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"Old Daddy Zeitreise" mit den Hersham Boys
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowskii

Duisburg, 5. September 2022 - Man muss unweigerlich an die alternative Musik denken, die in den 1980er-Jahren im Old Daddy gespielt wurde, wenn man einem Konzert der Hersham Boys beiwohnt. Eigentlich haben die vier Musiker die Set-Liste der damaligen DJs der Duisburger Kult-Disco in ihr Programm kopiert – zumindest die besten Songs. In eine andere Zeit versetzt fühlen sich die etwa 50 Gäste im Homberger Café Rheinblick, die trotz der sehr heißen Temperaturen zum Abtanzen gekommen sind. Ob im Wiegeschritt oder ungezügelt, sie bewegen sich zu den harten Rhythmen, die die vier Hersham Boys auf der kleinen, aber feinen Bühne im Rheinblick abspulen.

„Ich war früher oft im Daddy, und die Jungs covern diese Songs nicht eins zu eins, sondern viel vertrackter“, meint Kerstin, bevor sie sich zum Abzappeln Richtung Bühne begibt. Und richtig: man muss schon genau hinhören, bis man „Heroes“ im Original von David Bowie oder eine punkige Version des Stückes „SOS“ von Abba erkennt. Doch nach kurzem Stirnrunzeln steigen viele Zuschauer in die Refrains ein, die Sänger Frank Hersham da von der Bühne schmettert, und singen mit.

Richtige Schmankerl graben die vier Musiker in ihrem zweistündigen Programm aus und nehmen die Zuhörer mit auf eine Zeitreise in die 70er- und 80er-Jahre. „Faith Healer“ von der Alex Harvey Band kommt zuerst als Folk-Version dahergeplätschert, bevor die Härte des Refrains greift, oder das Indiepop-Lied „I ran“ von A Flock of Seagulls aus dem Jahr 1982 wird erst im Hauptthema dechiffrierbar. Witzig ist, wie die Hersham Boys die langsame Ballade „Leaving on a Jet Plane“ des Folk-Barden John Denver mit harten Punk-Riffs durchsetzen und die Zuhörer zum Wippen mit den Köpfen treiben.

„Wir haben unsere musikalischen Wurzeln in den 70er- bis 80er-Jahren, das war die Hochphase des Punks“, sagt Sänger und Gitarrist Frank Hersham. So leiten die Musiker, die zu gleichen Teilen aus Homberg und Rheinhausen stammen, über zu Liedern der Punk-Ikonen The Clash: Klänge von „London Calling“ und „Should I stay oder should I go“ füllen den Saal – und heizen den Tänzern weiter ein. Etwas entspannter wird es dann, wenn die vier Musiker „Hazy Shade of Winter“ von den Bangles auspacken und zu „New England“ des Protest-Barden Billy Bragg überleiten. Zuschauer Michael meint: „Ich sehe die Band heute zum vierten Mal und komme immer wieder gern.“ Den letzten Zweifler überzeugen die Hersham Boys dann mit einer sehr freien Interpretation von „Enjoy the Silence“ der Band Depeche Mode. Auch Rheinblick-Betreiber Uli Kischkat ist begeistert: „Wir wollen demnächst eine Reihe „Open-Stage“ mit Nachwuchskünstlern aus der Region auf unserer Bühne starten.“