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DJ -
Diskjockey |
Licht aus! Spot an! Die älteren Leser
erinnern sich bestimmt: So begrüßte Ilja Richter in seiner
legendären Disco die Besucher. Der Berliner war in den 70er Jahren
einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Musik-Moderatoren
im deutschen Fernsehen. Musik ist bei Sven Wieser nicht nur eine
Leidenschaft: Im Laufe der Jahre wurde sie auch zu einem beruflichen
Standbein. "Wenn der Mob tobt, ist der DJ zufrieden," so sein Credo.
Samstag Abend in Krefeld, beste Party-Laune. Langsam füllen sich das
Odeon und die Königsburg. Abzappeln bis zum Abwinken ist angesagt.
In den Clubs und Diskotheken ist er der Star: der DJ. "Stop," ruft
in diesem Augenblick Wieser dazwischen. DJ`s arbeiten nicht nur auf
der Loveparade oder in Discos, erzählt Wieser. "Es gibt stationäre
DJ`s, die zu bestimmten Zeiten irgendwo arbeiten. Dann gibt es die
DJ`s, die überall dort spielen, wo außerhalb der Diskotheken
musikalische Unterhaltung gewünscht wird. Hochzeiten, Karneval,
Betriebsfeste, Bälle oder die Straßenmodenschau sind Beispiele."
Doch nur eine ravende Daisy Dee bei ihren Auftritten für Viva vor
den Augen zu haben, wäre sicherlich falsch: "Ein guter DJ kann
Techno, Rave oder House genauso auflegen wie Schlager oder
Disco-Musik." Man müsse ein feeling für die Musik besitzen, um ein
guter DJ zu sein, meint Wiesen. "Man muss ein Gespür für die
Menschen haben, damit man weiß, was man auflegen kann. Man muss ein
Gefühl für die Musik haben. Nur so merke ich, welche Titel ich wann
spielen kann." Manche DJ`s moderieren, manche mixen und lassen die
Musik durchlaufen.
Doch wozu dieses ganze theoretische Gerede: Platten auflegen kann
doch nicht so schwer sein! Oder? "Die Unterscheidung ist schon
wichtig, um zu wissen, wen ich wo einsetzen kann. Wir sind
Dienstleister. Wir müssen unsere Kunden zufrieden stellen!" Drei
Grundvoraussetzungen sind für Wieser wichtig, um in dem Beruf Erfolg
zu haben.: Spaß am Umgang mit Menschen, Spaß und Gespür für Musik
und Spaß an der Technik. "Man wird doch immer wieder mit neuer
Technik konfrontiert." Nicht nur, dass man überlegen müsse, wie man
in den unterschiedlichsten Räumlichkeiten seine Geräte aufbauen und
die Platten / CDs spielen kann: Die aktuelle MP3-Technik ist ein
Beispiel dafür, wie sich auch die Technik verändert. "MP3 filtert
alle nichthörbaren Frequenzen heraus, so dass die Datenmengen auf
ein Zehntel reduziert werden. Waren früher 20 Titel auf einer CD,
sind es heute 200. Der neuste Trend ist, sich mit dem Handy und
Laptop MP3-Musik aus dem Internet zu besorgen. Zumindest in Amerika
soll es so sein."
Einen einheitlichen musikalischen Trend kann Wieser nicht ausmachen.
Der gute alte Schlager wird genauso gespielt wie die aktuellen Hits
aus den Charts oder Techno. Die Menschen hätten sich aber schon
verändert. "Heute wandern die Leute eher von einer Disko in die
nächste, ohne sich um die unterschiedlichen Musikrichtungen zu
kümmern. Manchmal fahren sie auch bis zu 150 km, nur um für eine
halbe Stunde in die Disko zu gehen." Ob das die Generation ist, von
der der Spiegel behauptet, verwöhnt zu sein?
Lern doch erst mal was anständiges, Kind. Ungezählte Generationen
traten mit diesem Spruch ins Berufsleben. Auch wenn die DJ`s einen
eigenen Berufsstand haben, gab es den Diskotheker als
Ausbildungsberuf nur in der ehemaligen DDR.
So haben die meisten DJ`s auch noch ein zweites berufliches
Standbein. "Nur die wenigsten DJ`s können von dieser Arbeit leben.
Ich selbst halte physikalische Meßeinrichtungen bei Bayer instand."
Will man als DJ top sein, sind umfangreiches Fachwissen, Mobilität,
flexible Arbeitstechniken, genaue Marktkenntnisse und
professionelles Auftreten angesagt - eine Weisheit, die vom
Bundesverband stammt. Und natürlich eine eigene Sammlung von Vinyl
(sprich: Schallplatte) und CD. Wie viele genau er davon besitzt,
kann Wieser auch nicht so genau sagen. Nur soviel: Ein paar Tausend
werden es schon sein. Ob auch ein Favorit dabei ist? Hier schweigt
des Dichters Höflichkeit. Nur soviel: "Es ist ein riesiges
Glücksgefühl, wenn man auf der Bühne steht, die Leute mitmachen und
die Lieder mitsingen." Viva und MTV - wer ist das wohl?
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Drehbuchautor |
Drehbuchautoren verfassen Texte, also Drehbücher, die
als Vorlage für Film und Fernsehen dienen. Sie schaffen
Drehbuchfiguren, entwickeln Handlungsverläufe und entwerfen Szenen.
Wichtig ist die Konzentration auf einen Hauptkonflikt, der die
Zuschauer des späteren Films fesseln und neugierig machen soll.
Grundzutaten eines Drehbuchs sind die Idee, ein Plot (der
eigentliche Handlungsfaden) sowie die Haupt- und Nebenfiguren. Dazu
entwickeln Drehbuchautoren Dialoge, beschreiben die Schauplätze und
erstellen detaillierte Angaben über räumliche und zeitliche
Abfolgen, Requisiten, Geräusche, Musik, Licht, Stimmungen und Farbe.
Um die Figuren und deren Milieu detailgetreu und authentisch
beschreiben zu können, sind oft langwierige Recherchen im Internet,
in Bibliotheken sowie Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen
erforderlich. Ebenso wichtig ist es, sich gedanklich mit dem
Verhalten und den Charaktereigenschaften der Haupt- und Nebenfiguren
sowie des Gegenspielers auseinanderzusetzen. Welcher Sprache
bedienen sie sich? Welches Verhalten legen sie anderen gegenüber zu
tage? Welche Angewohnheiten haben sie? Zuschreibungen dieser Art
machen Figuren lebendig und unverwechselbar.
Viele Drehbuchautoren schreiben für Fernsehserien oder sogenannte
Daily Soaps. Da in diesem Bereich meist mehrere Serienautoren oder
Storyliner an einer Staffel arbeiten, müssen sie sich an ein
vorgegebenes Raster von Haupt- und Nebenfiguren, Handlungsmustern,
Handlungs- bzw. Drehorten halten, innerhalb derer sie ihre
Geschichte, die einzelne Story entwickeln. Da die Produktionszeiten
meist knapp kalkuliert sind, müssen auch die Drehbücher
termingerecht zur Verfügung stehen.
Wichtig für Drehbuchautoren ist auch, zu wissen, wie sie Kontakte
knüpfen und ihre Ideen verkaufen können. In der Regel sind sie
Freiberufler, die für eine bestimmte TV- Serie oder einen Film
engagiert werden. Durchhaltevermögen, exzellente Marktkenntnisse
sowie Fähigkeiten zum Selbstmarketing sind unter diesen
Voraussetzungen unentbehrlich.
Drehbuchschreiben kann an Film- und Fernsehakademien, an
Filmhochschulen bzw. im Rahmen eines filmwissenschaftlichen Studiums
erlernt werden. Aber auch Literatur- und Theaterwissenschaftler oder
Journalisten können für die Tätigkeit in Frage kommen.
Der Beruf erfordert erzählerisches Talent, Humor,
Einfühlungsvermögen, Phantasie und vor allem Recherchekenntnisse.
Drehbuchautoren müssen in der Lage sein, sich über die Gegenstände
oder Thematik des Filmes Sachkenntnisse anzueignen. Aber auch der
Sinn für das technisch und ökonomisch Machbare sowie ein guter
Überblick über den Film- und Fernsehmarkt sind hilfreich. Da sie eng
mit Redakteuren sowie mit Produzenten zusammenarbeiten, sind auch
Kommunikationsfähigkeit und Überzeugungskraft notwendig, berichtet
die Bundesagentur für Arbeit.
?Wie schreibt man ein Drehbuch? Diese Frage stelle ich mir schon
seit geraumer Zeit. Na ja, eigentlich müsste ich die Antwort ja
wissen. Schließlich habe ich die Arbeit gelernt. Dieser Fall ist
aber anders. Ich soll das Drehbuch für einen Liebesfilm, in dem es
vor Erotik nur so knistert, abliefern. Und das schon nächste Woche!
?"Willibald!" Ich schrecke hoch. Es war meine Frau, die mit ihrer
Hand vor meinen Augen wedelte und meinen Namen rief. ?"Wo bist du
mit deinen Gedanken?" Bei meiner Arbeit, musste ich schamesrot
gestehen. ?"Kann ich dir helfen? Brauchst du Hilfe? Soll ich dir als
Ratgeber zur Seite stehen", wollte sie wissen.
Ja, das konnte sie. Meine erste Frage: Wie kann man eine Frau
ansprechen, ohne sich blöd zu benehmen? ?Biete ihr Hilfe an, wenn
sie welche braucht. Und dann fragte ich: ?Darf man eine Dame auf
einen Kaffee, ein Eis oder ein Bier einladen? Ihr Ratschlag: ?"Mit
Alkohol ist nichts. Kaffee und Kuchen ist gut. Eis auch."?Was ist
mit Tanzen??"Kannst du nicht. Vergiß es."?Mögen Frauen Sport?"Nein.
Zumindest nicht Fußball." Was ist mit Musik?
"Wenn du Melanie, die Rocker und The Wandering Wall kennst, reicht
das."
Wie küsst man Frauen am besten?
Mit dieser Frage war die Unterhaltung beendet. ?
Zwei Tage später war das Drehbuch fertig. Dass es der erfolgreichste
Film des Jahres wurde, war - zumindest für meine Frau - keine
Überraschung. |
Estrichleger |
Wer den Boden unter den Füßen verliert,
der hat die Bodenhaftung verloren. "Ach, Sie immer mit ihren
Redensarten. Der Fußboden ist unser Metier," berichtet Michael
Hausmann, Inhaber eines Estrichlege Betriebes in Obermeiderich.
Estrichleger legen spezielle direkt begehbare Verbundestriche in
Werkhallen und Sportstätten. Trockenestriche aus Fertigplatten und
schwimmende Estriche in Wohnungen kommen hinzu. Je nach Nutzung
bauen sie auch Sperr- und Dämmschichten für den Wärme- und
Feuchtigkeitsschutz und für die Trittschallisolierung ein, bevor sie
die Estrichmörtelmischung mittels Fördermaschine oder mit dem
Schlauch aufbringen.
Estrichleger verlegen Bödenverläge wie PVC- und Laminatböden auf den
getrockneten Estrich. Estrichleger stellen auch fugenlose
Terrazoböden her. "Ich verlege keine Teppichböden," berichtet
Hausmann. "Das Arbeitsamt berichtet im BerufeNet, daß Estrichleger
auch Fußbodenheizungen verlegen. Ich mache das schon aus
Gewährleistungsgründen nicht. Fußbodenheizungen einbauen können
Heizungsbauer besser."
Der Estrichleger gehört zum Bauhauptgewerbe. Den Meisterzwang gibt
es nicht mehr. "Soweit ich es mitbekommen, bevorzugen die Kunden
schon einen Meisterbetrieb. Die Meisterbetriebe garantieren eben
noch Qualitätsarbeit." Und dennoch gibt es nur wenige Betriebe in
Duisburg, die diese Bauleistung erbringen. Und selbst selbst unter
diesen Betrieben ist Hausmann noch ein Exot: Er bildet nämlich aus.
Wie sieht für ihn der ideale Lehrling aus? "Er hat gute Noten in den
Hauptfächern Mathe, Deutsch und Englisch. Er besitzt
Physikgrundkenntnisse. Er muss praktisch veranlagt sein. Unser Beruf
ist kräftezehrend. Da kann ich keinen Hänfling gebrauchen. Daß
preußische Kardinalstugenden hinzukommen (wie Pünktlichkeit,
Zuverlässigkeit, Ordentlichkeit und Sauberkeit), ist wohl
selbstverständlich," betont Hausmann. Und ergänzt: "Ein Ferienjob im
Estrichlegerhandwerk ist schon sinnvoll. Da merkt man als
Jugendlicher, ob mir dieser Beruf liegt."
Hausmanns Unternehmen ist zwar Ausbildungsbetrieb. Der Beruf des
Estrichlegers ist aber so unbekannt, dass er faktisch kaum
Bewerbungen erhält. Sind andere Bauberufe (wie Dachdecker oder
Straßenbauer) noch Ausweichmöglichkeiten für Jugendliche, die
ansonsten keine Lehrstelle erhalten, tritt selbst dieser Effekt -
glaubt man Hausmann - bei ihm nicht ein. An Hausmann kann es
jedenfalls nicht liegen. Er macht einen sympathischen und
umgänglichen Eindruck. "In diesem Beruf wird es nie langweilig. Wir
sind immer wieder an anderen Baustellen und kommen so viel herum,"
wirbt Hausmann für seinen Beruf. Wer anpacken kann und sich nicht an
unregelmäßigen Arbeitszeiten stört, der sollte sich schon überlegen,
ob er als Jugendlicher in diesen Beruf geht. |
Diätassistent |
Mars macht mobil bei Arbeit, Sport und Spiel. So behauptet es
zumindest die Werbung. Doch was tun, wenn man als Diabetiker
mellitus, der Zuckerkrankheit, leidet? "Zuckerkranke Patienten
werden schon eine spezielle Diät einhalten müssen. Diät meint, dass
diese Menschen gesund leben und einer gesunden Lebensweise
nachgehen. Diät meint nicht, dass wir ihnen etwas wegnehmen," meint
Doris Steinkamp. Sie ist ihres Zeichens Diätassistentin.
Diätassistenten arbeiten überwiegend in Krankenhäusern,
Rehabilitationszentren, Sanatorien, Kurkliniken, aber auch in
Senioren - Einrichtungen, Gesundheitszentren von Krankenkassen und
Arztpraxen. Sie übernehmen eigenverantwortlich die Durchführung
diättherapeutischer und ernährungsmedizinischer Maßnahmen auf
ärztliche Anordnung oder im Rahmen ärztlicher Verordnung. Im
Krankenhaus arbeiten sie im Diätküchenbereich. Sie stellen
Speisepläne und Rezepte zusammen und berechnen die Nährstoffe
mittels EDV - unterstützter Programme. Dazu sind Berechnungen
notwendig, etwa über den Gehalt an Kochsalz, Kohlenhydraten oder
Eiweiß. Die wechselnde Zahl der Patienten und die zur Verfügung
stehenden Gelder sind dabei zu beachten. Diätassistenten leiten das
Person der Diätküche an. Sie planen und überwachen die Zubereitung
und kontrollieren die Verteilung der Mahlzeiten.
Die Aufgaben werden ergänzt durch Beratungs- und
Schulungstätigkeiten im Stationsbereich. Ernährungs- und
Diätberatungen werden als Einzel- und Gruppenberatung durchgeführt,
manchmal mit praktischen Kochübungen. Die Zusammenarbeit im
therapeutischen Team, zum Beispiel mit Ärzten, Krankenschwestern
oder Krankengymnasten, den Mitarbeitern des Küchenbetriebes und der
Verwaltung gehört zum Berufsalltag.
Die Ausbildung in staatlich anerkannten Schulen für Diätassistenten
dauert 3 Jahre. Zugangsvoraussetzung: Mittlerer Bildungsabschluss
oder eine andere abgeschlossene 10jährige Schulbildung, die den
Hauptschulabschluss erweitert und eine mindestens 2jährige
abgeschlossene Berufsausbildung.
So beschreibt "beruf aktuell", die Broschüre der Arbeitsverwaltung,
den Beruf des Diätassistenten. "Diese Beschreibung stimmt schon.
Eigentlich ist es ja eher ein typischer Frauenberuf," beschreibt
Steinkamp die Situation. "Die Männer sind inzwischen aber auf dem
Vormarsch."
Oecotrophologen, Ernährungswissenschaftler, Diätassistenten,
Diätküchenleiter, Ernährungsmediziner - es gibt viele Berufe, die
sich um die Ernährung ihrer Mitmenschen kümmern. Doch Vorsicht -
Nicht jeder ist gleichermaßen kompetent auf seinem Gebiet. "Wer
Ernährungsprobleme hat, sollte kompetentes Personal wie
Diätassistenten oder Oecotrophologen aufsuchen, weil hier
ausgebildete Leute tätig sind. Zweifel sind spätestens dann
angebracht, wenn jemand versucht, bestimmte Produkte zu verkaufen."
Herz - Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus ("Zucker"),
Magenoperationen, Magersucht, Gicht, Stoffwechselerkrankungen oder
Adipositas / Übergewicht - Gründe gibt es viele, warum ein
Diätassistent zu Rate gezogen wird. "Bei uns steht der Mensch im
Mittelpunkt. Wir sehen, welchen beruflichen und sozialen Hintergrund
der Patient hat und können unsere Behandlung danach ausrichten. Wir
reden mit dem Patienten erst einmal darüber, dass sich etwas ändern
muss und wie dies am besten gelingt." Kenntnisse der Psychologie
sind hier schon vorteilhaft. Wie nehme ich meine Krankheit an? Wie
gehe ich mit Misserfolgen um? "Bei Beratung bei uns ist anstrengend.
Bei uns gibt es keine Pläne und Patentrezepte. Wer sich nicht helfen
lassen möchte, den schicke ich auch wieder nach hause."
Die Ernährungs- und Diättherapie gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Angeborene oder erworbene Stoffwechselerkrankungen erfordern in den
meisten Fällen eine dauerhafte Diättherapie. Außerdem wird eine
individuelle und fundierte Aufklärung über gesunde Ernährung
angesichts der Vielfalt von "Diäten" immer wichtiger. Doch die
menschliche Seite ist nur eine Seite der Medaille, wenn es darum
geht, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Sie kenne keinen
arbeitslosen Diätassistenten, berichtet Steinkamp. Der Knackpunkt:
Ernährungsberatung wird nicht in jedem Fall von der Krankenkasse
bezahlt. "Apparatemedizin wird höher bewertet, weil man damit mehr
verdienen kann. Die Industrie hat dort eine größere Lobby. Wir
abreiten daran, dass die Ernährungsberatung als Heilmittel bezahlt
wird. Nur um Ihnen ein Beispiel zu geben: Bei Diabetes wird eine
Ernähungsberatung bezahlt. Bei Übergewicht zahlen die Krankenkassen
dagegen nichts, weil der Erfolg oft nicht gesichert ist."
Spaß am Kochen, Spaß am Essen und Trinken, Praxisbezug und
Kommunikationsfähigkeit ("Als Diätassistent muss man aus der Praxis
kommen, um den Leuten zu erklären, worauf sie in Zukunft achten
müssen. Ich muss auch in der Lage sein, sowohl mit dem Chefarzt als
auch mit den einfach strukturierten Leuten in der Küche umzugehen.")
sind für Steinkamp die Eigenschaften, die ein Diätassistent
mitbringen muss. "Ich selbst komme aus der Gastronomie. Die
Kombination aus Theorie und Praxis gefällt mir an meinem Beruf sehr
gut."
Milch macht müde Männer munter. Behauptet zumindest die Werbung.
Ratschläge, wie man sich gesund ernährt, kennt bestimmt jeder.
"Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein
Bettler" - diese Weisheit gilt schon lange nicht mehr. Gegessen
wird, wenn der Hunger kommt, Ob aber auch gesund, sei einmal
dahingestellt.
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Ergotherapeuth |
Ordnung ist das halbe Leben. Wer
Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen. Oder? "Wir Ergotherapeuten
helfen unseren Patienten, den Alltag besser in den Griff zu
bekommen," berichtet Bernd Lauckner, seines Zeichens Ergotherapeut
und Inhaber einer eigenen Praxis im Duisburger Süden.
Doch Vorsicht! Hier geht es nicht um unordentliche oder sonstwie
verhaltensauffällige Menschen. "Ergotherapeuten beraten und
behandeln Patienten, die durch eine physische oder psychische
Erkrankung, z.B. einen Schlaganfall, in ihrer Selbstständigkeit
beeinträchtigt sind. Nach einem individuell erstellten
Behandlungsplan üben Ergotherapeuten und Ergotherapeutinnen mit
ihren Patienten grundlegende Fertigkeiten wie Essen, Waschen,
Ankleiden, Schreiben, Einkaufen, sich zu orientieren und soziale
Kontakte zu pflegen. Sie trainieren aber auch den Umgang mit
Hilfsmitteln und Prothesen, geben Anregungen und Anleitungen zur
Gestaltung des Arbeitsplatzes, der Arbeit im Haushalt oder zur
Planung des Tagesablaufs. In den Therapieplan beziehen sie die
Angehörigen und das Umfeld der Patienten mit ein. Die Therapie soll
langfristig helfen, damit die Patienten ein möglichst normales Leben
führen können. Ergotherapeuten unterstützen und fördern Menschen
jeden Alters, die in ihrer alltäglichen Handlungsfähigkeit
eingeschränkt sind. Ziel der Ergotherapie ist es, die motorischen,
kognitiven, psychischen und sozialen Fähigkeiten der Patienten zu
erhalten oder wiederzuerlangen-
Ergotherapie setzt sich aus dem griechischen "to ergon" (Werk) sowie
"therapeia" (Dienst, Behandlung) zusammen und kommt auf
verschiedenen medizinischen Gebieten zum Einsatz, z.B. in der
Neurologie, Psychiatrie, Pädiatrie, Orthopädie oder Rheumatologie.
In ergotherapeutischen Praxen und Krankenhäusern, aber auch in
Pflegeheimen oder Rehabilitationskliniken verfolgen Ergotherapeuten
den ganzheitlichen Ansatz, dass Aktivität sich positiv auf die
körperliche und geistige Gesundheit auswirkt. Hierfür greifen sie
auf umfeldgerechte, handlungsorientierte Beschäftigungs- und
Übungsmaßnahmen zurück. Dabei stimmen sie sich mit Ärzten,
Physiotherapeuten sowie Pflegefachkräften ab. Viel
Einfühlungsvermögen und ihr psychologisches Basiswissen setzen sie
für die Motivation der Patienten während einer Behandlung ein, auch
wenn es nur in kleinen Schritten vorangeht.
Mit der Absicht, die größtmögliche Selbstständigkeit ihrer Patienten
zu erreichen, betreuen sie diese oft über einen längeren Zeitraum
hinweg. Ergotherapeuten widmen sich etwa Kindern, denen es
schwerfällt, zu basteln und zu malen, oder die eine Lernschwäche
zeigen. Dabei berücksichtigen sie die geistigen, seelischen und
körperlichen Fähigkeiten des Kindes und beziehen auch die Eltern mit
ein. Liegt eine Entwicklungsstörung vor? Mitunter kann das
Gleichgewichtsempfinden oder die zentrale Reizverarbeitung
beeinträchtigt sein. Gezielt setzen sie spielerische Aktivitäten
ein, die neben der Bewegung auch Erfolgserlebnisse mit einbeziehen;
beispielsweise soll ein Haus aus Schaumstoffklötzen gebaut werden.
Jugendliche, Erwachsene oder Senioren werden von Ergotherapeuten
gefordert und gefördert. Oft sind dabei handwerkliche,
gestalterische oder musische Betätigungen der Patienten von
entscheidender Wichtigkeit, damit sie sich selbst bei der Arbeit mit
unterschiedlichen Materialien, aber auch mit Musik und Tanz besser
wahrnehmen können. Ergotherapeuten und -therapeutinnen kennen keine
Berührungsängste, wenn sie mit Patienten arbeiten, die z.B. durch
einen Unfall versehrt wurden oder an Demenz erkrankt sind. Auch
körperlichen Einsatz zeigen sie, z.B. führen sie gemeinsam mit den
Patienten motorisch-funktionelle Übungen aus, trainieren deren
Koordinationsfähigkeit und Muskelkraft oder üben gemeinsam mit ihnen
den Einsatz der neuen Prothese.
Abhängig von Diagnose und Erkrankung kann es für einige Patienten
auch in erster Linie darum gehen, körperlich wieder so fit zu
werden, dass sie sich im eigenen Haushalt selbst versorgen können:
Dazu zählen Waschen, Ankleiden, Essenszubereitung, Hausarbeit,
Einkaufen und andere Aktivitäten des täglichen Lebens. Insbesondere
bei orthopädischen oder rheumatischen Erkrankungen sowie bei
Amputationen sollen die Patienten wieder so mobil werden, dass sie
Alltagssituationen trotz ihres jeweiligen Handicaps bewältigen
können. Auch in Fragen der beruflichen Neuorientierung oder
Wiedereingliederung sind Ergotherapeuten mitunter Ansprechpartner
tätig und knüpfen bzw. vermitteln Kontakte zu den entsprechenden
Ämtern, Selbsthilfegruppen oder anderen Hilfsorganisationen,"
beschreibt die Arbeitsverwaltung den Beruf.
"Nach dem 1. Weltkrieg wurde überlegt, wie dei kriegsversehrten
Solden mit ihrem Handicap klarkommen können. Es sollte dabei nicht
nur um ihre Wundversorgung gehen. Die Männer sollten wieder
alltagstauglich gemacht werden. So entwickelte sich ein Berufsbild,
das lange Zeit unter dem Namen "Arbeitstherapie" bekannt war und
seine Arbeitsgebiete immer weiter entwickelte. Kinder, Senioren und
psychisch Kranke gehören heute genauso zur Zielgruppe der
Ergotherapeuten wie Unfallopfer.
"Normalerweise verfolgen Ergotherapeuten einen funktionellen Ansatz,
bei dem es darum geht, eine fehlende Funktion wiederzubeleben,"
erzählt Lauckern. "Mein Motto lautet `Fit fürs Lernen - Fit fürs
Leben'. Ich möchte insbesondere Kinder mit einer Legasthenie und
Dyskalkulie professionell helfen. Sie merken es schon: Ich habe den
Begriff der Ergotherapie sehr weit gefasst."
"An einer Rechenstörung oder Dyskalkulie hat niemand `Schuld', weder
das Kinder noch die Eltern. Es gibt mehrere mögliche Gründe, die als
Ursache in Frage kommen. Oft zeigen sich erste Unsicherheiten oder
Auffälligkeiten jedoch schon im vorschulischen Bereich. So können
Schwierigkeiten in der zeitlichen und räumlichen Orientierung
(vorher/nachher, früher/später bzw. weniger/mehr, kürzer/länger,
größer/kleiner) oder im Bereich der Pränumerik (sortieren von
Gegenständen nach bestimmten Merkmalen oder Probleme mit Vergleichen
wie weniger/mehr, größer/kleiner) erste Hinweise sein. Auch durch
den Einsatz falscher Lösungsstrategien über einen längeren Zeitraum
kann sich eine Rechenstörung manifestieren. Da sich mathematische
Sachverhalte durch unser gesamtes Leben ziehen, kann es oft zu
Problemen im alltäglichen Bereich kommen. Schwierigkeiten können
beim Verständnis von Tages-, Wochen- oder Jahresverlauf auftreten,
aber auch im Umgang mit Thermometer, Himmelsrichtungen oder auch der
Uhr.
Auch im Bereich der Lese-Rechtschreibschwäche gibt es eine Fülle von
möglichen Ursachen. Hauptursachen werden vor allem in den Bereichen
visuelle und auditive Wahrnehmung sowie Genetik zugeschrieben. Aber
auch die motorische und allgemeine körperliche Entwicklung gilt als
nicht unbedeutend. In der späteren Kindheit oder im Erwachsenenalter
zeigt sich die Lesefähigkeit oft etwas verbessert, die
Rechtschreibung jedoch bleibt problematisch," heißt es dazu in einem
Faltblatt, das in der Praxis ausliegt.
"Die schulischen Erfordernisse treten bei mir in den Hintergrund.
Bei mir stehen die grundlegenden Alltagsprobleme im Vordergrund,"
ergänzt Lauckner.
Der Ergotherapeut gehört zu den Hilfs- und Heilberufen. Steleln
Eltern motorische Verzögerungen (beispielsweise bedingt durch eine
Frühgeburt) oder emotionale und soziale Probleme (beispielsweise
Hyperaktivität) fest, können sie zu einem Kinderarzt gehen. Ist eine
Ergotherapie medizinisch angezeigt, stellt der Kinderarzt ein Rezept
aus, das die Eltern in der Regel ohne Genehmigung der Krankenkasse
bei einem Ergotherapeuten ihrer Wahl einlösen können.
Eine persönliche Bemerkung sei hier erlaut. Gefühle wie Scham
sollten keine Rolle dabei spielen, wenn es darum geht, seinem Kind
eine ergotherapeutische Behandlung angedeihen zu lassen. Natürlich
haben Kinder unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen. Natürlich
kommt nicht jedes Kind mit jedem Lehrer gleich gut klar. Natürlich
hat ein Kind immer wieder Phasen, in denen es keine Lust auf Schule
hat. Mathe, Deutsch und Englisch sind aber traditionell die
Hauptfächer in der Schule; Handwerk und Industrie setzen - auch im
Hinblick auf die Ausbildung und den späteren beruflichen Lebensweg -
sehr viel Wert auf diese Fächer. Stellen Eltern und Ärzte in diesen
Bereichen also Defizite fest, die sich auch durch
Nachhilfeunterricht nicht beseitigen lassen, liegt es also durchaus
im Interesse des Kindes, diese Defizite ergotherapeutisch beseitigen
zu lassen. |
Filmwissenschaftler |
Die Filmwissenschaft ist eine Kunst-
und Kulturwissenschaft. Sie kümmert sich um alle Bereiche der
Filmkunst, sowohl im Kino wie auch im Fernsehen. Dabei ist es egal,
ob es Spielfilme, Dokumentarfilme, Jugendfilme oder Kurzfilme sind.
Analysen solle es ermöglichen, Entstehung und Konzeption von Filmen
besser zu verstehen. Dabei werden vor allem theoretische und
ästhetische Strukturen in der Filmwissenschaft untersucht.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Film begann schon
1910 herum, also zu einer Zeit, als das Medium noch in den
Kinderschuhen steckte. In vielen frühen filmtheoretischen Arbeiten
geht es um die Frage, wie der Film in die Kunst eingeordnet werden
kann. Im Laufe der Jahrzehnte wird der Film dann unter verschiedenen
Blickwinkeln untersucht.
"Die Filmwissenschaft ist von Anbeginn an in der Duisburger
Universität vertreten," berichtet die Festschrift der
Niederrheinischen Universität. Der Duisburger Generalanzeiger fragt
nach: Was war damals los?
Josef Müller - Müller heißt einer der noch lebenden Filmpioniere.
"Ich bin mit 14 Jahren aus der Schule gekommen," erinnert sich der
102 Jahre alte und immer noch rüstige Senior. "Ich habe damals in
Emmerich gewohnt. Als Grenzstadt hatte Emmerich damals noch einen
kleinen Hafen. Die Grenzschifffahrt musste dort Station machen, bis
sie vom Zoll abgefertigt wurde. Die ersten Jahre arbeitete ich als
Schiffsjunge." Und so lernte der kleine Jupp nicht nur das
Rheinland, sondern auch die Niederlande kennen. "Wie sieht es in
Köln aus," fragten ihn seine Eltern aus. Oder: "Wie ist es denn so
in Amsterdam?" Maulfaul, wie Schiffsjungen nun einmal sind,
überlegte Jupp, wie er eine Antwort geben könne, ohne viel reden zu
müssen.
Fotografieren würde zu lange dauern; schließlich gab es noch keine
kleinen, handlichen Fotoapparate. Also griff Jupp zu Filmkameras.
Die waren damals zwar auch noch unhandlich; sie lieferten aber mehr
und vor allem: beweglich Bilder. Die Reiseberichte zeigt er dann im
Emmericher Kino.
Als Müller - Müller 25 Jahre alt war, heiratete er. Seine Frau Berta
arbeitete in der Landwirtschaft. Des vielen Reisens überdrüssig,
wechselte Müller - Müller in die Landwirtschaft. Auch hier filmte
Müller - Müller. Er machte Landschaftsaufnahmen. Er filmte aber auch
seine Heimat, Kirchen, Ausflugsziele, Hochzeiten, Trauungen und
Scheunenfeste. "Als ich 40 war, hatte ich alles Wichtige auf
Cellulois gebannt. Die Filmerei wurde allmählich langweilig,"
erzählt der unternehmungslustige Mann vom Niederrhein. "Meine Berta
schimpfte auch irgendwann. Ich hatte so viel Filmmaterial zuhause,
daß ich schon gar nicht mehr wußte, wohin damit. Eine Scheune war
schon voll."
Was also tun? Das Glück half. Müller - Müller kam durch Zufall nach
Duisburg. Dort sah er ein Plakat, das einen Vortrag an der
Duisburger Universität ankündigte. "Filmkunst am Niederrhein" lautet
der Titel. "Der Vortrag war so miserabel, daß ich frühzeitig
gegangen bin," erinnert sich Müller - Müller. So verärgert war er,
dass er Emmericher am nächsten Tag beim damaligen Fachbereichsleiter
vorsprach. "Das kann ich besser," sagt er nur. "Wieso?" - "Ich filme
selbst." - "Zeigen." Schon eine Woche später sprach Müller - Müller
erneut an der Universität vor. "Es war Winter. Bauer Brodden konnte
mich gut entbehren. Also kaufte ich mir eine Bahnfahrkarte und fuhr
in die Großstadt."
Mayer hieß der filmwissenschaftliche Fachbereichsleiter. Von
Weihnachten bis Sylvester schaute er sich die selbstgedrehten Filme
an. An Neujahr besuchte er Müller - Müller. Die Glückwünsche für das
neue Jahr waren dabei Nebensache. Ohne Studium und nur mit
Volksschulabschluss bekam Müller - Müller einen Arbeitsvertrag. Er
sollte alle wichtigen Ereignisse in Duisburg filmisch festhalten.
Die Herren Professoren analysierten nicht nur die wenigen deutschen
Filme. Sie experimentierten auch mit neuartiger Technik. Ganz egal,
ob es um Kosmetik, Beleuchtung, Filmmaterial, Kameras und
Studiotechnik ging, ständig sollte Müller - Müller neuartige
Erfindungen ausprobieren. "Nach Babelsberg war Duisburg damals
Zentrum der deutschen Filmindustrie. Hier wurden insbesondere
Dokumentarfilme und Lehrfilme für die Berufsausbildung gedreht." Als
Müller - Müller am Ende eines bewegten Berufslebens in Rente ging,
hinterließ er ein Werk von unschätzbarem Wert.
"Wir bewahren die Filme in unseren Kellern auf. Die Keller sind
inzwischen größer als die Unterrichtsräume," berichtet Prof. Dr.
Kaiser - König, heutiger Leiter des filmwissenschaftlichen
Fachbereichs. "Schließlich hat Herr Müller - Müller auch nach seiner
Pensionierung nicht aufgehört, zu filmen...." |
Finnougristik |
Die Finnougristik heißt gelegentlich auch Finno - Ugristik. Die
Finnougristik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die an einer
Universität unterrichtet wird.
Die finno-ugrischen Sprachen gehören zu den uralischen Sprachen. Die
Aufgabe der Finno - Ugristik ist die Erforschung und Lehre der
finno-ugrischen Sprachen. Finnisch, Ungarisch und Estnisch gehören
dazu. Doch es geht nicht nur um die Sprachwissenschaft. Die
Literaturwissenschaft und Landeskunde gehören auch dazu. Die
Finnougristik ist nun auch an der Niederrheinischen Universität zu
Duisburg angekommen. Andreas Nagy von und zu Naggelshausen ist dort
Dozent. "Das Wort `Nagy' ist ein ungarischer Ehrentitel. Schließlich
habe ich mich um das Land verdient gemacht," berichtet
Naggelshausen.
Chips sind lecker. Zumindest vor dem Fernseher. Bei einer Party.
Zumindest für junge Leute, jung gebliebene Leute und Jugendliche.
Ich esse auch gerne Chips. Ein Bier dazu ist wirklich herrlich.
Leider sind unsere deutschen Chips flau und laff. Ihnen fehlt
jeglicher Geschmack. Paprika gehört doch wohl zur
Standardausführung. Oder? Ja, richtig. Aber selbst das ist in
unserem Lebensmittelhandel nicht erhältlich. Was also tun? Genau:
selber würzen. Paprikapulver reicht da nicht; man schmeckt es ihm
überdeutlich an, dass es synthetisch und mit Geschmacksverstärkern
hergestellt wurde. Also muß ich mir selbst frische Paprika besorgen.
Ungarn - das ist der Plattensee, Zigeuner und Puszta. Die Puszta ist
die Region, in der es den leckersten Gulasch gibt, weich gekocht und
scharf gewürzt. Die Puszta - Region lebt auch heute noch von der
Landwirtschaft. Es gibt riesige Weideflächen für Rinder, die später
zu Gulasch verarbeitet werden. Doch damit ist es nicht getan.
Paprika wird hier genauso angebaut wie Chile, schwarzer und weißer
Pfeffer, Kümmel, Ingwer und Zwiebeln.
"Woher weißt du das alles," fragt mich mein Sohn. "Du hast doch
keine Ausbildung in der Gastronomie oder Landwirtschaft gemacht."
Richtig. Ich bin nur eine beschränkte Krämerseele. Und was machen
solche Leute? Ich bin in unsere Duisburger Stadtbücherei gegangen
und habe mir alle Bücher über Ungarn durchgelesen. Szczetelny heißt
der Ort, auf den meine Wahl fiel. Er sieht immer noch reizvoll und
exotisch aus. Er liegt mitten in der Landwirtschaft. Er war ideal
für meine Zwecke. Also fuhr ich hin. Und ich war begeistert. Trete
ich aus dem Hotel, ist es egal, wohin ich blicke. Überall gibt es
nur Paprikafelder. Gelber, grüner und roter Paprika überall.
Wirklich frischer, saftiger Paprika. Ich konnte nicht anders und
musste auf die Felder hinaus, einzelne Exemplare pflücken, mit nach
Hause nehmen und dort testen. Pulverisiert schmeckt der Puszta -
Paprika wirklich göttlich auf Chips.
"Papa, wieso darfst du klauen?" Mit großen Augen schaut mich mein
Sohn an. Dieser Bengel! Muss er mich so in Verlegenheit bringen.
"Klauen? Klauen? Wieso klauen? Ich habe doch nur eine Geschäftsidee
getestet." Ich winde mich geradezu in Verlegenheit. "Es ging doch
nur um den guten Zwecke. Ich wollte doch nur den Chipsliebhabern
hier in Duisburg helfen," kann ich da nur stammeln. "Dann erzähl mal
weiter," erlaubt mir mein Sohn gnädigerweise.
"Was wollen Sie machen? Paprika aus Ungarn importieren?" Es ist mein
Chef, der mich so fragt. Er hat gerade noch Zeit, diese Frage zu
stellen. Dann wird er von einem herzhaften Lachkrampf geschüttelt.
Die Folge: Ich muss meine Geschäftsidee selbst verwirklichen. Mein
erster Schritt: Ich gehe zur Volkshochschule und lerne Ungarisch.
Was gar nicht so einfach ist. Die Sprache enthält viele
Buchstabenkombinationen, die wir nicht kennen. Györ. Nagy. György.
Das sind nur einige Beispiele. Mir ist fast schon die Zunge aus dem
Mund gefallen, bis ich die richtige Aussprache gelernt hatte.
Zweiter Schritt: ganz viel landeskundliche Literatur besorgen.
Dritter Schritt: Informationen bei der örtlichen Industrie- und
Handelskammer besorgen. Vierter Schritt: Kontakte nach Ungarn
knüpfen. Fünfter Schritt. Die Existenzgründung.
Hört sich ganz einfach an, nicht wahr? So einfach war es dann doch
nicht. Ich habe fünf Jahre für diese fünf Schritte gebraucht. Zum
Glück war ich da noch nicht verheiratet; sonst hätte ich es
zeitlich nicht geschafft.
Und heute? Heute bin ich der führende Paprikaimporteur. Jeden Herbst
erreichen mich diverse LKW - Flotten aus Ungarn. Ich verarbeite die
Paprikaladungen dann zu Paprikapulver. Und den verkaufe ich dann
Chipsproduzenten.
"Sag mal, Sohnemann, wie sieht dein Chips denn so grün aus? Lass
mich mal die Tüte ansehen. Was steht da? Brennesselgeschmack?
Petersiliengeschmack? Basilikumgeschmack? Meine Güte, was es nicht
alles gibt. Glaube mir, mein Sohn, Chips mit Paprika sind immer am
besten...
(Duisburger Kurier, 10.10.2020)
Andreas von und zu Naggelshausen ist ein Duisburger Unternehmer. Er
importiert Gewürze aus den Gegend rund um den Plattensee. Diverse
berufliche Aufenthalte vor Ort ließen ihn die Gegend kennenlernen.
Er beherrscht die Landessprache. Grund genug für die
Niederrheinische Universität, ihn mit einem ganz besondere
Lehrauftrag zu betrauen. "Die Wirtschaftsstruktur Ungarns" heißt der
etwas trockene Titel. Wie sieht die ungarische Wirtschaftspolitik
aus? Welche Firmen gibt es? Wem gehören sie und was stellen hier?
Welche Bodenschätze gibt es? Diesen Fragen soll Naggelshausen
nachgehen.
"Ich find' den Auftrag blöd," behauptet Konrad, Naggelshausens Sohn.
"Papa will doch nur Weltmeister im Gulauschweitschießen werden und
sucht noch die richtige Gulaschkanone dafür."
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Fleischer
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Wenn es bei einer Sache um die Wurst
geht, dann steht die Entscheidung an. "Wir Fleischer stellen
Fleisch- und Wurstwaren her. Der Trend geht aber immer weiter in
Richtung Kochberuf," berichtet Hans - Jörg Nolte, seines Zeichens
Obermeister der Duisburger Fleischer - Innung.
"Fleischer beurteilen die Fleischqualität der lebenden Tiere,
schlachten, entbluten und enthäuten sie und nehmen sie aus. Dann
zerlegen sie die Schlachttierkörper, bereiten das Fleisch zum
Verkauf vor oder verarbeiten die Teile zu Fleisch- und Wurstwaren
weiter. Das Fleisch wird von ihnen beispielsweise zerkleinert,
gekocht, gebrüht oder geräuchert. Je nach Rezept geben sie Zutaten,
Würzmittel und Konservierungsstoffe dazu. Neben Wurst stellen sie
auch Feinkosterzeugnisse, Fertiggerichte, Konserven und
Feinkostsalate her und verpacken die Fleischprodukte.
Für den Verkauf bereiten Fleischer die Fleischstücke zum Beispiel
als Braten, Schnitzel oder Hackfleisch vor und richten Wurst,
Feinkost und Salate in der Verkaufstheke her. Sie beraten die Kunden
und verkaufen die Waren. Für den Imbissbetrieb bereiten sie
verschiedene Speisen zu, für den Partyservice richten sie kalte
Platten an und kochen warme Gerichte. Bei all ihren Tätigkeiten
müssen Fleischer die gesetzlichen Vorgaben, beispielsweise das
Lebensmittelrecht und die Hygienevorschriften, genau einhalten. Dies
gilt auch für das Reinigen der in der Fleischerei verwendeten
Maschinen und Geräte," beschreibt BerufeNet, die berufskundlichen
Seiten der Arbeitsverwaltung, den Beruf.
Im Grunde sei diese Beschreibung richtig, erzählt Nolte; im Jahre
2005 seien in der Ausbildungsordnung aber einige Änderungen
eingetreten. Es gibt nun zwei Kernkompetenzehn, die der Lehrling am
Ende der Ausbildung beherrschen muss. Die Herstellung vom Fleisch-
und Wurstwaren ist die eine, das Zerlegen von Fleisch und seine
Veredlung die andere. Wahlqualifikationen kommen hinzu. Der Verkauf
(beispielsweise als Ladenmetzger oder der Partyservice), das
Schlachten oder das Herstellen besonderer regionaler Spezialitäten
("Im Rheinland könnte das Panhas eine solche Spezialität sein!")
sind mögliche Wahlqualifikationen.
Dreck und Gestank verhalfen dem Beruf früher zu einem schlechten
Image. Das eigentliche Schlachten erfolgt heute in Schlachthöfen.
Dort leisten "Lohnschlachter" mit genau beschriebenen
Aufgabenbereichen Akkordarbeit, die gleichzeitig auch
Fließbandarbeit und Massenproduktion ist. Der Fleischer muss daher
in der täglichen Arbeit kaum noch mit Dreck und Gestank kämpfen.
Heute stehen Veredlung und Haltbarkeit des Fleisches im Vordergrund.
Wer Fleischer werden möchte, sollte möglichst schon als Schüler ein
Praktikum in "seinem" Beruf ableisten. So merkt der Jugendliche, ob
der Beruf was für ihn ist. Gleichzeitig merken Jugendlicher und
Betrieb, ob man zueinander passt. Eine gute Auffassungsgabe,
handwerkliches Geschick, die Bereitschaft, Leistung zu bringen und
Verantwortung zu übernehmen, gute Noten in Deutsche und Mathematik
und Grundtugenden wie Fleiß, Ordnungssinn, Höflichkeit,
Pünktlichkeit und Sauberkeit sind Eigenschaften, die der ideale
Lehrling mitbringt.
Nach der Lehre steht der Nachwuchskraft dann die Welt - beruflich
gesehen - offen. Ein Meistertitel und anschließende Selbständigkeit
wie ein Studium und die Arbeit im städtischen Veterinäramt sind
mögliche Alternativen. Doch Vorsicht! Die berufliche
Selbständigkeit will wohl überlegt sein. "Der Duisburger
Innungsbezirk umfasst das Duisburger Stadtbezirk. Im Handwerk gibt
es heute 40 selbständige Fleischer. Fast alle davon sind
Innungsmitglieder. In der Regel sind es Familienmitglieder. Als ich
1984 Innungsobermeister wurde, gab es noch 124 Fleischerei -
Betriebe. Es gibt ein Überangebot an Betrieben; die Selbständigen
können diesem Druck nicht standhalten. Früher kaufte ich als Metzger
geringe Mengen Fleisch beim Bauern und konnte die Preise selbst
ausmachen. Heute gibt es Großhandelsfirmen, die große Mengen Fleisch
kaufen und damit den Markt und die Preise bestimmen. Selbständigkeit
lohnt es eigentlich nur dann, wenn ich einen laufenden Betrieb
übernehme."
Himmel und Erde (im Rheinland: Himmel un Ääd) ist ein traditionelles
rheinisches, westfälisches, niedersächsisches und schlesisches
Gericht aus Stampfkartoffeln und Apfelmus.
Das Gericht ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Seinen Namen
erhielt es von der früher verbreiteten und auch heute noch in
verschiedenen Regionen gängigen Bezeichnung Erdapfel für Kartoffel,
so dass ?Himmel für die Äpfel an den Bäumen und ? Erde für die
Äpfel in der Erde als Hauptbestandteile des Gerichts stand.
Häufig wird ?Himmel und Erde zusammen mit (geräucherter) gebratener
Blutwurst, gerösteten Zwiebeln und auch Speck oder gebratene
Leberwurst serviert. In der Region um Hamburg gehört Grützwurst
dazu.
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Flößer |
Der Beruf des Flößers ist heute
ausgestorben. Holzfäller, Köhler und Flößer arbeiteten früher eng
zusammen. Die Aufgabe des Flößers? Er trieb die gefällten Holzstämme
auf Flüssen mittels improvisierter Flöße zu den Brettmühlen,
Köhlereien oder Holzplätzen. Als dann die Eisenbahn aufkam und der
Transport des Holzes so billiger und schneller wurde, war das der
Tod des Berufsstandes.
dass die Freiheit über den Wolken wohl grenzenlos sein muss, wissen
wir ja schon aus dem deutschen Schlager. "Flugzeuge sind bei den
heutigen Kerosinpreisen viel zu teuer. Und fliegende Teppiche sind
auch keine exotischen Verkehrsmittel mehr," berichtet Ronald
McRonald. Der US - Amerikaner hat ein Fahrunternehmen der ganz
besonderen Art eröffnet. Bei ihm sind fliegende Flöße erhältlich.
Fliegende Bäume? Das geht doch gar nicht. Das Holz ist doch viel zu
schwer dafür. "Das behaupteten auch schon andere Leute," hält der
geschäftstüchtige Yankee aus Conneticut dagegen, nur um sofort seine
verschiedenen Fluggeräte vorzustellen.
Das Kanu wird mittels Pedalen angetrieben. Es funktioniert ähnlich
wie ein Fahrrad mit angeschlossenem Helikopter. 3 Personen können in
dem Baumstamm sitzen. Sie treten regelmäßig in die Pedale. Über eine
einfache Mechanik wird ein Rotor angetrieben. Entsprechende
Bemühungen vorausgesetzt hebt das Flugzeug dann ab.
Beim 5er-Pack sind 5 Bäume zu 5 Quadratmeter zusammengestellt. Diese
Grundfläche wird von einem Lufterwärmer und einem darüber
befindlichen Tuch in einen Ballon verwandelt. "Kleine Leute können
darauf bequem liegen," berichtet McRonald. Und gesteht auch gleich:
"Luxus bietet dieses Luftschiff nicht. Man ist hilflos den Elementen
ausgeliefert. Steuern kann man auch nicht, landet also dort, wohin
der Wind den Baumballon treibt. Der Baumballon ist nur für
hartgesottene Menschen."
Auf Vögel als Zugtiere muss McRonald allerdings verzichten. "Die
Bäume sind dafür zu schwer," bedauert McRonald die Situation. Nur
die Sträuße sind schnell und schwer genug, um Baumstämme ziehen zu
können. Das Problem dabei: Die Sträuße können nicht fliegend und
kommen somit als Starthilfe nicht in Frage.
Vor 5 Jahren machte McRonald Urlaub in der persischen Provinz
Lollistan. Dort besuchte er interessehalber eine Teppichknüpferei.
Der Besitzer fragte ihn, ob er schon die benachbarte Fahrschule für
fliegende Teppiche besucht habe. McRonald musste verneinen. Der
Teppichknüpfereibesitzer nahm ihn an der Hand, begleitete ihn zur
Teppichflugschule, gab McRonald die ersten Flugstunden und wurde so
zum Geburtshelfer eines neuen Hobbys. Doch oh wehe - das Ende
des Urlaubs nahte und somit die Rückkehr in die Heimat.
"Von wegen: Der Beruf des Flößers ist ausgestorben," trumpft
McRonald an dieser Stelle selbstbewusst auf. "Seit 1782 gibt es in
meiner Familie ununterbrochen Flößer, die meisten davon auf Flüssen
und Seen."
Das Wort "Luftschiff" habe ihn dann nach seinem Persien - Urlaub auf
die Idee gebracht, sich mit Luftschiffen aus Holz, also fliegenden
Flößen zu beschäftigen. "In meiner Heimatstadt gibt es viel Holz,
sehr viel Holz sogar. Die Förster Waren über meine neue berufliche
Tätigkeit begeistert. So konnten sie die umliegenden Wälder auf ein
normales Maß lichten und wurden auch gleich das Baumholz los."
Diverse Bruchlandungen später waren dann die beiden vorgestellten
Baumschiffe fertig. Die Abnahme durch den TÜV verlief ohne Probleme.
Jetzt sind die Luftflöße für den Luftverkehr zugelassen. "Ich habe
keine Ahnung, warum das so ist, aber Birken sind die besten
Luftfloßmaterialien," berichtet McRonald. "Sie sind leicht,
aerodynamisch schnittig, und leicht zu beschleunigen."
Bäume mit Raketenantrieb sind McRonalds neuestes Projekt. Die
richtige Mischung in die Gasflasche und schon könnte die Post
abgehen...
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Gärtner |
Wer rote Rosen oder Vergissmeinnicht
verschenkt, der ist schwer verliebt. Unbeliebte Menschen erhalten
dagegen Kakteen. "Der Umgang mit Blumen macht Spaß. Wer mehr davon
will, wird Florist," wirbt der Fachverband Deutscher Floristen.
Floristen bestimmen, pflegen und versorgen Pflanzen und gestalten
Blumen und Pflanzenschmuck. Nach eigenen Ideen oder nach den
Wünschen der Kunden binden sie Sträuße, fertigen Kränze,
Brautschmuck sowie Tisch- und Raumschmuck. Dem Anlaß entsprechend
wählen sie Blumen und Pflanzen aus, stellen sie zusammen und
verarbeiten sie mit weiteren Werkstoffen wie zum Beispiel Bändern,
Kerzen, Trockenblumen, Gräsern oder Zweigen zu Sträußen und
Gestecken. Sie gestalten und bepflanzen Gefäße und legen Pflanzungen
für dauerhaften Raumschmuck an. Auch die Gestaltung von
Schaufenstern und Verkaufsräumen gehört zu ihren Aufgaben. Sie
beraten die Kunden bei der Auswahl von Schnittblumen, Topfpflanzen,
Gestecken, Sträußen und Kränzen und geben Hinweise zur Pflege von
Blumen und Pflanzen. Floristen berechnen Preise, verkaufen und
ermitteln den Warenbedarf, holen Angebote ein und bedienen die
Kasse. Im Rahmen des Blumengeschenkdienstes nehmen sie Aufträge an,
leiten sie weiter und liefern bestellte Blumen aus.
So beschreibt "beruf aktuell", das berufskundliche Buch der
Arbeitsverwaltung den Beruf des Floristen. Doch zunähst noch ein
paar statistische Daten zur wirtschaftlichen Lage des Blumenhandels.
Deutschland liegt beim Verbrauch von Schnittblumen und Grünpflanzen
weltweit in der Spitzengruppe. Jeder Bundesbürger gibt
durchschnittlich 152 Mark im Jahr dafür aus, jährlich sind es etwa 8
Milliarden Mark. Das entspricht einer Menge von ungefähr von 300.000
Schnittblumen im Jahr. Anfang 1999 gab es rund 16.000 Fachgeschäfte
in Deutschland. Sie beschäftigten insgesamt 100.000 Menschen - eine
erstaunliche Zahl für einen Handelszweig der schon seit langem einer
harten internationalen Konkurrenz ausgesetzt ist. Zu den einheimisch
produzierten Schnittblumen kommen jedes Jahr Importe im Wert von
etwa 2,3 Milliarden Mark. Davon kommen rund 70 Prozent aus Holland,
jeweils rund 10 Prozent aus Italien und Dänemark und geringe Mengen
aus Nicht - EU - Ländern wie Costa Rica, Kolumbien, Sri Lanka und
Peru. Der Florist ist noch immer ein Frauenberuf. Von 1.126
Lehrverhältnissen, die 1997 in Bayern existierten, waren 1.091 von
Frauen besetzt, was einem Anteil von 97 Prozent ausmacht.
Die Floristik. Zumindest in ihrer modernen Form ist sie mehr als das
Wissen um die Blumen und ihr Wässern. Sie besitzen eine gewissen
künstlerische Ader. Immerhin müssen sie Blumen arrangieren. Als
Kränze, manchmal sogar im Haar und als dekorativer Bestandteil der
Bekleidung. Mancher Kunde mag Blumen ja vielleicht sogar als
schmückenden Teil der Wohnungseinrichtung. Ein Faible für Formen und
Farben ist hier wichtig. Doch Floristen sind auch Kaufleute, die
ihre Ware an den Mann bringen möchten. Eine ansprechende
Ladeneinrichtung, hübsches Verpackungsmaterial, Bänder und Schleifen
spielen hier eine wichtige Rolle. Auch dies muss ein Florist kennen.
Trockenblumen, Terrakotta, Vasen, Beleuchtung,
Dekorationsgegenstände und Nippes sind weitere Verkaufsartikel, die
inzwischen in Blumengeschäften angeboten werden.
Hydrokultur ist natürliche Pflanzenhaltung ohne Erde, gestützt auf
das Wissen um die lebensnotwendigen Wachstumsfaktoren: Licht, Luft,
Wärme, Wasser und Nährstoffe. Dazu ein natürlicher Halt in Blähton,
um den Pflanzen einen soliden Stand zu geben und sie in Töpfen mobil
zu haben.
Blähton ist geblähter Ton, ist dem Vulkangestein ähnlich,
langfristig stabil und lässt den Wurzeln der Pflanze Luft zum Atmen.
Wurzen haben vornehmlich zwei Aufgaben: Sie nehmen Wasser samt den
darin enthaltenen Nährstoffen auf und verankern die Pflanzen so
fest, dass sie wachsen und Stand halten können. Blähton ist in
seiner Struktur von besonderer Bedeutung. Er wird aus Ton gewonnen
und erhält in einer Brennkammer seine charakteristischen
Eigenschaften. Er ist ein spezieller Blähton für die Hydrokultur,
ist sauber, biologisch neutral, leicht porös und infolgedessen
lufthaltig. Die gute Kapillarität des Blähtons, d. h. die Fähigkeit,
Wasser zu leiten und mit dem Wasser auch die Nährstoffe, ist von
besonderer Bedeutung.
In neunzig Prozent aller Fälle sind Gießfehler schuld, wenn es den
Pflanzen schlecht geht. Der wesentliche Vorteil der Hydrokultur ist
also nicht zu unterschätzen: Hier kann man sehen, wie viel Wasser
die Pflanze noch hat, und wann sie wie viel braucht. Auskunft gibt
der Wasserstandsanzeiger: Am unteren Ende des Anzeigepegels schwimmt
ein kleiner Ball auf dem Wasser - und mit ihm auf und nieder. Auch
mit solchen Exoten unter den Pflanzen kennen sie die Floristen
natürlich aus - auch wenn Geburtstage, Hochzeiten, Beerdigungen,
kirchliche Feiertage oder der Valentinstag beliebte Gelegenheiten
sind, die gängigen Blumen zu verschenken.
Nur so nebenbei bemerkt: 1951 gründeten Agrar-Wissenschaftler und
einige auf die Zukunft orientierte, aufgeschlossene Pflanzenfreunde
die Deutsche Gesellschaft für Hydrokultur (GDHK). Sinn und Zweck war
die Förderung von Kulturversuchen mit erdelosen Pflanzen in Gefäßen.
Das Ziel, nämlich die gesunde Pflanzenhaltung in Gefäßen, forderte
auch verschiedene umfangreiche Versuche mit eventuellen Substraten.
Gegen Ende der `60er Jahre fiel die Entscheidung aufgrund seiner
besonderen Vorteile auf den Blähton. Nur wenige Jahre später war das
Hydrokultur - System mit Ebbe und Flut im Wasseranstau perfekt. Die
Innenraumbegrünung mit erdelosen Zierpflanzen, auch aus
subtropischen und tropischen Zonen der Welt, wurde machbar.
Aber Pflanzen sind keine toten Möbelstücke, wie die DGHK feststellt.
Viele Wohnungen, Arbeits- und Geschäftsräumen sowie Büro fehlt es an
Wachstum förderndem Licht. Die Heizungen werden über das Wochenende
oder während der Urlaubszeit heruntergeschaltet. Die verbleibenden
Pflanzen leiden darunter: Unter- oder Übertemperaturen sind die
Folge.
Der Gartenbau ist ein bedeutender und vielseitiger Wirtschaftszweig.
Hier arbeiten mehr als 400.000 Menschen. Fast 40.000
Haupterwerbsbetriebe spezialisierten sich in den verschiedenen
Fachsparten. Zusammen erwirtschaften sie einen jährlichen Umsatz von
mehr als 20 Milliarden DM. Die Tendenz ist steigend. Der Gartenbau
präsentiert sich dabei zukunftsorientiert. Innenraumbegründung,
Pflanzenkläranlagen oder Dach- und Wintergärten werden ebenso gelöst
wie dei traditionellen Bereiche. Deshalb ist auch die Ausbildung im
Gartenbau sehr beliebt - behauptet zumindest der Zentralverband
Gartenbau. Die Vielzahl der Ausbildungswege in den verschiedenen
Fachrichtungen spricht unterschiedliche Begabungen und Neigungen an.
Derzeit gibt es hier 16.000 Lehrlinge, von denen fast 40 Prozent
weiblich sind.
Zierpflanzengärtnereien gehören zu den bekanntesten Berufsbereichen
des Gartenbaus. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich die
Produktionsbetriebe immer stärker auf die Kultur bestimmter
Pflanzengruppen spezialisiert. In modernen Gewächshäusern
produzieren Zierpflanzengärtner das ganze Jahr über Blumen und
Pflanzen. Dabei helfen ihnen computergesteuerte Bewässerung und
Düngung, Belüftung, Belichtung und Schattierung. Andere Betriebe
suchen den direkten Kontakt zum Kunden in ihren Blumengeschäften
oder Verkaufsgewächshäusern.
Stauden sind ausdauernde nicht verholzende Pflanzen, die durch ihre
grüne und blühende Vielfalt Pflanzenliebhaber und Gärtner
gleichermaßen begeistern. Zu ihnen zählen Gartenblumen wie
Rittersporn und Iris ebenso wie Gräser, Farne, Sumpf- und
Wasserpflanzen. Stauden findet man heute überall in Gärten und
Parks, in Grünanlagen und auf Friedhöfen, im privaten wie im
öffentlichen Bereich. Selbst in der Natur stellen sie den größten
Anteil des Pflanzenreichs. In den vergangenen Jahren spezialisierten
sich immer mehr Gärtnereien auf die Erzeugung von Stauden. Bei der
Kultur der Pflanzen werden Staudengärtner durch moderne Technik
unterstützt: Bewässern, Lüften und Heizen erfolgen meist schon per
Knopfdruck.
Bäume und Sträucher prägen unsere Umgebung. Sie sind es, die
Straßen, Plätzen, Gärten und Parks Atmosphäre verleihen und optische
Akzente setzen. Gehölze zaubern `Grün' ins das triste `Grau' der
Städte. Auch dienen sie bei der Rekultivierung von Abbauflächen,
Deponien und Kieselgruben der Wiederherstellugn eines harmonischen
Landschaftsbildes. In der Baumschule erlernt der Gärnter die art-
und fachgerechte Vermehrung der Gehölze. Trotz weitgehender
Technisierung der meisten Kultur- und Pflegearbeiten kommt es neben
guten Fachtkenntnissen des Baumschülers nach wie vor auf geschickte
Handarbeit an.
Vielfalt und Frische sind die beiden wichtigsten Ansprüche an Gemüse
aus heimischer Erde. Vielfalt ist durch die bereits bestehende
Auswahl unterschiedlichster Arten und Sorten, die in unseren
Breitengraden gedeihen, gewährleistet. Darüber hinaus stehen aber
auch bei der Züchtung neuer Sorten als Ziele die Qualität, die
Vielfalt und der Geschmack an erster Stelle. Die Gemüsegärtner
sorgen in ihren Betrieben für termin- und artgerechte Kultur- und
Pflegemaßnahmen. Der integrierte Anbau als umweltschonendes
Kulturverfahren stellt hohe Anforderungen an das Wissen und Können
der Gärtner im Gemüsebau. Ein Spezialbereich ist der Pilzanbau. In
besonders ausgestatteten Kulturräumen werden unter weitgehend
automatisierter Klimasteuerung für die Kultur von Champignons und
anderen Speisepilzen optimale Wachstumsbedingungen geschaffen. In
modernen Betrieben werden Kern-, Stein- und Beerenobst erzeugt, also
beispielsweise Äpfel, Kirschen, Erdbeeren, Johannisbeeren und
Pflaumen. Mit speziellen Maschinen für die Bodenvorbereitung und
Pflege. Und mit umfangreichem Wissen über Veredlung und Schnitt,
Pflanzenschutz und Düngung sowie Standort- und Sorteneigenschaften.
Gärtner im Obstbau setzen all ihr Wissen und Können ein, um das Obst
umweltschonend zu erzeugen. Grundlage dafür ist der Integrierte
Anbau, bei dem alle Kulturmaßnahmen optimal aufeinander abgestimmt
sind. Spezielle Technik sorgt für die Erleichterung der im Obstbau
anfallenden Arbeiten. Moderne Lagerverfahren ermöglichen die
`knackige' Frische über Monate.
Gärtner gestalten die Umwelt. Dies wird beim Garten-, Landschafts-
und Sportplatzbau besonders deutlich. Hier sind die Gärtner
Bindeglied zwischen Natur und Technik. Landschaftsgärtner bauen und
pflegen Gärten und Parks sowie Spiel- und Sportplätze. Hier muss
beispielsweise gepflanzt und gepflastert werden. Landschaftsgärtner
übernehmen aber auch die Anlage von Biotopen sowie Dach- und
Fassadenbegrünungen bis hin zu Rekultivierungsmaßnahmen bei
Abbaugebieten, Deponien und Kiesgruben.
Friedhöfe stellen in vielen Städten die größten noch
zusammenhängenden Grünflächen dar. Sie sind Orte ohne Autos und
Verkehrslärm (na ja, manchmal zumindest). Denn neben ihrer Aufgabe,
letzte Ruhestätte und Ort der Besinnung zu sein, sind Friedhöfe so
etwas wie die "Grüne Lunge" unserer Städte. Friedhofsgärtner haben
ein vielseitiges Aufgabengebiet. Sie legen Grabstätten an,
bepflanzen und pflegen diese sowie sorgen für Gebinde, Kränze und
Trauerdekorationen. Friedhofsgärtner stehen den Bürgern im
Trauerfall mit Rat und Tat zur Seite. Dies erfordert neben viel
grünem Sachverstand ein besonderes Verständnis für andere Menschen.
So beschreibt der Zentralverband Gartenbau den Beruf des Gärtners.
"Der Gartenbau ist ein expandierender und zukunftsorientierter
Wirtschaftszweig. Steigendes Ernährungs- und Umweltbewußtsein bieten
günstige Voraussetzungen für die Entwicklung der Unternehmen. Sie
bieten ein differenziertes Angebot an sicheren Arbeitsplätzen."
|
Gefängnisseelsorger |
Wer die Faust im Nacken spürt, dem geht
es schlecht. "Na, na, also bitte. Erstens bin ich ein Mann. Und
zweitens bin ich ein Pfarrer, also ungefährlich," hält Hauke Faust
dagegen. Der sympathische und umgängliche Theologe arbeitet als
Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Duisburg - Hamborn.
"Ausgehend von den Bestimmungen unserer Verfassung haben die
Strafgefangenen ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Seelsorge,"
berichtet Faust. Rund 240 Haftplätze gibt es im Hamborner Knast. 120
weitere Plätze kommen in der Zweigstelle in der Duisburger
Innenstadt und je 100 weitere Haftplätze in den Zweigstellen in
Oberhausen und Dinslaken hinzu. Während Dinslaken ein reiner
Frauenknast ist, sitzen in Oberhausen Männer ein, die nur zur einer
kurzzeitigen Haftstrafe verurteilt wurden. "Ein Kollege von mir
betreut die Gefängnisse in Oberhausen und Dinslaken," grenzt Faust
seinen Wirkungskreis ein.
Vom Fahren ohne Führerschein bis zum Mord ist in Hamborn alles an
Straftaten vertreten. Überwiegend Untersuchungshäftlinge sitzen in
der JVA ein, aber auch Leute, die eine Ersatzfreiheitsstrafe
verbüßen. Dies sind Leute, die ein Bußgeld nicht bezahlen konnten.
Neben der diakonischen Arbeit (beispielsweise Pakete zu
Weihnachten), Freizeitgestaltung (Dart, Kickern, Karten spielen) und
Gesprächsgruppen zu verschiedenen Themen kann bei Faust bei sozialen
oder familiären Problemen Außenkontakte herstellen. "Ich kann
beispielsweise Sonderbesuche von Ehepartnern organisieren. Ich kann
ein Helfer sein, um die Probleme zu lösen."
Alle 14 Tage und an kirchlichen Feiertagen feiert Faust einen
Gottesdienst. Die "begleitenden Gespräche" sind dem Seelsorger aber
auch wichtig. "Die Untersuchungshaft ist eine schwierige Situation
für die Häftlinge. Die Unsicherheit ist groß. Was geht ab im
Gerichtsverfahren? Was ist mit der Arbeitsstelle, der Wohnung, der
Familie, dem Geld? Wichtig ist, dass ich der Schweigepflicht
unterliege. Es dringt also nicht nach draußen, was ich mit den
Häftlingen bespreche. Davon erscheint nichts in der Akte. Wichtig
ist etwas ganz anderes. Bei Untersuchungshäftlingen bin ich auf die
Erlaubnis des Richters angewiesen. Das heißt, dass der
Untersuchungsgefangene die Teilnahme am Gemeindeleben beantragen und
der Richter dies genehmigen muss."
Die enorme Fluktuation der Gemeindeglieder sei schon ein großes
Problem. Eine langfristige Arbeit an einem Thema, die persönliche
Beziehung zu einem Gemeindeglied ist hier nicht zu schaffen. "Die
Leute sind ja unter Umständen schon nach 2 Wochen wieder weg. Ich
kann aber auch nicht - wie etwa in einer Ortsgemeinde - der Leitwolf
sein, nach dem sich alle richten. Ich muss realistisch sein. Ich
kann da sein, wenn ein Untersuchungshäftling jemanden zum reden
braucht. Ich kann Hilfestellung geben."
"Ein sicheres Auftreten und Selbstbewusstsein ist bei der Arbeit
wichtig," betont Faust. "Als Gefängnisseelsorger muss man in sich
selbst ruhen. Man muss das System Knast (inklusive seiner Dienste)
kennen. Man ist auf die Gefängnisleitung angewiesen und muss
trotzdem seine Unabhängigkeit bewahren."
Ein Ideal, ein Wunschbild gibt mir Faust am Ende des Gesprächs doch
noch mit auf den Weg. "Die Gemeinde Gottes ist nicht teilbar. Es
müsste einen Dialog zwischen den Häftlingen und den normalen
Gemeindemitgliedern auf der Straße geben. Dass das in der täglichen
Praxis nicht geht, ist mir natürlich auch klar. Daher gehe ich gerne
in Presbyterien und berichte dort über meine Arbeit."
|
Glaser |
"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer
ist die Schönste im ganzen Land," fragt die böse Königin im Märchen.
"Wer unser Leistungsspektrum kennenlernen möchte, braucht nur im
Internet unser
www.glas-scholl.de nachzuschauen," berichtet Dirk Lankermann,
Inhaber der Neuenkamper Traditionsfirma Glas Scholl. Wer wissen
möchte, was Glaser tun, sei auf die berufskundliche Literatur der
Arbeitsverwaltung ("BerufeNet", "berufe aktuell") verwiesen.
"Glaser der Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau stellen - grob
gesagt - überwiegend Fenster und Glastüren her. Da es die meisten
Betriebe in Süddeutschland gibt, wird diese Fachrichtung in Duisburg
nicht ausgebildet. Bei den Glasern der Fachrichtung Verglasung und
Glasbau geht es beispielsweise um Glasduschen und Glasschiebetüren.
Der "konstruktive Glasbau" kommt hinzu. Dazu zählen beispielsweise
rahmenlose Vitrinen. Auch die Glasveredlung (Gravuren, Schliffe)
wird in dieser Fachrichtung ausgeführt. Es gibt zwei Sachen, die
Glaser nicht herstellen, nämlich Trinkgläser und Autoscheiben,"
erklärt Lankermann.
Glas Scholl ist Ausbildungsbetrieb. "Wer Glaser werden möchte,
sollte die Mittlere Reife vorweisen, körperlich belastbar sein sowie
technisches Verständnis und eine vernünftige Auffassungsgabe
besitzen," betont Lankermann. Preußische Kardinalstugenden wie
Höflichkeit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Genauigkeit
und Ehrlichkeit kommen hinzu. "Vielen Jugendlichen fehlen
Eigenschaften wie Fleiß und Leistungsbewusstsein. Das wird im
Elternhaus leider nicht vermittelt," bedauert Lankermann.
15 Glaser sind in dem Unternehmen beschäftigt. Glas Scholl zählt
damit schon zu den Größten in einer Branche, in der durchschnittlich
2 Glaser in einem Betrieb beschäftigt sind. "Das Glaserhandwerk ist
eine kleine Zunft. Der Glaser ist ein Nischenberuf. Dementsprechend
wenig bilden wir aus," bedauert Lankermann die gegenwärtige
Situation. Ob der Glaser auch ein Ausweichberuf ist, den man als
Jugendlicher ergreift, wenn man sonst nichts findet? Lankermann, der
auch stellvertretender Obermeister der örtlichen Glaserinnung ist,
schaut bei dieser Frage doch ein wenig irritiert drein. Die
Erfahrung, einen Ausweichberuf auszuüben, scheint ihm doch sehr
fremd zu sein.
Im Glaserhandwerk besteht Meisterzwang. Dies ist Lankermann auch
sehr wichtig, wie er mehrfach betont. "Die Ausbildung garantiert
Qualität bei der Arbeit. Es kann und darf nicht sein, dass Pfusch am
Bau nur deswegen geschieht, weil die Leute nicht vernünftig
ausgebildet und ganz schnell wieder pleite sind."
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Gleisbauer
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Wer auf die schiefe Bahn gerät, bei dem
läuft etwas schief im Leben. "Für diese Bahnen sind wir nicht
verantwortlich," hält Carsten Dubrau von der Firma Walter Gasthaus
Gleis- und Tiefbau GmbH & Co. KG dagegen. Der Diplom - Ingenieur
betreut dort die Gleisbauer.
Gleisbauer bauen Gleisanlagen, indem sie Schienen und Weichen
montieren und verlegen. Gleisbauer stellen auch Bahnübergänge her.
Außerdem erhalten Gleisbauer die Betriebssicherheit der
Schienenfahrwege, indem sie die Gleise kontrollieren, vermessen und
auftretende Mängel an den Gleisanlagen beseitigen. Dabei wechseln
sie beispielsweise abgenutzte und fehlerhafte Weichen und Schienen
aus. Schwellenschrauben nachziehen? Höhen- und Richtungsfehler
beseitigen? Lose liegende Schwellen unterfüttern? Die notwendige
Gleisbettung erneuern? Auch das gehört zu ihren Aufgaben. dass die
Gleisbauer Baumaschinen und Baugeräte bedienen, ist wohl
selbstverständlich. Spezielle Gleisbau- und
Gleisbauüberwachungsmaschinen kommen hinzu. Der Gleisbauer ist ein
staatlich anerkannter Beruf.
Die Firma Gasthaus wurde 1920 gegründet. Die Familie Gasthaus führt
das Unternehmen bereits in der 3. Generation. 80 Mitarbeiter
beschäftigt das Unternehmen, das auch Kranbahnbau und
Fahrleitungsbau anbietet.
2 Lehrlinge stellt das Unternehmen pro Jahr an. "Wir bilden dabei
nicht über Bedarf aus. Wir bilden aus, um zu übernehmen. Wir ziehen
unseren Nachwuchs heran," berichtet Dubrau. "In den ersten beiden
Lehrjahren werden die Jugendlichen zum Tiefbaufacharbeiter
ausgebildet. Die Jugendlichen lernen dabei beispielsweise den
Schalungsbau, den Rohrleitungsbau udn Pflasterarbeiten kennen. Im
dritten Jahr erfolgt dann die Spezialisierung auf den eigentlichen
Gleisbau."
Seit 5 Jahren bietet das Unternehmen, das im Neumühler Gewerbegebiet
ansässig ist, Nachwuchskräfte aus. "Körperliche Belastbarkeit und
Zuverlässigkeit sind in dem Beruf schon wichtig. Außerdem gibt es
viel Wochenendarbeit und Nachtschicht. Wir sind schließlich auf
Gleissperrungen angewiesen. Und die Nächte und Wochenenden sind
dafür am besten geeignet," so Dubrau.
Der Beruf des Gleisbauers ist ziemlich unbekannt und auch nur ein
kleines Segment der Baubranche. Im Bereich des Gleisbaus gibt es
auch nur sehr wenige Ausbildungsbetriebe in Duisburg. Und dennoch
könne das Unternehmen nicht über schlechte Lehrlinge oder fehlende
Bewerber klagen, berichtet Dubrau. Zu meiner eigenen Überraschung
bekomme ich in diesem Betrieb keine Klagen über angebliche Faulheit
und Dummheit von aktuellen Schulabgängern zu hören.
Die Duisburger Verkehrsgesellschaft und die Deutsche Bahn AG
betreiben ein eigenes Schienennetz auf dem Duisburger Stadtgebiet.
Doch auch Unternehmen wie Eisen + Häfen (inzwischen ein
Tochterunternehmen von ThyssenKrupp) oder Duisport mit seinem
riesigen Gleisnetz im Duisburger Hafen können potentielle Kunden von
Gasthaus sein. Auch angesichts der hohen Spritzpreis dürften
Eisenbahnen und Straßenbahnen mit ein bisschen Glück schon bald
wieder eine Renaissance erleben. Wer Gleisbauer wird, dürfte also
nicht so bald auf die Sschiefe Bahn geraten.
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Goldschmied |
"Es ist nicht alles Gold, was glänzt,"
sagt man, wenn man mit einer Sache nicht zufrieden ist. "Ich liefere
nur gute Ware ab," berichtet Claus Pohl, seines Zeichens
Goldschmiedemeister in Duisburg.
Goldschmiede gestalten Schmuck aus Edelmetallen. Sie arbeiten auch
Schmuckstücke um und reparieren sie.
In der Fachrichtung Juwelen fertigen Goldschmiede Ketten, Armbänder,
Broschen und Ringe an. Passend zum jeweiligen Schmuckstück arbeiten
Goldschmiede mit Perlen, Opalen, Rubinen, Smaragden und anderen
edlen, wertvollen Steinen. Die Goldschmiede bereiten den
Juwelenschmuckguss vor und gießen dann den Schmuck. Die Steine
werden dann in verschiedenen Metallen und Legierungen gefasst. In
der Industrie wird der Schmuck teilweise maschinell und in Serie
hergestellt.
In der Fachrichtung Ketten gestalten die Goldschmiede überwiegend
Hals- und Armschmuck, zum Teil auch Fußkettchen. Sie bereiten Drähte
und kleine Röhrchen aus Edelmetall vor und fertigen daraus
Kettenglieder. Die Goldschmiede formen die Kettenglieder dann zu den
jeweiligen Schmuckstücken, die sie mit Kettenverschlüssen versehen.
Die Goldschmiede passen auch Edelsteine in die Halsketten und
Armbänder ein, wobei sie die Steine auch zum Teil selbst bearbeiten.
In der Fachrichtung Schmuck fertigen die Goldschmiede Ansteck-,
Hals- und Ohrschmuck sowie Hand- und Armschmuck an. Hier ist
Fingerspitzengefühl gefragt. Die Goldschmiede arbeiten in dieser
Fachrichtung nämlich mit wertvollen Metallen wie Gold und anderen
Edelmetallen. Die Goldschmiede formen den Schmuck bzw. die
Schmuckteile. Die Goldschmiede hämmern oder ziselieren die
Metalloberfläche. Sie fassen auch Edelsteine und Halbedelsteine,
fertigen Verschlüsse sowie Ohr- und Manschettenknopfmechaniken an.
Natürlich kann ich hier nur einen kleinen und groben Überblick über
den Beruf des Goldschmiedes geben. Wer sich für Einzelheiten
interessiert, sei auf die berufskundliche Literatur der
Bundesagentur für Arbeit verwiesen.
Pohl bildet schon lange nicht mehr aus. "Zum einen bin ich viel zu
alt dafür. Ich bin jetzt 76 Jahre alt. In dem Alter stellt man
keinen Lehrling mehr ein. Wer einen Ausbildungsbetrieb sucht, muss
sich woanders bewerben."
Hinzu kommt die unbefriedigende Auftragslage. "Hier in Duisburg gibt
es kein kaufkräftiges Klientel mehr. In Städten wie Düsseldorf ist
das noch anders. Da ist noch mehr Geld vorhanden. Es ist viel
Selbstausbeutung und Idealismus notwendig, um den Beruf auszuüben.
Man kann zwar seine Nische finden, es ist aber schwierig," berichtet
Pohl, fast schon einer der letzten seines Standes in Duisburg. "Ich
habe eine treue Kundschaft, für die ich immer noch Arbeiten
ausführe."
Die Salvatorplakette, das Stadtsiegel, die Universitätsplakette,
aber auch Firmenschilder und sakrale Gegenstände sind Aufträge aus
der öffentlichen Hand.
"Ich habe 1950 meine Ausbildung begonnen und mich 1960 in Duisburg
selbständig gemacht. Eine Förderung durch die öffentliche Hand, etwa
durch Ausstellungen oder größere Aufträge, gab es in dieser Zeit
nicht. Man hat mir zwar keine Knüppel zwischen die Beine geworfen,
aber auch nichts für mich getan."
Eine Konsequenz aus dieser Situation: Der Beruf ernähre den Mann
nicht mehr, berichtet Pohl. Man muss schon einen Zweitjob ausüben,
um über die Runden zu kommen. Es drängen derzeit viele Frauen in den
Beruf, wie Pohl beobachten konnte, nur um gegenzuhalten: "Meine
Söhne sind auch Goldschmiede geworden. Auch wenn sie nicht in
Duisburg leben, werden sie in meine Fußstapfen treten."
"Der Begriff Kunsthandwerk steht für ein Handwerk für dessen
Ausübung künstlerische Fähigkeiten erforderlich sind und dessen
Produkte in eigenständiger, handwerklicher Arbeit und nach eigenen
Entwürfen gefertigte Unikate sind (Kleinkunst). Das Kunsthandwerk
wird, wie das verwandte Kunstgewerbe der Angewandten Kunst
zugeordnet, ist mit diesem Gewerbe, das Gebrauchsgegenstände auch
serienmäßig, maschinell und nach fremden Entwürfen erzeugt, aber
nicht gleichzusetzen.
Des Weiteren hat der Begriff Kunsthandwerk, unabhängig von dem
künstlerischen Qualitätsanspruch und der Fertigungsweise, sich als
Sammelbegriff für kunsthandwerkliche und kunstgewerbliche Produkte
eingebürgert.
Begriffsklärung
Der Begriff Kunsthandwerk wurde, nachdem das Metier der Maler,
Buchmaler, Glasmaler, Graveure, Bildhauer, Gold- und Silberschmiede,
Schnitzer, Möbelschreiner, Instrumentenbauer, Bildwirker und
dergleichen Jahrhunderte lang als reines Handwerk betrachtet worden
war, erst in jüngerer Zeit geprägt.
In Frankreich vollzog sich eine erste Trennung durch den Ausbruch
der heute bildende Künstler genannten Maler und Bildhauer aus der
Communauté des maîtres peintres et sculpteurs de Paris. Dieser Bruch
wurde im Jahr 1647 durch die Gründung der Académie royale de
peinture et de sculpture besiegelt.
Die fortschreitende Entwicklung kunstgewerblicher
Serienproduktionen, die seit dem 18. Jahrhundert mit der
Industrialisierung der Manufakturen einherging (siehe
beispielsweise: Oberkampfs 1760 gegründete
Toile-de-Jouy-Manufaktur), veranlasste die künstlerisch tätigen
Handwerker, unter Verweis auf die gestalterische Qualität ihrer
Werke eine Abgrenzung zum traditionellen Handwerk zu erreichen. Die
Kombination der Worte Kunst und Handwerk betont die qualitativen und
quantitativen Werte handwerklicher Arbeit in Abgrenzung zu den
seriellen und massenhaft reproduzierbaren Erzeugnissen der
Industrie.
Der Begriff Kunsthandwerk suggeriert, dass hier handwerkliches,
technisches Interesse im Vordergrund steht. In der Erhaltung von
traditionellen handwerklichen Techniken übernimmt das Kunsthandwerk
eine wichtige Aufgabe. Materialität, Verarbeitung und
Materialästhetik spielen eine wichtige Rolle, weniger tiefer gehende
autonome geistige Prozesse. Vorwiegend bleibt das Schaffen im
funktionalen, angewandten Bereich, oft auch als angewandte Kunst
bezeichnet. Häufig wird Gestaltung und ästhetisches Interesse
angewandt, um Gebrauchsartikel aufzuwerten.
Im Unterschied zu Designern, die vorwiegend Prototypen für Serien-
und Massenproduktion entwerfen, handelt es sich bei Kunsthandwerk
vorwiegend um Unikate und Kleinserien, manuell gefertigt. Auch sind
meist Gestalter und praktisch Ausführender, ein und dieselbe Person.
Das Kunsthandwerk und Kunstgewerbe entwickelte sich nur in einigen
wenigen traditionellen Gewerken des Handwerks, oft unter Verwendung
ausgesuchter Materialien.
Die Definition des Begriffes Kunsthandwerk deckt sich mit
weitestgehend mit den englischen Bezeichnungen Arts and Crafts im
19. Jahrhunderts und Studio Crafts im 20. Jahrhunderts.
Begriffsbildung
Der Begriff Kunstgewerbe wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
geprägt. Er entwickelte sich im Prozess der Industrialisierung, in
dem das Handwerk seine Stellung bei der Produktion von Waren an die
Verlage, die Manufakturen und Fabriken verlor.
Die 1869 in Deutschland eingeführte Gewerbefreiheit markierte dabei
nur den Abschluss einer Entwicklung größer
Zentralisierungsbestrebungen, die bereits im 18. Jahrhundert. mit
der Reformierung der Reichshandwerksordnung begannen und nach dem
Ende des Siebenjährigen Krieges und der Befreiungskriege verstärkt
wurden. Diese hoben die noch verbliebenen Privilegien städtischer
Innungen auf. Durch den Entzug der Kontrolle über die Märkte
verschlechterten sich die Wettbewerbsbedingungen für die stets
kapitalschwachen Handwerker, während sich die Produktions- und
Absatzmöglichkeiten für die Manufakturen und die sich entwickelnde
Industrie im Binnenmarkt weiter verbesserten.
Während die Industrie mit den Prädikaten von Fortschritt und Moderne
ausgezeichnet wurde, prägte man das traditionelle "Alte Handwerk"
mit dem Stigma des Konservativen. Mit dem Absatz- und Statusverlust
begann der Prozess der Suche nach möglichen, die Existenz
sichernden, Auswegen. Einer der Weg führte dazu, sich von der Masse
der betroffenen Handwerker abzugrenzen. Als Unterscheidung wurde das
ästhetische Kriterium der Kunst im Handwerk gefunden und betont.
Deutschland im 19. Jahrhundert
Nach 1880 wurde in Deutschland vielerorts die Tradition des Gesellen
und des Meisters wiederbelebt. Gleichzeitig entstanden neue
Netzwerke handwerklicher Organisations- und Lobbystrukturen in
Städten, auf territorialstaatlicher und nationaler Ebene. Es
etablierten sich Handwerkskammern, Handwerksverbände und -vereine
neu. Diese Entwicklung war begleitet von symbolischen Handlungen,
wie die Wiedereinführung von Begriffen wie dem der Innung.
Weder durch die Propagierung einer konstruierten Tradition, eines
beruflichen Ethos ohne wirtschaftliche Grundlage, noch über die
gegründeten Strukturen gelang es dem Handwerk, Einfluss auf
politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu nehmen und eine
Rückgewinnung von Einfluss und Privilegien zu erreichen. Der
Wettbewerb zur Industrie blieb bestehen.
Um diesem standzuhalten, ging ein Teil des Handwerks dazu über, den
Kunstcharakter des Handwerks gegenüber der Industrie zu betonen.
Gleichzeitig diente der Verweis dem Zweck der Anhebung des sozialen
Status des Kunsthandwerkers und dem Prestigewert seiner Waren
gegenüber dem nunmehr einfachen Handwerker und seiner minderen
unkünstlerischen und nur noch handwerklichen Arbeit.
Diesem Vorgehen lag die Vorstellung zugrunde, dass künstlerische
Werte in der handwerklichen Herstellung durch die Bildung des
Künstlers dem Werk auf- und eingeprägt werden können. In der frühen
Phase von 1870 -1880 war die Kunstgewerbe-Bewegung der Auffassung,
dass Kunst in allen Produktionsprozessen, sowohl in maschineller,
mechanisierter als auch in handwerklicher Arbeit Anwendung finden
könne. Einer der Vertreter dieser Ansicht war Alois Riegl,"
berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia. Warum ich Wikipedia so
ausgiebig zitiere? Für Pohl ist es wichtig, Qualität zu produzieren.
Die Stücke, die ich bei ihm sehe, sind schön anzusehen und zeugen
von guter Handwerkskunst, die nichts mit dem zu tun hat, was wir von
Weihnachtsmärkten und Stadtfesten gewohnt sind. Bei Pohl sind Kunst
und Handwerk eine Symbiose eingegangen, die sich schon sehen lassen
kann.
"Die Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Nordrhein - Westfalen
(AdK - NRW) ist der Zusammenschluss von derzeit rund 220
Kunsthandwerkern im Bundesland. Die Arbeitsgemeinschaft ist eine
weithin anerkannte Instanz für das Kunsthandwerk in unserem Land.
Sie verschafft als Ansprechpartner der Landesregierung sowie als
Anlaufstelle für Partner aus anderen Bereichen den Belangen des
Kunsthandwerks Gehör. Sie trägt zu einer fortschreitenden Vernetzung
der Kunsthandwerker untereinander bei. Sie unterstützt das Entstehen
und die Arbeit informeller Gruppen, in denen ein `Blick über den
Tellerrand' geworfen werden kann. Sie fördert die Ausbildung des
kunsthandwerklichen Nachwuchses auf einem gleichmäßig hohen Niveau,"
stellt sich die Arbeitsgemeinschaft Kunsthandwerk Nordrhein -
Westfalen selbst vor. "Hier wird nicht jeder aufgenommen. Wir achten
schon auf Qualität. Man muss sich um die Mitgliedschaft bewerben und
ein Ausschuss entscheidet dann," berichtet Pohl.
Das Problem dieser Arbeitsgemeinschaft: Goldschmiede, Töpfer,
Glasmaler, Kunstschmiede, Buchbinder, Fotographen und Steinmetze
könnte sie fachlich vertreten. Doch gerade die beiden letztgenannten
Handwerke besitzen eigene Innungen und betreiben damit eine eigen
berufsständische Politik. Ob es immer sinnvoll ist, seine eigenen
berufsständischen Spezialinteressen zu vertreten, sei einmal
dahingestellt. Ein wenig mehr Qualität würde ich mir auf
Weihnachtsmärkten und Stadtfesten schon wünschen, zumindest was das
Kunsthandwerk anbelangt.
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