Duisburg, 30. Juli 2017 - „SOS – Rettet den Planeten, er ist
in Not!“, dröhnt es aus den Boxen. Die Musiker vom Jungen
Ensemble Ruhr spielen das Grundthema, das das Theaterstück
„Rettet Tumultanus!“ aufgeführt vom Projekt „BAHTALO“
durchzieht, ein vielstimmiger Jugendchor klingt mit ein
– und die Botschaft im Rheinhauser Theater wird klar: es
geht um die Rettung des Planeten Erde, der durch
Klimakatastrophen geplagt ist.
Spätestens dann, als
eine Botschaft von den Sternenwesen auf die Erde rauscht –
allerdings in einer geheimnisvollen Sprache verschlüsselt,
die vielleicht die Rettung bedeutet. Und etwa 100 junge
Kinder im vollbesetzten, erhitzten Raum lachen laut auf, als
die Assistentin Frau Immergrün, forsch gespielt von Laura
Schmidtke, ihrem Professor Hagen Brumm gesteht: „Ich kann es
nicht deuten – bin ich Google?“
Die beiden, der
Professor, überzeugend tranig dargestellt von Anil Özulp,
und Frau Immergrün, starten eine abenteuerliche Reise: denn
es gilt Ursachenforschung zu betreiben – warum es der Erde
so miserabel geht. Sie geraten zu den Wasserwesen, den
Waldelfen, den Wüstenbewohnern und sogar noch in die Welt
der Eiskönigin und ihren Untertanen. Bei allen Gruppierungen
erfahren sie nicht die Ursache für die Klimakatastrophe, die
sich anzubahnen scheint: jeder klagt nur über die misslichen
Zustände, die in seinem Reich herrschen – derweil über
den Video-Prompter Aufnahmen der Klimazonen rauschen. So
erzählt der Sultan (Carmen Hundt) von stürmischen
Sandverwehungen, es stöhnt die Eiskönigin (Cora Schramm),
weil sich ihr Eis in Wasser verwandelt, dazu der Song „Dreh
dich im Kreis, Eis und Schnee, Schnee und Eis“ erklingt –
und die Wasserprinzessin (Djilia Ali) berichtet verstört von
aufkommenden Fluten, die die Meere überschwemmen. In jedem
Reich versuchen die Bewohner das Problem tänzerisch zu
lösen, die etwa 50 Darsteller des Projektes führen
ideenreiche Sonnen- und Wassertänze auf, während die
Waldbewohner natürlich Purzelbäume schlagen zu afrikanischen
Rhythmen.
Schuldzuweisungen durchziehen das Stück,
jeder Herrscher sucht die Ursache für die schlechten
Klimaverhältnisse bei den anderen Weltreichen. Der Professor
und seine Assistentin stürzen herab in die Welt der
Unterirdischen. Die können nicht nur ganz toll „beat-boxen“,
doch ebnen sie die Lösung, die aber in den Sternen steht. Am
Schluss erreicht alle die Erkenntnis, dass jeder für die
Welt verantwortlich ist, und das gesamte junge Ensemble
singt den Hit „Weltbürger – das sind wir“ mit dem Publikum
gemeinsam und eine starke Premiere des Jugendmusicals, das
von Annegret Keller-Steegmann komponiert und geleitet wurde,
erntet stehenden Applaus der vielen Kinder und Erwachsenen.
Ein Mal in der Woche haben die Akteure donnerstags
in der Sekundarschule am Körnerplatz geprobt, die
Koordination hatte Lehrerin Janina Köster: „Wir haben
natürlich geschaut, welche Kinder zu welcher Gruppe am
besten passten und dementsprechend gecastet.“
Janina
Schmidtke (14) kam von der Lise-Meitner-Gesamtschule dazu:
„Mir hat meine Rolle als Frau Immergrün gut gefallen, weil
ich den Professor immer mitreißen musste.“
Und
Zuschauerin Nura (20) aus Köln meinte: „ Der kritische
Ansatz des Stücks stimmte nachdenklich – das war so etwas,
was man beim G20 auch hätte bringen können.“
Die
Jugendbühne „BAHTALO“ wurde 2013 als
Theaterintegrationsprojekt gegründet, viele
Flüchtlingskinder aus den Unterkünften Traglufthalle und
Werthauser Straße, sowie Schüler und Schülerinnen der
Sekundarschule Rheinhausen und der Lise-Meitner-Gesamtschule
waren bei der Premiere dabei. Kurz nach Beginn des letzten
Halbjahres begannen auch die Probenarbeiten in der
Sekundarschule, koordiniert von Janina Köster und Annegret
Keller-Steegmann.
|