ausgiebig zitiere? Für Pohl ist es wichtig, Qualität zu produzieren. Die Stücke, die ich bei ihm sehe, sind schön anzusehen und zeugen von guter Handwerkskunst, die nichts mit dem zu tun hat, was wir von Weihnachtsmärkten und Stadtfesten gewohnt sind. Bei Pohl sind Kunst und Handwerk eine Symbiose eingegangen, die sich schon sehen lassen kann.

"Die Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Nordrhein - Westfalen (AdK - NRW) ist der Zusammenschluss von derzeit rund 220 Kunsthandwerkern im Bundesland. Die Arbeitsgemeinschaft ist eine weithin anerkannte Instanz für das Kunsthandwerk in unserem Land. Sie verschafft als Ansprechpartner der Landesregierung sowie als Anlaufstelle für Partner aus anderen Bereichen den Belangen des Kunsthandwerks Gehör. Sie trägt zu einer fortschreitenden Vernetzung der Kunsthandwerker untereinander bei. Sie unterstützt das Entstehen und die Arbeit informeller Gruppen, in denen ein `Blick über den Tellerrand' geworfen werden kann. Sie fördert die Ausbildung des kunsthandwerklichen Nachwuchses auf einem gleichmäßig hohen Niveau," stellt sich die Arbeitsgemeinschaft Kunsthandwerk Nordrhein - Westfalen selbst vor. "Hier wird nicht jeder aufgenommen. Wir achten schon auf Qualität. Man muss sich um die Mitgliedschaft bewerben und ein Ausschuss entscheidet dann," berichtet Pohl.
Das Problem dieser Arbeitsgemeinschaft: Goldschmiede, Töpfer, Glasmaler, Kunstschmiede, Buchbinder, Fotographen und Steinmetze könnte sie fachlich vertreten. Doch gerade die beiden letztgenannten Handwerke besitzen eigene Innungen und betreiben damit eine eigen berufsständische Politik. Ob es immer sinnvoll ist, seine eigenen berufsständischen Spezialinteressen zu vertreten, sei einmal dahingestellt. Ein wenig mehr Qualität würde ich mir auf Weihnachtsmärkten und Stadtfesten schon wünschen, zumindest was das Kunsthandwerk anbelangt.