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					Duisburg, 1. September 2022 -
					Das als „Inselmusik“ ausgewiesene Konzert von 
					Organist Ludger Morck basierte auf vielen persönlichen 
					Erfahrungen des Kirchenmusikers. „Ich erinnere mich an eine 
					abendliche Schiffsfahrt auf der Themse in London, bei der 
					ich aus allen Straßen und Gassen, die unterschiedlichsten 
					Glockenspiele hörte. Überall war dieses Läuten“, erinnert 
					sich Morck. Und das war nicht nur der Klang von Big Ben, 
					sondern eine eigentümliche nuancenreiche Tonwelt umgab ihn 
					dabei. So hatte er für seine „Freitagsmusik“ extra das Stück 
					„Carillon“ von Edward William Elgar ausgesucht, das auf vier 
					Glockentönen fusst, die das Grundthema im Basslauf bilden. 
					Später entwickelte  Ludger Morck an der Orgel aus 
					seiner persönlichen Stimmung heraus ein fulminantes 
					Orchester dazu, das den Kirchenraum der 
					Christus-König-Kirche füllte.
  Einen breiten Abriss 
					über großbritannische „Insel“-Komponisten hatte der Kantor 
					zusammengestellt: Henry Purcells spätbarocke „Suite in G“ 
					mit ihren abwechslungsreichen Sätzen, die die schwierigsten 
					Arpeggi durchläuft, sowie in den langsamen Passagen durch 
					präzise Melodieführung der Flöten besticht, machte den 
					Anfang. Diese performte der Tastenmann stilecht am 
					restaurierten Cembalo vor dem Altar. Das Traditional „A 
					Londonderry Air“, die inoffizielle Nationalhymne 
					Nordirlands, schimmert öfters durch in einem „Intermezzo“, 
					das der in Dublin geborene Charles Villiers Stanford als 
					Orchesterfassung ausgestaltet hat. Diese beiden „very 
					britischen“ Komponisten liegen übrigens in der Gruft der 
					Westminster Abbey beerdigt, beide als „A great musician“, 
					also als „besonderer Musiker“ tituliert.
  Deutlich 
					schriller wurde es bei einer „Toccata in seven“, die vom 
					zeitgenössischen englischen Komponisten John Rutter stammt, 
					der besonders für seine Chormusik bekannt ist. Unerwartbare 
					Dissonanzen und ein schwer zu zählender 7/8-Takt fragten dem 
					Organisten Morck sämtliches Rhythmusgefühl dabei ab. Stücke 
					von eher unbekannten Autoren wie Ferdinando Richardson, wie 
					die „Pavane in d“, oder das von Henry Heron ausgetüftelte 
					„Voluntary 1“, das mit viel Trompeten-Ornamentik durchsetzt 
					ist, waren etwas für die Nischenliebhaber der 
					„Freitagsmusik“. Um den Eindruck von der Insel und das 
					Konzert abzurunden, gab es einen quirligen, mit vielen 
					eingängigen popmusikalischen Patterns durchwobenen „Celtic 
					Dance“ von Michal Czulak, der schon fast zum Tanzen einlud, 
					und eine opulente, postmoderne „Toccata alla celtica“ des 
					Leverkusener Kompositeurs Hans-André Stamm. Derweil Ludger 
					Morck noch in Reiseerinnerungen schwelgte: „ Als ich in der 
					Kathedrale von Chester die große Orgel mit ihren vier 
					Manualen und 80 Registern gesehen habe, war ich völlig 
					überwältigt.“ Doch auch vom Klang der hiesigen Orgel der 
					Christus-König-Kirche mit ihren „nur“ zwei Manualen und 22 
					Registern zeigten sich etwa 50 Besucher bei diesem 
					breitgefächerten Konzert Morcks begeistert – und bekamen 
					vielleicht ein bisschen Reiselust auf die britischen Inseln.  
  
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