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Adler bringt Otto Reutter im Schwalbenschwanz
'Couplets' zum 24. Kulturmenue im Lehrerhaus
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 08. April 2017 - Wenn man den Vortragskünstler und Schauspieler Georg Adler in seinem Schwalbenschwanz im Friemersheimer Lehrerhaus so sieht, dann könnte man meinen, er hätte all die großen Satiriker und Schriftsteller im Berlin der Weimarer Republik, wie Joachim Ringelnatz und Kurt Tucholsky, noch persönlich gekannt.

„Die waren natürlich schon tot, ich bin aber sehr oft aufgetreten in Berlin, mit Programmen von Ringelnatz und Tucholsky“, sagt der fast 80-jährige Wahlhomberger.  1984 habe er sogar im Apollo-Theater Ringelnatz gelesen.

Jetzt hat es ihm der Berliner Satiriker Otto Reutter angetan, der für seine Couplets, das sind Gedicht artige Sprechgesänge sehr bekannt war, aber nie so erstrahlte wie Ringelnatz oder eben Tucholsky. Und mit Gesangsartigen Phrasen stimmt Georg Adler beim 24. Kulturmenue im Lehrerhaus das Couplet „Und so komm wer aus der Freude gar nüscht raus“, das Adler auch wie sein Vorbild Reuter berlinert und mit gerolltem „R“ vorträgt. Satirisch betrachtet Reuter darin, dass der Mensch nicht wirklich nur Freude im Leben erlebt bei all den Widrigkeiten. Dieses Couplet appelliert aber an den Menschen, nicht alles zu Ernst zu nehmen und sich die Freude zu erhalten. Auch „Der Blusenkauf“ von Otto Reuter ist ein Couplet erster Güte, handelt über eine unschlüssige Dame, die sich eine Bluse kaufen will, während ihr Mann draußen wartet – und wegen der langen Dauer – stirbt. Pointe: Am Ende entscheidet sie sich für die Schwarze.

Auch wenn Georg Adler schon einmal einen schiefen Anfangston anstimmt, im Gesang wird er schlüssig – und es passt ja auch zu manch einer schrägen Sichtweise auf die Gesellschaft, die Otto Reutter als Spötter über seine Mitmenschen entwickelte .

Über 1000 Couplets und Gedichte hat der Dichter, der als Otto August Pfützenreuter 1870 geboren wurde und 1931 starb, hinterlassen. Zu den bekanntesten zählen vielleicht „Alles wegn de Leut'“ - und natürlich „Der Überzieher“.

„Den hat Peter Frankenfeld so grandios vorgetragen“, erklärt Georg Adler den 50 Zuhörern im Lehrerhaus, „und es gibt sogar eine Version von Peter Alexander“. Die Version von Georg Adler steht den anderen jedenfalls kaum nach, und 50 von Wein befeuchtete Kehlen stimmen im Refrain des Couplets mit ein: „Seh'n se weg von dem Fleck – ist der Überzieher weg!“ Damit erreichte die Stimmung den Höhepunkt. Abschließend verlas Georg Adler noch Reutters Abrechnung mit der Spießermoral: „Der gewissenhafte Maurer.“ Günter Pfeiffer vom Verein Lebendige Grafschaft: „Toll, wie uns Georg Adler schon zum 20. Mal bei unseren Kulturmenues unterstützt.“