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Wird Deutschland endlich digital?
Das verrät der erste Blick in den Koalitionsvertrag

Wiesbaden/Duisburg, 17. April 2025 - Was plant die neue Bundesregierung mit Blick auf die Digitalisierung? Sieht man sich den Koalitionsvertrag an, so findet sich sogar ein eigenes Kapital für die Digitalisierungspläne. So wird es erstmals ein eigenes Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung geben, für das die CDU verantwortlich sein wird. Wird es also erstmals nicht nur Ankündigungen geben, sondern auch Umsetzungen, wenn es um die Digitalisierung des Landes geht?  

Digitalministerium kommt: Noch ist aber unklar, welche Bereiche hier behandelt werden sollen  
Deutschland hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme, wenn es um das Thema Digitalisierung ging. Ein gutes Beispiel, wie man mit neuen Technologien umgeht, mag der deutsche Glücksspielstaatsvertrag zeigen: Während hingegen vermehrt auf Live Casino gesetzt wird, dürfen Online Casinos mit deutscher Lizenz hingegen kein Live Angebot anbieten. Zudem gibt es noch die 5 Sekunden-Regel, um das Spiel an den Automaten künstlich zu verlängern und man muss sich mit LUGAS und OASIS auseinandersetzen und darf maximal 1 Euro pro Runde „riskieren“. Somit ist es nicht überraschend, dass sich viele Spieler ohne Anmeldung im Online Casino aufhalten - die haben zwar keine deutsche Lizenz, dafür auch keine entsprechenden Einschränkungen. Hier gibt es nicht nur die Möglichkeit, eine schnelle Runde zu spielen, sondern kann man auch noch attraktive Boni in Anspruch nehmen.  

Änderungen sind übrigens nicht geplant. Im Koalitionsvertrag finden sich hier keine Informationen, dass man den deutschen Glücksspielstaatsvertrag verändern möchte.  

Was man hingegen umsetzen will: Deutschland will mit dem Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung endlich eine Zentrale schaffen, von der dann auch die Pläne zur Digitalisierung umgesetzt werden können. „Ein Meilenstein für Deutschland und das lange erwartete Aufbruchsignal der neuen Bundesregierung“, so der Digitalverband Bitkom. Jedoch mahnt der Digitalverband auch, dass schnell klar sein muss, welche Befugnisse sowie Zuständigkeiten das Ministerium erhält - darüber gibt es im Koalitionsvertrag nämlich keine Details.  

Von Seiten der Koalition wird geplant, dass Verwaltungsprozesse an den Lebenslagen orientiert werden sollen. Das heißt, der Bürger muss nicht dem Staat nachlaufen, damit er seine Ansprüche geltend machen kann. Das Beispiel im Koalitionsvertrag: „Etwa nach der Geburt eines Kindes sollen Eltern automatisch einen Kindergeldbescheid erhalten“, zudem soll es möglich sein, dass man innerhalb von 24 Stunden ein Unternehmen gründen kann.  

Man möchte mehr in Richtung Eigenverantwortung gehen und sich weniger auf andere Länder verlassen müssen  
Die größten Player, wenn es um das Thema Cloud geht: Amazon, Microsoft und Google. Deutschland spielt hier keine Rolle. Denn die US Konzerne versorgen Teile der deutschen Wirtschaft und Verwaltung mit ihren riesigen Datenzentren.
Aber wie sicher ist die Versorgung, wenn man sich die Politik von Donald Trump ansieht? Auch die zukünftige Regierung weiß, man sollte sich nicht mehr auf Konzerne aus Übersee verlassen, sondern selbst aktiv werden.
„Wir beschleunigen den Auf- und Ausbau von Rechenzentren, insbesondere auch in Ostdeutschland“.  

Eine zentrale Rolle spielt auch die Internetversorgung via Satelliten - etwa von der US Firma SpaceX, wo niemand geringerer als Elon Musk der Chef ist. Auch hier möchte man weg von der Abhängigkeit und an einem eigenen Satellitennetz bauen.
Das heißt, Deutschland will auch mehr Sicherheit für Internet und Kommunikation in Krisenzeiten. Die europäische U-Space-Verordnung soll daher zügig umgesetzt werden.  

Glasfaser-Offensive  
Zudem wird geplant, die Gigabitgesellschaft voranzutreiben.
Was das bedeutet? Durch flächendeckende Glaserfasernetze sollen Datenübertragen schneller werden.
Des Weiteren will an mit einem extra „Beschleunigungsgesetz“ dafür sorgen, dass es auch zu einem schnelleren Ausbau der Datennetze kommt. Im Koalitionsvertrag findet sich auch der Plan, dass Kupferkabel durch Glasfaser ersetzt werden sollen.  

Jedoch kennt man das Problem des Doppelausbaus. Das bedeutet, in einigen Gemeinden verlegen mehrere Unternehmen eigene Glasfaserkabel, während es Regionen gibt, die gar kein Glasfaserkabel haben. Von Seiten der Regierung gibt es hier aktuell aber keine Lösungsvorschläge.  

Datenschutzaufsicht soll zentralisiert werden  
Aufgrund der Tatsache, dass jedes deutsche Bundesland eine eigene Datenschutzaufsicht hat und in Bayern sogar zwei Behörden am Zug sind (eine Behörde beaufsichtigt die staatliche Verwaltung, die andere Behörde den Datenschutz in Unternehmen), soll es nun Veränderungen geben. Die neue Regierung will einen Bundesdatenschutzbeauftragten schaffen.  

Ein Vorhaben, das nicht überall gut ankommt. Schon gar nicht in Bayern. Thomas Petri, der bayerische Landesbeauftragte für Datenschutz, ist kritisch: „Es ist kein Allheilmittel, alles zu zentralisieren.“