Herr Oberbürgermeister, meine Damen und
Herren,
die „Empfehlung“ des
Regierungspräsidenten, heute auf die Haushalts- verabschiedung und
damit auf eine Strukturierung und Planung der Ausgaben für das Jahr
2009 zu verzichten, wäre ein kontraproduktives Zeichen für
diejenigen, die ab Januar Ausgaben für die Stadt Duisburg tätigen
müssen. Ein Schuldenberater würde einem überschuldeten Haushalt ja
auch nicht empfehlen, auf eine Planung der Ausgaben zu verzichten,
nur weil er überschuldet ist. Allerdings, und das werden wir ja
weiter diskutieren, müssen wir die strukturellen Bedingungen des
Haushalts nachjustieren. Haushaltsberatung wird also in Zukunft mehr
denn je ein ständiger Prozess sein.
In der Diskussion über die prekäre Lage der Duisburger Finanzen
wird, ohne dies verharmlosen zu wollen, vietfach übersehen, welche
Fortschritte Duisburg in den letzten Jahren gemacht hat. Denn, meine
Damen und Herren insbesondere von der SPD-Opposition: CDU und Grüne
können zusammen mit dem Oberbürgermeister mittlerweile ein nicht
mehr zu übersehendes Bündel an Fakten anführen dafür, den Niedergang
Duisburgs aufgehalten und wie wir meinen sogar in einen Aufschwung
verwandelt zu haben. Ich möchte in aller gebotenen Kürze . noch
einmal die wesentlichen Etappen dieser Erfolgsstory nachzeichnen.
Vor nicht ganz vier Jahren, am 13. Dezember 2004, saßen wir hier im
Ratssaal zusammen und sollten über die Drucksache „Veranstaltungs-
und Kongresszentrum mit Spielbank - Investorenauswahl“ entscheiden.
Doch es stellte sich heraus, dass der Rat der Stadt gar nicht mehr,
wie in der Vorlage noch suggeriert, frei entscheiden konnte, welcher
Investor mit welchem Modell für die Mercatorhalle genommen wird. Die
Wahl des besten Modells hatten uns unsere Vorgänger, allen voran der
damalige Stadtdirektor und heutige Oberbürgermeister-Kandidat der
SPD, Jürgen C. Brandt, längst abgenommen. Sie hatten schon vor der
Debatte die entscheidenden Verträge festgezurrt, die eine wirkliche
Auswahl verunmöglichten. Und so lässt sich bis heute trefflich über
‚Schönheit‘ des City-Palais streiten - einen wirklichen Wettbewerb
für die beste Architektur hat es nämlich nicht gegeben. So
deprimierend diese Rückschau auf die verschwendete Lebensenergie
auch ist, sie markiert dennoch den ersten Punkt des Neuanfangs der
Duisburger City und den letzten Punkt einer verfehlten
Stadtentwicklung.
Nachdem nämlich der Neubau des City-Palais angeschoben werden
konnte, nahm der Rat der Stadt ein halbes Jahr später endgültig
Abschied vom Einkaufszentrum Multi-Casa hinter dem Hauptbahnhof und
machte damit den Weg frei für den Neubau des Forums. Ich möchte das
hier noch einmal in aller Deutlichkeit betonen, meine Damen und
Herren, dass das Forum erst verwirklicht werden konnte, nachdem CDU
und Grüne dafür sorgten, dass mit einer Mehrheit im Rat die
Multi-Casa-Pläne endgültig ad acta gelegt wurden. Mit dem Forum aber
- und das kann heute jeder sehen - begann auch der Aufschwung der
wiederbelebten Duisburger Innenstadt. Nicht nur, dass wir
Besucherinnen und Besuchern unserer Stadt nun eine lebendige
Innenstadt vorzeigen können, auch die Duisburgerinnen und Duisburger
nehmen ihre Innenstadt wieder aktiv mit großem Interesse wahr. Der
aktuelle Weihnachtsmarkt legt davon ein beredtes Zeugnis ab.
Diese Kehrtwende in der stadtentwicklungspolitischen Perspektive war
nicht einfach zu organisieren. Für uns Grüne war von vornherein
unumstritten, dass ein Einkaufszentrum südlich des Hauptbahnhofs die
Struktur der gewachsenen Innenstadt nachhaltig geschädigt hätte.
Doch außerhalb unserer Fraktion gab es nahezu überall Befürworter
der Gigantomanie:
Duisburg wurde in einem Atemzug mit Paris und New York genannt, ohne
zu merken, wie lächerlich ein solcher Vergleich war und ist. Die
bescheidene Wirklichkeit sah schon damals so aus, dass Duisburg zwar
einer der bedeutendsten Stah der Welt ist, aber damit so viele
Probleme hat, dass wir uns nicht ernsthaft mit den Qualitäten
anderer Weltstädte vergleichen sollten.
Mit der Abkehr von den Multi-Casa-Plänen und der Realisierung des
Forums ist aber der Prozess der Modernisierung und Vitalisierung der
Duisburger Innenstadt noch längst nicht abgeschlossen. Nachher
werden wir die Umbaupläne für die neu geplante Königsgalerie
beschließen und so ein weiteres Glanzlicht in der
Innenstadtentwicklung setzen. Mit diesem Umbau wird die
Attraktivität des Sonnenwalls in erheblichem Maße gesteigert und das
in der Königsgalerie vorgesehene gehobenere Warensortiment wird die
Duisburger Einkaufswelt insgesamt bereichern.
Stadtentwicklungspolitisch müsste nun auch dem Letzten klar geworden
sein, dass mit dem Forum als innerstädtischem Paukenschlag die
weitere Entwicklung der Duisburger Innenstadt beflügelt wurde.
Mit der Königsgalerie wird wieder ein kleiner Baustein des
Masterplans von Lord Norman Foster realisiert. Doch machen wir uns
nichts vor: Von der kompletten Umsetzung der dort entwickelten
Vorschläge sind wir noch Meilen entfernt. Ich erinnere nur daran,
dass zur Realisierung des Masterplans auch gehört, die
Verkehrsflächen in der Duisburger Innenstadt um 30% zu reduzieren.
Und ich höre sie schon die Kritiker dieser Entwicklung, die am
liebsten mit ihrem Auto direkt auf der Königstraße parken wollen, um
nur ja keinen Meter zu Fuß zu gehen. Eine lebens- und Liebenswerte
Innenstadt wird es nur geben, wenn weiter radikal verkehrs- beruhigt
wird - und das wird leider nicht allen gefallen.
Doch städtebaulich sind das exakt grüne Vorstellungen. Und auch wenn
der ein oder andere den ‚Konsumterror‘ und die ‚Glitzerwelt‘ in der
Einkaufsstadt nicht mag: jetzt schon sind und werden noch mehr
Projekte und
Entwicklungen folgen, die wirklich alte Duisburgerinnen und
Duisburger ansprechen sollen. Mit der Eröffnung des ‚Kleinen Prinz‘
direkt gegenüber des Rathauses und im Herzen der neuen und alten
Innenstadt ist ein Restaurant und Cafe mittlerweile etabliert, das
deutlich macht, Behinderte werden nicht ausgegrenzt, sondern sie
sollen teilhaben an der Welt der Nicht-Behinderten und mitten unter
uns entsprechend ihrer Fähigkeiten ihren Teil für eine menschlichere
Gesellschaft beitragen.
Die von Schwarz-Grün initiierte Zusammenlegung von Volkshochschule
und Stadtbibliothek in einem neuen Gebäude mitsamt des dort
geplanten NS Dokumentationszentrums wird ebenfalls ein Meilenstein
der neuen Innenstadtentwicklung.
Wäre Multi-Casa gekommen, wäre in diesem Teil der Innenstadt
sicherlich eine große Öde eingekehrt; so aber erhält dieser bereits
totgesagte Teil der Innenstadt einen Besuchermagneten, der deutlich
macht, dass auch die schreckliche Geschichte des Nationalsozialismus
zu unserer Geschichte gehört und weder verschwiegen noch ignoriert
werden darf. Gerade in einer aktiven Auseinandersetzung mit dieser
Geschichte können wir Fehler der Vergangenheit vermeiden helfen. Und
dass uns der SPD-Landtagsabgeordnete Link bei diesem Projekt Steine
in den Weg legt, indem er Duisburg beim Regierungspräsidenten zu
verpetzen versucht, wird vermutlich auch nur eine - wenn auch
unrühmliche - Fußnote der Geschichte bleiben.
Es ist selbstverständlich äußerst schwer, meine Damen und Herren,
mit einem derart desolaten Haushalt, wie wir ihn von der SPD
übernommen haben, überhaupt noch Erfolgsgeschichten zu schreiben.
Solange der Haushalt der Stadt Duisburg derart mit Schulden belastet
ist, kann Kommunalpolitik in der Tat nur Rahmenbedingungen setzen -
für wirklich praktische Taten müssen wir andere begeistern. Um so
mehr müssten wir dem DVV-Konzern dankbar sein, dass er sich - auch
aus einem woh Eigeninteresse - an der Zukunft Duisburgs beteiligen
will. Was soll also das ganze Manöver der SPD? Will sie etwa
speziell das NS Dokumentationszentrum verhindern? Dann soll sie das
frei und offen hier sagen, damit alle wissen, wo die SPD steht!
Und es ist genauso armselig, wenn - wie im Vorfeld der heutigen
Haushaltsberatungen bereits deutlich geworden ist - die SPD auch die
wenigen und kleinen Vorschläge ablehnt, mit denen Schwarz-Grün den
einmal in Gang gekommenen Aufwärtstrend in Duisburg unterstützen
will. Missgünstig werden sinnvolle Entwicklungen wo es eben geht
torpediert oder zumindest abgelehnt. Aber daran zeigt sich auch, wes
Geistes Kind die SPD-Ratsfraktion ist und was die Duisburger
Bevölkerung zu erwarten hätte, wenn sie hier wieder etwas Sagen
dürfte. So möchte ich im folgenden etwas ausführlicher auf unsere
Vorschläge zur Veränderung des Haushalts eingehen und die Reaktionen
unserer Kritiker hier im Rat beleuchten.
Ich möchte mit dem Sozialbereich beginnen und die haushaltsneutrale
Familienkarte noch einmal in Erinnerung rufen. Wir haben die von der
SPD in einer ihrer letzten Amtshandlungen abgeschaffte Idee,
Menschen mit Kindern und kleinem Haushaltsbudget zu Vergünstigungen
zu verhelfen, wieder aufgegriffen. Anders und eben besser als der
Duisburg-Pass verhelfen wir auch Menschen, die kurz oberhalb der
offiziellen Armutsgrenze leben, zu unter anderem verbilligtem
Kulturgenuss. Und nebenbei bemerkt, Vergünstigungen für
Bezieherinnen und Bezieher von Grundsicherung oder Studierende und
Rentnerinnen und Rentner gibt es ja weiterhin. Aber unsere
Familienkarte ist diskriminierungsfrei! Beim Abholen der
Familienkarte muss niemand einen ‚Striptease‘ auf dem Amt hinlegen
und seine Einkommensverhältnisse offen legen und auch bei der
Inanspruchnahme von Vergünstigungen kann niemand mit dem Finger auf
‚die da unten‘ zeigen.
Doch auch Haushaltswirksames werden wir heute beispielsweise für den
Integrationsetat beschließen. Insgesamt hat ja Schwarz-Grün im
Bereich Migrationsarbeit die Haushaltsansätze um einiges erhöht: Mit
der Förderung der Beratungsarbeit gegen Zwangsverheiratungen und der
Haushaltsmittel zur Umsetzung interkultureller Gärten haben wir auch
in diesem Bereich trotz der allgemein schwierigen Haushalts Zeichen
gesetzt.
Und solche Zeichen haben wir mittlerweile auch an vielen Stellen im
Stadtgebiet gesetzt. Wir müssen nämlich nicht erst durch den
Oberbürgermeister-Kandidaten der SPD darauf hingewiesen werden, wie
wichtig die Entwicklung in den Stadtteilen sei. Man denke in diesem
Zusammenhang an den Beginn der Baumaßnahmen des Hallenbades am
Töppersee und an die jetzt beginnende Umsetzung des Hallenbades im
Duisburger Süden. Ich könnte hier auch den Angerpark oder den
Rheinpark nennen, könnte ihnen noch einmal die Wasserwelt Wedau in
Erinnerung rufen - alles das sind Entwicklungen, die den Menschen
vor Ort zu Gute kommen und die das Image der Stadt verbessern
helfen.
Denn ein wichtiges, über die Fraktionsgrenzen hinweg zu verfolgendes
kommunalpolitisches Ziel muss es sein, dem Einwohnerschwund in
Duisburg zu begegnen. Und dazu ist es wichtig, die Aufenthalts- und
Lebensqualität in Duisburg weiter zu verbessern. Noch immer kehren
viel zu viele Menschen Duisburg den Rücken. Was wir daher brauchten,
war ein Programm, das das Lebensumfeld der Menschen nachhaltig und
spürbar verbessert. Und ein solches Projekt ist das
Straßenbaumprogramm. Nachdem wir die Situation in den nördlichen
Stadtteilen Straße für Straße erhoben haben, waren nun
Haushaltsmittel fällig, die die festgestellten Defizite auch
ausgleichen können. Wir sind der Auffassung, dass sich mit den in
den Haushalt eingestellten 5oo.ooo Euro im nächsten Jahr tatsächlich
einiges verbessern wird, was unmittelbar sichtbar ist, das Umfeld
der hier lebenden Menschen verschönert und doch auch nachhaltig das
Kleinklima in den Stadtteilen verbessern wird.
Für ein solches Projekt sind die veranschlagten Gelder mindestens
genauso gut angelegt wie die Mittel, die wir für die Verbesserung
des Straßen-, Rad- und Fußwegenetzes in den Stadtteilen vorgesehen
haben. Und wir sind uns bewusst, dass wir dafür an anderer Stelle
Haushaltsmittel einsparen müssen. Denn eines ist klar: Wenn wir in
einem überschaubaren Zeitraum wieder einen ausgeglichenen Haushalt
haben möchten und das muss das oberste Ziel bei diesen
Haushaltsberatungen sein, dann wird es nur mit ganz kleinen
Schritten vorwärts gehen. Wir müssen alles daran setzen, die uns von
den Vorgängern hinterlassenen Schulden in absehbarer Zeit abzubauen.
Und erst dann können wir auch wieder eigenständig, ohne Nothaushalt
agieren.
Deshalb wollen wir auch alles tun, um nach weiteren sinnvollen und
sozial und ökologisch vertretbaren Einsparungen zu suchen. Den
Hinweis der Gemeindeprüfungsanstalt beispielsweise, dass Duisburg im
Gegensatz zu anderen Kommunen einen deutlich höheren Jugendhilfeetat
zur Verfügung stellen muss, finden wir sehr bemerkenswert. Vor
allem, weil er eine Art zu sparen in den Vordergrund rückt, die
unseren grundsätzlichen Vorstellungen entspricht. Wir werden genau
verfolgen, ob nicht tatsächlich durch eine verstärkte und
verbesserte Prävention die Nachsorge, das Reparieren von nicht
gewollten Entwicklungen zurückgedrängt werden kann. ‚Vorsorge ist
besser als heilen‘ sollte nicht nur in der Gesundheits-, sondern in
allen
Bereichen der Kommunalpolitik zur Leitmaxime werden.
Mit diesen Bemerkungen wollte ich nicht den Eindruck erwecken, wir
hätten das ‚Ei des Kolumbus‘ erfunden. Die Duisburger Schulden, und
das scheint mir eine fraktionsübergreifende Einsicht zu sein, lassen
sich nicht durch noch so gut gemeinte Sparprogramme wegzaubern. Wer
einen gewissen sozialen und ökologischen Standard erhalten will,
wird sowieso kaum großartige Sparpotentiale finden. Aber wer mit
einer mehr oder weniger Verweigerungshaltung gegenüber einem
anzustrebenden ausgeglichenen Haushalt agieren will, wie es
Oberhausen derzeit vorführt, wird nicht nur die Aufsichtsbehörden
gegen sich aufbringen, sondern muss auch den Bürgerinnen und Bürgern
erklären, wie denn die Nachwelt mit seinem überzogenen Lebensstil
und den daraus resultierenden Schulden klarkommen soll.
Wer kommunalpolitische Entwicklungen über einen längeren Zeitraum
aufmerksam beobachtet, wird feststellen, dass die den Kommunen von
Bund und Land übertragenen Aufgaben eben nicht so übertragen werden,
dass sie auch kommunal finanzierbar sind - eben unter finanzieller
Beteiligung desjenigen, der die Aufgaben überträgt. Duisburgs
Schulden sind zu einem guten Teil nicht hausgemacht. Und auch der
Abbau der Schulden wird unter anderem durch den Solidarpakt
erschwert. Das haben wir hier schon des Öfteren diskutiert und in
gemeinsame Resolutionen gepackt.
Und doch bleibt die Feststellung richtig, dass Duisburg in der
Vergangenheit deutlich über seine Verhältnisse gelebt hat. Nicht
allen Kommunen steht nämlich das Wasser so sehr bis zum Hals wie
Duisburg. Diesem Problem muss sich nachhaltige kommunale
Finanzpolitik hier in Duisburg stellen und eben auch Vorschläge
unterbreiten, wie Duisburg wieder zu einem ausgeglichenen Haushalt
kommen kann. Diese Aufgabe wird um so schwieriger, wenn man
berücksichtigt, dass Duisburgs Einwohnerzahl ja jetzt schon unter
die 5oo.oooer Grenze gerutscht ist, die Strukturen aber, die wir
heute schon nicht mehr bezahlen können, waren dagegen noch für eine
Einwohnerzahl deutlich über der Halbmillionen-Grenze gedacht. Zu
diesem Punkt hatte das viel gescholtene Berger-Gutachten
interessante und wie wir heute wissen umsetzbare Sparvorschläge
unterbreitet, die noch längst nicht alle abgearbeitet sind.
Es gibt also noch viel zu Tun! Schwarz-Grün hat schon eine Menge
Positives in Duisburg bewirkt und ist noch längst nicht am Ende
dessen angelangt, was wir uns alles vorgenommen haben. Mit dem heute
zu verabschiedenden Haushalt mit seinen Veränderungen werden jedoch
erneut positive Entwicklungen für Duisburg und seine Bevölkerung
angeschoben. Deshalb wird die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen dem
auch gerne zustimmen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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