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Bürger am Niederrhein

 













 

 







 
 

Mit was müssen wir im Energiebereich ab 2022 rechnen?
Setzt die Ampel-Koalition im Energiebereich die falschen Signale?
K. Rietz

Duisburg, 2. Januar 2022 - Zumindest muss man das Glauben, wenn man die bisherige vorherrschende politische
Haltung betrachtet. Es scheint dem heutigen grünen Mainstream immer noch nicht bewusst, dass der Strom entgegen der Slogans der 70er Jahre nicht einfach nur aus der Steckdose kommt. Morgen sollen schließlich Millionen von E-Autos aus “Wallboxen” betankt werden, weitere Millionen Heizungen auf Strombetrieb umgestellt werden und auch der Strombedarf in der Industrie nimmt eher zu als ab, denn Produktionsmaschinen arbeiten zumeist mit Strom.

Daraus resultieren eine Menge Fragen, die medial stets nur an der Oberfläche diskutiert werden, denn zumeist endet die Diskussion mit dem Hinweis, dass die Erneuerbaren Energieerzeuger (Wind, Sonne) ja schon bald durch ausreichenden weiteren Zubau den deutschen Gesamtstrombedarf decken.

Grundlast, Lastspitzen
Man stellt die bildungsfernen Bevölkerungsschichten mit den bildungsnäheren hiermit klar auf einer Stufe. Oder warum glaubt man annehmen zu können, dass Begriffe wie „Grundlast„ und „Lastspitzen„ von den bildungsnäheren Menschen nicht verstanden werden können?

Die Netzbetreiber jedenfalls dürfen und müssen sich fast täglich mit der Frage auseinandersetzen, wie sie die zugesicherte benötigte Last sichern.

Seitens des BMWi heißt es dazu: “Der Monitoringbericht des Bundeswirtschaftsministeriums hat auch Szenarien mit geringer Einspeisung aus Wind- und Solaranlagen sehr genau untersucht. Er kommt zu dem Ergebnis, dass in solchen Situationen Gaskraftwerke und Speicher zum Einsatz kommen. Zusätzlich können Lastmanagement und Importe genutzt werden.”

Speicher” sind ein Zukunftsthema. Weder Pumpspeicherwerke noch Batterietechnologie sind in der Lage, Windstrom in ausreichenden Mengen wirtschaftlich zu speichern.

Grüner Wasserstoff ist im Kommen, aber noch unwirtschaftlich, denn jahrelang hat die Politik diese Zukunftstechnologie, die zur Speicherung von Strom geeignet ist, beiseite gelegt.

Lastmanagement” bedeutet “gezielte Abschaltung” – dafür werden die digitalen Smartmeter ja bereits verbaut.

Importe” bedeutet, dass Deutschland zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit Kohlestrom und Atomstrom importieren muss – das ist heute schon laufende und gängige Praxis.

Welch heuchlerische Politik, die Atom- und Kohleverstromung gleichzeitig zu verbannen und die Residuallast aus dem Ausland aus eben solchen zu importieren.

Ja, es ist richtig auch Wind- und Sonnenstrom zu erzeugen – in einem vernünftigen Verhältnis, ohne dadurch wiederum die Umwelt zu schädigen. Der ständige Gesamtbedarf an Strom richtet sich nicht nach dem Wind und der Sonne.
Letztere geht im Sommer übrigens “pünktlich um 17.00 Uhr” aus und leistet im Winter ohnehin einen wesentlich geringeren
Beitrag. Netzbetreiber und Versorger sprechen ganz offen vom “Flatterstrom”.
Man möge sich nochmal vor Augen halten, Strom reist mit Lichtgeschwindigkeit – An, Aus.

Die Spitzenlast ist die Menge an Strom, die bei gleichzeitiger Einschaltung von Verbrauchen entsteht. Diese Strommenge muss durch das Kabel, wie bei einer Wasserleitung. Je mehr hinten gleichzeitig rauskommen soll, je dicker muss das Rohr / Kabel sein.

Wenn ein Hotel beispielsweise eine durchschnittliche Last von 150 kW hat und zeitgemäß 10 E-Ladesäulen mit einer Last von je 11 kW installiert, steigt die Last bei gleichzeitigen Nutzung aller Ladesäulen um 110 kW, also von 150 kW auf 260 kW – ein mittelgroßes Hotel!
Die Dicke des “Kabels in der Hotel-Straße” mag diesen zusätzlichen Bedarf vielleicht noch verkraften. Nach dem politischen Willen sollen zukünftig in den meisten Liegenschaften E-Ladesäulen integriert werden – privat, öffentlich und gewerblich – das ist nur umsetzbar, wenn man die Infrastruktur der Netze (Kabel) erneuert und mit ganz anderen Dimensionen ausstattet.

Das BMWi spricht ganz offen von Gaskraftwerken zur Aufrechterhaltung der Residuallast – die müssten jedoch zur Abdeckung der Mengengerüste erst einmal gebaut werden. Das BMWi erläutert weiter, die Bundesregierung setze auch auf flexible, gasbetriebene Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerke) und habe zeitgleich mit dem Entwurf des
Kohleausstiegsgesetzes auch eine Novelle des KWK-Gesetzes vorgelegt. Damit werde unter anderem gezielt ein Brennstoffwechsel von Kohle auf Gas gefördert.

Die tiefe Abneigung der Grünen zu Nordstream 2 trägt hier nicht zu einer Lösung in absehbarer Zeit bei, zumal unsere Außenministerin sich klar gegen das Projekt ausgesprochen hat.

Insbesondere vor dem Hintergrund der “kommenden Wasserstoffwelt” ist KWK-Technologie einer der ernstzunehmenden CO2-ärmeren Erzeuger von Strom und Wärme, insbesondere, weil Strom am Ort des Bedarfs erzeugt wird und hilft, die Liegenschaft unabhängiger vom Netz zu machen.

Auch der Atomstrom als Co2-arme Alternative der grünen Stromerzeugung kommt aus den beschriebenen Gründen langsam wieder in Mode und böse Zungen vermuten, dass es die Grünen sein werden, die eine Rolle Rückwärts wagen werden – ansonsten werden wir der Welt zeigen, wie “kompromisslos grün” wir sind und weiterhin “heimlich” unseren Strom aus
nachbarschaftlich verbundenen Kohle- und Atomkraftwerken zukaufen.

Man kann nur hoffen, dass sich das nachfolgend beschriebene Szenario nicht allzu häufig wiederholt und die Ampel hier den Fachleuten zuhört.

Am Samstag, den 14. August 2021, haben die Netzbetreiber mehrere Industriebetriebe am Abend vom Stromnetz getrennt. Die Stromversorgung war sogar so kritisch, dass die Nachfrage auch durch Stromimport nicht gedeckt werden konnte. Schlussendlich reichten alle zur Verfügung stehenden Reserven, inklusive auf Maximallast hochgefahrene Braunkohlkraftwerke nicht aus, um das Defizit zwischen Stromnachfrage und Stromerzeugung auszugleichen.

Deshalb erfolgte kurz vor 20 Uhr ein Lastabwurf von größeren energieintensiven Industrieanlagen, wie zum Beispiel Aluminium- und Kupferhütten. Die Abschaltung der sogenannten sofort abschaltbaren Lasten erfolgte für die betroffenen Betriebe allerdings ohne Vorwarnung. Somit griff bereits die 2. Stufe des Sicherheitskonzepts des Stromnetzes.
Die schnelle Abschaltung der Großverbraucher reichte allerdings immer noch nicht aus, um das Netz zu stabilisieren. Wenige Minuten später war die Trennung weiterer Großverbraucher von der Stromversorgung in ganz Deutschland erforderlich, um einen Blackout zu verhindern.

Hier griff dann bereits die nächste Stufe des Sicherheitskonzepts mit der Abschaltung der „schnell abschaltbaren Lasten“. Diese Industriebetriebe erhielten zumindest wenige Minuten vor der Abschaltung des Stroms noch eine Vorwarnung. Die Abschaltphase dauerte mehr als eine Stunde, dann konnten die Netzbetreiber das Stromnetz wieder stabilisieren
Für den entstandenen Schaden durch die Abschaltung des Stroms erhalten die Industriebetriebe zwar eine Entschädigung, aber die Kosten dafür werden auf den Strompreis umgelegt und damit trägt sie, wie immer, der Verbraucher.

Die Stabilität unseres Stromnetzes nimmt stetig ab und das Risiko eines Netzausfalls steigt.
Erneut wird ein entscheidendes Thema unterstrichen: Eine lokale und somit autarke Stromerzeugung, neben weiteren Vorteilen, bietet Schutz vor einem Komplettausfall des Betriebes und den damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen.