Mülheim an der Ruhr/Duisburg, 13.
Dezember 2021 - Die verheerenden Auswirkungen der
Flutkatastrophe in
Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz haben in einem
seltenen Ausmaß auch die Trinkwasserversorgung in weiten
Bereichen zusammenbrechen lassen oder teilweise zerstört.
Trinkwasser ist nicht nur im ungestörten Alltag ein
wertvolles Gut. Insbesondere
im Überflutungsgebiet werden große Mengen davon zum
Gesundheitsschutz, zur
Körperpflege, zum Waschen oder zum Reinigen der Häuser und
Wohnungen benötigt.
Aber genau das ist in den Katstrophengebieten nicht in
ausreichendem Maß
vorhanden. Aus diesem Grund kam auch ein vom Bundesamt für
Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe (BBK) vollständig finanziertes System
zur
Trinkwassernot-versorgung in Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz zum Einsatz.
Das System wurde von der
Berufsfeuerwehr Mülheim, dem BBK und der
Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW)
entwickelt und zusammen
mit Spezialfirmen aufgebaut. Betrieben wird es von der
Berufsfeuerwehr Mülheim
an der Ruhr.
Bei dem Trinkwassernotversorgungsystem handelt es sich um
einen Prototyp der aus
drei Trinkwassertransporttanks mit insgesamt 45.000 Liter
Transportvolumen und
entsprechender technischer Ausrüstung wie Filter- und
Desinfektionsanlagen besteht. Das System wurde nach den
Anforderungen der Trinkwasserhygiene gebaut
und wird von der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr
bundesweit bei Bedarf eingesetzt. Damit können die
Einsatzkräfte der Feuerwehr Trinkwasser aufnehmen
und schnell in Katastrophengebiete transportieren und
verteilen oder auch
kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser oder Altenheime
versorgen. So wurde
zum Beispiel in Eschweiler das System eingesetzt, um
Trinkwasser in großen
Mengen an drei verschiedenen Punkten im Stadtgebiet an die
Bevölkerung
auszugeben. Das Wasser wurde vor Ort vom Technischen
Hilfswerk (THW) mit einer
Aufbereitungsanlage zu Trinkwasser aufbereitet und mit dem
BBK-Transportsystem durch die Feuerwehr Mülheim ins
Schadensgebiet transportiert und verteilt.
"Die
Zusammenarbeit mit dem THW Lemgo war hervorragend und die
beiden Systeme
"Trinkwasseraufbereitung" und "Transport und Verteilung"
haben sich perfekt
ergänzt!" so ein Sprecher der Feuerwehr.
Im Anschluss an diesen Einsatz zur Trinkwasserversorgung in
Eschweiler, wurde
das System zusammen mit Stromgroßaggregaten der Feuerwehr
ins Katastrophengebiet
nach Ahrweiler verlegt.
Dort wird die gesamte Bandbreite der Einsatzkräfte und des
Trinkwassernotversorgungssystems gefordert. "Wir sind
vom Stab der
Einsatzleitung gebeten worden die Trinkwassernotversorgung
für das gesamte
Schadensgebiet zu organisieren und zu führen", so ein
Sprecher der Feuerwehr.
Daraufhin hat die Feuerwehr Mülheim zusammen mit Fachkräften
des BBK auf dem Gelände der Bundesakademie für
Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ)
eine eigene "Abschnittsleitung" aufgebaut. Dort arbeitet
auch die Technische
Einsatzleitung und der Verwaltungsstab der Aufsichts- und
Dienstleistungsdirektion des Landes Rheinland-Pfalz. Die
Wege zur Einsatzleitung
und zum Verwaltungsstab sind kurz und direkt, aber die
Aufgabe der Koordination
und Organisation der Notversorgung ist eine Herkulesaufgabe.
"Das funktioniert
nur im Team! Dabei arbeiten wir eng mit der Bundeswehr und
dem THW zusammen und
greifen auch auf die Ressourcen des BBK und der
Berufsfeuerwehr im Back-Office
zurück. Die Mitarbeiter im Hintergrund kümmern sich
verstärkt um die Suche nach
geeigneten Transportkapazitäten, Desinfektion von Schlauch-
und Rohrleitungen
oder um das Heranführen von Trinkwasserpumpen und Leitungen
sowie um den
Personalwechsel. Wir sind seit Beginn der Katastrophe
ununterbrochen vor Ort und
tauschen regelmäßig das Personal aus", so der Sprecher der
Feuerwehr.
Eine hohe Priorität liegt auf dem Füllen der
Trinkwasserhochbehälter, die im Katastrophengebiet aufgrund
von Leitungsabrissen leergelaufen sind und dessen
Zuleitungen durch die Flutgewalten weggerissen worden waren.
"Das war und ist ein Wettlauf gegen die Zeit" so der
Sprecher der Feuerwehr. "Wir mussten zunächst in enger
Absprache mit dem Wasserversorger und dem Gesundheitsamt
geeignete Trinkwasserentnahmestellen finden, die alle in
entfernteren Ortschaften lagen. Dann wird das Wasser zu den
Hochbehältern
transportiert und eingefüllt. Immer unter maximaler
Berücksichtigung der
hygienischen Bestimmungen." so der Feuerwehrsprecher.
Eine weitere Aufgabe ist es mit dem Transportsystem kleine
Trinkwasserbehälter im Katastrophengebiet mit neuem
Trinkwasser zu füllen. Dort wird das Wasser vor
allem zum Händewaschen und Reinigen benötigt.
Herausforderungen: Eine besondere Herausforderung
ist der Umgang mit der zerstörten Infrastruktur.
Die Zuwegungen von Versorgungsgebieten und Hochbehältern
mussten teilweise erst
freigeräumt und erschlossen werden. Straßen waren zum Teil
nicht vorhanden. Ein
Durchkommen war anfänglich nur mit geländefähigen Fahrzeugen
möglich.
Teilweise
mussten die Fahrzeuge durch das Flussbett der Ahr fahren
weil Brücken
eingestürzt waren.
Aktuell füllen die Einsatzkräfte unter anderem die
Hochbehälter in Dernau und Mayschoss mit Trinkwasser, die
wiederum weitere Hochbehälter versorgen sowie das
Katastrophengebiet in der Umgebung. Für die Hochbehälter
wird sogar von den Einsatzkräften eine eigene
Versorgungsleitung gelegt. Diese wird von einem
Wasserversorger zur Verfügung gestellt. Sie dient dazu, das
Füllen der
Hochbehälter zu beschleunigen, um den Kampf gegen die Zeit
zu gewinnen, so der
Sprecher der Feuerwehr. Zwischendurch helfen die
Einsatzkräfte mit dem System
auch anderweitig aus.
So benötigte eine mobile Kläranlage des Deutschen Roten
Kreuzes zur Inbetriebnahme dringend große Mengen
unbehandeltes Frischwasser. Dieses wurde dann ebenfalls aus
intakten Wassernetzen anderer Ortschaften in das
Katastrophengebiet gefahren um die Kläranlage zu befüllen.
In der gesamten Lage erfahren die Einsatzkräfte eine
breite Unterstützung von Feuerwehren, Wasserversorgern und
Dienstleistern aus dem gesamten Bundesgebiet.
Insbesondere die Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit der
Bürgerinnen und Bürger aber auch der zuständigen
Gesundheitsbehörden motivieren die Einsatzkräfte den
vermutlich noch Wochen andauernden Einsatz für die Menschen
im Katastrophengebiet aufrecht zu erhalten.
"Wir bleiben solange wir benötigt werden!"
so das BBK und die Feuerwehr einstimmig.
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