Duisburg, 13. Mai 2022 - Das Leben von Udo Jürgens in knapp
90 Minuten abzubilden, dazu noch einen Großteil seiner Songs
zu präsentieren, ist gewiss keine einfache Aufgabe. Doch
irgendwie haben es Christian Mädler und Gudrun Schade
geschafft, diese schwierige Gratwanderung zwischen Musik und
Leben zu vollführen.
Abwechselnd moderierten und
sangen sie in der Musikrevue „Udo Jürgens – Eine Hommage an
den Gentleman-Entertainer“, die in der Rheinhausenhalle mit
Live-Band aufgeführt wurde. Dass sein berühmter weißer
Bademantel eigentlich eine Idee seines Managers Hans R.
Beierlein war, erfahren die etwa 200 Zuschauer. Beierlein
war ein Journalist, der ab Mitte der 1960er-Jahre am Image
des in Klagenfurt geborenen Sängers feilte, der bürgerlich
Jürgen Udo Bockelmann hieß.
„Er konnte ja nicht im durchschwitzten Smoking nach dem
Auftritt zu seinen weiblichen Fans gehen“, witzelt Gudrun
Schade. Von den Anfängen, als Jürgens sich noch als
Bandleader der Udo Boland Combo am Klavier für fünf
Schilling pro Auftritt verdingte oder Rollen in schlechten
B-Movies annehmen musste, wird berichtet, genauso wie er
eben mit dem schon bekannten Jazz-Bigband-Leader Max Greger
auf Tournee ging.
„Udo Jürgens wollte zeitlebens
Jazz spielen“, betont Christian Mädler, „zu seinen
Vorbildern zählte Duke Ellington.“ Er stimmt auf dem
schwarzen Flügel die ersten Akkorde zu Jürgens Siegertitel
„Merci“ des Grand Prix Eurovision de la Chanson aus dem Jahr
1966 in Luxemburg an, variiert sie so leicht, dass die
Zuschauer wahlweise Beethovens 'Mondscheinsonate' oder Bachs
'Ave Maria' darin erkennen konnten. „Merci – Cherie für die
Stunden mit Dir“, haucht er zart ins Mikrofon, um dann zu
resümieren: „Ein Kritiker schrieb einmal, die erotische
Triole am Anfang vermittle den Frauen Lustgefühle.“
Aber nicht nur die Hits finden Eingang ins Programm, gerade
nachdenkliche Titel wie „Was ich Dir sagen wollte, sagt mein
Klavier“, dessen Text übrigens vom Schauspieler „Blacky“
Fuchsberger stammte, oder „Ich bin dafür, dafür zu sein“
zeigen Udo Jürgens als einen Chansonieur, der sich
zeitlebens nicht verbiegen lassen wollte.
Er wurde
zu einer eigenen Marke, „dessen Songs die Geschichte der
jungen BRD schrieben“, wie es der Kabarettist Hape Kerkeling
über ihn sagte. „Die Franzosen hatten Jaques Brel, wir Udo
Jürgens“, betont Christian Mädler, bevor die Hitmaschine
abgespult wird – ein musikalischer Reigen von „Siebzehn Jahr
– blondes Haar“ über „Es wird Nacht Senorita“, bis zum Hit
„Griechischer Wein“, ein Lied über die Gastarbeiter in
Deutschland, das 1974 an die Spitze der Hitparaden stürmte –
und in einer Zeit entstand, als Willkommenskultur noch ein
Fremdwort war. Bei ihrer Interpretation wiegt Gudrun
Schade im Sirtaki-Rhythmus. Vor den Gebrechen wie Hüft-OP
und Grauen Star, die Jürgens später ereilten, sowie der fast
vollkommenen Taubheit auf einem Ohr, die Jürgens bei
Bombenangriffen als Kind erfuhr, machen die Erzähler nicht
halt.
Der Titel „Mit 66 Jahren“ passt dazu – und
alles gipfelt in der letzten Zugabe „Ich war noch niemals in
New York“, wobei ein Konterfei des großen Sängers und
Komponisten auf der Leinwand erschien. Und die 200
Zuschauer applaudierend „Merci“ sagten...
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