Duisburg, 26. Mai 2017 - Da wird es nostalgisch und manch
einer denkt noch an den Schwarz-Weiß-Film aus dem Jahr 1960.
Es ist die Paraderolle für den Entertainer Peter Alexander,
der als Oberkellner Leopold in der Verfilmung von „Im weißen
Rössl“ glänzt und mit seinem charmanten Wiener Schmäh
die Gäste des Wirtshauses am Wolfgangsee betört und
gleichzeitig tollpatschig um die Gunst der Wirtin Josepha,
im Film gespielt von Waltraud Haas, wirbt. Somit hängen die
Trauben hoch im gleichnamigen Singspiel „Im weißen Rössl“
von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelberg für die beiden
Protagonisten in der Rheinhausenhalle.
Doch Herman
Wallen spielt den Zahlkellner Leopold perfekt, mal galant,
mal hemdsärmelig, mal verbittert eifersüchtig, mal
tollpatschig – auch den Wiener Dialekt kriegt er hin, eben
wie es die Situation in dieser turbulenten Komödie
erfordert. Getrieben von der Liebe zu Josepha, seiner Chefin
des „Weißen Rößl“ (Antje Bornemeier), versucht er, ihr ihren
Verehrer, Rechtsanwalt Dr. Otto Siedler, der zur
Sommerfrische aus Berlin anreist, abspenstig zu machen. Oft
als Untergebener gegenüber den höhergestellten Gästen, zieht
sich sein „Bitte sehr, bitte gleich!“ durch das Stück als
Running Gag. Und fast 800 Zuschauer lachen beherzt, wenn
Leopold das beliebte Balkonzimmer Nr. 4 an Siedlers
Prozesswidersacher Wilhelm Giesecke, der zeitgleich
abspannen will, gegen den Willen der Wirtin vermietet und
die Turbulenzen ihren Lauf nehmen und die rivalisierenden
Gäste anfangen sich zu beschimpfen – und beide abreisen
wollen.
Daneben trällern die Schauspieler, die von
einer fünfköpfigen Liveband (Klarinette, Keyboard,
Schlagzeug, Violine, Kontrabass) punktgenau begleitet
werden, die Klassiker aus dem Singspiel, wie „Es muss was
Wunderbares sein..“, „Aber meine Herrschaften“ und
schmettern natürlich den Hit „Im weißen Rössl am
Wolfgangsee...“ zum Schluss, bei dem die Zuschauer
begeistert mitsingen. Doch davor spürt der gewiefte Charmeur
Otto Siedler (Jan Reimitz), dass er sich zur Tochter seines
Prozessgegners, Ottilie Giesecke, hingezogen fühlt und beide
beginnen ein Techtelmechtel – was Josepha wiederum mit
Missgunst betrachtet. Und es taucht der schöne Siegesmund
Sülzheimer auf, der natürlich nur solange schön ist, wenn er
seinen Hut trägt – darunter befindet sich nämlich eine
Glatze. Der gut gebaute Sohn von Siedlers Mandanten
Sülzheimer und somit Gegenspieler Gieseckes macht wiederum
Klärchen seine Aufwartung und die knapp 800 Zuschauer
schwelgen beim Klassiker „Was kann der Sigismund dafür, dass
er so schön ist...“ in Erinnerungen.
Daneben gibt es
schöne Steptanzeinlagen der Schauspieler – und Jungkellner
Piccolo (Jürgen Strohschein), der dem Oberkellner Leopold
das ein oder andere Mal auf den Arm springt, liefert sogar
in Trachten-Lederhose einen lupenreinen Schuhplattler. Zum
Schluss verlieben sich Leopold und Josepha gegen alle
Widrigkeiten - „Ein Kellner ist schließlich auch ein
Mensch“, konstatiert Leopold dabei. Das Stück, das 1930
uraufgeführt wurde, überzeugte durch die verbliebene
Nostalgie in der modernen Landgraf-Produktion. Hans-Peter
Schubärth von der Landgraf-Theaterdirektion stellte dem
Publikum vor dem Stück das neue Theater-Programm in der
Rheinhausenhalle vor (folgt in einer der nächsten Ausgaben),
das am Sonntag 10. September mit der Komödie „Dinner für
Spinner“ beginnt.
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