BZ-Home Stephans Kult-pur Der Kult-Attaché



BZ-Sitemap

BZ-Kultur aktuell

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 






 

'Niederrhein ist besser so'
'Kleine Welten' zum 16.

Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 10. März 2017 - „Niederrhein ist besser so“ - so heißt das inzwischen 16. Programm, der Kleinen Welten. Thomas Hunsmann am Piano und Christian Behrens haben in 20 Jahren so manchem Niederrheiner ein spöttisches Lachen über sich selbst abgeluchst. Denn es sind nicht nur die Eigenarten der Region, die die beiden in einem lyrischen und musikalischen Diavortrag aufzeigen – sondern vielmehr die Herzen der hier lebenden Menschen öffnen.

Immer mit im Gepäck, der rasende Reporter „Hilmar von Hönnepel“ von Radio Oh Weh. Mit verstellter, schrulliger Stimme, die in jedem Radio für Angst und Schrecken sorgen würde, hastet er zu den Gelderner Landfrauen, die mit ihrer Weight-Watchers-Aktion „Schöner abnehmen – wir kriegen nix gebacken“ gerade im Gelderland für Aufsehen sorgen, genauso wie er zwischen Eversael und Lüllingen pendelt. Diesen vergessenen Ortschaften schafft er in seinem Spiel mit feinster Wortakrobatik einen Moment für die Ewigkeit. Genauso wie er den Inseln mit so feinen Enjambements als Stilmittel einen Platz im Gedächtnis der etwa 150 Besucher in der Friemersheimer Dorfkirche einräumt. „Ein Künstler am Weg sagte uns, er Male Diven“, scherzt er in der steigenden Handlung der Story.

„Unter der Sonne geht der Niederrhein jeden Morgen wieder auf“, fasst es Christian Behren in lyrische Verse, vermittelt ein unbeschwertes Lebensgefühl – und das stetig in zwanzig Jahren. „Wir werden heute das erste Mal politisch werden, in dieser Zeit ist es Zeit dafür“, sagt er aber auch nachdenklich. Ein Lied „Was tun wir, wenn wieder Köpfe rollen?“, das er in drohenden Bassläufen dem Publikum entgegenschmettert, bewirkt ein tiefsinniges Schweigen in seiner Zuhörerschaft – eine Anspielung auf den sinnlosen Terror in der Welt, die aber auch nachforscht, wie wir, unbeteiligte Zuschauer, darauf reagieren. Doch das ist der einzige (Sch)wermutstropfen im Programm, denn Christian Behrens präsentiert wieder gekonnt seine um die Ecke gedachten Wortklaubereien, während Thomas Hunsmann zusammen mit dem Flötisten Volker Kuinke wunderschöne selbst geschriebene Melodien zu den einzelnen Jahreszeiten am Piano darbietet, die den Niederrhein in seiner einzigen Pracht als wunderschöne Landschaft zeigen – während Dias von verschneiten Kopfweiden im Nebel oder der Steprather Mühle in Walbeck im Sonnenschein hinter den dreien über die Leinwand huschen, liegt ein Hauch von Vivaldi in der Luft. Und besonders heimelig wird es, wenn Volker Kuinke bei einer Melodie das erste Mal seine große Knick-Bassflöte im Konzert spielt. Dazu gibt es noch witzige Geschichten über die Verköstigung des „Kranenburger Krötensuds“, sowie ein minutiös im Protokoll festgehaltenes Fest zum 100-jährigen Bestehens des Eversaeler Kleingartenvereins „Zur Zipfelmütze“- Gipfelstürmer Meinhold Ressner war dieses Mal nicht mit dabei. Am Ende ging aber wieder für alle 150 laut applaudierenden Besucher  „unter der Sonne der Niederrhein erneut auf.“