Duisburg, 18. Mai 2017 - Auf hohem akademischen Niveau
befand sich das Konzert der Gruppe Lewone (hebräisch für
Mond) aus Essen an St. Johannes in Homberg. Die sechsköpfige
Combo ist aus einem Klezmer-Projekt der Uni-Duisburg-Essen
vor 20 Jahren in bis heute wechselnden Besetzungen
hervorgegangen. Gründungsmitglied Michael
Weigelt-Liesenfeld, der selbst singt und Gitarre spielt,
sagt: „Wir haben gemerkt, dass Klezmermusik immer etwas mit
Tanz in allen Lebenslagen zu tun hat, gar nicht so
kopflastig ist.“ So heißt folgerichtig das Programm der
Essener auch „Dos Lebn is a Tants“, das die Kultur jüdischer
Lieder und Instrumentalstücke widerspiegelt.
Die
Impulsivität des Klezmers bekamen die etwa 70 Zuhörer in der
St. Johannes-Kirche sofort zu spüren. Das Konzert lebt von
der Spritzigkeit der Sängerin Beate Jürgens, die wie
losgelassen mal in Sopranhöhen schwebt, mal in jazzigen
Scatfragmenten ihre Phrasen über den treibenden Klezmer
ihrer Rhythmusgruppe aus Kontrabass, Akkordeon – und Harfe
legt.
„Die Harfe ist eigentlich unüblich für
Klezmermusik, weil sie so leise klingt, deswegen müssen wir
unbedingt aufeinander hören beim Zusammenspiel“, weiß
Jürgens. Darüber spielen Sonja Cohen an der Violine und
Michael Ganter an der Klarinette ihre vertrackten Soli. Das
Konzert ist gegliedert in einen Lebenszyklus beginnend
vom schmissigen „Juliet, Juliet“. „Tanzt und Tobt, solange
ihr noch jung seid“ mahnt darin ein weiser alter Mann einen
kleinen Jungen. „Tumbalalaika“ ist ein Song, in dem ein
junger Mann um ein Mädchen freit, sie ihm drei Fragen
beantworten muss, wie „Was kann ohne Regen wachsen?“. Die
Antwort liegt auf der Hand und so geht es folgerichtig in
den „Hochzeitstanz“ über. Geradezu beschwipst kommt das
Stück „Glaserle Yash“ (Ein Gläschen Wein) herüber, zu dem
die Zuhörer schon leise im Refrain „Oijoijoi“ beisteuern,
während Beate Jürgens wild das Tambourin dazu schwingt.
Heftige Harmoniewechsel machen die Stimmung der Musik aus,
auch im Stück „Schwiegerelterntanz“, das das Paar im
gesetzten Alter zeigt und natürlich nicht mehr so flott
gespielt wird.
„Wir wollen nicht so dogmatisch wie
der Klezmer-Klarinettist Giore Feidman daher kommen, sondern
gerne dürfen die Zuschauer bei uns mittanzen“, sagt Michael
Weigelt-Liesenfeld, selbst Musiklehrer. Einen Trumpf haben
sie ja: Kontrabassist Norbert Schilke ist Tanzlehrer und
zeigt den Zuhörern am Ende eines Konzerts gerne erste
Schritte. Und ein Raunen ging nach dem Lied an den Schöpfer
„Doridi“ durch die Menge, und die Zuschauer sangen bei „Bei
mir biste scheen“ begeistert mit und tanzten und klatschten
im Stehen.
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