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„Im Zwielicht – Peter Stermann 1903 - 1945“
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 25. Mai 2022 - „Für mich war er wie ein Phantom in einer ansonsten streng bürgerlichen Familie“, sagt Ingo Stermann über seinen Großonkel, den aus Duisburg stammenden Maler Peter Stermann. Kennengelernt hat er ihn schließlich nie, dafür war es zu spät, als Ingo Stermann im Jahr 1956 in Duisburg-Beeck das Licht der Welt erblickte.

„Aber seine Bilder haben schon als Kind einen unbeschreiblichen Reiz auf mich ausgeübt“ sagt der heutige Psychiater in seiner Rede zur Eröffnung der Vernissage im Museum St. Laurentius in Friemersheim.  Ingo Stermann erzählt: „Von meinem Opa, der ein kaisertreuer Amtmann war, gab es keine menschliche Nähe zu spüren, nur Kälte.“ So wundert er sich, dass ausgerechnet dessen Bruder ein so großes künstlerisches Talent in die Wiege gelegt bekam. Von dieser Vielseitigkeit Peter Stermanns, der viel zu früh als gerade 42-Jähriger am 29. April 1945 an einer Magenkrankheit starb, konnten sich die etwa 60 Besucher auf den Tag genau 77 Jahre später vereinnahmen lassen. Dabei bestimmen meist dunkle Farbtöne die  bedrohlich wirkende Stimmung in den 33 Werken, die an den Wänden hängen. Kunstkritiker vermuteten daraufhin, dass der Duisburger Künstler einen Hang zur Melancholie gehabt habe, vielleicht sogar depressiv war. Dem widerspricht Psychiater Ingo Stermann: „Wenn man den Pinselstrich meines Großonkels genau anschaut, ist da keine Depression zu erkennen. Im Gegenteil, der ist oft stramm gezogen, dass man starken Willen dahinter sieht“, so der Großneffe.

Die Ausstellung „Im Zwielicht – Peter Stermann 1903 - 1945“ mit vielen Porträtzeichnungen, Stilleben, Stadtlandschaften, Ölgemälden und Holzschnitten dauert noch bis zum 2. Oktober.  Das Museum St. Laurentius, Martinistr. 7, öffnet jeden ersten Sonntag von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt.
Kontakt unter e-mail: museum.st.laurentius@web.de


Peter Stermanns Selbstporträts, egal ob als Gemälde in Öl auf Leinwand oder als Graphitzeichnung, kommen wirklich düster daher. Hierbei inszeniert sich der Künstler als junger Wilder im frühen Erwachsenenalter, man könnte meinen den aufstrebenden Schauspieler Marlon Brando vor sich zu haben, nur weiß man nicht, ob er auf dem 94 mal 55 Zentimeter großen Ölgemälde eher einen Malerkittel trägt – oder doch eine schwarze Lederjacke. Der Organisator der Ausstellung, Burkhard Biella, stimmt dem zu: „Die Selbstdarstellungen haben etwas wirklich Rebellisches.“ 

Rätselhaft bleibt sein Leben, so dass der Titel der Werkschau „Im Zwielicht“ zutrifft. 1903 in Duisburg geboren, gründete Peter Stermann 1923 den Bund Duisburger Künstler zusammen mit Volkram Anton Scharf, Heinrich Seepolt und anderen. Bis 1932 habe er regelmäßig an den Ausstellungen des Bundes teilgenommen, danach ging Stermann nach Berlin, schloss sich dort der Künstlergemeinschaft „Der Norden“ an, der auch Josef Albert Benkert angehörte. „Dieser hatte viele Zeitungsausschnitte über ihn aufbewahrt, so dass wir in etwa sein Leben rekonstruieren konnten“, so Kunstkenner Biella. Der Berliner Galerist Ferdinand Möller förderte die Gruppe, für die Künstler ging es 1935 auf eine Wanderausstellung durch große Städte in Deutschland. Die letzte Ausstellung von Stermanns Werken gab es 1937 in Osnabrück, drei seiner expressionistischen Bilder wurden in diesem Jahr von den Nazis als „entartet“ bezeichnet. Er beschloss parallel ab 1935 als Cutter beim Film zu arbeiten. „Als er eigene Kurzfilme für die Wochenschau machte, verdiente er recht gut“, weiß Biella. Viele seiner Werke im Atelier in Berlin-Steglitz sind bei einem Bombenangriff 1944 zerstört worden. Inwieweit er bei zweimaliger Mitgliedschaft in der NSDAP von den Nazis vereinnahmt wurde, ist nicht geklärt: „In die innere Emigration ist er jedenfalls nicht gegangen“, so Biella.

Sein Patenkind Meinolf Mandelartz, mit dessen Vater Carl Mandelartz, einem Schriftsteller, Stermann befreundet war, ist extra zur Vernissage aus Freiburg angereist. Der 83-Jährige hat einige Arbeiten für die Ausstellung organisiert. „Seine Bilder haben mich schon als Kind beeindruckt, so dass ich ihm nacheifern wollte“, sagt er. Die Vernissage wurde musikalisch umrahmt von Ulrike Eisel (Gitarre) und Helga Wachter (Sopran) mit Liedern von Schubert und Dowland.