Duisburg, 24. Oktober 2017 - Sein politisches Engagement in
allen Ehren – Ron Williams ist bekannt dafür, dass er sich
verstärkt gegen Rassismus einsetzt. Mehrfach ausgezeichnet
mit Preisen ist er ja und auch als Schauspieler und vor
allen Dingen als Sänger liefert er im Stück „Onkel Toms
Hütte“ von Gerold Theobalt in der Homberger Glückauf-Halle
eine gute Figur ab.
Er spielt in einer Doppelrolle
den Sozialarbeiter Tom Rutherford, der mit einem
Theaterprogramm in einem Gefängnis für straffällig gewordene
Jugendliche diese über das Spiel von dem Stück „Onkel Toms
Hütte“ auf den rechten Weg zurückbringen möchte, im Spiel
ist er dann der alternde Sklave Onkel Tom. Das ganze wirkt
wie Brechts Episches Theater – am Schluss soll der Zuschauer
für sich die Katharsis, also emotionale und moralische
Reinigung erfahren. Doch leider entsteht nicht die erhoffte
emotionale Bindung an die fünf jungen Straftäter Barney,
Sugar, Hitomi, Dave und Billy, die über das Theaterspielen
Läuterung erfahren sollen – was am Ende ungewiss bleibt. Das
liegt auch daran, dass deren eigene Geschichten, die von
Prostitution bis zum Ladendiebstahl von Socken handeln, viel
zu knapp erzählt werden, und einfach in der
Hauptgeschichte von „Onkel Toms Hütte“, welche die
Schauspieler sehr nah und gut an der Originalvorlage
aufführen, untergehen.
Ob es zur Eigentherapie
ausreicht, wenn der farbige Billy, der in Gangs groß
geworden ist, im Theaterstück die Rolle eines
Sklavenhändlers einnehmen darf, um möglichst oft das ihm
verhasste Wort „Nigger“ in den Mund zu nehmen, sei dahin
gestellt. Irgendwo geht die Intention des Autors
verloren, die Probleme der einsitzenden Kriminellen klar zu
entwickeln und somit den Bezug zum gespielten Stoff
herzustellen – viel stärker rückt da als
Identifikationsfigur Ron Williams als Onkel Tom im
„Stück im Stück“, also „Onkel Toms Hütte“ nach dem Original
von Harriet Beecher Stowe, in den Mittelpunkt und hier
schimmert schlussendlich eine antiquierte, aber gelungene
Lehrstunde gegen Rassismus und gegen alle Ungerechtigkeit
der Welt gut durch.
Trotz der überladenen zwei
Erzählebenen packt diese Version von „Onkel Toms Hütte“ die
etwa 300 Zuschauer irgendwann doch noch – allerdings von der
musikalischen Seite. Es beeindruckt schon, wenn Ron Williams
kurz vorher noch krächzend sprechend auf einmal mit tiefem
Timbre „Go down Moses“ anstimmt, genauso gut den Gospel „Old
man river“ zum Besten gibt. Und auch als der im Leben oft
getretene Dave (Karsten Kenzel) aus der Rolle des
sadistischen Großgrundbesitzers Legree heraus den Song „I
walk alone on the boulevard of broken dreams“ von Greenday
in einer heftigen Rockversion singt, erzeugt das schon
weichere Knie beim Publikum. Am Schluss singt das Publikum
„Little light of mine“ zusammen mit den Schauspielern, viele
stehen dabei ...
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