Duisburg, 07. Mai 2017 - Manchmal muss man zur Bibel greifen
- und auf Gott vertrauen - um die Homberger Innenstadt zu
beleben und unterschiedliche Menschen zu versammeln. Das tat
jetzt Martina Oertel, Gemeindepädagogin der evangelischen
Kirchengemeinde Homberg und dem Café Combo, und nahm die
Geschichte von Jakob und Esau als Vorlage für ein
ungewöhnliches Begegnungsprojekt – sie organisierte mit dem
evangelischen Familienwerk Moers dieses Event, bei dem die
Teilnehmer Linsengerichte in allen Variationen zur
Augustastraße mitbrachten und damit ein für einen
Samstagmittag ungewöhnlich reghaftes Bild der Fußgängerzone
schufen.
Die Geschichte ist ein Klassiker des Alten
Testament: Danach hat Esau dem Jakob sein Erstgeburtsrecht
übertragen – für einen Teller Linsensuppe mit Brot. Später
erst merkte der ältere Esau, dass er nun nicht mehr der
Haupterbe seines Vaters Isaak sei und wurde zornig auf
seinen Bruder Jakob. Doch nach Jahren plagte den Jüngeren
ein schlechtes Gewissen und Jakob kümmerte sich um die
Aussöhnung mit seinem Bruder und sagte zu Esau: „Nimm mein
Geschenk an, denn du hast mich freundlich angesehen, wie das
Angesicht Gottes!“ Martina Oertel: „Das ist eine wunderbare
Geschichte über Versöhnung, denn wo sonst, als beim Essen
kann man sich in die Augen schauen und miteinander Probleme
ausräumen“, meint die Gemeindepädagogin.
Freundlich
schauen sich die etwa 100 Besucher des Projektes bei
schönstem Sonnenschein an, die an den selbst organisierten
Gartentischgarnituren sitzen und beim Essen miteinander
klönen. Ein Mal duftet es eher süßlich in einem
selbstgemachten Linsen-Kiwi-Salat nach der eher herben
Hülsenfrucht, ein paar Meter weiter kommt die volle Schärfe
der roten Linsen in Falaffel ähnlichen Köstlichkeiten zum
Tragen, die wie kleine Reibekuchen aussehen. Zum Eintunken
gibt es eine frisch gemachte Minz-Joghurtcreme. Ein anderer
Besucher hat einfach eine Dose „Linseneintopf bürgerlich“
mitgebracht, die noch ungeöffnet daneben steht. „Der
Kreativität sind bei uns keine Grenzen gesetzt“, lacht
Martina Oertel.
Länger recherchiert für ihr Rezept
hat Elfriede Matten in einem ostpreußischen Kochbuch. Sie
hat einen Topf Linsensuppe gezaubert – und zwar hmmm...mit
Backpflaumen. Ihr Mann Heinrich meint: „Die schmeckt über
die Pflaumen besonders süßlich.“ Oja! Und die 78-jährige
Köchin sagt: „Obwohl ich selbst aus Ostpreußen stamme, diese
Form der Linsensuppe habe ich jetzt das erste Mal
zubereitet.“ Stephanie Mürmann vom Sozialen Dienst des
Altenheims an der Feldstraße ist mit zehn Bewohnern dabei:
„In unserer Kochgruppe haben die Teilnehmer einen
Linsenaufstrich fürs Brot gemacht, das geht ganz einfach,
die Zutaten werden einfach nur püriert.“ Die Schärfe erhält
die Creme über vier Zwiebeln, die sich darin befinden.
Das Projekt ist im Sinne der Ökumene: Auf der anderen
Seite der Straße sitzen knapp 20 Besucher des katholischen
Begegnungs- und Beratungszentrum an St. Johannes. Leiterin
Gabriele Bonk-Grabow sagt: „Es ist ein tolles Projekt, weil
so die Innenstadt endlich mal wieder zum Leben findet.“ Auch
die Gruppe ihrer muslimischen Frauen, die sie betreut, hat
Falaffeln und eine Linsensuppe mit Nudeln gekocht und ihr
dann mitgegeben. Und viele Besucher erinnern sich an die
Zeit, als die Fußgängerzone Hombergs noch rege frequentiert
wurde und erzählen von längst verblichenen Restaurants und
Gaststätten.
„Vielleicht bedarf es mehr solcher
Veranstaltungen, dass wieder Schwung in den Stadtkern
kommt“, meint Christine Fontaine. Vielleicht wieder nach
einem Konzept aus der Bibel...
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