Wiesbaden/Duisburg, 29. Januar 2025 -
In Deutschland waren im Jahr 2024 rund 17,6
Millionen Menschen von Armut oder sozialer
Ausgrenzung bedroht. Das waren 20,9 % der
Bevölkerung, wie das Statistische Bundesamt
(Destatis) anhand von Erstergebnissen der Erhebung
zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC)
mitteilt. Damit lagen die Werte geringfügig
niedriger als im Vorjahr. So waren im Jahr 2023 rund
17,9 Millionen Menschen oder 21,3 % der Bevölkerung
von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
Der Anteil hatte sich auch in den
vorangegangenen Jahren kaum verändert: Im Jahr 2021
hatte der Anteil bei 21,0 % der Bevölkerung gelegen
und 2022 bei 21,1 %.
• 17,6 Millionen
Betroffene in Deutschland im Jahr 2024 • 15,5 %
der Bevölkerung waren armutsgefährdet, 6,0 % waren
von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung
betroffen, 9,8 % der Menschen lebten in einem
Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung
Eine Person gilt in der Europäischen Union (EU)
als von
Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn
mindestens eine der folgenden drei Bedingungen
zutrifft: • Ihr Einkommen liegt unter der
Armutsgefährdungsgrenze, • ihr Haushalt ist von
erheblicher materieller
und sozialer Entbehrung betroffen oder • sie
lebt in einem Haushalt
mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung. Für
jede dieser Lebenssituationen kann jeweils der
Anteil der Betroffenen an der Bevölkerung ermittelt
werden.
13,1 Millionen Menschen mit
Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze
Im Jahr 2024 waren 15,5 % der
Bevölkerung oder rund 13,1 Millionen Menschen in
Deutschland armutsgefährdet. Im Jahr 2023 hatte
die Armutsgefährdungsquote bei
14,4 % (12,1 Millionen Personen) gelegen.
Nach EU-SILC gilt eine Person als armutsgefährdet,
wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Äquivalenzeinkommens der
Gesamtbevölkerung verfügt. 2024 lag dieser
Schwellenwert für eine alleinlebende Person
in Deutschland netto (nach Steuern und
Sozialabgaben) bei 1 378 Euro im Monat
(2023: 1 314 Euro); für Haushalte
mit zwei Erwachsenen mit zwei Kindern unter 14
Jahren lag er bei 2 893 Euro im
Monat (2023: 2 759 Euro; jeweils
Äquivalenzeinkommen).
Um das Einkommen
vollständig zu erfassen, wird das Jahreseinkommen
erfragt. Dadurch beziehen sich die Fragen zum
Einkommen auf das Vorjahr der Erhebung, in diesem
Fall also auf das Jahr 2023. 5,0 Millionen Menschen
von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung
betroffen 6,0 % der Bevölkerung oder rund
5,0 Millionen Menschen in Deutschland waren im Jahr
2024 von erheblicher materieller und sozialer
Entbehrung betroffen (2023: 6,9 %;
5,8 Millionen Personen). Das bedeutet, dass ihre
Lebensbedingungen aufgrund von fehlenden
finanziellen Mitteln deutlich eingeschränkt waren.
Die Betroffenen waren zum Beispiel nicht in der
Lage, ihre Rechnungen für Miete, Hypotheken oder
Versorgungsleistungen rechtzeitig zu bezahlen, eine
einwöchige Urlaubsreise zu finanzieren, abgewohnte
Möbel zu ersetzen oder sich einmal im Monat im
Freundeskreis oder mit Verwandten zu treffen, um
gemeinsam etwas zu trinken oder zu essen.
6,2 Millionen Menschen in Haushalten mit
sehr niedriger Erwerbsbeteiligung 9,8 %
der Bevölkerung unter 65 Jahren oder rund 6,2
Millionen Menschen in Deutschland lebten 2024 in
einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbsbeteiligung
(2023: 9,9 %; 6,3 Millionen Personen). Das heißt,
die Haushaltsmitglieder waren insgesamt sehr
wenig oder nicht in den Arbeitsmarkt eingebunden.
Nach EU-SILC liegt diese Situation vor, wenn die
Erwerbsbeteiligung der erwerbsfähigen
Haushaltsmitglieder im Alter von 18 bis 64 Jahren im
Vorjahr der Erhebung insgesamt weniger als 20 %
betrug. Dies war zum Beispiel der Fall, wenn in
einem Haushalt mit zwei Personen in dieser
Altersgruppe eine Person überhaupt nicht arbeitete
und die andere insgesamt nur in vier von zwölf
Monaten erwerbstätig war.
Ungleichheit und
Armutsrisiko kaum verändert – trotz steigender
Vermögen und Löhne
Gemeinsame Pressemitteilung des
Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
(WZB), des Statistischen Bundesamts (Destatis) und
des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB)
Wiesbaden/Duisburg,
6. November 2024 - Die Vermögen in Deutschland sind
in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Trotzdem
sind sie immer noch ungleich verteilt, insbesondere
zwischen Ost- und Westdeutschland. Das Risiko, im
Alter arm zu sein, hat überall leicht zugenommen. In
Ostdeutschland ist fast jede vierte Person im Alter
zwischen 60 und 79 Jahren von Armut bedroht.
Sozialbericht 2024 zeigt auch:
Höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und
Zugewanderten könnte Mangel an Arbeitskräften
lindern Menschen mit
Einwanderungsgeschichte und die in Deutschland
Schutzsuchenden spielen eine maßgebliche Rolle, wenn
es darum geht, den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen.
Sie stellen mehr als ein Viertel der
Erwerbspersonen.
Und eine zweite Gruppe
verdient mehr Aufmerksamkeit: Der Arbeitsmarkt
könnte die Größenordnung von 645 000
Vollzeit-Arbeitskräften dazugewinnen, wenn Mütter in
dem Umfang erwerbstätig sein könnten, in dem sie es
sich wünschen. Das sind Ergebnisse aus dem
Sozialbericht 2024, für den Fachleute aus amtlicher
Statistik und Sozialforschung Befunde zu wichtigen
Lebensbereichen zusammengestellt haben.
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