Duisburg, 24. September 2017 - Das Rumelner Kulturspielhaus
war wieder einmal Ort für eine Vorpremiere eines
nigelnagelneuen Kabarettprogramms– und Veranstalterin Lisa
Pügner ließ es sich nicht nehmen, dem Publikum zu erklären,
was denn eine Vorpremiere sei. „Das ist die Vorveranstaltung
zu einer Premiere“, lachte sie. Ja genau, und eine solche
hatte Martin Zingsheim aus Köln nun in Rumeln mit seinem
Programm „Aber bitte mit ohne“.
Der Mitdreißiger will
in seinen Witzen an des Pudels Kern, verhaspelt sich aber
immer, und gibt somit der Gedankenführung immer gegenläufige
Wendungen. Beispiel: „Eigentlich wollte ich ja Gangstarapper
werden, aber ich hatte Abitur und – Respekt vor Frauen!“,
lässt er die etwa 90 Zuschauer im Kulturspielhaus
aufhorchen. Das macht ihn sympathisch, auch wenn er versucht
mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen und am Abend
vorher einen aus der ersten Reihe fragte: „Wo kommst du denn
her?“, der Typ ihn darauf an ranzte: „Eh, haste kein eigenes
Programm?“ Martin Zingsheim spießt die zweischneidigen
Momente auf, die, die zum Guten führen können – die aber
dann ungewollt ins Gegenteil driften: „Wolfgang Bosbach ist
ja auch für Meinungsvielfalt und für lebhafte Diskussionen –
aber bitte ohne Jutta Ditfurth!“, so spielt Zingsheim auf
den Auftritt des CDU-Politikers in einer
Live-Fernsehtalk-Show an, bei der dieser die
Diskussionsrunde wutentbrannt verließ.
Wortkünstlerisch schafft er es selbst unbekannten
Autokennzeichen nicht nur den Landkreis sondern auch
naheliegende Gewässer zuzuordnen, zeigt in einem
unaufhörlichen Wortschwall wie die Militärsprache Einzug in
den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden hat, und ordnet
unbekanntesten Orten noch den jeweiligen Karnevalsspruch zu:
„Was ist schon 'Kölle Alaaf“ - wie wärs mit 'Ochtrup – Büah'!'“,
ruft Martin Zingsheim zur Belustigung des Publikums.
Ja und aufgrund dieser Detailverliebtheit seiner
Gedankenführung darf er schon mal den Faden verlieren, was
er gekonnt mit einem Schluck aus dem Glas Wasser kaschiert,
dabei den Blick auf das daneben liegende Programmskript
wirft. Wenn Zingsheim in einem Nobelrestaurant von einem
Kellner einen guten Rotwein als „Chateau“ deklariert
bekommt, merkt auch der charmante Kabarettist, dass da etwas
nicht stimmt. Und so entsteht durch die Aneinanderreihung
von Gedankensprüngen, die aber immer eine unerwartete
Wendung nehmen, am Ende einfach Blödsinn - genau wie
das Programm „Aber bitte mit ohne“ genauso gut „Jägermeister
ist kein Ausbildungsberuf“ oder „Wie homosexuelle
Flüchtlinge am 11. September in Bielefeld die Mondlandung
erlebten“ hätte heißen können – der Inhalt wäre aber wohl
gleich irrwitzig geblieben ...
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