Duisburg,
2. November 2009 - Während der Wasserstand des Rheins momentan sehr
niedrig ist, sah dieses vor 85 Jahren ganz anders aus. Damals stand
das Wasser in den Straßen der Duisburger Altstadt und in den
Stadtteilen und Dörfern entlang der Rheinschiene.
Sonntag - 2. November 1924
Am 2. November war das Wasser des Rheins bereits bedenklich
gestiegen
Montag - 3. November 1924
In der Nacht war der Rheinpegel von 2.20 auf 4.58m gestiegen und am
Morgen des 3. November sollte die alte Drehbrückenschleuse am
Marientor aus dem Jahr 1882 eingefahren werden. Noch wenige Tage
zuvor, am 30. Oktober, war diese überprüft und gewartet worden, und
hatte noch einwandfrei funktioniert. Um 1 Uhr in der Nacht wurde der
Schleusenponton bereitgelegt. Doch um 4 Uhr war dieses infolge eines
Lecks unmöglich und um 5 Uhr begann man mittels Dampfspritze der
Feuerwehr damit, die Schleuse leer zu pumpen! Vergebens! Das Wasser
lief stündlich weiter in das Innere der Schleuse und in die
Altstadt! Beamte des 1. Polizeireviers forderten die betroffenen
Bewohner auf, ihre tief gelegenen Kellerräume zu räumen und
Lebensmitteln in Sicherheit zu bringen.

Dammstraße
Ruhrort
Gegen 8
Uhr stieß ein Stinnesdampfer auf dem Weg zum Hombergerort im
Eisenbahnhafen mit einem Bergschlepper zusammen. Hierbei wurden 10
Schlepper losgerissen und zum Teil schwer beschädigt. Die
Erzlagerplätze der Rheinstahlwerke standen ebenfalls unter Wasser.
Am
Nachmittag erging die Räumungsaufforderung auch an die Bewohner der
Beekstraße. Am Abend gegen 23 Uhr stand das Wasser im Außenhafen bei
5,80 m und stieg stündlich weiter um 4 cm. Man näherte sich der
bedrohlichen Marke von 1920. Im Innenhafen waren die Gleisanlagen
der Hafenbahn am Abend um 18 Uhr überschwemmt und das Wasser hatte
am Schwanentor bereits Straßenniveau erreicht. Da eine Reparatur der
Schleuse auch weiter unmöglich war, da man die Ursache nicht
feststellen konnte, wurden am späten Abend unter Leitung von
Oberbaurat Seegert am Schwanentor fieberhaft Dämme aus Holz, Dünger
und Sandsäcken errichtet. Bis Mitternacht waren diese Arbeiten
nahezu beendet! Auch Reg. Rat. Dr. Maiweg war anwesend.

Schwanentor
Dienstag -
4. November 1924
Um Mitternacht zum 4. November war das Wasser auf 6 m gestiegen.
Auch die Ruhr führte starkes Hochwasser und die Ruhrwiesen waren
überspült. Nord- und Südhafen waren über die Ufer getreten und auch
am Kaiserhafen hatte das Wasser den Uferrand erreicht. In Homberg
war der Rheinpegel in der Nacht um einen halben Meter gestiegen und
stand bei 6.40 m. Der Leinpfad stand 1.50 m hoch unter Wasser! Die
Schifffahrt zu Berg war bereits eingestellt. Talwärts war es nur
noch eine Frage von Stunden. Die Fähre von Orsoy nach Walsum war
eingestellt. Es verkehrte nur noch ein Motorboot!
An der Werthauser Fähre wurde ein großes Floß vom Wasser losgerissen
und trieb mit großer Wucht gegen Kähne an der Küppersmühle. Der mit
Kohlen beladene Schlepper „Otto von Duisburg“ der Fa. Hellmuth aus
Mannheim war gesunken.
Am Schwanentor in der Altstadt drängten sich am Morgen des 4.
November die Menschenmassen. Der Polizei gelang es nur mit Mühe, die
Fuhrwerke, Automobile und Fußgänger über die Brücke zu bringen. Eine
Fahrspur war bereits gesperrt. Durch die Menschenmenge bahnten sich
LKW und andere Fahrzeuge mit Baumaterial für die Dämme den Weg. Doch
das Wasser suchte sich neue Wege und stand am Morgen bereits in Höhe
der „Drogerie Richter“ auf der Schwanenstraße. Notstege wurden
angelegt, damit die Menschen in ihre Häuser gelangen konnten. In der
Unterstraße waren die Keller voll gelaufen und bei den Rosiny Mühlen
stand das Maschinenhaus seit dem Vorabend still. Der Hof war ein
großer See und das Wasser strömte aus dem Firmentor bereits auf den
Alten Markt. Die Versuche, die Schleuse wieder in Gang zu bringen
hörten nicht auf.

Schwanentor
An der Ecke Unterstraße – Schwanentor suchte sich das Wasser seinen
Weg durch die Kanalisation. Dagegen stand die Ecke an der
Schwanenstraße völlig unter Wasser! Alleine die Münzstraße war noch
befahrbar und wurde von allen Verkehrsteilnehmern genutzt. Die
Altstadt war mittlerweile von Laufstegen durchzogen.

Unterstraße
Seit dem
Morgen war das gesamte Rhein Vorgelände in Ruhrort und Laar bis weit
hinter Haus Knipp überflutet. Die Uhrensäule an der Mühlenweide war
kaum noch zu sehen. In Mitleidenschaft gezogen waren auch die
Böschungsabreiten am Vinckeufer sowie die Arbeiten an der
Ruhrschleuse. Die Straßenbahnlinie 1 fuhr vom Friedrichsplatz nur
noch bis zum Schwanentor. Eine Ersatzverbindung über Meiderich wurde
eingerichtet und der Verkehr somit aufrechterhalten! Klage wurde von
den Betroffenen darüber geführt, dass die Straßenbahngesellschaft
hierfür einen Zuschlag verlangt!
Am Abend wurde die Straßenbahnlinie Homberg – Baerl eingestellt, da
das Wasser sich von Hochhalen mit gewaltiger Wucht näherte. In
wenigen Stunden waren die „Kämp“ genannten Wiesen überschwemmt. Am
Abend um 22.30 Uhr stand es in Höhe des Damms und ergoss sich in das
Vorgelände der Hochfeldstraße.
Mittwoch - 5. November 1924
In der Nacht brach nicht nur der Deich in Mündelheim sondern auch am
Schwanentor war in der Nacht um 2.30 Uhr der künstlich angelegte
Damm gerissen und das Wasser war nach einer Viertelstunde bereits an
der Kühlingsgasse und hatte sich bis 4 Uhr in einer Sturzwelle in
fast alle Straßen der Altstadt ergossen. Die Arbeiter hatten sich
noch schnell in Richtung Beekstraße retten können. Besonders schwer
traf es die Unterstraße, Wilhelmstraße und Peterstal. Für die von
der Nachtschicht heimkehrenden Bewohner hieß es barfuss durch die
Wassermassen zu waten, da Stege noch nicht vorhanden waren. Der
Milchmann belieferte die Kundschaft mit einem Floss.

In der Nacht war das Wasser weiter in die stillen alten Häuser der
Altstadt gedrungen. Mittlerweile auch im Waisenhaus an der
Niederstraße. Vorbei an der Liebfrauenkirche bis zum Alten Markt, wo
sich im gespenstischen Licht der wenigen dort brennenden Lampen eine
große Wasserfläche ausbreitete. Aus den Zugängen von der
Schwanenstraße strömt gurgelnd neues Wasser hinzu und eroberte sich
den ganzen Markt. Noch war die Schwanenstraße im oberen Teil
passierbar. Die Bretter der Stege schwankten unter den Füßen der
Menschen. Nur noch auf Flössen und Kähnen kamen die Menschen voran.
Der Rathauskeller stand ebenfalls unter Wasser.
Fast alle Kaufhäuser an der Beekstraße waren geschlossen. Hier, vor
allem bei Alsberg, Guttmann oder „Cohen & Epstein“, wo das Wasser
1.50 m hoch im Keller stand, war das gesamte Personal unermüdlich
dabei, die Waren aus den Kellern zu retten. Bei einer Modenfirma
trieben Theken und Schränke durch die Lagerkeller. Gegenüber dem „Trocadero“
auf der Beekstraße trat das erste Grundwasser zu Tage. Erbitterung
herrschte bei den betroffenen Menschen der Altstadt über das
Ausbleiben städtischer Hilfen durch Notmannschaften für die Rettung
ihrer Habe.
Auch die Schifferstraße hatte sich in einen See verwandelt und war
unpassierbar. Die Ruhrorterstraße wurde an der Überführung der
Hafenbahn mit Schuttmassen gegen das Eindringen der Wassermassen
verbarrikadiert. Die Fußgänger mussten über den Bahndamm klettern.
Am Morgen trieb auf dem Rhein eine große „Badeanstalt“ und eine
Unmenge Treibgut talwärts. Die Polizei ordnete die Räumung der
Keller in Duissern an. Im Zuge der Hindenburgstraße (heute Kardinal
Galen Str.) am alten Weseler Platz (heute Duissernplatz) trat das
Grundwasser bereits aus dem Boden.
Nur noch Bewohner aus Ruhrort durften gegen Vorzeigen des Ausweises
die Schwanentorbrücke benutzen. Mitleidige Autobesitzer nahmen diese
mit bei der Fahrt durch die schmutzigen Wassermassen.
„In der Dunkelheit boten die überschwemmten Straßen ein traurig
schönes Bild. Da der Strom abgestellt war, behalf man sich mit
Kerzen und Petroleumfunzeln. In einer Wirtschaft war bengalische
Nacht!“ erinnert sich eine Zeitzeugin. „Die Gäste saßen bei
Kerzenlicht und Lampions, da der Strom abgesperrt war! Und es
herrschte auch noch eine weitere Wassernot für das ebenfalls
abgesperrte Wasser in den Häusern.“
Und nicht erst heute gibt es die neugierigen „Gaffer“, die alle
Rettungsmaßnahmen verhindern. Auch damals ging die Polizei mit aller
Härte gegen diese vor.

Marientorplatz
Der Pegel
an der Marientorschleuse zeigte um 11 Uhr an diesem Morgen 7.31 m.
Um 19 Uhr waren es bereits 7.45 m. Ein kleiner Fortschritt war bei
dem verhängnisvollen Sperrponton der Marientorschleuse zu
verzeichnen, der sich vom Boden gelöst hatte. Man hoffte diese bald
schließen zu können.
Gegen 12 Uhr mittags gingen erste Meldungen vom Oberrhein über das
Fallen des Hochwassers ein, was die Duisburger mit Hoffnung
erfüllte.
Vom Damm am Marientor blickte man über den Holzhafen auf eine
riesige Wasserfläche, die bis zur Eisenbahnbrücke über die
Heerstraße kurz vor dem Brückenplatz in Hochfeld reichte. Dort
endete auch die Straßenbahn, denn alle Straßenbahngleise waren
überflutet. Die Straßenbahn durch die Beekstraße wurde über den
Sonnenwall umgeleitet.

Holzhafen
Das
Wiesengelände zwischen Homberg und Baerl war ebenfalls in ein
unüberschaubares Meer verwandelt aus dem die Weidekronen
emporragten. Im Rheinpreußenhafen lag der Pegel um 12 Uhr mittags
bereits bei 6.80 m. Die Keller der Häuser hinter dem Dick wurden
geräumt! Die Essenberger Fähre wurde eingestellt, da die
Landungsbrücke nicht mehr zu erreichen war. In Orsoy wurden im Laufe
des Tages die Schleusen geschlossen. In Rheinberg war durch das
Wasser eine Menge Vieh eingegangen und Kadaver schwammen im Wasser.
Oberhalb von Hochemmerich war der neu erbaute Damm vollständig
verschwunden. Die Rheinwiesen in Rheinhausen waren ebenfalls
überschwemmt. In der Kronprinzenstraße war das Wasser bereits bis in
die Kellerräume gedrungen.
In Hochfeld stand das Wasser in der Werthauser Straße und auch die
Werthauser Fähre war eingestellt. In Ruhrort waren die langen
Verladebrücken im Hafen fast vollständig überschwemmt.

Innenhafen
Um 21.30
Uhr brach der bis dahin mühsam zusammengehaltene Rheindamm oberhalb
des Kinderheims in Hochhalen. In wenigen Minuten standen dieses, die
Villa Wonsbeck und die Hochfeldstraße in Homberg einen Meter tief
unter Wasser. Man begann mit der Räumung der angrenzenden Straßen.
An der Königstraße war der Hof der Rhenania Werft überspült. In
Baerl drang das Wasser bis zur Wirtschaft Liesen vor und stand
ebenfalls einen Meter hoch.
Donnerstag - 6. November 1924
Um 0.30 Uhr in der Nacht ereignete sich ein schweres Schiffsunglück
bei Homberg, als das belgische Schiff „Avion“ von mehreren
Floßstämmen erfasst und gegen die Rheinbrücke abgetrieben wurde. Bei
dem Versuch sich mit einem Nachen zu retten, kenterte dieser und
drei Menschen starben in den Fluten.
Um 2 Uhr in der Nacht zeigte der Pegel an der Drehbrücke 7.55 m, am
Mittag um 13 Uhr waren es 7.61 m. Am Marientor hielt eine Kette
Polizeibeamter die Schaulustigen ab.
„Weiteres Sinken am Oberrhein – Stillstand in Köln“
Dieses waren die erlösenden Aussagen der Zeitungen an diesem Tag.
Und der Duisburger General Anzeiger rief öffentlich zu einer
beispiellosen „Bürger Hilfsaktion“ für die vom Hochwasser
betroffenen Menschen auf. Doch nur spärlich war die freiwillige
Hilfe für die Opfer des Hochwassers. Lebensmittel wurden gebracht,
allerdings nur gegen Bezahlung. Auch für die Kahnfahrten musste
bezahlt werden. Nur Ärzte hatten „freie Fahrt“! An der Ecke
Münzstraße- / Beekstraße wurde eine „Fahrtleitung“ für die Kähne
eingerichtet. Und eine Frage stellte sich allen Betroffenen: „Wer
haftet für die Hochwasserschäden?“

Münzstraße (oben u. unten)
Diese
Haftung musste unzweifelhaft der „Verwaltung der Duisburg Ruhrorter
Häfen“ obliegen, die für den Preußischen Staat und die Stadt
Duisburg auch für den Hochwasserschutz zuständig zeichnete! Hierüber
entwickelte sich ein Streit zwischen Hafenverwaltung und
Wasserbaufachkreisen. Kritik wurde auch am Verhalten der
Stadtverwaltung laut, die an diesem Tag noch immer keine
Hilfsaktionen gestartet hatte!
Die „Niederrheinische IHK Duisburg – Wesel“, damals noch mit Sitz in
Ruhrort, wendete sich an den Regierungspräsidenten in Düsseldorf mit
einer Beschwerde, daß man in den vergangenen Jahren und zuletzt noch
am 27. September eine neue Schleuse gefordert hatte. Man erwartete
vom Chef der Ruhrhafenverwaltung, daß er die Situation in der Stadt
und insbesondere der betroffenen Mühlenbetriebe persönlich in
Augenschein nimmt.
Freitag - 7. November 1924
An der Ruhr ergoss sich das Wasser noch immer in die Wiesen der
Ruhraue und die Häuser an der Aackerfähre waren bedroht. Im
Wasserviertel drang das Wasser bis zum Theater vor. Die Wiesen
hinter dem Theater waren vollständig überschwemmt. In der Anger- und
Werrastraße stand das Wasser seit Tagen auf der Straße. In der
Maschinenfabrik Scholten wurde der Betrieb eingestellt!
Und auch Hochfeld war erneut bedroht, da sich das Wasser langsam im
Dickelsbachbett, das damals noch den Stadtteil durchzog,
zurückstaute und diesen über die Ufer treten ließ. Die Musfeldstraße
bot ein schauriges Bild mit Brücken auf beiden Seiten der Straße.
Auch Wanheim war an den niedrigen Stellen überflutet. Das Wasser
reichte bis zu den Rheinstahlwerken.
Die Reichsregierung in Berlin begann derweil mit der Planung von
Hilfsaktionen für das Hochwasser geschädigte Rheinland.
Die ZENTRUM Fraktion im Rat beantragte eine Sondersitzung aus Anlass
der Hochwasserkatastrophe, die aber nicht stattfand. Die
Stadtverwaltung leitete erste Soforthilfen ein. So wurden für die
durch das Hochwasser erwerbslos gewordenen Bewohner und die
betroffenen Firmen besondere Mittel z. V. gestellt. Kranke wurden
aus den Häusern in die umliegenden Krankenhäuser gebracht.
Kohlenhändler sollten im betroffenen Gebiet Heizmaterial zu
günstigen Zahlungsbedingungen ausliefern um die Wohnungen
auszutrocknen. Eine Fürsorgeschwester und ein Beamter des
Wohlfahrtsamtes fuhren zweimal täglich mit einem Kahn, kenntlich
gemacht durch das Rote Kreuz, durch das Gebiet um die Betreuung der
Menschen zu gewährleisten. Und auch Dr. Müller – Voigt, Leiter des
Gesundheitsamtes der Stadt, verschaffte sich persönlich ein Bild der
Lage.
Der Einzelhandelsverband von Groß Duisburg schrieb nach einem
Treffen mit Hochwassergeschädigten am Vortag an den Reichskanzler,
den Reichsminister des Innern, den preußischen Ministerpräsidenten,
den preußischen Minister des Innern und den Regierungspräsidenten
ein Telegramm mit folgendem Inhalt:
„Wir weisen auf die erheblichen Schäden hin, die durch die
Hochwasserkatastrophe in der Stadt Duisburg entstanden sind und
bitten mit aller Tatkraft sich für die Geschädigten einzusetzen.“
An diesem Morgen besichtigte der Verband mit Pressevertretern das
Schadensgebiet in der Altstadt. Man startete auf dem Gelände der
Firma Schenk. Weiter durch die Kleine Ruhrstraße. Auf der
Schwanenstraße, wo das Geschäft Hohenstein besichtigt wurde,
beschafften sich die Menschen selbst Bretter und Material für
Laufstege. In den Hinterhäusern hatten die Menschen erstmals Kontakt
zur Außenwelt. Man legte eine Lichtanlage in den betroffenen Straßen
an.

Besonders traurig der Peterstal (Foto) weiter durch Klosterstraße
und Wiesenstraße. Elend und Jammer überall. Resümee der Rundfahrt:
„Es fehlte und fehlt an einer geregelten Organisation der Hilfe!“
Aber, das Wasser fällt! Vertreter der Staatsanwaltschaft nahmen den
mittlerweile gehobenen Sperrponton der Marientorschleuse in
Augenschein. Auch die Stadtverwaltung führte mit Vertretern der
Regierung, der Hafenverwaltung sowie Sachverständigen eine
Besichtigung des Gebietes durch. Bis 19.30 Uhr war das Wasser am
Marientor auf 7.15 m gesunken. Polizeiboote verteilten Kohlen und
Brennholz an die Bewohner im Überschwemmungsgebiet.
Samstag - 8. November 1924
Das Wasser fiel rapide weiter. Der Alte Markt war schon wieder zur
Hälfte frei. Um 8 Uhr am Morgen waren es am Marientor „nur“ noch
6.83 m.
Sonntag - 9. November 1924
An diesem Morgen war das Wasser aus „allen“ Straßen der Altstadt
verschwunden. Die Spuren, die das Wasser hinterlassen hatte, zeigten
den wahren Schaden, der entstanden war. Überall zertrümmerte
Fensterscheiben und Möbel. Der Städtische Fuhrpark begann mit der
Reinigung vom Schlamm. Am Schwanentor wurde der provisorische Damm
entfernt. Um 16 Uhr wurde die Schwanentorbrücke für den gesamten
Verkehr wieder freigegeben. Der Pegelstand am Marientor lag um 14
Uhr bei 5.85 m und sieben Stunden später bei 5.55 m.
Montag - 10. November 1924
Die Stadtverwaltung rechtfertigte sich an diesem Tag zu den
Vorwürfen der Desorganisation. Man habe die notwendigen Materialien
und Kähne selbst erst mit viel Mühe besorgen müssen. Viele Dinge
wären auch auf Habgier und Eigennutz der Nicht Betroffenen
zurückzuführen. Am Abend um 21 Uhr lag der Pegelstand bei 4.58 m.
Wie ein schwerer Traum war die Hochwasserkatastrophe über die
Menschen in Duisburg hereingebrochen, der auch noch weiter anhielt.
Austrocknen konnten die überfluteten Keller nicht richtig. Der
eisige Winter stand nach den kühlen Novembertagen bevor und
vollendet das Vernichtungswerk des Wassers. Eine neue Schleuse wurde
in den Jahren 1926 bis 1929 errichtet, um künftig das
Rheinhochwasser von der Innenstadt fern zu halten. HaMo
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