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Erst Unfall, dann Auftritt
Matt Epp im Folkkeller des Tempels
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 07. Dezember 2017 - Man könnte jetzt über den kanadischen Songwriter Matt Epp höhnisch sagen, er sollte doch besser bei den „Crash Test Dummies“ mitsingen. Denn vor dem Konzert im Folkkeller des JZ Tempels - das eine Stunde später anfing - hatte er einen Unfall an der neuen Verkehrsführung der Lange Straße verursacht. Für einen Kanadier ist diese Regelung des Busverkehrs aus Moers kommend wohl nicht zu verstehen.
„Ich konnte  nicht lesen, was auf den Schildern stand“, so der 37-Jährige. Zwei Mitarbeiter vom Tempelteam waren vor Ort und klärten die Lage mit der Polizei und dem Unfallgegner. „Er ist jetzt sozusagen erst einmal ausgelöst“, sagte Volker Hanke vom Tempel. Sichtlich genervt war Matt Epp nur kurz, denn der Empfang in seinem „Wohnzimmer“ von 70 klatschenden Fans besänftigte ihn und seinen Bassisten Joel Couture recht schnell. Und die beiden lieferten ein schönes Konzert mit folkigen Songs ab.

Doch Matt Epp ließ es sich nicht nehmen, immer wieder Anspielungen auf sein Missgeschick zu machen. Den Titel „This old house“ dichtete er mal eben in „This old car“ um, und musste selbst lachen, als das Publikum grinste. Bei „Dead End Road“ schmunzelt er: „Das ist so etwas ähnliches, wo ich gerade durchgefahren bin.“ Und so unterhielt der blonde Songwriter seine Fangemeinde mit weiteren Unwegsamkeiten, die ihm auf seinen Reisen passierten. „Bei einem Lufthansa-Flug sind einmal zwei Gitarren von mir abhanden gekommen, und dann sollte ich auftreten – ohne Gitarre“, so Matt Epp. Die Songs handeln ja auch oft vom Scheitern – oder von menschlichen Missgeschicken: das alles eben nicht so läuft, wie man es sich wünscht. Der Song „Use your head“ zielt genau in die gleiche  Richtung, hat als Untertitel „Hymne für die reichen, deren Herz gebrochen ward“.

Aber es sind vor allem die älteren Titel, die den Reiz des Konzerts ausmachen, neuere Stücke verblassen etwas dagegen, auch wenn sie mal mit einer zwölfsaitigen Gitarre gezupft werden. Bei „The bell“ geht es um den Glockenschlag, den man verspürt, wenn Menschen in seinem Umfeld der Depression anheim fallen. „Handmade“, über Sachen, die mit Liebe gemacht werden.
„Wie euer Adventsmarkt oben“, lacht Matt Epp. Sein Stück „The sound“ (feat. Faouzia) schlug auf Platz 1 der Kanadischen Charts ein und hat dagegen wieder Hitpotential, und zum Schluss schraubt er seinen Falsett in die Höhe, bei wildem Basssoli seines Mitspielers Joel Couture. Bei „Met someone“ und „Never have I loved like this“ singt zum Schluss das gesamte Publikum – und auch Matt Epp wirkt sichtlich entspannter.

Der gut gefüllte Hut am Ende und die Versicherung des Mietwagens versprechen Linderung seines Missgeschicks.