Jugend in DU - Fotostrecke     
 
SchülerAtelier im Averdunk-Center: „Art chairs: FEELINGS“ - Episoden eines Stuhles
Jochem Knörzer, Manfred Schneider (Foto)

Sehenswertes Kunstprojekt der Klasse 9 der GHS Frankenschule aus Walsum
Duisburg, 10. Juni 2011 – Im Averdunk-Center, mitten in der City, ist seit heute ein sehens- und erlebenswertes Kunstprojekt zu Gast.

In der Nähe des Eingangs am Averdunkplatz hält man sich im Center rechts und gelangt zur Ausstellung.

Die Klasse 9 der GHS Frankenschule hat aus einem einfachen 'Schulstuhl' liebevoll und mit viel Phantasie sieben Kunstobjekte erstellt.

Petra Müller-Willhardt (rechts) von der Schulkultur-Kontaktstelle der Stadt Duisburg und Claudia Thümler, Leiterin der Kunstvermittlung und Museumspädagogik des Lehmbruck-Museums, mit den stolzen Künstlern. Auch Lehrerin Ingrid Botzen-Paul (4. von rechts) strahlte mit ihren Schülerinnen und Schülern um die Wette.

Der "Ur-Stuhl"

Und was man daraus alles machen kann:

Ein Leben der Freude und Hoffnung
Von: Hakim - Bilal - Ayline - Marvin
Ich bin ein ganz normaler Stuhl wie jeder auch. Ich wurde in einer Fabrik hergestellt und verkauft. Bei der Lieferung bin ich aus dem Transporter gefallen und ins Wasser geflogen.
Nach einiger Zeit wurde ich an Land gespült und kam an einem Strand an, wo es sehr heiß war. Viele Menschen spielten dort Volleyball. Viele Strandbesucher saßen schon auf mir um ihrenStrandurlaub zu genießen. Kinder bewunderten meine Sommerlichkeit und schmückten mich mit Blumen und Sand, den sie nach dem Spielen auf mir hinterließen. Einer der besten Werfer nahm an einem
Surf-Turnier am Strand teil und gewann.
Er kam zu mir, um seinen Sieg zu feiern.
Es kamen Paparazzi und machten Fotos von dem Gewinner und mir. Er hinterließ mir seine
Sonnenbrille als Andenken.
Nach Anbruch der Dunkelheit wurde es sehr windig, die Palmen wehten stark. Am Ende, als alle Standbesucher nach Hause gingen, kam ein Barbesitzer und brachte mich in eine einsame Hütte.
Dort werde ich hoffentlich nur bis zum nächsten Sommer eingesperrt.


Was geschah mit mir in der Schule?
Von: Yasin - Hasan - Medina

Ich bin ein ganz normaler Stuhl, wie jeder andere Stuhl auch. Ich bin in einer Fabrik hergestellt worden. Mit einem LKW wurde ich an meinen Bestimmungsort, in eine Schule,
transportiert.
Sie brachten sie mich in eine erste Klasse hinein. An der Wand hingen Zahlen und Buchstaben. Plötzlich fielen diese auf den Boden. Nach einer Weile kam die Putzfrau in die Klasse hinein. Sie nahm die Buchstaben und Zahlen und legte sie auf meinen Bauch. Es fühlte sich so an, als ob sie gleich von meinem Bauch herunterfallen würden.
Eines Tages sollten die Schüler in einer Kunststunde ihre eigene Klasse basteln, aber Hasan und Yasin hatten ihre unterschiedliche Meinungen und fingen an zu streiten. Yasin nahm das Projekt und warf es unter meine Beine.
Medina und Jennifer spielten in der 5 Minutenpause mit den Deckeln der Filzstifte Domino. Zwei andere Schüler spielten Fußball in der Klasse. Einer der Schüler schoss gegen die Wand der Klasse und das Plakat fiel auf mich.
Im Großen und Ganzen hat mein Leben in der Schule Spaß gemacht.


Ein Leben voller Hürden
Von: Attila - Adem - Hanife
Am Anfang war ich ein ganz normaler Stuhl, wie tausend andere auch. Ich wurde in einer Fabrik hergestellt und von einem LKW transportiert. Ich kam an meinem neuen Bestimmungsort, in ein Toilettenhaus.
Als erstes dachte ich, warum ausgerechnet ich ein Leben in einer Toilette verbringen sollte? Das ist der größte Albtraum.
Nach einer Weile stellte ich fest, dass es doch nicht so schrecklich ist. Ich bekam sogar an meine Füße Sterne, als Zeichen dafür, dass ich tolle Arbeit leistete.
Doch eine Kleinigkeit hatte ich auszusetzen.
Die Leute hielten es nicht für nötig zu spülen. Deswegen beschwerte ich mich und bekam ein Schild an meinem Rücken befestigt auf dem stand: „Bitte spülen nicht vergessen“.

Ich gebe zu, dass ich kein so schönes Leben hatte.

Aber es gab auch schöne Tage und das ist für mich das Wichtigste.




Hoch gestiegen, tief gefallen
Von: Haris - Emre Ca - Özgen
Ich bin ein ganz normaler Stuhl, wie tausend andere Stühle auch. Man hat mich in einer Tischlerei hergestellt. Dann wurde ich transportiert; und zwar in ein italienisches Restaurant, das gerade seine Neueröffnung feierte.
Direkt als ich ankam schmissen sie die italienische Flagge auf mich. Ich war sehr erschrocken und hatte ziemliche Angst um mich. Ich bekam einen ganz besonderen Platz, im sogenannten Promibereich, wo nur die Reichen und Berühmten speisten.
Anfangs ging es mir phantastisch. Doch im Laufe der Jahre änderte sich alles. Keiner wollte mehr auf mir sitzen.
Wie traurig das auch klingt. Teller wurden auf mir zertrümmert, Essensreste auf mir abgelegt. Sogar den alten Steinofen haben sie unter mich geschoben, sodass alles auf meiner Unterseite schwarz wurde.
Jetzt bin ich allein, von Spinnweben übersät. Das Einzige, was mir bleibt, sind die ausgebrannten Kerzen, das vergessene Besteck und getrockneten Soßenflecken.
Ich hatte so ein schönes Leben und jetzt ist alles vorbei.


Ein spaßiges Leben im Tierheim
Von: Agjere - Pascal - Ibrahim
Ich bin ein ganz normaler Stuhl, wie tausend andere auch. Man hat mich in einer Fabrik hergestellt. Dann wurde ich verkauft und in einem LKW transportiert. Ich kam an meinen neuen Bestimmungsort, in ein Tierheim.
Erst stand ich in einem Gebäude. Dort spielten Hunde und Katzen auf mir und legten Häufchen auf mir ab.
Am Anfang fand ich das nicht so toll, aber nach einer Zeit gewöhnte ich mich schon daran.
Dann kam ich nach draußen und stand an einem Busch. Dort rieben die Äste an mir. Die
Schmetterlinge saßen auf meiner Lehne. Ich fand das lustig, weil es kitzelte.
Es gab auf meiner Sitzfläche eine Spielstange, damit die Tiere auch Spaß auf mir hatten. An der Stange, die dazu gehörte, war ein langes Seil, an dem ein Ball befestigt wurde. Die Spielstange diente dazu, dass die Tiere daran toben konnten.
Am Weihnachtsabend wurde eine kleine Katze
verkauft. Doch sie war sehr schüchtern und ängstlich und versteckte sich unter mir. Sie trug eine Mütze, weil sie ein Weihnachtsgeschenk war.
Auf meiner Sitzfläche liegen zwei Strohhaufen, die vom Wind auf mich geweht worden sind.
Im Großen und Ganzen hat mir mein Leben Spaß gemacht.

Und dann gibt es noch zwei weitere 'Kunststühle', zu denen mir leider die Fotos fehlen.
Wie wäre es, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, mir diese per Mail zuschicken, nachdem Sie sich dieses interessante Projekt während des Einkaufsbummel angesehen haben?

Der Anfang meines außergewöhnlichen Lebens
Von: Sylvia - Miguel - Calvin - Zane

Ich bin ein ganz normaler Stuhl, wie tausend andere Stühle auch. Man hat mich in einer Fabrik hergestellt,
dann wurde ich verkauft und in einem LKW transportiert. Ich kam an meinen Bestimmungsort, ein Kinderzimmer.
Zuerst hatte ich Angst, was auf mich zukommt. Aber nach und nach gefiel es mir immer mehr.
Alle beachteten mich und ich wurde der Mittelpunkt des ganzen Zimmers.. Viele Kinder spielten auf und mit mir. Ein kleines Kind versuchte immer und immer wieder auf mich zu steigen, dabei stelle es sich auf meine Füße, was wirklich sehr kitzelte, aber mir trotzdem gut gefiel. Viele Kinder fuhren mit kleinen Spielzeugautos meine Beine hoch und runter und machten dabei lustige Autogeräusche. Das fühlte sich wie eine Massage an.
Aber mir gefiel es nicht, wenn ein Kind bei einem Spiel verlor. Es wurden immer die Figuren oder sogar das Spielbrett auf mich geworfen. Das verletzte mich sehr.
Am Besten gefiel mir, als ein Junge auf mir seine Freundin zum ersten Mal küsste. Das war wirklich sehr romantisch.
Na ja, mein Leben ist nicht gerade leicht, aber trotzdem ist es mein Traumort. Ich bin so froh, dass ich mein Leben hier verbringen durfte. Hoffentlich werde ich diesen Ort nie verlassen müssen.


Mein aufregendes Leben in freier Natur
Von: Saskia - Sariye - Emre Ce - Riad

Mein Leben begann als normaler Stuhl, wie tausend andere Stühle auch. Hergestellt wurde ich in einer Fabrik. Ich wurde verpackt und mit einem LKW transportiert. Ich kam anschließend an meinen neuen Bestimmungsort,
in die Natur.
Ich wusste nicht wo ich war, aber an meinen Füßen spürte ich Wasser, und „Wesen“, die an meinen Füßen schwammen. Ich vermutete, dass es Enten sein konnten, weil diese Wesen „quake quake“ machten. Ich fühlte, dass sie noch Zuwachs erwarteten.
Das Eichhörnchen hingegen versteckte seine Nüsse bei mir, damit sie vor anderen Tieren sicher waren.
Ich spürte tausende von Ameisen, die sich zusammen taten, um mehrere Ameisengruppen zu bilden. Sie wirkten auf mich wie GROSSE Ameisen. Sie bauten zu ihrem Schutz auf mir einen Weg, um sich darunter zu verstecken.
Ein alter Esel floh vor seinem Grundherren und seiner Arbeit. Er suchte bei mir Schutz, den ich ihm auch gab.
Es war sehr oft windig. Die Äste peitschten gegen mich. Darum verloren sie häufig Blätter, die auf mich drauf fielen. Aus diesem Grund regte sich die Schildkröte auf und sammelte die Blätter auf.
Der Zaun auf mir wurde mit der Zeit krumm, weil die Tiere darauf spielten.
Auf einmal roch ich zwei verführerische Düfte, die von unten und oben kamen, sogar Schmetterlinge wurden angezogen. Das war aber noch alles, denn ich hörte Geräusche, die sich wie Gesang anhörten. Es kam von diesem Wesen, welches auf meinem Kopf saß.
Zu guter Letzt die Herzen. Sie wurden mir aus Dankbarkeit von den Tieren gegeben. Als Beweis dafür, dass sie auf mir ein glückliches Leben führen konnten.


Die Schülergruppe, die den "Toilettenstuhl" geschaffen hat, beschreibt Claudia Thümler ihr Kunstwerk

Lehrerin Ingrid Botzen-Paul zu dem Projekt
Gefühlsvisualisierung – Gefühlsverbalisierung
Gefühle und Empfindungen in einer angetroffenen Umgebung bestimmen sich durch die gemachten Erfahrungen und Eindrücke, die dann der künstlerischen Gestaltung und der Verbalisierung bedürfen.
In diesem Stuhlprojekt machten die Schüler/innen der Klasse 9 die unterschiedlichen Empfindungs- und Gefühlseindrücke über das Medium „Stuhl“ künstlerisch sichtbar und drückten diese Eindrücke schriftlich aus.
In sehr unterschiedlichen Themenbereichen versetzten sich die Schüler/innen der Klasse 9 in die Situation eines Stuhles, der mehr oder weniger zufällig an bestimmte Orte gelangte. Von der freien Natur bis zur Toilette reichte der Umgebungsstandort. Dort fand das „Stuhlleben“ statt und hinterließ Empfindungen und Gefühle, aus dem Umgang mit ihm, die künstlerisch sichtbar gemacht wurden. Zum einen durch den bewussten Einsatz von Farben, z.B. kalte und warme Farben und komplementäre Farbpaare. Dazu die Gestaltung mit Objekten, die den Ort, an dem er sich befand, nach außen trägt.
Die sieben gestalteten und der eine Originalstuhl stellen eine Gesamtheit dar. Ausgehend vom Original wird dieses Massenprodukt an verschiedene Orte gebracht und zu einem unverwechselbaren Unikat.
Farben und Objekt machen die Gefühle und Empfindungen jedes einzelnen Stuhles äußerlich. Um dies dem Betrachter zu vermitteln, gehört zu jedem Stuhl seine eigene, schriftlich fixierte Geschichte mit passender Überschrift.
Mit den Stühlen ist eine Verbindung von Visualisierung und Verbalisierung geschaffen worden. Es fand eine Auseinandersetzung statt, mit der allgemein bekannten Funktion eines Stuhles, als normale Sitzgelegenheit, und dem, was mit so einem Gegenstand alles geschehen könnte.
Die Ergebnisse werden in den Fotos der acht Stühle zusammengefasst und präsentiert. Durch die Überschriften der einzelnen Stuhlepisoden kann der Betrachter die Stühle den Überschriften noch einmal zu ordnen.
Über einen scheinbar neutralen Gegenstand, wird die Verbindung von Situation auf der einen Seite und die daraus resultierenden Gefühle und Empfindungen auf der anderen Seite visualisiert und verbalisiert.