Duisburg, 10. März 2017 - „Niederrhein ist besser so“ - so
heißt das inzwischen 16. Programm, der Kleinen Welten.
Thomas Hunsmann am Piano und Christian Behrens haben in 20
Jahren so manchem Niederrheiner ein spöttisches Lachen über
sich selbst abgeluchst. Denn es sind nicht nur die
Eigenarten der Region, die die beiden in einem lyrischen und
musikalischen Diavortrag aufzeigen – sondern vielmehr die
Herzen der hier lebenden Menschen öffnen.
Immer mit
im Gepäck, der rasende Reporter „Hilmar von Hönnepel“ von
Radio Oh Weh. Mit verstellter, schrulliger Stimme, die in
jedem Radio für Angst und Schrecken sorgen würde, hastet er
zu den Gelderner Landfrauen, die mit ihrer Weight-Watchers-Aktion
„Schöner abnehmen – wir kriegen nix gebacken“ gerade im
Gelderland für Aufsehen sorgen, genauso wie er zwischen
Eversael und Lüllingen pendelt. Diesen vergessenen
Ortschaften schafft er in seinem Spiel mit feinster
Wortakrobatik einen Moment für die Ewigkeit. Genauso wie er
den Inseln mit so feinen Enjambements als Stilmittel einen
Platz im Gedächtnis der etwa 150 Besucher in der
Friemersheimer Dorfkirche einräumt. „Ein Künstler am Weg
sagte uns, er Male Diven“, scherzt er in der steigenden
Handlung der Story.
„Unter der Sonne geht der
Niederrhein jeden Morgen wieder auf“, fasst es Christian
Behren in lyrische Verse, vermittelt ein unbeschwertes
Lebensgefühl – und das stetig in zwanzig Jahren. „Wir werden
heute das erste Mal politisch werden, in dieser Zeit ist es
Zeit dafür“, sagt er aber auch nachdenklich. Ein Lied „Was
tun wir, wenn wieder Köpfe rollen?“, das er in drohenden
Bassläufen dem Publikum entgegenschmettert, bewirkt ein
tiefsinniges Schweigen in seiner Zuhörerschaft – eine
Anspielung auf den sinnlosen Terror in der Welt, die aber
auch nachforscht, wie wir, unbeteiligte Zuschauer, darauf
reagieren. Doch das ist der einzige (Sch)wermutstropfen im
Programm, denn Christian Behrens präsentiert wieder gekonnt
seine um die Ecke gedachten Wortklaubereien, während Thomas
Hunsmann zusammen mit dem Flötisten Volker Kuinke
wunderschöne selbst geschriebene Melodien zu den einzelnen
Jahreszeiten am Piano darbietet, die den Niederrhein in
seiner einzigen Pracht als wunderschöne Landschaft zeigen –
während Dias von verschneiten Kopfweiden im Nebel oder der
Steprather Mühle in Walbeck im Sonnenschein hinter den
dreien über die Leinwand huschen, liegt ein Hauch von
Vivaldi in der Luft. Und besonders heimelig wird es, wenn
Volker Kuinke bei einer Melodie das erste Mal seine große
Knick-Bassflöte im Konzert spielt. Dazu gibt es noch witzige
Geschichten über die Verköstigung des „Kranenburger
Krötensuds“, sowie ein minutiös im Protokoll festgehaltenes
Fest zum 100-jährigen Bestehens des Eversaeler
Kleingartenvereins „Zur Zipfelmütze“- Gipfelstürmer Meinhold
Ressner war dieses Mal nicht mit dabei. Am Ende ging aber
wieder für alle 150 laut applaudierenden Besucher
„unter der Sonne der Niederrhein erneut auf.“
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