Duisburg, 10. Dezember 2022 - Am
gestrigen Freitag, den 9.12.2022 um 15.15 Uhr, hat die
Stolpersteinverlegung zur Würdigung von Wilhelm Kühlen, der
als Homosexueller mehrfach nach §175 verurteilt wurde, unter
reger Beteiligung am Flachsmarkt 7, Ecke Poststraße in
Duisburg stattgefunden.
Der Duisburger
Oberbürgermeisters Sören Link, der auch die Patenschaft für
den Stolperstein übernommen hat, erinnerte an die Verfolgung
und Ermordung von Menschen, die im Nationalsozialismus nicht
in das rassistische Weltbild der Nazi passten und machte
deutlich, wie wichtig es ist, sich für die Gleichheit von
Menschen einzusetzen, unabhängig von deren
Religionszugehörigkeit, sexueller Orientierung, Geschlecht,
Hautfarbe, usw. Insbesondere betonte er auch, dass in vielen
Ländern Menschen aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung immer
noch und zunehmend wieder verfolgt und unterdrückt werden.
Im wörtlichen Sinne "Ich werde auch in Zukunft das
Stolpersteinprojekt unterstützen. Es ist ein wichtiges
Projekt, denn es macht deutlich: Hier, wo wir heute in
Duisburg leben, sind Menschen verschwunden, die der Willkür
ausgesetzt waren. Es ist auch für unsere Zukunft wichtig,
daran zu erinnern und sich für Integration und gegen
Ausgrenzung einzusetzen."
Einen weiteren Redebeitrag
zum Leben von Wilhelm Kühlen hielt Jürgen Wenke, der die
Forschung zum Lebens- und Verfolgungsweg von Wilhelm Kühlen
durchgeführt hatte und die Initiative zur Verlegung des
Stolpersteins ergriffen hatte. Der Jugendring Duisburg hatte
daraufhin die Verlegung geplant und mit dem örtlichen
Tiefbauamt organisiert und gestern durchgeführt.
Die
Mitarbeiterin des Jugendringes, Laura Steyer, hatte zur
Verlegung Rosen mitgebracht, die die Teilnehmer und
Teilnehmerinnen der Veranstaltung am Stolperstein
niederlegten, Jürgen Wenke hatte das vermutlich letzte Foto
von Wilhelm Kühlen mitgebracht und bebilderte damit den
Stolperstein.
Anwesend waren auch Verwandte von Wilhelm Kühlen: die Nichte
von Wilhelm Kühlen und deren Tochter aus Mönchengladbach
sowie der Neffe von Wilhelm Kühlen mit Ehefrau, die aus der
Nähe von Koblenz in Rheinland-Pfalz zum Verlegetermin nach
Duisburg angereist waren.
Die Verwandten hatten die Würdigung begrüßt und durch
Bilder, Briefe und andere historische Dokumente die
Forschung maßgeblich unterstützt.
Kurzfassung
zum Lebens- und Verfolgungsweg von Wilhelm Kühlen
Wilhelm (Willi) Kühlen, geboren am 12. Juni 1912 in
Mönchengladbach, evangelisch. Ausgeübte Tätigkeiten:
Verkäufer, später als Artist, dann als Magazinverwalter im
Baugeschäft bezeichnet. Zweimal in Duisburg verurteilt
wegen homosexueller Kontakte. Zunächst im Mai 1938 (6 Wochen
Gefängnis). Der Mitangeklagte August Zgorzelski wurde zu
einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er wurde
am 8.1.1944 im KZ Buchenwald ermordet. Ein Stolperstein in
Duisburg wurde bereits 2018 für August Zgorzelski verlegt.
Die zweite Verurteilung von Kühlen nach §175 erfolgte am
5. Oktober 1939 (2 Jahre Gefängnis!). Diese Haftstrafe
verbüßte er im Moorlager Neusustrum/Papenburg
(Emsland-Lager) und im Zuchthaus Celle. Bei Strafende am
5.10.1941 Entlassung. Er entging, obwohl
"Wiederholungstäter" aus unbekanntem Grund einer Deportation
in ein Konzentrationslager. Der bis dahin Ledige kehrte nach
Duisburg zurück, heiratete am 8.9.1942 die Kontoristin
Elisabeth Susanna Mohr. Zum Zeitpunkt der Heirat war er
„Soldat im Felde“. Scheidung der Ehe am 5.6.1944 in Berlin.
Kühlen gilt als Wehrmachtsvermisster, genauer Todeszeitpunkt
und Ort des Todes unbekannt, letzte Nachricht im März 1945.
Er wurde mit großer Wahrscheinlichkeit nur 32 Jahren
alt.
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