110 Jahre D-Bahn

1. November 1899: Inbetriebnahme der D-Bahn

Duisburg, 1. November 2009 - Wenn man heute mit der „U 79“ von Duisburg nach Düsseldorf fährt, dann muss man jenen weitsichtigen Männern danken, die vor 110 Jahren diese Straßenbahnverbindung auf den Weg gebracht haben.



Kleinbahn bis 1926 auf der Düsseldorfer Landstraße in Huckingen

Im Jahre 1896 bestanden Pläne, die beiden Städte Duisburg und Düsseldorf durch eine Kleinbahn zu verbinden. Aufgrund des Widerstandes durch die Staatsbahn beschloss man, sich zunächst auf eine Verbindung zwischen Düsseldorf und Kaiserswerth zu konzentrieren. Zu diesem Zweck wurde am 15. September 1898 die Düsseldorf-Duisburger Kleinbahn GmbH gegründet und zunächst am 2. Januar 1899 ein Vertrag mit der Stadt Düsseldorf unterzeichnet.

Haltepunkt Kesselsberg am Restaurant Angerhof in den 50er Jahren

Einen Monat später folgte der Vertrag mit der Stadt Duisburg. Mit diesen Verträgen bekam die Bahn die Konzession zwischen Düsseldorf und Duisburg, die geplante Kleinbahn zu bauen und zu betreiben. In dem Vertrag war es ausdrücklich untersagt, die beiden Hauptbahnhöfe miteinander zu verbinden.
Am 1. November 1899 konnte die „Gesellschaft für elektrische Unternehmungen, Berlin“, der die Konzession für die Anlage einer Kleinbahn zwischen den beiden Rheinstädten Duisburg und Düsseldorf erteilt worden war, den ersten Teil der Strecken von ihrem Depot in Kaiserswerth nach Düsseldorf in Betrieb nehmen. Es jährt sich also am 1. November der Tag zum 110. Male, ein willkommener Anlass, einiges aus der Geschichte des Unternehmens zu berichten.

Die Leitung des Unternehmens lag bei seiner Gründung in Händen von Direktor von Tippelskirch. Bei der Eröffnung fuhren zunächst von vormittags 9 Uhr bis abends 9 Uhr vier Wagen zwischen Kaiserswerth und Düsseldorf. Zum Einsatz kamen zweiachsige Straßenbahnwagen mit einem Achsabstand von 2,5 m, Rollenstromabnehmern und mit Holz-Lattensitzen in Längsrichtung.

1969 – Bau der Stadtbahn Rhein Ruhr

Die schlechte Gleislage, der kurze Achsabstand und die damals noch harte Federung dürften wohl dazu geführt haben, dass sich die Gesichtsfarbe von so manchem Fahrgast plötzlich ins Gelbliche wechselte. Im Volksmund war die Bahn auch bald als „Kurz- und Kleinbahn“ bekannt.

Aber schon am 16. August 1900, nachmittags 3 Uhr, konnte die Reststrecke Kaiserswerth - Duisburg dem Verkehr übergeben und so die gesamte Strecke befahren werden. Von da ab begannen die Fahrten vormittags 6.30 Uhr in Düsseldorf und 7 Uhr in Duisburg, von wo aus der letzte Wagen um 10.10 Uhr abends nach Kaiserswerth ging. Während im ersten Betriebsmonat auf der Strecke Düsseldorf – Kaiserswerth etwa 26.000 Personen befördert wurden, stieg die Durchschnittsfrequenz nach dem völligen Ausbau auf 70.000 im ersten Monat. Bis Ende 1900 wurden 565.088 Personen befördert. Der Wagenpark umfasste 19 Motor und 10 Anhängerwagen.
1908 verlängerte man das Netz in Duisburg und die Bahn ging in den Besitz der „Allgemeinen Lokal- und Straßenbahngesellschaft Berlin“ über, deren Direktor Reichart die Geschäfte lange Jahre führte. Betriebsleiter war Direktor Neubert. Im Jahr 1911 machte die Stadt Düsseldorf von ihrem vertragsmäßigen Recht gebrauch und erwarb den Teil der Bahn von der Nordstraße bis Stockum.

Haltestelle Münchener Straße 1955
Dagegen baute die „Allgemeinen Lokal- und Straßenbahngesellschaft“ im Jahr 1912 die Strecke nach Wanheimerort und errichtete am Grunewald mit gutem Bahnanschluss ein zweites Depot mit einer Umformer Anlage für den vom städt. Elektrizitätswerk gelieferten Strom, die 1913 fertig gestellt wurde. 1914 folgte der Ausbau der Strecke nach Angerhausen und 1928 bis nach Hüttenheim, Rosenbergstraße.
Im gleichen Jahr erwarb die Stadt Duisburg die Bahn, deren Leitung bei den genannten Herren verblieb. Die Frequenz hatte sich bis zum Jahr 1908 auf jährlich 2.465.787 Personen gesteigert. Im Jahr 1913 wurden 2.984.487 und 1923 2.959.752 Personen befördert.


Eine Ausnahme brachten die Kriegs- und Nachkriegsjahre des 1. Weltkrieges mit ihren vielfachen Eisenbahn Verkehrsproblemen durch die die Benutzung der Kleinbahn erheblich anstieg. Den Rekord brachte das Jahr 1915 mit 5.339,606 beförderten Personen. Mit der Inflation und der französischen Ruhrbesetzung 1923 kamen weitere Erschwernisse hinzu.
Auch wurde der Fuhrpark vergrößert. 1904 um 3 Motor und 2 offene Anhängerwagen. 1906 durch 2 große Anhängerwagen, die von der Duisburger Bahn übernommen und in eigener Werkstatt umgebaut wurde. 1914 kamen nochmals 2 Motorwagen hinzu. Die Bahn besaß in ihrer Anlage in Kaiserswerth ein eigenes E Werk, das auch den Ort mit elektrischem Licht und Kraft versorgte. Es waren im 25. Jubiläumsjahr 39 Wagen im Einsatz.

Seit 1926 auf eigenem Gleiskörper – hier an der Sandmühle in Huckingen

Wohl kein Straßenbahnunternehmen am Niederrhein hatte mit solchen Verhältnissen zu kämpfen gehabt wie dieses. Neben Besatzungszeit und Inflation, die es unmöglich machten, dringend notwendige Verbesserungen auszuführen, lag der Hauptgrund jedoch in der Führung der Bahn über die Düsseldorfer Landstraße und Provinzialstraße , auf denen sich der übrige Verkehr natürlich in gleicher Weise gesteigert hatte, daß die Straßenbauarbeiten nicht abrissen. Der Zustand gerade nach dem 1. Weltkrieg war erbärmlich und machte eine geregelte Abwicklung des Straßenbahnverkehrs schlicht unmöglich. Dennoch war es immer möglich, den Betrieb einigermaßen aufrecht zu erhalten.

D Bahn mit Speiseabteil um 1950

Im Jahre 1920 stellten die beiden Städte Überlegungen an, die Bahn auf einen separaten Bahnkörper zu verlegen. Diese Pläne wurden allerdings ad acta gelegt, als eine Studiengesellschaft Planungen für eine Schnellbahn von Dortmund über Bochum, Essen, Mülheim, Duisburg und Düsseldorf nach Köln präsentierte. Da dieses Vorhaben aber am Widerstand der Reichsbahn scheiterte, wurden die Pläne für die Kleinbahn wieder hervorgeholt und man begann, diese umzusetzen.
Vor 85 Jahren, im Jubeljahr 1924, wurden endlich die Pläne zur Neuanlage eines eigenen Bahnkörpers genehmigt und die Kosten bewilligt und man hoffte für das nächste Vierteljahrhundert auf bessere Zeiten.
Am 20. Oktober 1924 wurden die Pläne dem Huckinger Gemeinderat zur Beratung vorgelegt. Zahlreiche Bewohner aus Buchholz hatten eine Beschwerde über die Pläne eingereicht, die sich hauptsächlich gegen die Durchschneidung der Gärten durch die neue Linienführung auf der Ostseite der Provinzialstraße richtete. Auch aus Huckingen und Kaiserswerth kamen ähnliche Beschwerden. Die Buchholzer forderten die Verlegung auf die Westseite der Düsseldorfer Landstraße. Hierüber musste die Landespolizeibehörde entscheiden. Da jedoch hierdurch die Straße zweimal hätte gekreuzt werden müssen, wurde dieser Vorschlag abgelehnt. Auch wurden die Bedenken hinsichtlich einer Gefährdung der Kinder der Schule Buchholz, an der die neue Strecke sehr nah vorbeiführte, zerstreut.

Endhaltestelle Mercatorstraße um 1957

Während es auf der alten, eingleisigen Linienführung nur Ausweichplätze für die Begegnung der Bahnen gab, wurde die neue Strecke zweigleisig ausgebaut. Mit den Arbeiten war 1924 begonnen worden. Vom Neuenhof bis zur damaligen Uerdingerstraße in Düsseldorf wurde der neue Bahnkörper, so wie er auch heute noch existiert, 100 - 300 Meter westlich der Landstraße in nur zwei Jahren erbaut. Und vom Neuenhof bis zur Königstraße in Duisburg erfolgte der zweigleisige Ausbau auf der Düsseldorfer Straße!
Man rechnete auf der freien Strecke mit einer Fahrgeschwindigkeit von 40 km/h, was einer Fahrtzeit von 60 Minuten für die 24 km lange Strecke entsprechen sollte. Davor waren es 80 Minuten – „wenn alle gut geht“ – so ein Chronist.
Der Wagenpark wurde erneuert durch 10 Motor- und 8 Anhängerwagen, 4achsige Wagen aus Eisen, 15 Meter lang mit 38 – 40 Sitzplätzen und Klapptischchen, abgetrennten Führerstand.
Am 1. Mai 1926 konnte die Bahn auf dem neuen Bahnkörper ihren Betrieb anlässlich der Düsseldorfer Ausstellung für „Gesundheit, Sozialfürsorge und Leibesübungen" (Gesolei) mit neuen schweren vierachsigen Fahrzeugen als gemeinschaftlich betriebene Straßenbahn der Duisburger Straßenbahn und der Rheinischen Bahngesellschaft in Düsseldorf aufnehmen. Die Kosten hatten sich beide Städte geteilt. Es kamen moderne, vierachsige Trieb- und Beiwagen zum Einsatz.
Und in Anbetracht des aktuellen Ausbaus der A 59 nach Düsseldorf vermerkte der Chronist ebenfalls im Jahr 1924:
„Die Forderung nach dem Bau einer Autostraße Duisburg Düsseldorf ist berechtigt. Es ist sehr zu bezweifeln, ob die Provinzialstraße (heute B 8) künftig, auch nach Verschwinden der Straßenbahngleise in der Lage sein wird, neben dem sonstigen Fuhrverkehr den gesamten, dauernd anwachsenden Kraftwagenverkehr aufzunehmen. Es scheint leichter, gleichzeitig mit dem Bau des Bahnkörpers eine Autostraße anzulegen und das Gelände dafür zu erwerben, als später den Bau gesondert vorzunehmen!“
Nachdem 1930 die Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h auf 60 km/h angehoben wurde, konnte man endlich von einer Schnellstraßenbahn reden.

Als 1935 der neue Duisburger Hauptbahnhof gebaut wurde, gab es eine neue, unterirdische Haltestelle direkt am Haupteingang. Gleichzeitig wurde die Linienbezeichnung D für diese Linie eingeführt. Diese und die Duisburger Linie 8 nach Hüttenheim sowie für kurze Zeit auch die Linie 9 nach Huckingen hielten dort. Gewendet wurde auf einer mehrgleisigen Wendeschleife an der Günterstraße. Somit hatte Duisburg schon lange vor der Stadtbahn Ruhr einen eigenen Untergrundbahnhof, den man vom Haupteingang des Hauptbahnhofes regengeschützt erreichen konnte. Sogar eine „Tunnelklause“ – eine Art Schnellimbiss – wurde dort eingerichtet. Nachdem man 1955 mit dem Bau der Duisburger „Nord-Süd-Achse“ – heute A 59 – begann, wurde die Endhaltestelle vor die Braunsche Buchhandlung in die Mercatorstraße verlegt.
Die Düsseldorf-Duisburger Kleinbahn GmbH wurde am 1. April 1938 aufgelöst und je zur Hälfte von der Rheinbahn und der Duisburger Verkehrsgesellschaft weiter betrieben.

Die Entwicklung der Bahn war in den Jahren vor dem Kriege erfreulich gut. Am 2. März 1945, mit Näherrücken der Kriegsfront, wurde der Betrieb auf der „D“ auf ganzer Linie eingestellt. Der Beschuss der D Bahn durch einen alliierten Jagdflieger, bei dem es zahlreiche Tote gab, bildete einen traurigen Höhepunkt in der Geschichte.

Nach Wiederinbetriebnahme gesprengter Brücken über den Kittel- und Angerbach nahm die „D“ am 15. Mai 1946 ihren Betrieb wieder auf. Die Wirtschaftswundejahre zeigten ebenfalls eine Zunahme der Fahrgastzahlen. Ende der 60 er Jahre erfolgte dann der Ausbau zur „Stadtbahn“ zwischen Neuer Friedhof und Kesselsberg mit der Hoch- und Tieflage der Strecke und der Anlage der Bahnhöfe.

D Bahn an der Endstelle Günterstraße

Die bis zur Gründung des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr unter der Bezeichnung D-Bahn geführte Verbindung der ehemaligen Düsseldorf-Duisburger Kleinbahn ist mittlerweile Teil des Stadtbahn-Netzes Rhein-Ruhr und trägt seit dem 1. Januar 1980, dem Gründungstag des „Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr", die Liniennummer U79.

Die D-Bahn war Schauplatz des Beginns des Stadtbahnbaus. Bereits 1967 begannen die Vorplanungen zum Stadtbahnprojekt in Duisburg. 1972 schon stadtbahnmäßig ausgebaut war die unterirdische Station Sittardsberg. Ein humorvoller Fahrer rief sie damals immer als „Sittardsloch“ aus.

Am 15. Juli 1969, im Gründungsjahr der Stadtbahngesellschaft Rhein-Ruhr, wurde in Duisburg zwischen Neuem Friedhof und Sittardsberg die erste Baustufe in offener Lage und einer Länge von 800 m in Angriff genommen. Weitere Streckenteile folgten, und 1975 war eine 4,1 km lange Trasse mit fünf Bahnhöfen bis nach Duisburg-Kesselberg (an der Stadtgrenze zu Düsseldorf) fertig gestellt. In der Duisburger Innenstadt sollte die Stadtbahn in jedem Fall als Untergrundbahn ausgeführt werden, für die die Bauarbeiten am 21. März 1975 begonnen hatten.

Bekanntheit erlangte die Strecke durch die 1974 fertig gestellte Investitionsruine des Bahnhofs Angerbogen, der erbaut wurde, aber nie in Betrieb ging, weil eine geplante Siedlung in der Nähe des Bahnhofs nicht gebaut wurde. Anfang der 1970er Jahre wurde im Angerbogen ein neuer Stadtteil für 20.000 Einwohner geplant.

D Bahn im Betriebshof Grunewald

Unvergessen ist für viele Fahrgäste auch der Speisewagen, der die Fahrgäste mit Getränken und kleinen Speisen bewirtete. Die DVG entfernte in den 1990er Jahren die Speiseabteile, ein Kuriosum, das auf einen fast 50-jährigen Restaurantbetrieb zurückblicken konnte. Bei der K-Bahn nach Krefeld gab es ihn schon seit 1923, aber diese galt seinerzeit rechtlich noch als Eisenbahn. 1936 wurde versuchsweise ein Speisewagen auf der „D“ eingerichtet, aber nach wenigen Monaten wieder eingestellt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg baute die DVG zwei kriegsbeschädigte, vierachsige Beiwagen wieder auf, die sie sofort für den Speisewagenbetrieb einrichtete. Vorgestellt wurde der erste Wagen im Sommer 1949, der reguläre Speisewagenbetrieb begann Pfingsten 1950.

Pop Bahn in den 70er Jahren
Außen waren die Wagen violett mit elfenbeinfarbigem Fensterband gestrichen und mit der seitlichen Aufschrift „Speisewagen“ versehen. Innen gab es – etwa wie bei den Mitropa-Speisewagen – eine Kombüse, mit braunem Lederpolster versehene Sitzbänke und Tische mit Tischstehlämpchen. Man bekam Frühstück, Suppen, kleine Tellergerichte wie Wiener Würstchen mit Brötchen oder Kartoffelsalat und natürlich heiße und kalte Getränke. Die Fenster waren mit gerafften Gardinen versehen, die Wände im braunen Mahagoni, die Decke mit hellem Birkenholz. In entsprechenden Haltern hingen an Wandhaken sämtliche Duisburger und Düsseldorfer Tageszeitungen. So konnte man während der knapp einstündigen Fahrzeit zwischen Düsseldorf und Duisburg in aller Ruhe frühstücken.

Neuer D Bahn Wagen in den 70er Jahren am SIttardsberg
Am 11. Juli 1992 wurde die U 79 als U-Bahnstrecke über den Platenhof in die Duisburger Unterwelt geleitet und am 23.09.2000 erfolgte die Verlängerung von Duissern durch den Ruhrtunnel und dem Hafen zum Bahnhof Meiderich Süd mit der Zwischenstation Auf dem Damm!

Der Duisburger Harkortwagen 1176 wurde als „POP – Straßenbahn“ hergerichtet und für Sonderfahrten eingesetzt. Die erste Partybahn verbrannte beim Depotbrand in Grunewald am 16. Februar 1983. HaMo