Duisburg, 27. März 2017 - Damenbesuch ist normalerweise
etwas, das man im intimeren Rahmen am besten noch heimlich
empfängt. Diesen vorurteilsbehafteten Rahmen sprengten
allerdings die Mädels des Kabaratt-Trios „Damenbesuch“ bei
ihrem Auftritt vor fast 140 Zuschauern im Rumelner
Kulturspielhaus - da war es vorbei mit der vertrauten
Heimlichkeit des ursprünglichen Wortsinns. Denn die drei
Mädels, alle Mitte dreißig, alle geschieden, rechnen in
ihrem Programm „unbeschreiblich weiblich“ öffentlich ab mit
der für sie unerlässlichen Männerwelt. Da werden die
beliebtesten Trennungsgründe der letzten zehn Jahre
aufgeführt, und Steffi, Michéle und die blonde Claudia
wollen wissen, warum es bei ihnen nicht funktioniert hat mit
der Ehe. „'Zeitmangel ist der Hauptgrund, Fremdgehen kommt
abgeschlagen auf Platz 10'“, zitiert die brünette Steffi aus
einer Studie. Davor rangieren irgendwo die „Zahnpastaflecken,
die für Männer gefährlicher werden können als die scharfe
Sekretärin“.
'Damenbesuch sind' die
ausgebildeten Musical-Darstellerinnen: Claudia Wölfel de
Maja, Stefanie Görtemöller und Michéle Connah.
Die drei fangen also an, nach der verlorenen Zeit zu
suchen, an der es ihnen wohl gemangelt hat in ihren
Beziehungen. Doch so entwickelt sich eine Zeitreise durch
die Musikgeschichte, denn alle drei sind ausgebildete
Ex-Musicaldarstellerinnen. „Wir sind aber froh, dass wir aus
diesem Business raus sind und hier unser Ding machen
können“, schallt Steffi. Und ihre Musical-Ability zeigen die
guten Sängerinnen bei einem Potpourri aus Songs von Andrew
Lloyd Webbers „Evita“, „Starlight Express“ und „Cats“, die
sie gleichzeitig im A-cappella-Gesang übereinander legen,
wobei Claudia den tiefen Alt gegen die Soprane der anderen
beiden behauptet. Verblüffend, die Songstrukturen der Lieder
sind so ähnlich, dass sie miteinander harmonieren und sich
scheinbar ein vielstimmiges Lied in der gleichen Tonart
daraus ergibt.
„Sehen Sie mal, Webber muss also bei
sich selbst geklaut haben“, witzelt die lockige Michéle. Den
Spaß tragen sie auch direkt ins Publikum, Steffi schnappt
sich einen Zuschauer, und stellt ihm acht Fragen, die nach
einer Studie Aufschluss über den idealen Partner geben
sollen. Spätestens bei der Frage: „Was fühlst du, wenn du
mich siehst?“ schweigt ihr Gegenüber zur Belustigung des
Publikums.
Daneben karikieren die drei „ihre zweite
Pubertät“, die sie scheinbar Mitte ihrer 30er erleben:
„Früher sagten wir: 'Bor, die hat schon Busen“. Heute: 'Bor,
da hängt schon der Busen.'“ Und alle sind Kinder der 90er,
die noch ihnen von ungeliebten Verehrern zugesandte sms als
nie erhalten leugnen konnten: „Heute gibt es das blaue
Häkchen bei whatsapp – und Mist, das heißt erhalten und
gelesen“, spottet Claudia. Musikalisch geht es von Peter
Schillings „Major Tom“ und Grönemeyers „Flugzeuge im Bauch“
aus den 1980ern in neuere Jahrzehnte mit Revolverhelds „Und
scheiß auf Freunde bleiben“ und „Wannabe“ von den Spice
Girls, wobei Steffi gekonnt einen auf Posh Spice (Victoria
Beckham) macht mit ihrem Rap-Gesang und Rumgehopse. Die
gesanglich sehr anspruchsvolle Darstellung der drei
Kabarettistinnen führte zu mehreren Zugaben zur Freude der
140 Gäste. Besonderes Lob gilt Tontechniker Tim Pügner,
der die einzelnen Gesangsspuren wunderbar auseinander
dividierte und lesbar machte.
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