Duisburg, 6. Mai 2012 - Der FCR-Trainer sieht keinerlei Vorteil darin, dass Bayern eine Woche später das Finale spielt und
sich vielleicht schonen wird – im Gegenteil: „Das Spiel gegen uns wird für sie zu einer echten Generalprobe, bei der sich jede Spielerin für das Endspiel empfehlen will. Auf diese Faktoren habe ich meine Mannschaft in dieser Woche eindringlich hingewiesen. Vor einer möglichen Unterschätzung des Gegner hilft zudem die Erinnerung an das 3:1 im Hinspiel, als wir den Sieg erst in der letzten Minute endgültig sichern konnten.“
Auch vor diesem so wichtigen Spiel muss Ketelaer erneut
seine Startformation ändern: Für die verletzte Jennifer
Oster, die mit dem FCR-Vorsitzenden Thomas Hückels am
Sonntag im Auto nachreiste, kam Stefanie Weichelt in die
Startelf und statt Marina Himmighofen, die in der Woche mit
Magen-/Darmproblemen zu kämpfen hatte, verteidigt Petra
Hogewoning auf der linken Seite, vor ihr spielt Laudehr,
Weichelt rückt an Stelle von Simone in den Sturm.
1. Halbzeit Von Beginn an lautstark und intensiv
angetrieben von ihrem Coach bestimmen die Gäste von Beginn
an das Spiel - und in der 4.und 5. Minute hat Alex Popp auch
die ersten ansprechenden Möglichkeiten: erst durch einen
beherzten Fernschuss, den Torfrau Längert nicht fangen kann,
dann mit einem Kopfball nach der anschließenden Ecke, der
aber vorbeifliegt; im nächsten Versuch nach 13 Minuten ist
Längert dann auf dem Posten.
Nach dieser munteren ersten Viertelstunde im Dauerregen von
Aschheim zeigen die Münchnerinnen, dass sie ebenfalls
gefällig nach vorne spielen können und nach Bachor-Flanke
bzw. einem Baunach-Freistoß – jeweils von der rechten Seite
- haben die Löwinnen erstmals ein wenig Mühe, um im eigenen
Strafraum zu klären.
Die zwei nächsten, sehr guten FCR-Chancen spielt Linda
Bresonik heraus – und beweist dabei ihre große Klasse:
zweimal spielt sie sich auf der linken Seite durch, verfehlt
das Tor zunächst mit einem tollen Heber denkbar knapp (22.)
und scheitert kurze Zeit später an der Latte (25.)! Diese
Aktion wäre allemal ein Tor wert gewesen, genauso wie der
schöne Schuss von Laudehr, zentral aus 18 Metern, doch
Längert pariert erneut, schade!
Die längst verdiente Führung verpassen die Löwinnen also und
wie schon zu Beginn übernimmt nun wieder Bayern das
Kommando; bei drei Ecken in Serie hat der FCR durchaus
Probleme, bis die brenzligen Situationen bereinigt sind.
Aber auch die Löwinnen lassen weiter beste Chancen aus; denn
schon beim ersten Konter nach dieser Drangperiode kommt
Islacker nach Cengiz-Vorarbeit frei zum Schuss, zielt
allerdings nicht genau genug, Längert hat erneut kein
Problem, den Schuss zu klären. Und so bleibt es trotz vieler
attraktiver Spielzüge zur Pause beim 0:0. Halbzeit Bundestrainerin Silvia Neid lobte in der Pause beide
Mannschaften für „ein sehr schnelles, ansehnliches Spiel“ –
und da kann man ihr nur zustimmen. Doch die Tore schießen
nur die Gastgeberinnen und so setzt es diese Niederlage
ausgerechnet beim FC Bayern München, der bisher alle sieben
Spiele gegen die vier Topteams verloren hat und in der
Einwechselspielerin Lena Lotzen die spielentscheidende
Kickerin hat.
2. Halbzeit
Der Himmel hat nun ein Einsehen und schließt
endlich seine Schleusen – Glück bringt der Wetterumschwung
dem FCR leider nicht. Immerhin kommen die Löwinnen
entschlossen und selbstbewusst aus der Kabine – und haben
auch wieder die ersten Möglichkeiten. Allerdings gibt es bei
der Verwertung nichts Neues zu vermelden: Laudehr mit
schönen Schrägschuss und Popp mit Kopfball-Aufsetzer
schaffen wieder nicht das so ersehnte Führungstor.
Lena Lotzen traf und nicht Laudehr oder Popp
Im Gegenteil: in der 56. Minute bewahrt Anke Preuß ihre
Mannschaft mit einer Riesenparade bei einem Hagen-Kopfball
vor dem Rückstand. Vierzehn Minuten später allerdings ist
auch Anke machtlos: Wie Bresonik vor der Pause setzt sich
nun die gerade eingewechselte Lotzen am linken Strafraumeck
durch und trifft aus nächster Nähe und sehr extremem Winkel
zum 1:0.
Der FCR-Trainer schickte `Poppi` nun in den Sturm und
wechselte Jackie Groenen nach langer Verletzungspause auf
der Spielmacherposition ein, die Gäste hatten auch weiter
mehr Spielanteile, geschuldet auch der Tatsache, dass die
Bayern nun massiv verteidigten – und gefährlich kontern. Bei
einem dieser Konter entscheidet Schiedsrichterin Schultz
nach einem Klärungsversuch von Hogewoning gegen Lotzen auf
Elfmeter, Baunach hat keine Mühe, hoch unter die Latte zu
verwandeln.
In seiner Spielanalyse haderte Ketelaer ein wenig mit den
ausgelassenen Torchancen: „Vor der Pause waren wir klar
besser, haben aber leider alle Großchancen liegengelassen.
Im zweiten Durchgang hat es sich dann doch bemerkbar
gemacht, wie klein unser Kader inzwischen ist.“
Schlusspfiff Schlusspfiff in Aschheim, der FCR hat nach großem Kampf und
etlichen ungenutzten Chancen mit 0:2 (0:0) verloren – und
man merkt den Spielerinnen überdeutlich an, wie
niedergeschlagen sie sind: Sie sitzen noch minutenlang auf
dem Rasen, verbergen das Gesicht hinter ihren Händen oder
wischen sich Tränen der Enttäuschung aus den Augen.
Verständlich; denn mit fünf Punkten Rückstand auf Meister
Potsdam und vier auf den Zweiten Wolfsburg wird es
angesichts der letzten zwei Spiele gegen den Meister und
gegen Frankfurt natürlich extrem schwer, doch noch einen der
zwei Plätze zu erreichen; aus eigener Kraft ist es
jedenfalls nicht mehr möglich.
„Mir tut es unendlich leid für diese Mannschaft, die seit
Wochen alles abruft, um weiter im Titelrennen dabei zu sein,
aber jeder, der die Liga kennt und die Qualität der beiden
führenden Mannschaften, weiß, dass es nun kaum mehr möglich
ist, ganz vorne zu landen. Wir sind alle sehr, sehr
enttäuscht und traurig“, zog Coach Marco Ketelaer sichtlich
niedergeschlagen sein erstes Fazit.
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