Duisburg, 26. März 2017 - Es ist schon so etwas wie
ein Steckenpferd für Jürgen Kuns, den Kantor der
Christuskirche in Hochemmerich: Das Zelebrieren von
Evensongs, den englischen Abendgottesdiensten. Damit hat er
in Duisburg ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal.
Das meint auch seine Organistin Birgit Bösken: „Ich
finde es toll, dass solche ausgefallenen Gottesdienste hier
stattfinden.“ Und Kuns: „Ich glaube, erst in Mülheim wieder
werden diese Vespergottesdienste veranstaltet“, vermutet der
Chorleiter. Vor einem Jahr ins Leben gerufen hat er diese
mit seinem jüngeren Chor 5'91 zuletzt veranstaltet,
inzwischen hat er auch die älteren Chormitglieder der
Kantorei Rumeln-Kaldenhausen und der Kantorei der
Christuskirche darauf eingeschworen, so dass die etwa 30
Sänger und Sängerinnen dieses Mal eine Reise in die
englische Romantik unternahmen.
Und wie immer bei
Jürgen Kuns ist die Titelauswahl sehr speziell und nicht
unbedingt bekannt. Das aber macht den Reiz dieser
Veranstaltungen aus, denn hier konnten leider nur 40 Zuhörer
neue musikalische Tendenzen und Töne für sich entdecken.
Wichtig für die Gottesdienste ist: neben einer Lesung aus
dem Neuen sowie Altem Testament, sind ein Magnificat, also
eine Lobpreisung und Ankündigung der Geburt des Heilands,
und ein Nunc Dimittis, der Lobgesang des Simeon, der noch
einmal den Heiland sehen möchte, bevor er selbst stirbt,
wesentliche Bestandteile. Bezeichnend sind auch die
Orgelspiele, als Einleitung wählte Jürgen Kuns flötenhafte
Töne aus der englischen Romantik, die fröhlich in G-Dur eine
Fantasie des Komponisten Charles Hubert Hastings Parry
ausmalten, die später sogar Chopinartige melancholische
Momente hatte. Aus dem englischen Choralbestand sind das „Magnificat“
und das „Nunc dimittis“, beide in d-Moll, des romantischen
Komponisten und Organisten Thomas Attwood Walmisley nicht
mehr wegzudenken, sind wahrscheinlich nur für den
Evensong vom späteren Professor für Musik an der
Universität Cambridge, der 1856 starb, geschrieben worden.
Natürlich machte der Kreiskantor der evangelischen
Kirche in Moers auch Werbung in eigener Sache und
interpretierte den vierstimmigen Choral „So sehr liebte Gott
die Welt“ von John Stainer aus der Passionserzählung „The
crucifixion“, was er an Karfreitag mit Solisten, Orgel und
den beiden Chören als Gesamtwerk aufführen wird. Das Stück
war lange Zeit eine der wesentlichen Kantaten zur Passion,
die in der Karwoche in anglikanischen Kirchen aufgeführt
wurde. Mit dem Choral „Verleih uns Frieden“ von Colin Mawby,
der 1936 geboren wurde, gab es dann noch einen Ausflug in
die Moderne, allerdings erinnerte die anfängliche Melodie an
Felix Mendelssohns berühmte Interpretation des Chorals aus
der Feder Martin Luthers, zum Schlussn hingegen wurde es
etwas schriller. Bezeichnend für den Abendgottesdienst war
das gut verständliche Englisch, das von den Chören in den
englischen Lieder gesungen wurde. Auch die Gemeinde willigte
mit ein in dem Abschlusslied „Der Tag, mein Gott, ist nun
vergangen“.
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