Duisburg, 10. Januar 2017 - Die Baerler Dorfkirche war
proppenvoll zum Neujahrskonzert der Duisburger
Philharmoniker. 120 Zuschauer sorgten dafür, dass es bei
ausgeschalteter Heizung „richtig muckelig“ wurde, wie
Pfarrer Andreas Klumb in seiner EingangsrFede versprach,
aber auch mahnte: „Gott schenke euch ein neues Herz und
einen neuen Geist“ und damit die zunehmende
Individualisierung des einzelnen in der Gesellschaft
kritisierte. Postfaktische Wahrheiten, wie sie im letzten
Jahr in Umlauf gebracht wurden, dürften in der Form nicht
mehr existieren – und nicht zum Irrglauben des einzelnen
führen.
Eine andere Wahrheit vermittelte das Quartett
der Duisburger Philharmoniker, bestehend aus Querflötist
Stephan Dreizehnter, Violinist Florian Geldsetzer, Anja
Schröder am Violoncello und Fiora Fabri am Cembalo. Die
nämlich, dass es die Familie Bach geschafft hatte, mehr als
ein Jahrhundert die barocke Musikszene bis hin zur Klassik
zu dominieren. „Der zweite Sohn von Johann Sebastian,
nämlich Carl Philliip Emmanuel, war zu Lebzeiten berühmter
als sein Vater“, klärte Florian Geldsetzer auf, wobei der
Vater natürlich musikhistorisch ein umfangreicheres Oeuvre
hinterlassen hat. Das Quartett spielte als erstes eine
Triosonate in B-Dur von Carl Phillipp Emmanuel Bach, und
schaffte somit einen fröhlich getragenen Einstieg in das
festliche Konzert. Gerade die synkopischen Melodieverläufe
der Querflöte im Wechselspiel mit der Violine,
begeisterten die Zuschauer fanden über die Terzen immer
wieder zu schönen Harmonien zueinander.
Die
Harmonien, die hier vom Sohn angedeutet wurden,
perfektionierte dann Vater Bach in der Sonate für Flöte und
Cembalo in A-Dur, die darauf folgte. Ein wie Wasserläufe
dahinplätscherndes Cembalospiel der jungen Cembalistin Fiora
Fabri von der Musikhochschule Frankfurt, lieferte die Basis
für langgezogene Töne der Querflöte, die dann in ein
schnelles Harmoniespiel zum antiken Instrument fanden. Sehr
gefühlvoll hauchte dabei Stephan Dreizehnter in sein
Instrument, dessen Öffnungen er mit quirliger
Fingerfertigkeit hurtig verschloss.
Eher mit
mäßigen Tempo wurde die Triosonate in B-Dur vom ersten Sohn
Wilhelm Friedemann Bach vorgetragen, diese bestach durch ein
lebhaftes Vivace zum Schluss, das wiederum ungewohnte
Tonalität der Geige und Querflöte hervorbrachte. Johann
Sebastian Bachs Sonate für Violine und Cembalo in G-Dur
überzeugte durch die Präzision von Fiora Fabri am Cembalo,
die übrigens eigens an diesem alten Instrument ausgebildet
ist. „Man muss sich vorstellen, dass Bachs Werke früher ja
nicht mit Querflöten aus Metall aufgeführt wurden, eben aus
Holz waren und ganz anders klangen. Dafür war das
Zusammenspiel der Musiker, gerade mit dem wirklich antiken
Cembalo sensationell“, konstatierte Zuhörer Wolfgang
Kostujak, der selbst eine Gastprofessur für
Aufführungspraxis an der Essener Folkwanghochschule
gerade ausübt und sich lange mit Alter Musik beschäftigt
hat. Als Zugabe folgte die Triosonate in G-Dur von Johann
Sebastian Bach, in der gerade im abschließenden Prestoteil,
jedes der vier Instrument zu solieren schien, die verquer
gesetzten Harmonien doch einen voluminösen, versöhnlichen
Gesamtklang hinterließen, den die Zuhörer mit gehörigem
Applaus bedachten.
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