Duisburg, 05. November 2016 - Themengebundenheit ist es, was
das Repertoire des Kleinen Chors Friemersheim ausmacht, und
so gab es am Reformationssamstag passend „Luthers Lieder“
von den 15 Sänger und Sängerinnen in der Friemersheimer
Dorfkirche zu hören. Martin Luther, der das Wort und die
Schrift so liebte, und als einer der bedeutenden Übersetzer
der Bibel aus dem Lateinischen gilt, hatte auch eine
musikalische Ader und komponierte viele Kirchenlieder, die
extra für den Gemeindegesang konzipiert waren und
heute noch in den Gesangsbüchern existieren als Antiphon, so
informierte Moderator Udo van der Koelen in seinen kleinen
Texten.
„Musica soll das Seelchen erfreuen“, soll
Luther gesagt haben, denn schließlich sei „neben der
heiligen Schrift nichts so hoch zu rühmen wie die Musica.“
Als Grundlage für das Konzert des Kleinen Chors dienten
diese einstimmigen Kirchengesänge, die dann aber in
vierstimmige A-cappella-Chorsätze überführt wurden. Udo van
der Koelen hatte über ein Musiknotenportal, die
verschiedenen Partituren, die teilweise noch aus dem 15.
Jahrhundert stammten, recherchiert und zusammengestellt und
in einen Verlauf gesetzt, als ob man mit dem Reformator
durch das Kirchenjahr wandelt, angefangen mit dem Lied
„Erhalt uns Herr bei deinem Wort“.
So konnten die
etwa 80 Zuhörer fast vergessene Chorsätze von unbekannteren
Komponisten der Spätrenaissance wie Melchior Vulpius,
Balthasar Resinarius und Adam Gumpelsheimer erleben, in
direktem Kontrast zu bekannteren Größen wie Bach,
Mendelssohn oder Schütz. Gerade dieser Wechsel durch die
Zeiten, an den Worten Luthers orientiert, machte diese
musikalische Reise für die etwa 80 Zuhörer spannend.
Dirigiert von Elisabeth van der Koelen wagten sich die
Sänger und Sängerinnen an ergreifende Bachchoräle wie „Aus
tiefer Not schrei ich zu dir“ oder „Komm, Gott, Schöpfer
Heiliger Geist“ heran.
Auch die Romantik streifte
der Kleine Chor mit Versionen zu „Mit Fried und Freud fahr
ich dahin“ in Versionen von Max Reger und Johannes Brahms.
Seine Spritzigkeit musste der Chor bei peppigen
Stücken wie „Vom Himmel Hoch da komm ich her“ oder „Vater
unser im Himmelreich“ von Johannes Eccard aus der
Spätrenaissance beweisen, die schon Jazzstrukturen
vorwegnahmen.
Natürlich durfte „Ein feste Burg ist
unser Gott“ nicht fehlen, was auf dem 46. Psalm basiert und
als „reformatorisches Kampflied“ schlechthin bezeichnet
werden kann. Das Konzert endete mit einem anrührenden Satz
aus vier verschiedenen Chorsätzen zu „Verleih uns Frieden“,
so dass es langen Applaus gab.
Selbst Pfarrer Thomas
Gregorius sagte: „Das war richtig spannend, selbst ich
kannte einige Versionen der Lieder gar nicht.“ Zuhörer Jan
Schroer hat den Kleinen Chor schon öfters erlebt: „Das hat
mir noch besser gefallen, als das Mendelssohn-Konzert vom
letzten Jahr.“
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