Duisburg, 23. August 2017 - Zwanzig Jahre besteht der
Kulturtreff in Rumeln. Vor zwei Jahrzehnten begann die
Familie Pügner mit Kulturveranstaltungen in dem alten
Klassensaal der alten Dorfschule. Heute ist man einen
Schritt weiter – im Kulturspielhaus nebenan trat dieses Mal
die Kabarettistin Lioba Albus mit dem Programm „Von der
Göttin zur Gattin“ auf. Als kleinbürgerliche, aber
gewiefte „Mia Mittelkötter“ parodiert sie als „Vermittlerin
zwischen Mann und Frau“ die Gegensätze, die in jeder
Partnerschaft zu Tage treten – mit einer Stimme, die weit
östlich von ihrem Geburtsort Attendorn entwickelt wurde und
mit rollendem „R“ das Sauerland an den Niederrhein holt.
Natürlich geht es los mit einem Rundumschlag gegen den
Mann: „Er muss sich waschen und rasieren, wenn er eine Frau
erobern will.“ Das weiß man gerade gemeinhin noch. Und auch,
dass man die „Haare aus dem Bauchnabel in der Dusche“
entfernen soll. Doch es bleibt nicht im plumpen
Frauenkabarett Marke „Lady's night“ stecken, Gerade wenn sie
spitzfindig das Toilettengehverhalten der Geschlechter
analysiert, wird es humorig: „Wir Frauen gehen ja immer in
Gruppen, der Mann ist ein Einzelkämpfer, am besten man
stellt ihm noch eine Trittleiter vors Urinal, damit er ein
möglichst großes Revier markieren kann!“ Da liegen die etwa
120 Zuschauer in ihren Stühlen, eben weil Lioba Albus
manchmal gewaltig überspitzt. Sie erzählt von Frauen mit
aufgesetzten Fingernägeln, wie sie versuchen Tampons zu
wechseln – und ja, allein die Vorstellung bringt die
Zuschauer zum Grölen.
Aber nicht nur unter der
Gürtellinie tobt sie sich aus, in einer Rede zu Gustavs 50.
Geburtstag brüskiert sie verkleidet als sturzbetrunkener
Jugendfreund den Gastgeber und dessen Frau Erika aufs
Äußerste, lallt und wedelt dabei mit einer Pulle Havanna Rum
ins Publikum: „Mit deiner anarchistischen Art hast du uns
dazu gebracht, die Abiturzeugnisse in Krawatte und Unterhose
abzuholen!“ Gustav und er waren jedoch die einzigen des
Jahrgangs, die es so machten, obwohl es als Aktion aller des
Jahrgangs geplant war.
Als reifere Frau in einem
Salsa-Tanzkurs erzählt sie von den „Latrin Lovers da, die so
tanzen, als wenn sie in ihrer Hose auf einmal einen
epileptischen Anfall kriegen.“ Die Leute kugeln sich vor
Lachen. Auch wenn die gelernte Schauspielerin kurz diese
Tanzschritte mit der Hüfte wackelnd andeutet. Und als „Mia
Mittelkötter“ schlüpft sie wieder in die Rolle der ständig
nörgelnden, ostsauerländischen Ehefrau mit aufgesetzter
grauer Perücke und man kann verstehen, warum sich bei diesen
wortakrobatischen, vorwurfsvollen Salven „manche Männer
lieber Hornhaut über ihr Trommelfell wachsen lassen.“
Lachen mussten sie aber trotzdem ob des Einfallsreichtums
und des teilweise anarchistischen Humors der Künstlerin.
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