Duisburg, 27. Dezember 2017 - Es ist ein Meilenstein in der
Musikgeschichte. Nicht nur das Klapp-Cover war im Jahre 1967
weltweit erstmalig zu sehen, auch wurden zum ersten Male
Texte einem Rock-Album beigefügt – und musikalisch
beschritten die „Fab Four“ ganz neue Welten. Das Album der
Beatles „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ wurde jetzt
mit einem großen Festival zum 50-jährigen Jubiläum in der
Krefelder Kulturfabrik (KuFa) geehrt unter der
Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Frank Meyer. „Der
Longplayer ist ein musikalisches Gesamtkunstwerk, die
Beatles sind seit meiner Kindheit musikalische Helden für
mich – ich gehöre zu denen, die von der Musik nicht genug
bekommen können“, sagt Meyer, der 1967 noch gar nicht
geboren war.
Aber warum beeinflusst dieses fast
surreal anmutende Beatles-Album, mit den vielen
unterschiedlichen Menschen in bunten Flower-Power-Kostümen
und Uniformen auf dem Cover, noch heute die Fans nachhaltig?
„Die LP wurde erstmalig mit einer modernen Vierspurtechnik
aufgenommen. Da waren ganz andere Klangwelten möglich,
deswegen klingt „Sgt. Pepper`s Lonely Hearts Club Band“ sehr
orchestral“, weiß KuFa-Vorstandsmitglied und Mitorganisator
des Festivals, Wolfgang Renno. Der hat sich für seine
Ansagen, die er von der Bühne aus macht, eigens eine getönte
Nickelbrille aufgesetzt, und sieht damit ein bisschen aus
wie John Lennon, einer der beiden Hauptsongschreiber der Fab
Four. „Außerdem ist dieses Werk songwriterisch ganz weit
vorne für die Zeit gewesen, denn es hat Balladen, aber
genauso rockige Kracher“, so der 60-Jährige. „Und natürlich
ist darin auch die Handschrift des Produzenten George
Martin, dem „fünften Beatle“, nachhaltig spürbar.“
Es wurde noch ein etwa zehnminütiger Kurzfilm gezeigt,
in dem Krefelder Bürger ihre Erfahrungen mit dem Album
schilderten. Weiterhin interpretierten junge Musikschüler
Songs wie „Hey Jude“ und „Yesterday“ im Vorfeld des
Abendprogramms.
Nun ist Krefeld nicht
Liverpool, die Heimatstadt der Fab Four – und die Beatles
waren auch nie in der Seidenweberstadt während ihrer
Karriere - trotzdem sind etwa 500 Zuschauer gekommen, die
drei Beatles-Coverbands beim Festival erleben wollen. Einen
Krefelder Bezug zum Album erklärt Wolfgang Renno so: „Wir
hatten ja Ende der 80-er Jahre bis in die 90er hinein eine
sehr bekannte Coverband, die „Sgt. Peppers““, sagt der
Musikliebhaber. Das war die Band des Krefelder Sängers und
Gitarristen Jan Ploenes, der mit seinen Mitstreitern
Beatles-Stücke mit großem Erfolg in eigener Bearbeitung
interpretierte, später sogar deutschlandweit damit tourte.
Dieser Jan Ploenes eröffnet mit seinem neuen Projekt „Road
Jack“ auch das Festival und besonders Stücke aus der
Frühphase der „Pilzköpfe“ befinden sich in dem Repertoire
der Band. Mit „Rock'n Roll Music“, einem Song und Albumtitel
der Vorbilder, bewegt die Krefelder Band sofort die
Zuschauer zum Klatschen. Weiterhin spielen sie viele Titel
von Chuck Berry und anderer Rock'n Roller, die von den
„Pilzköpfen“ in deren Anfangszeit noch selbst gecovert
wurden.
Danach heizen „With a little help“ mit
Gitarrist Siggi Queck, der Mitideengeber des Festivals ist,
dem Publikum richtig ein. Es geht mit den Musikern mehr in
die bluesige Phase und bei dem Song „Road 66“ kommt das
Publikum auf Hochtouren. Die angesagteste
Coverformation ,„The Beatles Revival Band“ aus Frankfurt,
bringen danach das komplette „Sgt. Pepper's Lonely Hearts
Club Band“-Album in Originalkostümen eins zu eins auf die
KuFa-Bühne. Auch in Rhythmik, Vortrag und Phrasierung im
Gesang der 13 Lieder sind sie nah an ihren Idolen. Die Band
besteht bereits seit 1976, hat sich seitdem aber immer
wieder verjüngt, und verwandelt seitdem jeden Auftrittsort
in eine Art Hamburger „Starclub“, also den Ort, an dem die
Beatles in Deutschland berühmt wurden. So auch in der KuFa:
Bei „With a little help from my friends“ hört man das
Publikum begeistert mitsingen, ebenso sind klangvolle
Stimmen der Zuschauer bei „When I'm sixty-four“ zu hören und
gemeinsam tanzen Jung und Alt zu den Liedern und fühlen sich
in die Entstehungszeit des Albums, den „Summer of love“
zurückversetzt, bis bei der abschließenden Ballade „A day in
the life“ andächtige Ruhe einkehrt, die mit Feuerzeugen und
Handys passend ausgeleuchtet wird.
Zum
50-jährigen Jubiläum hat Frank Hänschen eine beeindruckende
Ausstellung zum Album entwickelt. Auf Staffeleien hat der
Sammler Originalcover plus Inlets, sowie Hommagen an das
Original, seltene Pressungen, Chartplatzierungen und
Zeitungsausschnitte im Foyer der KuFa bereitgestellt, damit
die Gäste sich einen Eindruck über den Erfolg des
Albums in der damaligen Zeit verschaffen können. „Diese
Ausstellung hatte ich vor ein paar Jahren schon in der
Großmarktgalerie gezeigt, da wurde sie vom Publikum sehr gut
angenommen“, sagt der 64-jährige Krefelder Sammler und
Journalist. Neben Persiflagen auf das Original-Cover
von den Bläck Föös und Frank Zappa & the Mothers of
Invention befindet sich sogar ein Cover einer japanischen
Band darunter, das die Figuren des Originals von hinten
zeigt. „So oder ähnlich müsste ja die Rückseite aussehen,
man sieht also dieses Beatles-Album hat bis heute die
Menschen beeinflusst“, sagt Frank Hänschen.
Original-Cover der Krefelder Sgt. Peppers aus den 90ern
befinden sich ein paar Meter weiter entfernt. Ein besonderes
Schmankerl: Eine LP, die von der Plattenfirma „Apple“
produziert wurde. „Zum Erscheinungszeitpunkt waren die
Beatles ja noch beim Label „Parlophone“ unter Vertrag“, sagt
Musikliebhaber Hänschen fachkundig. Besucher Andreas Focke,
ehemaliger Betreiber der Krefelder „Beat-Bar“, ist auch sehr
angetan: „Ein schönes Festival für Krefeld, besonders die
Ausstellung gefällt mir sehr gut.“
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