Basierend auf dem
Masterplan, der im Rahmen eines Wettbewerbs von dem Team Sir Norman
Foster and Partners, der Landes Entwicklungsgesellschaft (LEG), der
TreuhandsteIle Essen GmbH (THS) und der Kaiser
Bautechnik aufgestellt wurde, entwickelt sich das ca. 89 ha große
ehemalige Hafenareal unter dem Leitziel "Arbeiten, Wohnen und Freizeit
am Wasser" zu einem überregional bedeutsamen Dienstleistungspark. Es
handelt sich hierbei um ein Projekt der Internationalen Bauausstellung
Emscherpark (IBA), einem Programm des Landes Nordrhein-Westfalen, das
den Umbau des alten Industriereviers (Emscherregion) im Hinblick auf
einen Strukturwandel zum Inhalt hat. Die Entwicklung des Innenhafens
Duisburg wird durch die 1984 eigens für diesen Zweck gegründete
Gesellschaft, die jeweils zur Hälfte der Stadt Duisburg und dem Land
Nordrhein Westfalen gehörte, der Innenhafen Duisburg
Entwicklungsgesellschaft mbH, gesteuert und koordiniert.
Der Innenhafen ist eng mit
der Entwicklung der Stadt Duisburg verbunden. Seiner Geschichte auf der
Spur, müssen wir bis ins 12. Jahrhundert zurückschauen. Einst floss da,
wo heute der Innenhafen liegt, der Rhein.
Durch die unmittelbare Nähe des Stadtzentrums zum Rhein ist hier schon
früh ein überaus reger Handelsverkehr zu beobachten. Duisburger Schiffe
fahren stromaufwärts bis nach Straßburg und nordwärts bis nach England.
Seit 1670 bestehen ununterbrochene Rangfahrten zwischen Duisburg und
Holland, welche alle aus Holland kommenden, für die Rheingegend
bestimmten Waren und sämtliche aus den bergischen und märkischen
Fabriken kommenden, für Holland bestimmten Güter an- und abfährt. Die
Stadt gilt als der beste Lösch und Liegeplatz zwischen Neuß und Thiel in
Holland und regelmäßig veranstaltete Messen und Märkte lassen Duisburg
schnell zu dem unumstrittenen merkantilistischen Handelszentrum der
gesamten Region gedeihen.
Als jedoch der Rhein nach einem starken Hochwasser um 1200 seinen
Stromverlauf ändert, wodurch Ruhrort vom linken auf das rechte Rheinufer
zu liegen kommt, hat dies verheerende Auswirkungen auf die Handelsstadt
Duisburg. Zwei Kilometer von der Wasserstrasse entfernt können nur noch
kleine Kähne vom Rhein durch die Ruhrmündung in den Dickelsbach
gelangen, um am Schwanentor gelöscht oder beladen zu werden. Auch die um
1670 angelegten Umschlagplätze direkt am Rheinufer bei
Neuenkamp-Essenberg liegen zu weit vom Stadtzentrum entfernt. Dort steht
kein Lagerhaus, keine Verladeeinrichtung, so dass das Be- und Entladen
der Schiffe in mühseliger, oft tagelanger, Arbeit verrichtet werden
müssen.
Dieser unerträgliche Zustand für die Handelsstadt Duisburg, die auf den
Umschlag von Gütern angewiesen ist, lassen in den darauf folgenden
Jahren zahlreiche Hafenkonzepte entstehen. 1696 werden erstmals Pläne
für den Bau eines Kanals von Duisburg zum Rhein geschmiedet. Auch
befürwortet 1765 die Regierung die Errichtung eines Kanals, wodurch "das
Kommercium merklich gefördert würde“. Konkretere Hafenprojekte werden in
den Jahren 1802 und 1803 ausgearbeitet. Auch eine Rückverlegung des
Rheinstroms bis vor das Schwanentor wird ernsthaft diskutiert. Als
endlich 1805 der Bau eines Kanals beschlossen wird, stehen wiederum die
politischen Verhältnisse infolge der französischen Besatzung einer
Realisierung im Wege und bringen 1810 sogar die gesamte Börtschiffahrt
zum Erliegen. Erst im Mai 1815 erweckt der Oberpräsident der Provinz
Westfalen Ludwig von Vincke den Handel und die Schifffahrt wieder zu
neuem Leben. Er veranlasst 1818 die Verlegung des Hauptsteueramts an den
alten Ruhrarm "am Schlick".
Doch die dorthin führenden Wege sind nicht
befestigt. Bei Regen bleiben die Transporte im Morast stecken. Des
weiteren befinden sich die technischen Gerätschaften zum Verladen in
einem äußerst mangelhaften Zustand. Zudem machen Versandungen der Ruhr
die Anfahrt zum Schlick für die Schifffahrt trotz ständiger Baggerungen
immer wieder unmöglich. Wieder wird über einen Kanal nachgedacht - und
diesmal erscheinen die Rahmenbedingungen günstiger.
Es ist die Duisburger Kaufmannschaft, vertreten durch ihren
Handlungsvorstand, der späteren Handelskammer, die schließlich die
Initiative dazu ergreift. Hauptanstoß bietet die drohende Verlegung des
Hauptsteueramts aufgrund der schlechten Bedingungen am Schlick in den
1825 neu erweiterten Ruhrorter Hafen, wodurch man enorme wirtschaftliche
Einbussen für Duisburg befürchtet. Zur Finanzierung der Anlage, dem
sogenannten "Rhein-Canal", der heute den Außenhafen bildet, ergeht daher
offiziell ein "Zuruf an Duisburgs begüterte Bürger". 1826 sind alle
Vorbereitungen getroffen und der "Rhein-Canal-Actien-Verein" wird unter
Mitwirkung bekannter Duisburger Kaufleute u.a. Carl Böninger, Friedrich
Castanjen, Johann Jacob vom Rath, Samuel Gallenkamp, Ferdinand Schoeler,
Johann Wilhelm Davidis gegründet. Durch die Übernahme von Aktien tragen
die Aktionäre sämtliche Kosten für das Projekt.
Die Schaffung dieser Kanalanlage wird auch von der Duisburger
Bürgerschaft begeistert aufgenommen. Als am 10. April 1828 der erste
Spatenstich erfolgt, wird ausgelassen gefeiert und das Marientor mit
Blumenkränzen und der Inschrift geschmückt:
Wenn nunmehr die ehemaligen
Mühlengebäude heute unter Denkmalschutz stehen, so zeugen sie neben der
bedeutenden Industriegeschichte auch von den persönlichen Schicksalen,
die sich zwischen ihren Mauern abgespielt haben.
Stillstand ist Rückstand,
damit begründeten einst bei der Übergabe der Hafenanlage an die Stadt
Duisburg die Aktionäre des "RheinCanal-Aktien-Vereins" den weiteren
Ausbau des Innenhafens. Die Geschichte zeigt, dass der Weitblick der
damaligen Kaufleute die richtigen Weichen gestellt hat, die den Weg in
das Industriezeitalter bahnten.
Heute stehen dem Innenhafen
wieder grundlegende Umstrukturierungsmaßnahmen ins Haus. Nach 90 Jahren
erfolgreicher Entwicklung übernimmt die Stadt Duisburg den Innenhafen
von der DuisburgRuhrorter-Häfen AG und ebnet damit den Weg in die
postindustrielle Ära, durch die sich das 21. Jahrhundert auszeichnen
wird.
Parallel zu der Anwerbung
von Holzunternehmen für den Innenhafen, werden, nachdem sich die
ursprünglichen Pläne zur Umleitung der Ruhrkohlen nicht realisieren
lassen, Überlegungen angestellt, den Verkehr im Innenhafen weiterhin zu
steigern. Die Direktion des “Rhein-Ruhr-Canal-Aktien-Vereins" ist sich
darüber bewusst, dass nur deutliche Anreize Einfluss auf die
Standortwahl von Firmen zugunsten des Innenhafens nehmen können. Vor
diesem Hintergrund erlässt sie am 25. April 1884 eine Befugnis, nach der
am Hafen gelegene Grundstücke unter bestimmten Bedingungen z. B. der
Errichtung einer industriellen oder kommerziellen Anlage verkauft werden
dürfen. Diese Verkaufsermächtigung weckt das Interesse zahlreicher
Getreideunternehmer und -spediteure, die nur durch die Beleihung von
eigenem Grund und Boden die enormen Investitionen aufbringen können, die
eine notwendig gewordene Modernisierung der Mühlenbetriebe durch den
Einsatz der Dampfmaschine und die Errichtung von Speichergebäuden mit
hohen Lagerkapazitäten mit sich bringen.
Bereits 1860 erwirbt Wilhelm Vedder eine Liegenschaft zum Betrieb einer Mühle. Sein 1900 errichteter
Erweiterungsbau ist heute unter dem Namen Küppersmühle bekannt. 1870
erstehen die Gebrüder Heuser ein Grundstück am Marientor, Carl
Lehnkering, seit 1886 am Zollhafen ansässig, errichtet noch im gleichen
Jahr ein Getreidelager am Schwanentor, 1885 erwirbt die Märkische Mühlen
AG bzw. Rosiny Mühlen AG die Grundstücke, auf denen heute das
Stadtarchiv und das Kultur- und Stadthistorische Museum stehen.
1888 kauft M. Flechtheim
eine Grundstücksfläche östlich neben dem Schwanentor und gründet dort
1894 die Rheinisch-Westfälische-Speditions-Gesellschaft, die bis heute
am Innenhafen tätig ist.
Ein wichtiger Gedanke, der
hinter der Konsolidierung der Getreideindustrie am Innenhafen steht, ist
die bessere Versorgung der Region mit diesem Grundnahrungsmittel.
Schlechte Ernten und Transportschwierigkeiten führen im 19. Jahrhundert
immer wieder zu Versorgungsengpässen. Hauptsächlich das
industrialisierte Ruhrgebiet mit seiner stetigen Bevölkerungszunahme ist
davon betroffen.
Als auch die Umstellung im
Getreideanbau von kleinkörnigem deutschen Weizen auf den größeren
englischen Weizen keine Abhilfe schafft, entschließt sich Alexander Rosiny
(1823-1895), Gründer
der Märkischen Mühlen AG, bereits 1879, seine Getreideeinkäufe im
südlichen Russland zu tätigen. Von seinen 6 Söhnen wirkten insgesamt 5
im Laufe ihres Lebens bei den Rosiny-Mühlen mit, darunter auch Joseph
Rosiny (1863-1920).
Duisburg, über die
Wasserstrasse verbunden mit den wichtigsten Getreide-Exportländern,
bietet beste Voraussetzungen und Standortvorteile. So floriert um die
Jahrhundertwende am Duisburger Innenhafen die größte Mühlenindustrie
Westdeutschlands. Zuerst kommt ausländisches Getreide aus Südrussland,
den Balkanländern, dann aus den Donauländern, später aus Nordamerika,
Argentinien, Indien und Australien.
An der Börsenstraße
etabliert sich die renommierte Getreidebörse, an der, nach dem Vorbild
der in Deutschland einzigartigen Schifferbörse, sowohl Getreidepreise
festgelegt, als auch Ladungen und Transporte organisiert und Verkäufe
getätigt werden.
Einen ersten
wirtschaftlichen Einschnitt erlebt der Duisburger Getreidemarkt jedoch
während und nach dem ersten Weltkrieg. Der mit der Lebensmittelknappheit
verbundene staatlich kontrollierte Mehl- und Getreidehandel steht im
Widerspruch zu den Werten der freien Marktwirtschaft. Nunmehr werden
Preise festgelegt und der Absatz rationiert. In dieser Zeit können die
Mühlenbetriebe nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Dringende
Investitionen können nicht mehr getätigt werden, obgleich die Versorgung
der Bevölkerung unter allen Umständen aufrecht erhalten werden muss.
Auch Feuersbrünste -
hervorgerufen u.a. durch Staubexplosionen - immer wieder große Lücken
in die Silo-Skyline des Innenhafens und bedrohen durch ihre unmittelbare
Nähe zur City ständig die Innenstadt. So fällt 1913 der alte 6stöckige
Lehnkering Speicher dem Feuer zum Opfer, 1933 geht der Speicher der
Rheinisch-Westfälischen Speditionsgesellschaft, vormals Flechtheim, in
Flammen auf. Grossen Einfluss auf die Stadt hat 1929 der Brand des
Mühlengebäudes der Firma Koch & Co am Schwanentor, das unmittelbar an
die Altstadt grenzt. Nach dem Grossbrand, der bis zum Rathaus
vorzudringen droht, verweigert die Stadt aus Sicherheitsgründen den
Wiederaufbau und denkt über Pläne nach, hier eine Uferpromenade in Form
einer Hafenallee entstehen zu lassen.
Erst in der Mitte der 30er
Jahre, nach der allgemeinen Rezession, wird auch ein Aufschwung der
Getreideindustrie deutlich spürbar. Dies schlägt sich in einem
regelrechten Bauboom am Innenhafen nieder. 1933 errichtet die Firma Koch
& Co einen 7 geschosseigen Schüttbodenspeicher, 1938 einen kleineren
giebelständigen Silo. 1935 erregen die Werner & Nicola Mühlenwerke mit
ihrem röhrenförmigen, aus Stahlblechen zusammen genieteten Silo, einem
weltweiten Novum, Aufsehen und 1936 macht der 7-geschossige
Stahlbetonspeicher der Rheinisch-Westfälischen Speditions Gesellschaft
Schlagzeilen.
1937 entsteht der 10-geschossige Silo der Allgemeinen Speditionsgesellschaft und neben der
heutigen Küppersmühle errichten die Rheinischen Mühlenwerke Werhahn,
1938 ein 11-geschossiges Silogebäude. 1939 wird ebenfalls die Märkische
Mühlen AG um einen Silo erweitert. Der zweite Weltkrieg überschattet
indes diese Entwicklung und setzt hier ein abruptes Ende. Die
Verwüstungen am Innenhafen zeugen von einem totalen Zusammenbruch. Der
Duisburg-Ruhrorter Hafen ist Ziel zahlreicher Luftangriffe, infolge
derer nicht nur die Speicher- und Mühlengebäude erheblichen Schaden
nehmen, sondern auch die aus dem Jahr 1904 stammende Klappbrücke am
Schwanentor völlig zerstört wird.
Allein das am Holzhafen
ansässige Taucher- und Sprengunternehmen Dahmen befördert in den
Nachkriegsjahren über 100 Schiffwracks vom Grund des Hafens an die
Oberfläche.
Enorme Investitionen werden
für den Wiederaufbau benötigt. Die Militärregierung setzt sich nach dem
Krieg verstärkt dafür ein, dass die Getreidespeicher und Mühlengebäude
unverzüglich wieder aufgebaut und in Betrieb genommen werden. An die
Mühlenbesitzer ergeht offiziell die Weisung, für die größtmögliche
Lagerung in kürzester Zeit Sorge zu tragen, gilt es doch wiederum, von
Duisburg aus, das Hinterland mit den nötigen Grundnahrungsmitteln zu
versorgen.
Im Zuge dieses
Wiederaufbaus errichtet die Allgemeine SpeditionsgeselIschaft 1950 einen
giebelständigen kleinen und 1954 einen 4 ½-geschossigen Speicher. 1956
errichtet Werner & Nicola den 1994 gesprengten Stahlbetonsilo Mr. Softy
und 1959 entsteht ein 5-stöckiger Mühlen- und Speicherkomplex der
Duisburger Mühlen AG am Schwanentor (vormals Rosiny Mühlen AG, heute
Stadtarchiv und Kultur- und Stadthistorisches Museum).
Bis in die 50er Jahre
expandiert die Mühlen- und Getreideindustrie am Innenhafen. jedoch im
Zuge fortschrittlicher Fertigungstechniken und besserer
Transportmöglichkeiten über die Strasse verliert der Wasserstandort
Innenhafen zunehmend an Bedeutung.
Die hier vorhandenen Lagerkapazitäten
in den Speichergebäuden und Silos sind nicht mehr notwendig und können
nicht mehr ausgenutzt werden. Die Mühlenbranche sieht sich gezwungen
entsprechend gegen zu wirken. Die Lagerung von Stückgütern nimmt zu.
Rationalisierungen im Fertigungsprozess und Modernisierungen der Anlagen
führen darüber hinaus zu Firmenfusionen, um so überhaupt noch auf dem
Markt bestehen zu können. Auch die seit 1885 bestehende Märkische Mühlen
AG, die später in Rosiny Mühlen AG umfirmiert, ist 1943 gezwungen sich
mit den ihr eng verbundenen Wittener Walzen und Mühlen AG im Außenhafen
und den Krefelder Mühlenwerken zur Duisburger Mühlen AG zusammen
zu schließen, um im harten Existenzkampf zu überleben. Die Allgemeine
Speditionsgesellschaft fusioniert 1951 mit der Rhenania GmbH und 1972
mit der Rheinunion, 1969 schließen sich die Werner & Nicola Germania
Mühlenwerke mit den Küppers Mühlenwerken, Homberg zusammen.
Die geringe Nachfrage auf
dem Getreidemarkt erfordert jedoch einen weiteren Kapazitätsabbau.
Zahlungen diverser Prämien durch die Bundesregierung, die sogenannten
Stilllegungsprogramme, tragen darüber hinaus zu Firmenschließungen bei.
So stellt die traditionelle Firma Koch & Co 1967 ihren Betrieb endgültig
ein, die Rheinischen Mühlenwerke legen ihren Mühlenbetrieb 1969 still,
wodurch jedoch die Lagerung von Getreide nicht berührt wird. Anfang der
1970er Jahre schließen die Küppers & Werner Mühlenwerke. Dank einer
Bürgerinitiative, die 1972 aufgrund damals bestehender Abrisspläne aktiv
wird, kann eines der ältesten Speichergebäude, die Küppersmühle,
erhalten werden. Heute ist es unumstritten, dass die Duisburger
Speicherlandschaft einzigartig für das Rheinland ist, lässt sich doch
anhand der bestehenden Speichertypen die historische Entwicklung der
Getreidebranche ablesen.
Gründerinitiative,
wirtschaftlicher Aufschwung aber auch tragische Schicksale spielen eine
Rolle in der Firmenchronologie des Innenhafens. Wenn uns heute auch der
Name Küppersmühle geläufig ist, so sollte nicht vergessen werden, dass
die Küppers Mühlenwerke erst durch die Fusion mit den Werner & Nicola
Mühlenwerke im Jahr 1969 am Innenhafen ansässig werden und nur ganze
drei Jahre dort tätig sind. Werner & Nicola verdanken es wiederum dem
tragischen Konkurs Wilhelm Vedders, der ihnen die Ersteigerung der
damals modernsten mit Dampfmaschinen betriebenen Mühle in
Westdeutschland ermöglicht. Wilhelm Vedder gehört neben Josef Rosiny,
Franz Koch, den Gebrüdern Cohen und Carl Lehnkering zu jenen
Gründerpersönlichkeiten, die durch ihre Initiative den Innenhafen zum
"Brotkorb des Ruhrgebietes" haben werden lassen. Als Wilhelm Vedder im
Jahr 1900 die bestehenden - heute unter Denkmalschutz gestellten -
Gebäude errichten lässt, spricht man von einem Maschinenpark, der
Zeichen in der Mühlenbranche setzt. Vedder ist zudem eine lebensfrohe
Natur, der auch auf sportlichem Gebiet Rekorde aufstellt. Auf einem
Hochrad radelt er ebenfalls im Jahr 1900 bis nach Wien. Dass es trotz
florierendem Geschäft zur Zwangsversteigerung der Mühle kommt, ist Folge
einer leichtsinnigerweise für einen Freund übernommenen Bürgschaft über
200.000 Reichsmark, wodurch der Mühlenbesitzer wider Erwarten 1912 seine
Liquidität verliert.
Ein geschichtlich bedingtes
Ereignis spielt sich dagegen in aller Stille auf dem Nachbargrundstück
in der Speicherzeile ab. 1896 erwirbt Jacob Cohen das Gelände und
gründet hier die Rheinischen Mühlenwerke. Seine Söhne, Wilhelm Cohen,
damaliger Repräsentant der Industrie und Handelskammer Duisburg-Wesel,
und Hugo Cohen, Assessor beim Landgericht Duisburg übernehmen 1919 nach
seinem Tod die Mühlenwerke. 1935 wird das Unternehmen in eine offene
Beteiligungsgesellschaft umgewandelt, das dazu führt, dass die Gebrüder
Cohen zum 3. Januar 1936 ausscheiden und Hermann und Wilhelm Werhahn
persönlich haftende Gesellschafter werden. Der Familie gelingt es,
wenige Monate nach dem Ausscheiden aus den Mühlenwerken, nach Brasilien
zu emigrieren und sie entgeht so einer Deportation, welche andere
Duisburger Familien gleichen Namens in den Konzentrationslagern
Buchenwald und Auschwitz nicht überleben.
Einst als "Brotkorb des
Ruhrgebiets" gefeiert, vermitteln die verbliebenen Baudenkmäler heute
nicht nur geschichtliches Bewusstsein, sie ermöglichen auch neue
zweckmäßige Umnutzungen. Gerade aus der Verbindung gegensätzlicher
Stilelemente, wie sie hier in einer konsequenten Kombination mit
aktueller Architektur angestrebt wird, entstehen innovative Ideen und
Kreativität, die den Dienstleistungspark Innenhafen Duisburg und ihre
Nutzer in Zukunft auszeichnen werden.
Duisburger Bürger haben
einst, vor über 150 Jahren, den Duisburger Außen- und Innenhafen
begründet. Eine Initiative, die sowohl den damaligen Strukturwandel ins
Industriezeitalter, als auch das Gemeinwohl der Stadt zum Ziel hatte.
Heute befindet sich die Stadt wiederum inmitten eines Strukturwandels,
der nicht nur Arbeitsplätze auf dem Dienstleistungssektor schafft,
sondern auch hohe Freizeitattraktivität bietet. Wiederum setzt der
Innenhafen Zeichen für Duisburg und lässt der Region eine neue,
postindustrielle Bedeutung zuteil werden.
Vater Rhein, Deine Welle spiele wieder klar und helle wie sie in der
Vorzeit that bis zur Mauer unserer Stadt.
Der 6,3 m breite Kanal wird innerhalb von vier Jahren, 1828 bis 1832,
errichtet und erstreckt sich vom Rhein bis zur Marientorschleuse. Von
dort wird in dem vorhandenen Bett des Dickelsbaches ein Hafenbecken
errichtet, der ursprüngliche Frei- bzw. spätere Zollhafen, an dessen
Ende 1828 die Grundsteinlegung des Hauptsteueramts erfolgt.
Hinweise deuten darauf hin, dass das Hafenbecken am Marientor
ursprünglich als Freihafen konzipiert war. Seit der "Mainzer Akte" von
1831 und der "Mannheimer Akte" von 1868, die die Steuerbefreiung für
Durchgangswaren zuließen, waren Freihäfen nicht ungewöhnlich. Die Stadt
Duisburg beantragt 1829 die Errichtung eines Freihafens und wird 1835
als ein solcher auch aktenkundig geführt. Wann genau die Namensänderung
in Zollhafen erfolgte, ist nicht genau festzulegen. Fest steht, dass um
die Jahrhundertwende der Name Freihafen nicht mehr erwähnt wird. 1970
wird dieses Hafenbecken im Zuge der Errichtung der
Autobahnzufahrtsbrücke zugeschüttet.
Wenn auch die Verkehrszahlen des "Rhein-Canals" nur langsam ansteigen,
so können die Duisburger Kaufleute mit der Realisierung dieser
Wasserstrasse die Aufmerksamkeit überregionaler Interessenten wecken.
Insbesondere die auswärtigen Kohlenhändler und -zechen, Tabak-, Holz-
und Getreidehändler stehen der Initiative positiv gegenüber und
befürworten das Folgeprojekt: die Schaffung einer Verbindung zur Ruhr.
Man hofft dadurch auch, die Ruhrkohlen, die aus den umliegenden Zechen
über Mülheim in den Ruhrorter Hafen geschifft werden, nach Duisburg
umzuleiten. Wiederum wird zur Finanzierung der Anlage ein Verein, der "Ruhr-CanalActien-Verein"
ins leben gerufen. Am 6. Mai 1840 erfolgt der erste Spatenstich. Bereits
1844 ist der Bau beendet und der Kanal befahrbar.
Im Zuge der Baumaßnahme wird in Verlängerung des "Rhein-Canals" ein
"neues Hafenbassin" errichtet, das später den Namen "innerer Hafen"
erhält. Es beginnt an der Marientorschleuse und endet etwa auf Höhe des
Springwalls. Dort entsteht die Ruhrschleuse, eine Kammerschleuse, deren
hölzerne Brücke den Springwall mit dem Sommerdeich, der heutigen
Schifferstraße, verbindet. Hier steht auch die Schankwirtschaft "Zur
Ruhr“, die schnell zu einem lebendigen Treffpunkt für Kutscher und
Schiffer wird. Hinter dieser Ruhrschleuse verläuft der eigentliche,
wesentlich schmalere Kanal mit seinem Holzlagerbecken, dem heutigen
Holzhafen, bogenförmig hinauf zur Ruhr, an der eine zweite Schleuse
errichtet wird.
Leider erbringt der "Ruhr-Canal" anfänglich nicht die wirtschaftlichen
Erfolge, die sich die Duisburger Kaufleute von ihm erhoffen. Im Eifer
der Planungen hatte man die tatsächlichen Auswirkungen, die die
Eisenbahn als Transportträger auf die Wasserstrasse haben sollte,
unterschätzt. Infolge der Inbetriebnahme der Köln-Mindener und der
Bergisch-Märkischen Eisenbahnlinien kommt kurz nach Fertigstellung des "Ruhr-Canals"
die Ruhrkohlenschifffahrt um 1869 fast gänzlich zum Erliegen und der mit
großen Erwartungen errichtete Verbindungskanal wird mangels
Beanspruchung um 1890 teilweise jenseits der oberen Ruhrschleuse wieder
zugeschüttet. Der sich dem Außenhafen anschließende "innere Hafen"
bleibt jedoch erhalten. Er bildet heute den älteren Teil des
Innenhafens.
Ständige Verbesserungen der Infrastruktur, neue Verspundungen,
Baggerungen, Modernisierung der Kran- und Verladeanlagen zehren am
Kapital der beiden Vereine. Um ihre Finanzlage zu optimieren, erfolgt
1860 die Zusammenlegung der beiden Aktienvereine zum "Rhein-Ruhr-Canal-Aktien-Verein".
Stolz kann der Verein auf das durch ihn Geschaffene verweisen. Immerhin
ist durch die Hafenanlage der Umschlag von 4.800 t im Jahr 1833 auf
1.465.150 t im Jahr 1887 angestiegen. Dennoch erweisen sich die
bestehenden Anlagen als unzureichend. Den Aktionären ist bewusst, dass
eine Beschränkung auf die bloße Erhaltung des Bestehenden unmöglich
ist, dass Stillstand Rückstand bedeutet.
Um allerdings dem
Verkehrsbedürfnis Folge leisten zu können, wären wiederum enorme
Investitionen notwendig. So strengt der Verein Verhandlungen mit der
Stadt Duisburg an, zwecks Übernahme der Kanalanlage, jedoch mit der
Verpflichtung diese weiter auszubauen. Im Jahr 1889 werden Wasserflächen
und Liegenschaften auf die Stadt übertragen, und insbesondere unter
Mitwirkung des damaligen Oberbürgermeisters Carl Lehr wird der
Innenhafen von 1889 bis 1893 vertieft und in Richtung des Dorfes Duissern verlängert. Im Zuge dieser Erweiterungsmaßnahme wird die
Ruhrschleuse nebst Schankwirtschaft entfernt, der "innere Hafen"
verbreitert und der Holzhafen in die neue Anlage integriert. Am
Holzhafen werden ferner eine Kohlenverladebühne und zwei Kohlenkipper
installiert. Mit der neuen Hafenanlage wird am 1. Juli 1893 der am Kopf
des Innenhafens ebenfalls neu errichtete Hafenbahnhof in Betrieb
genommen. Von ihm aus gewährleisten 18 Lokomotiven die Bedienung der
ansässigen Pächter.
Zwölf Jahre verbleibt der Innenhafen im Besitz der Stadt Duisburg. Als
im Jahr 1905 die Zusammenlegung der beiden Städte Duisburg und Ruhrort
erfolgt, werden fortan auch ihre Häfen zusammen verwaltet. Die zu diesem
Zweck gegründete Verwaltung der Duisburg-Ruhrorter Häfen, seit 1926 als
Aktiengesellschaft handelnd, übernimmt den Außenhafen, den 1897
errichteten Parallelhafen und den Duisburger Innenhafen nebst
Liegenschaften.
Obgleich heute die noch bestehenden Getreidespeicher von der einstigen
Industrialisierung am Innenhafen Zeugnis ablegen, so gilt dennoch einer
älteren, wenn auch nicht baulich erhaltenen, so doch nicht minder
bedeutenden, Branche eine ebenso große Würdigung: dem Duisburger
Holzhandel.
Der Holzhandel am Innenhafen ist aufs Engste mit der Entwicklung der
Kohle verbunden. Zum einen fördern die Zechen des Ruhrgebiets um 1870
besonders die Herstellung und den Handel von Bau- und Grubenholz, zum
anderen veranlasst der Umstand, dass Kohlenschiffe wieder in beladenem
Zustand den Hafen verlassen müssen, schon früh Kohlenhändler dazu,
nebenbei auch Holzhandel zu betreiben. Ein bemerkenswertes Beispiel
hierzu prägt August Nieten, der neben seinem Kohlengeschäft bereits 1840
das erste Dampfsägewerk in Duisburg gründet: eine Pionierleistung für
den gesamten Niederrhein.
Der Duisburger "Ruhr-Canal" war ursprünglich
nur für die zu Schiff von der Ruhr kommenden Kohlen bestimmt. Wenngleich
durch vertragliche Tarifabkommen der Verkehrsausfall durch die
"Eisenbahnkohlen" aufgewogen werden konnte, so bewirkt der Niedergang
der Ruhrkohlenschiffahrt dennoch das unerfreuliche Liegenbleiben großer
Magazine. Daher beschließt die Direktion des "Rhein-RuhrCanal-Actien-Vereins"
1869 sich nach anderen Faktoren für den Hafenverkehr umzusehen.
Insbesondere geschieht dies in Bezug auf den Holzhandel, der durch die
am Hafen, bzw. in dessen Nähe gelegenen drei Sägemühlen der Firmen
August Nieten, Matthias Rosendahl und H. H. Elshorst zu dieser Zeit
bereits eine große Bedeutung erlangt hat. Es gelingt in den Jahren 1869
und 1870 zwei weitere große Holzfirmen, Albert Maasen und Brügmann&Sohn anzuwerben, die am Innenhafen Dampfsägemühlen errichten.
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Blick
auf den Holzhafen um 1900 - Stadtarchiv Duisburg |
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Die Holzunternehmen im
Duisburger Hafen werden hauptsächlich mit Holz aus dem Spessart und dem
Schwarzwald beliefert. Das Rundholz wird in Mainz zu Flössen
zusammengefügt, die nicht selten mehrere hundert Meter lang sind. Im 19.
Jahrhundert ist das zuweilen malerische Treiben der Flösse mit ihren
Aufbauten, die dem Meister, dem Steuermann und den Floßknechten während
ihrer Fahrt Unterkunft bieten, ein charakteristisches Bild auf dem
Rhein. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts wird Duisburg zur
Drehscheibe des Holzhandels auf seinem Weg nach Holland.
Als im Jahr 1866 sowohl der bereits bestehende Teil des Innenhafens als
auch der "Ruhr-Canal" mit seinem Holzhafenbecken um 1 ½ Fuß vertieft
werden, wird mit dem gewonnenen Baggermaterial eine große Weide vor der
Ruhrschleuse (Höhe Springwall) bis auf eine nahezu hochwasserfreie Höhe
aufgeschüttet. Auf dieser Liegenschaft wird
1870 die Firma Brügmann & Sohn ansässig, die dort eine Holzschneidemühle
gründet. 1891 brennt jedoch das gesamte Holzlager ab, wird aber kurz
darauf nach modernstem Stand der Technik mit einem elektrisch
betriebenem Stammholz-Aufzug als Dampfsägemühle und Hobelwerk neu
errichtet und 1893 in die Erweiterung des Innenhafens integriert. Diese
Anlage gilt seinerzeit als das größte mit Dampfmaschinen betriebene
Sägewerk in Deutschland und wird gleichzeitig mit dem am gegenüber
liegenden Ufer neu erbauten Hobelwerk der Firma Floßbach & Co 1893 in
Betrieb genommen.
Im Zuge der Korrektion des DickeIbaches im Bereich der "städtischen
Bleiche" entsteht 1850 hinter dem Zollhafen und vor der Verlörkesbrücke
ein kleines Hafenbecken, das den Namen Floßhafen trägt. Dieses dient der
damals neu errichteten Dampfsägemühle Matthias Rosendahl, später den
Gebrüdern Kiefer, zur Holzlagerung.
Zu dieser Zeit übersteigt die Holzzufuhr in Duisburg die Gesamtzufuhren
aller mittelrheinischen Städte von Koblenz bis Uerdingen. Für die
expandierende Holzindustrie sind jedoch der Floßhafen hinter dem
Zollhafen und der Holzhafen am Innenhafen als Lagerfläche - selbst von
bereits wieder aufgetrennten Flößen - nicht ausreichend. Immer
vehementer müssen sich die Flößer und Holzunternehmer gegen den
aufkommenden Lagerplatzmangel durchsetzen, der durch die zahlreichen
"industriellen Etablissements" entsteht. So führen 1873 die Gebrüder
Kiefer, August Nieten und Albert Maasen erste Gespräche mit der Stadt
Duisburg über die Schaffung eines gesonderten Floßhafens an der
Rheinschlenke oberhalb Wanheim-Angerhausen. Später wird über einen
Floßhafen an der "Bodberger Insel" bei Hohenbudberg verhandelt. Das
Projekt zur Errichtung eines Floßhafens, über 40 Jahre hinweg gefordert
und diskutiert, wird aber schließlich eingeholt vom ersten Weltkrieg,
der mit seinen Folgen die Pläne endgültig ad acta schreibt. Auch
verläuft die Verkehrsentwicklung anders als gedacht.
Denn mit dem Einsatz der Dampfmaschine in der Schifffahrt haben
Schleppkähne und motorisierte Fahrzeuge den Floßverkehr schrittweise
ersetzt. Nach und nach wird das Rundholz abgelöst vom handlicheren
Schnittholz, das heute nur noch paketiert und in gebündelter Form per
LKW oder über den Schienenweg transportiert, selten jedoch verschifft
wird.
Aufgrund seiner damals überaus großzügig angelegten Holzlagerplätze
verfügt der Innenhafen später über genügend Freiflächen, deren
anschließender Bebauung - hauptsächlich durch die Mühlen- und
Getreideindustrie nichts entgegensteht. So errichtet die Firma Koch & Co
1920 einen ihrer Getreidespeicher am nördlichen Ufer auf dem
Holzlagerplatz Emil Nietens. Die Firmen Deutsche-Vacuum-Oel AG bzw.
Mobil Oil, bauen im Jahr 1928, die Klöckner Chemie & Co im Jahr 1951 und
die Carl Spaeter GmbH im Jahr 1949 ihre Lagerhallen auf dem ehemaligen
Gelände der Firma Floßbach & Co. Am südlichen Ufer errichtet die
Allgemeine Speditionsgesellschaft ihre Silo- und Speichergebäude auf der
ehemaligen Liegenschaft der Holzfirma Louis Windhorst. Im Jahr 1939
werden das Kolonialwarenlager Karl Schmidt, die spätere Spar-Zentrale,
1938 das Mineralbrunnenlager Rhenser und 1968 die Gebäude der
Allgemeinen Land- und Seetransport AG Ludwig auf einem Teil der früheren
Grundstücksfläche der Säge- und Hobelwerke Brügmann&Sohn errichtet.
Auf einem weiteren Geländeteil des Brügmann'schen Lagerplatzes erstreckt
sich heute die Uferpromenade nebst Stadtmauer.
Luftaufnahme
Duisburg Ruhrorter Häfen von 2000
1 Rhein |
2 Ruhr |
3 Duisburg |
4 Ruhrort |
5 Hafenmund |
6
Hafenkanal |
7 Nord- und
Südhafen |
8
Hafenbecken A B C |
9
Rhein-Herne-Kanal |
10
Parallelhafen |
10
Aussenhafen |
10
Innenhafen |
|