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Geschichten aus dem Duisburger
Süden - 2007: 475 Jahre Großenbaum
Von Harald Jeschke 1993 |
Gaststätte Hundegeburt war vielleicht der historische Ort in Großenbaum,
wo bei Bele und Jan alles mit dem Schlagbaum und Großenbaum begann |
Die, ersten
Großenbaumer Jan Meypeiß und seine Frau Sibille ("Bele"), laut Urkunde
die "Eltern" dieses Stammes. Zumindest hatten die beiden vor 450, Jahren
nichts dagegen, sich mitten im Wald "ahn dem großen Baum" häuslich
niederzulassen, anjenemjetzt denkwürdigen
15.
Februar
1532. Sie machten am
großen Schlagbaum zwischen zwei
Herzogtümern, so besagen gewisse Quellen, eine "Kneipe" für die
Grenzgänger auf. Doch bereits einige tausend Jahre zuvor hat sich in
dieser Gegend Menschliches geregt. Archäologen förderten die Beweise
zutage.
Funde aus der
Frühgeschichte, sogar aus der Jüngeren Steinzeit (4000 bis 1700 vor
Christus) lassen Großenbaum noch älter aussehen: Feuersteinspitzen und
ein geschliffenes Steinbeil, entdeckt südlich des Wambachsees und auf
einem Acker an der Ecke Weiher-/Fichtenstraße.
Urnen mit
Leichenbrand und Teilen des Deckels, die wohl der Älteren Eisenzeit (800
bis 400 v. Chr.) hier verbuddelt wurden, holte man bei
Erdarbeiten östlich des Großenbaumer Bahnhofs ans Tageslicht. An anderen
Stellen waren es verschiedene Siedlungsfunde: Scherben oder sogar ein
Gefäß.
Geradezu
sensationell: ein wahrer Schatz aus der römischen Kaiserzeit. Auf
Geldände des Eckgrundstück Kastanienstraße/Großenbaumer Allee fand man
während des 1. Weltkrieges eine Augustus-Münze, die sich heute in
Privatbesitz befindet. Noch toller: Elf römische Goldsolidi und
Glasbruchstücke eines Golddrahtes ausder Zeit um 350 nach Christus. Sie
tauchten 1936 im Garten des Hauses Großenbaumer Allee 139 auf. Sie
wurden 1972 bis auf den Golddraht aus dem Niederrheinischen Museum
gestohlen. 1979 konnten fünf derr Goldmünzen zurückerworben werden.
Darüber, wie der
"Römer-Schatz" in die Erde des damaligen Germanen-Territoriums kam, gibt
es heute nur Spekulationen. Günter von Roden mutmaßt in seiner
Duisburg-Geschichte: "Der Fund geht vermutlich auf Handelsbeziehungen
der freien Germanen mit dem Römischen Reiche zurück…
Vielleicht sollte er im Zusammenhang mit kriegerischen Unternehmungen
Kaiser Julians (gestorben 361 n. Chr.) gegen die Franken in Sicherheit
gebracht werden."
Was die folgenden
Jahrhunderte angeht, so herrschte archäologische Funkstille auf
Großenbaumer Gebiet Selbst in der Ära der Franken drangen die Siedler
nicht weiter als bis nach Huckingen vor. Der Wald jenseits der Anger war
ihnen alles andere als geheuer. Auch Belege dafür, dass sich hier im
Mittelalter etwas Wesentliches tat, fehlten völlig.
Erst in der "Neuzeit", vierzig Jahre nachdem Kolumbus Amerika entdeckt
hatte,
entdeckten
Jan und "Bele" Meypeiß, dass der Wohnort am großen Schlagbaum auf dem
Wege zwischen Angermund und Duisburg nicht der schlechteste Platz zum
Leben ist.
An der L8;ndwehr, die sich vom Rhein über Huckingen bis tief in den Wald
hinein erstreckte, hatten die Regierenden des Bergischen Herzogtums
jenen Schlagbaum errichtet. Hier überschritt man die Grenze nach Norden
in das Gebiet des Herzogtums Kleve. Die Zollstellesoll sich schon 1469
dort befunden haben, wo heute die Gaststätte „Hundgeburt" steht. Doch
auch darüber sind sich Duisburgs Geschichtsforscher nicht ganz einig.
Dieser Ort eignete sich freilich vorzüglich für eine Herberge. Die
Eheleute Meypeiß machten eine derartige "Lokalität" auf und wurden somit
nicht nur die ersten Großenbaumer, sondern gleich auch die ersten
Wirtsleute am Orte.
570, also 40 Jahre später, erwähnen die Annalen übrigens "Johann .und
Amalie" an diesem Großen-Baum.
Auszug aus der
Festzeitschrift 1982, als die Großenbaumer Vereine und Institutionen mit
dem ersten Schlagbaumfest die 450-Jahr-Feier mit einer Festwoche und dem
Straßenfest als Höhepunkt am Samstag ausrichteten. |
Auf einstigem Adelssitz
werden Pferde gezüchtet
Rittergut Remberg wechselte oftmals den Besitzer
Haus Remberg in Huckingen
gehört heute dem Grafen Spee
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Ein schmaler Weg führt links
von der Remberger Straße immer am ausgekiesten See entlang, auf ein eher
unscheinbar erscheinendes Gebäude. Es handelt sich um das ehemalige
Rittergut Remberg. Die umlaufenden Gräben verkünden: Auch dies muss wie
das nahegelegene Haus Böckum ein ehemals wehrhafter Rittersitz gewesen
sein.“ Außer Pferdezucht tut sich hier nicht mehr viel“, so Teilpächter
Ludwig Kleinefeld.
Der ehemalige Geschäftsführer
ist seit 1970 Teilpächter. Ein weiterer Pächter ist die Familie Gerling,
die im vorderen Gebäudeteil wohnt. Von den ehemaligen Wassergräben ist
nur noch andeutungsweise etwas zu sehen. In den Ställen sind derzeit
etwa zehn Pferde untergebracht. Obstbäume säumen die jetzt als
Reitanlage vorgelagerte Freifläche, ein Gemüsegarten schließt sich an.
Der Rittersitz Remberg, auch
Remmerich genannt verfügte vor Jahrhunderten über rund 300 Morgen
Ackerland und 50 morgen Wiesen. Ein Morgenbedeutete in der damaligen
Zeit die Fläche, die an einem Morgen von einem Morgen von einem Gespann
umgepflügt werden, oder von einem Mann abgemäht werden kann.
Eine Taxation im 18.
Jahrhundert durch die Schöffen Rademacher, Imhofen und Steingen
bewertete den Adelssitz des Freiherrn Matthias von Nesselrode zu Roth
und Lützenhoven und Maria Elisabeth von Wylich mit 35.581 Reichstaler
und 15 Stüber, berichtet der Chronist. Ein Reichstaler war zur
preußischen Zeit bis 1821 heutige zwölf Mark, im 19. Jahrhundert gar 17
Mark wert. Ein Stüber würde heute etwa mit 30 Pfennig bewertet
Am 14. Juli 1654 wurde das
Gut an Freiherr Friedrich Christian Spee verkauft. Veräußert wurden auch
Jagd -und Fischereigerechte sowie Waldbestände- damals
Waldgerechtigkeiten genannt - sowie die Kötterei auf der Beek (Beekerhof
am Altenbrucher Damm/ Sittardsberg einem Stammsitz der Familie Rothkopf)
sowie der Kotten zum Kickenbusch (heute Kiekenbusch in Großenbaum) für
insgesamt 14.000 Reichstaler.
Anfang des 18. Jahrhunderts
übernahmen die Herren von Winkelhausen ( Graf Hatzfeldt aus Wissen/
Sieg) den Besitz, veräußerten ihn aber schon wieder 1804 an den Ratinger
Industriellen Brügelmann. Dieser wiederum verkauften den Adelssitz an
den Grafen von Spee, der auch heute noch Besitzer des Gutes ist.
Als ländliche Idylle
präsentiert sich heute das Haus Remberg. Von der einstigen
Wehrhaftigkeit, die das Anwesen vor einigen hundert Jahren einmal hatte,
ist nicht viel geblieben. Auf dem Grafen Spee verpachteten ehemaligen
Rittersitz werden jetzt Pferde gezüchtet. |
Sermer Gehöft musste im
Laufe der Jahrhunderte viele Stürme und Angriffe überstehen: Eisflut
und Krieg beutelten den stolzen Eickhof |
Der Eickhof ist ein stolzes
Gemäuer. Doch Besitzer Heinrich Küpper blickt nicht gerade optimistisch
in die Zukunft des einstmals wichtigen Hofes:“ Wenn ich die Lage richtig
einschätze, wird wohl nach mir niemand mehr da sein, der den Hof und 30
Hektar Ackerland bewirtschaftet“. Im Straßendorf Serm direkt an der
Dorfstraße liegt dieser Eickhof, auch ten Eicken genannt, der für die
Herren von Jülich-Berg schon oftmals als Pfand von großer Bedeutung
war.
Eine herrlich berankte
Toreinfahrt führt auf den Hof an der Dorfstraße Nummer 97. Das Anwesen
ist mit einem zweigeschossigen Wohnhaus aus Backstein bebaut, das aus
dem Jahre 1784 stammt. Die Stallungen wurden teilweise erst 1902
hinzugefügt. Der Hof war wie noch der Mündelheimer Ellerhof und der
Schrappenberger Hof ein sogenannter Kameralhof, der im Besitz des
Herzogs von Berg war. Im Jahre 1734 verfügte der Hof über 119 Morgen
Land, später sollen es gar 143 Morgen sein, wobei die Anbaufläche aber
ziemlich verstreut lag.
Herzog Johann Wilhelm von
Jülich-Berg verpfändete den Hof für 3250 Goldgulden am 1.Mai 1596 an das
Lamburtusstift Düsseldorf. 500 Pferde für den Türkenkrieg kaufte der
Herzog für das Geld. Erst am 30. Dezember 1776 wurde der Hof wieder
eingelöst.
Eine Familie Clostermann
wurde im 16. und im 18. Jahrhundert als Pächter genannt. 1852 kaufte
Johann Jakob Kreifelts den Hof vom Grafen Hallberg. Ein Justizrat
Theodor Kreifelts machte sich dann durch seine Sermer Heimatforschung
verdient – und bekannt.
Böse Zeiten gab es reichlich
für den Hof. Der Eisgang und die Überflutung im Jahre 1784 war schon
verheerend, schlimmer noch war die Not 15 Jahre später. Am 13. Februar
stieg das Eiswasser des Rheins noch bedrohlicher. Das Wasser stand in
den Scheunen, zwölf Morgen Roggen, zehn Morgen Gerste und drei Morgen
Klee wurden vernichtet. Weidenbäume und Ackerland fielen dieser
schlimmen Eisflut zum Opfer.
Aber auch die Kriege suchten
das Gehöft heim. 1595 plünderten Spanier den Hof, die Pappenheimer
unter Oberst Wittenhorst plagten die Menschen 1632. 1672 logierten sich
französiche Truppen ein, von 1757 bis 1763 gab es im siebenjährigen
Krieg wiederholt Durchmärsche und Einquartierungen der Franzosen.
„Da ich drei Töchter habe und
ein Vollerwerb in der Landwirtschaft immer schwieriger wird, glaube ich
,dass nach mir der Hof aufgegeben wird“, meint Heinrich Küpper. Seit drei
Generationen sind die Küppers auf dem Eickhof, den Heinrich 1964 kaufte.
30 Hektar Ackerland werden bebaut, Legehennen gehalten. „Bis auf das
Wohnhaus ist die Qualität der Gebäude schlecht, eine Untersuchung auf
Denkmalschutz läuft derzeit“, weiß Landwirt Küpper. |
Der Biegerhof: Turmhügelartige
Fluchtburg in Huckingen
An der Biege wurde Geschichten geschrieben |
Viel Grün, hochstämmige Bäume
und Wiesen umsäumen alte Gemäuer im weitläufigen Biegerpark. An der
großen „Biege“ der alten Anger liegt der Biegerhof, der schon am 16.
April 1374 urkundlich erwähnt wird. Im Jahre 1807 wurde der Hof unter
Napoleon dem langjährigen Pächter, der Familie Bieger, überlassen. 1960
erwarb ihn die Stadt Duisburg von der Familie. Heute nutzen die
Sportvereine Reitvereine 64 und TuSpo Huckingen sowie das städtische
Grünflächenamt die alten Gebäude.
Dem bogenförmigen Lauf der
Anger, eben der Biegung, soll der heute noch hervorragend erhaltene Hof
seinen Namen verdanken . Es gilt als fränkischer Hof, als Typ der
turmhügelartigen Fluchtburg. Besonders dann, wenn die Anger in früheren
Zeit wieder einmal aus ihrem Bett getreten war und weite Landteile unter
Wasser gesetzt hatte.
Im Jahre 1374 tauchte er
urkundlich als Hof der bergischen Fürsten auf. Der Hof wird am 9. April
1508 vom letzten Herrn von Broich aus dem Hause Limburg, vom bisherigen
Lehnsherrn, dem Herzog Berg, an den Schwiegersohn des Limburgers,
Witrich von Daun, Graf zu Falkenstein und Mann der Irmgard von Limburg,
abgeben.
Während der Hof im
Dreißigjährigen Krieg 1645 seinen naheliegenden Wald und damit
erhebliche Einnahme-Quellen verlor, wurde er im Frühjahr 1658 durch
Eiswasserfluten stark verwüstet, verlör fast den gesamten Viehbestand.
Die Düsseldorfer Jesuiten
hatten 1687 den Hof übernommen. Er wird als „ Jesuitenhof zu Huckingen“
bekannt. Erst 1760 kann der Hof vernünftig erneuert werden. 223
Reichstaler werden benötigt, wovon schon allein 100 Reichstaler während
des siebenjährigen Krieges (bis 1758) aufgebracht werden mussten.
In alten Archiven wird die
enge freundschaftliche Beziehung der Hofpächter, die sich „ingen Biege“
nannten, zu Duisburg dokumentiert. Eine Stiftung des Hofpächters an die
Duisburger Salvatorkirche wird bekannt, 1551 stellt der Hof mit Arnt „ingen
Biege“ den Gildemeister der „Gilde Unserer lieben Frau“.
„Wir nutzten einen Teil der
alten Scheune des Hofes heute als kleine Halle für das Reiten der
spastisch gelähmten Kinder“, erzählt Ursula Ruppert, ehemalige
Vorsitzende und Mitbegründerin des am Biegerhof ansässigen Reitvereins
64. Der Sportverein TusSpo Huckingen tauschte Anfang der 90er Jahre sein
ehemaliges Gelände an der Mündelheimer Straße mit dem Gelände am
Biegerhof, nutzte einen ehemaligen Stall als Geschäfts-, Freizeit und
Aufenthaltsräume. In einem Nebentrakt am Innenhof hat das städtische
Grünflächenamt Gerätschaften zur Pflege der weitläufigen Park - und
Sportanlagen untergebracht. |
Der „ Sonnen-Hof“ zieht
alle an - im Rittersitz hausen heute Hobby-Reiter
Rittergut Groß-Winkelhausen ist
über 700 Jahre alt |
„Wir sind nun schon in der
dritten Generation hier, fühlen uns pudelwohl“. Wenn man Ursula Sonnen
vor ,ihrem, Gut Groß-Winkelhausen gegenübersteht, zweifelt man nicht an
dieser Aussage. Auch das von den Nachbarn in Sonnen-Hof“ umgetauft
Anwesen, das wir in der heutigen Folge vorstellen, ist ein ehemaliges
Rittergut, steht unter Denkmalschutz. Schon im 13. Jahrhundert wurde der
herrschaftliche Sitz erwähnt, ist heute im Besitz des Grafen von
Hatzfeld, der seinen Stammsitz in Wissen an der Sieg hat.
Wer von Duisburg aus auf der
Stadtautobahn in Richtung Süden fährt, hat an der Einmündung der A 59 in
die B 288 direkten Blick auf die malerisch an Hügel geschmiegte Gebäude.
Idyllisch die Lage des alten Rittergutes in Sichtweite der B 288 und der
Stadtautobahn, deren Verlängerung die Zukunft der Güter Groß- und
Klein-Winkelhausen entscheidend beeinflussen kann. Der Bau der neuen B
8 soll unmittelbar durch das Gelände der Güter führen.
Der Lage der beiden Güter am
Winkel der Anger sorgte für den Namen Winkelhausen. Von der B 8 kommend
schlängelt sich der Verloher Kirchweg bis zur Hubertus-Kapelle
vor der
Toreinfahrt zu Groß-Winkelhausen.“ Die Kapelle wird auch heute noch zu
Trauungen und Taufen genutzt“, weiß Agrar-Ingenieurin Ursula Sonnen aus
eigener Erfahrung. Die Adeligen hatten die Kapelle dem heiligen Hubertus
gewidmet, trafen sich hier vor der Jagd zum Gebet mit Förstern und
Treibern.
Der Eingang zum Herrenhaus
führt durch einen Torbogen, der im Jahre 1668 entstand und das
gräfliche Wappen trägt. Wassergräbern umgeben den Rittersitz. „Unter
den Weiden wurden einige Keller entdeckt, deren Bedeutung heute niemand
mehr kennt“, so die Hof–Pächterin.
Im Jahre 1271 wird erstmals
ein Johann de Zeppenheim als Herr von Winkelhausen genannt. Das Siegel
der Winkelhauser Herren ist ein Teerfakeleisen. Zu Burg und Hof von
Winkelhausen gehörten ausgedehnte Acker- und Weideflächen in Rahm und
Großenbaum, die Öl- und Sandmühle sowie Höfe der Honschaften Huckingen
und Serm.
Rund 100 Hektar Ackerland
werden heute von Familie Sonnen bewirtschaftet. Zum Gut gehören ein
Wohntrakt, Stallungen, Scheune, zwei Außenvierecke, ein
Springpferdeplatz und Weiden. Der Duisburger-Wittlaerer Reiterverein
hat hier seine Heimat. „Da kommen immer einige ehemalige
Mannesmann-Beschäftigte, die ihr Rentendasein heute mit der Pferdepflege
verbringen. Sie sind sehr engagiert“, erzählt Ursula Sonnen.
Ihr Mann Karl Sonnen hatte
den Hof 1980 übernommen. Gemeinsam produziert die Familie auch die
„Heu-Silage“, ein neues Verfahren zur Heuernte. Das Heu wird mit
Milchsäure-Bakterien versehen, ist besonders für Pferde mit
Staub-Allergie von Bedeutung, da die „ Silage“ feucht geerntet wird und
somit die Risiken ausschließt.
Eingebettet in die Spee`schen
und Hatzfeld`schen Ländereien behauptet sich ein paar Meter weiter von
Groß-Winkelhausen entfernt Karl Radmacher auf Gut-Kleinwinkelhausen. Schon im 14. Jahrhundert wird das
Gut - direkt am „Dicken Busch“ vor den Anlagen von Schloß Heltorf und
am Fliesenacker gelegen – urkundlich erwähnt. Es erhielt ein Jahrhundert
später den Lehnsfreibrief der Herzöge von Berg.
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Erzbischof hatte die Nase
voll: Henker beendet „ Karriere“ der Böckumer Ritter
Altes Gut auch heute
noch voller Leben |
Federvieh und Katzen tummeln
sich auf dem Hof, Frauen eilen zur Eingangstür des Heltorfschen Obst-,
Getränke- und Geflügelverkaufs. Das alte
Rittergut „Böckum“ –schon im
14. Jahrhundert wird ein Haus „Boichum“ erwähnt – steckt auch heute noch
voller Leben. Ein malerisches Bild bietet der alte Rittersitz, liegt
idyllisch inmitten von Weide – und Ackerland auf dem Weg vom
Großenbaumer Freibad zum Huckinger St. Anna Krankenhaus.
Die Verlängerung der
Stadtautobahn hat das Gelände rund um das alte Gemäuer durchschnitten.
Dennoch bleibt seine herausragende Lage gut erkennbar. Dort, wo früher
der Sage nach sogar die Raubritter hausten, herrscht heutzutage
geschäftiges, gleichwohl betulich anmutendes Markttreiben.
Das bauliche Kleinod gehört
zu den Besitztümer des Grafen von Spee. Geflügelhaltung wie Hühner und Gänse
sowie der Verkauf der Heltorfschen Plantageprodukte vornehmlich von
Stammhunden finden hier auf dem Hof statt.
Nur noch etwa vier bis sechs
Hektar Weidefläche gehören zum Gut, das in früherer Zeit von Buchenwald
umgeben war. Die das Gemäuer breit umlaufenden Gräben sind untrügliches
Zeichen für die Wehrhaftigkeit in den stürmischen Zeiten der
Vergangenheit.
Genaue geschichtliche
Überlieferungen des Gutes gibt es nicht. Im 16. Jahrhundert soll Hermann
von Baur (Bawyr) den Rittersitz mit Gattin Maria von Scheidt, genannt
Weschpfennig, bewohnt haben. Die Dame vermählte sich 1649 nach dem
Ableben das Gatten mit Friedrich Christian von Spee. Damals, so eine
weitere Überlieferung, besaß das Gut „Strötrecht“. Dieses erlaubte das
Halten von Wildpferden im Duisburger Wald.
Im Jahre 1702 wurden bei der
Belagerung von Kaiserswerth auch die Stallungen, Schuppen und die
Scheuen das Gutes abgebrannt. 1767 wurde ein Herr von Hallberg neuer
Besitzer. Der Kommerzienrat und Baumwollindustrielle Brügelmann kaufte
es dann 1801. Er betrieb eine Spinnerei in der Ratinger Cromforder
Mühle. Seine Witwe verkaufte dann an den Grafen von Spee.
Die Sage berichtet, dass die
alten Ritter auf Böckum die nahe Lage zur Verbindungsstraße zwischen
Kaiserswerth und Duisburg eifrig zu Missetaten nutzten. Sie beraubten
die reichen Kaufleute, die mit Pferdewagen unterwegs waren. Um auch
immer rechtzeitig den Kaufleute auflauern zu können, wurde im Steinhof,
der direkt an der Straße (Düsseldorfer Landstraße) lag, ein Knecht auf
Böckum flugs Nachrichten zu geben, wenn sich ein „Pfeffersack“ näherte.
Deshalb wurde kurzerhand ein
unterirdischer Graben angelegt, wo der Knecht mit einer Fackel bewaffnet
herbeieilen konnte – bis dem Erzbischof zu Köln und dem Grafen zu Berg
dieses Treiben zu bunt wurde, sie den Ritter gefangen nahmen, und in
Köln zum Tode durch das Schwert verurteilen.
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Hochwasser, Brände und
Kriegswirren bestimmen seit jeher die Geschichte des Mündelheimer
Rheinbogens
Als in
Rheinheim noch zu
Gericht gesessen wurde |
Hochwasser und Kriegswirren bestimmten am „ Mündelheimer Rheinbogen“ –
Zwischen Stromkilometer 761 und 762 gelegen – seit jeher das Leben der
Menschen. So hieß es in Rheinheim, aber auch am Rheinheimer Hof, am
Schrappenberger Hof in Mündelheim oft: Land unter!
Von weitem wirken die
Gebäude, die sich am Ende des Dionysisweges vor dem Rheindeich zu ducken
scheinen, eher düster. Von dem ehemals bedeutenden Hof, der eigentlich
fast eine Siedlung war, ist kaum mehr etwas zu sehen. Bereits im 13.
Jahrhundert wurde er „Rheinheimer Hof“ genannt. Und schon früh bekam er
das Recht zum "Hofgericht“. Jeweils zu Ostern wurde im stillen
Rheinwinkel Gericht gehalten, ging es richtig rund.
1348 waren in der Heberolle
acht Bauernhöfe zu Rheinheim erfasst. Am 1. September 1764 ging der Hof
in Flammen auf, wurde aber für rund 1232 Reichstaler wieder aufgebaut.
Im Lauf der Zeit verlor der Rheinheimer Hof immer mehr an Bedeutung.
Etwas weiter nördlich stößt
man am Mündelheimer Rheinfeldsweg auf einen großen Viereck-Hof. Es ist
der Eller Hof, der nach 1860 um fast 100 Meter von seinem ursprünglichen
Standort entfernt wieder komplett errichtet wurde. Dieser Hof ist ein
sogenannter Kameralhof, der der Landesverwaltung abgabepflichtig war
.Den Namen gab ihm 1356 die Düsseldorfer Familie Eller.
Im Dreißigjährigen Krieg
niedergebrannt
Nur ein paar Meter weiter
befindet sich an der Uerdinger Straße der Schrappenberger Hof, der im
Jahre 1593 erstmals erwähnt wird, wahrscheinlich aber noch älter ist.
1625 pachtet ihn Philippsen von Dahlen. 1643, während des
Dreißigjährigen Krieges wurde der Hof niedergebrannt. 197 Morgen Land
gehörten zu diesem Großen Vierseithof mit bogenförmige überbauten
Toreinfahrt.
Gute Böden hatten die Höfe hier in direkter Nähe
des Rheins, aber sie mussten auch mit seinen Überschwemmungen kämpfen.
Von den Fluten heimgesucht
So
wurden Eller- und auch der
Schrappenberger Hof 1566, 1784 und 1799 arg von den Fluten heimgesucht,
litten in den Kriegen der vergangenen Jahrhunderte. Die von Pfalzgraf
Wolfgang Wilhelm von Jülich-Berg im Jahre 1611 angeordnete Damm-Verstärkung wurde erst von den Preußen für den gesamten Süden in den
Jahren von 1848 bis 1926 erbaut. Am 1. August 1929 kamen Rheinheim,
Mündelheim und Serm zu Duisburg.
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Gut Kesselsberg hat in
600 Jahren schon viele Bewohner gesehen
Im Rittergut
"hausen" nun
Vierbeiner |
Wuchtig, ja trutzig liegt es
da, das Gut Kesselsberg. Auf einer Anhöhe in direkter Nähe zu den viel
Verkehrsadern B 288 und Bahnlinie nach Düsseldorf sowie zur Anger. Einst
als Rittergut erbaut, wurde es 1313 urkundlich erwähnt – beim Verkauf
durch den Grafen Westerholt an den Ritter von Bottlenberge.
Schon bei Anfahrt auf das
Gebäude drängt sich der Eindruck auf: Die Lage ist gut gewählt. Auf der
Anhöhe konnten die Überschwemmungen des Rhein dem Gut, das die Brüder
Bottlenberge 1352 wieder gekauften, nicht viel anhaben. Das Amt
Angermund hatte nun Einfluß, Amtmann Adolf Quade genehmigte im Jahre
1640 den Eheleuten Diderich und Agnes Kessel einige Rechte. Fortan hieß
die Siedlung nur noch Gut Kesselsberg.
Am 14. August 1801 erwarb der
Graf von Spee – der Stammsitz derer von Spee war seit 1662 das nahe
gelegene Wasser – Schloß Heltorf – das Anwesen, das aus Haus, Hof,
Scheune, Stallungen, Remise, Backhaus ,Garten, Baumgarten, Weiden und
einem Weiher bestand. Zum Gut gehörten 400 Morgen Geißen-Länderei
(Fläche, auf denen Ziegen grasen) und 173 Morgen Ackerland sowie elf
Wiesen.
Entlang der Bahngleise kommt man vom Hof unter der Bundesstraße hindurch
zum Verloher weg. In einer Biegung duckt sich direkt an der Anger ein
kleines, uraltes Häuschen. An der Anger gab es früher ein Mühlrad am Haus,
dort wurde für das Gut Kesselsberg Raps gemahlen.
Zwischenzeitlich kam die
Mühle an die Grafen von Hatzfeld, denen das nahegelegene Gut
Groß-Winkelhausen gehörte. Zu der Zeit wurde die Ölmühle auch das
Schweizer Haus` genannt, da dort stets die Melker des Gutes wohnten.
Heute ein ungewöhnliches Domizil zwischen Anger und Autobahn.
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Rahm |
"Rahm ist ein Stadtteil von Duisburg im
Stadtbezirk Duisburg-Süd. Der Ort hat 5980 Einwohner (Stand: 31.
Dezember 2006). Der Name des Ortes geht auf
altniederfränkisches/altniederdeutsches Raern (= sumpfiges Gelände)
zurück.
Geschichte
Die Geschichte des Duisburger Stadtteils ist eng verbunden mit der des
heutigen Düsseldorfer Stadtteils Angermund, der etwa 1,5 km von Rahm
entfernt liegt. Angermund nahm seit dem Mittelalter eine zentrale
Funktion für die umliegenden Dörfer ein. Es war Sitz einer
landesherrlichen Kellnerei und der Finanzverwaltung. Die Rahmer Bürger
waren seit jeher dem Angermunder Gericht unterstellt. Duisburg-Rahm
grenzt darüber hinaus an den Ratinger Stadtteil Lintorf.
Angermund und die so genannte Honschaft Rahm gehörten kirchlich zu
Kalkum, an dessen Pfarrer die Bürger beider Orte ihren Zehnten zu
entrichten hatten. Um das Jahr 1700 zählte man in Rahm 61 Bauernhöfe.
Am 1. August 1929 wurde Rahm als Teil der Bürgermeisterei Angermund und
des gleichnamigen Amtes Angermund im Landkreis Düsseldorf ein Stadtteil
von Duisburg.
Sehenswert ist die im Jahre 1925 im neubarocken Stil fertig gestellte
Kirche St. Hubertus mit ihrem für die Region eher untypischen
Zwiebelturm. Der Baustil wurde dem geschenkten Innenleben (Altar, Kanzel
und mehr) der Kirche angepaßt.
Rahm grenzt an Großenbaum, die Stadtteilgrenze wurde vor einigen Jahren
zur einfacheren Verwaltung von der Stadt leicht verändert," berichtet
die Internetenzyklopädie Wikipedia. |
In der Gegenwart durch das
Mittelalter spaziert
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Rundgang durch die Huckinger
Angeraue mit Dr. Hermanns
Duisburg, 17. Juni 2010 –
Eine Führung durch die Kulturlandschaft
und zu den Denkmälern im Raum Huckingen unternahmen jetzt 40
Interessierte unter fachkundiger Leitung von Stadtarchäologe
Dr. Volker Hermann. Schnell erkannten die Teilnehmer, wie
wichtig die Gegend rund um Huckingen bereits im frühen
Mittelalter war. Auch als Wirtschaftsstandort stand Huckingen
seit Jahrhunderten im Mittelpunkt.
Die Sandmühle, seit Jahrhunderten ein Gewerbebetrieb in
Huckingen, als Ausgangspunkt zeigte gerade auch die enge
Anlehnung an den Wasserlauf der Anger, die das Gebiet
durchzieht. Vorbei an dem in den 80er Jahren umstrittenen
„Schönungsteich“ hinter dem Landhaus Milser, bei dessen
Ausgrabung Zeugnisse der ersten Besiedelung gefunden wurden,
ging es entlang des alten Angerbachs durch die wunderbare
Niederrheinlandschaft vorbei am Gut Kesselsberg zum Haus
Böckum.
Dieser 1387 erstmalig erwähnte mittelalterliche Adelssitz ist
eine ehemalige Wasserburg und gehört wie das Gut Kesselsberg,
die Sandmühle, der Steinhof, das Haus Remberg, der Biegerhof
und das Haus Angerort zu einer Reihe von mittelalterlichen
Burgen, Wasserschlössern und Gutshöfen direkt am oder in der
Nähe des alten Angerbachs. Von der Ritterburg des Typs
Motte steht heute nur noch die Vorburg, d.h. der
Wirtschaftsteil. Der eigentliche Herrensitz stand vermutlich
weiter nördlich, dort wo heute noch ein Wehrgraben mit Wasser
existiert. Die Ostseite hat einen Turm aus unverputztem
Backstein mit geschweifter, Schiefer gedeckter Haube.
Tor und Zugbrücke stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Die Scheune an der Ostseite wurde 1838 erbaut. Leider verfällt
das Haus immer mehr und große Risse ziehen sich durch das alte
Gemäuer. Den Abschluss bildete die Station „Steinhof“, der
heute als Veranstaltungsstätte zum festen Bestandteil der
Huckinger sowie der Gesamtstadt zu zählen ist. Er ist das
älteste erhaltene Bauwerk Duisburgs und wird durch eine
Bausünde der 70er Jahre, den Hochbahnhof der Stadtbahn,
förmlich erdrückt.
Der mittelalterliche, u-förmige Hof, ursprünglich ein freies
Rittergut, wurde urkundlich erstmalig im Jahr 1454 erwähnt.
Zentrales Element ist ein nahezu quadratischer Wohnturm,
dessen unterer Teil aus dem späten 12. Jahrhundert stammt. Das
mittlere Geschoss wurde in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts erbaut, das 2. Obergeschoss gehört in das späte
13./14. Jahrhundert. Heute wird er von Wohngebäuden aus dem
18. und 19. Jahrhundert umschlossen, an die sich südlich
wiederum jüngere Gebäudeteile anschließen. Das Gebäude
kann im Rahmen des "Tages des offenen Denkmals" am 12.
September besichtigt werden! Der von Dr. Hermanns gut
geplante und fachlich versierte Rundgang zeigte einmal mehr
die historische Gewichtigkeit des heutigen Stadtteiles und
seiner ungewöhnlichen Lage an der früheren Landstraße zwischen
den zwei Pfalzen Duisburg und Kaiserswerth.
Harald Molder (Text, Foto)
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