Duisburg, 1. Juni 2022 - Auf der Kleinkunstbühne ist er
Kapitän - besser da jedenfalls, als auf der Brücke eines
richtigen Ocean-Liners. Als Captain Comedy fesselte Michael
Eller mit teils Realsatire, sowie teils gesponnenem
Seemannsgarn die knapp 60 Gäste im Kulturspielhaus.
In einer charmanten Mischung aus Weltenbummler und Käpt'n
Blaubär erzählt der Mittfünfziger im Programm „Unter
Kreuzfahrern“ lustige Geschichten, die er als Gastkomiker
„auf den sieben Weltmeeren“ an Bord von Ozean-Riesen erlebt
hat. Dabei sind die Schiffsreisenden für ihn nicht nur das
zu bespaßende Publikum, sondern auch Inspiration und
Blaupause für seine Anekdoten – denn mit zwinkerndem Auge
hält er dabei den Passagieren dieser riesigen
Kreuzfahrtschiffe natürlich auch den Spiegel vor.
Michael Eller beobachtet genau die Eigenheiten mancher Leute
an Bord, wie sie zwei Liegen, einmal am Sonnendeck, sowie am
Pool, mit Handtüchern blockieren, während sie, wie
selbstverständlich, den ganzen Tag mit prickelnden
Caipirinhas an der Ocean-Bar verbringen. Mit schelmischem
Lächeln schlussfolgert er daraus: „Diese Leute klauen
bestimmt auch bei KIK!“
Als Dialektforscher erweist
er sich im Restaurant am reichhaltigen Buffet und stellt
schmunzelnd fest: „Man merkt schon, die Sachsen sind auch da
mit nichts zufrieden, während die Schwaben alles in sich
hineinstopfen.“ Schließlich hätten sie all-inclusive dafür
bezahlt, so der Mainzer Comedian. Die humoristische Welle
schwappt anfangs eher seicht ins Publikum, nachdem er sein
Repertoir mit Geschichten aus dem Alltag anreichert, steigt
der Pegel in der Lautstärke der Lacher.
Manche
Gegebenheiten zieht er auch bewusst überzogen ins Absurde –
und ist dabei um keine Antwort verlegen: Als er während der
Corona-Zeit für die Rücksendung eines Pakets, mit eben dem
unter dem Arm, in einer langen Schlange bis weit vor der
Postfiliale als Letzter anstand, wurde er von einer Frau
gefragt: „Entschuldigung, stehen Sie für die Paketaufgabe
an?“ Seine spontane Antwort: „Nein, das ist hier das
Boarding für den 11-Uhr-Flug nach Panama Stadt!“
So
hat er auch besonders viel Spaß bei einer
Kapitänsfragestunde auf einem Ocean-Liner, als dieser
gefragt wurde: „Schläft Ihre Besatzung eigentlich auch an
Bord?“ „Nein, auf einem Floß hinten am Heck.“ Als der
Fragesteller nachbohrte und sagte, dass er dort kein Floß
bemerkt habe, kam die Antwort des Schiffsführers
gedankenschnell: „Man kann es natürlich nicht sehen, das
Seil ist so lang – den Rest macht die Erdkrümmung!“
Dumme Antworten auf dumme Fragen, sind Ellers
Paradedisziplin – und darin geht er richtig auf, so dass es
Spass macht seiner nonchalanten Kurzweil zuzuhören. Genauso
absurd sei die Frage eines anderen Gastes gewesen, wie
schwer denn die Kurbelwelle des Schiffes wäre? „Wen
interessiert so ein Schwachsinn?“, fragt der Kapitän der
Comedy, Michael Eller, fast rhetorisch am Ende.
Wahrscheinlich ihn, denn sonst hätte er kaum solch ein nah
am Wasser gebautes Programm erspinnen und ersinnen können,
denn nur manches war wohl real - der Rest aus fein
ziseliertem Seemannsgarn ...
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