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'Rage against Racism-Festival 2017' an der Friemersheimer Mühle
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 06. Juli 2017 - Da wird die HD-Kamera noch mal kurz fokussiert, überall im Publikum befinden sich die Jungs von dem Internetportal Metal-Heads, dem Kooperationspartner des Rage against Racism-Festival an der Friemersheimer Mühle. „Wir haben sogar eine Kamera, mit der wir sofort einen Livestream vom Festival über Facebook senden können“, sagt Metal Head Ralf Heuschke, der kurz darauf auf das Garagendach steigt, um den besten Blickwinkel auf den Opener Mortal Peril aus Köln zu haben.

„Wir machen Oldschool-Trash, haben unsere Rückbezüge zu den 80ern“, sagt deren Frontmann Jan Farley Radermacher später. Und mit an den Vorbildern, wie Kreator und Destruction, orientierten ultraschnellen Riffs packen Mortal Peril die langsam anwachsende Fangruppe vor der Bühne: Songs wie „Hail Satan“ oder „Inglorious Bastards“ laden zum ersten Headbangen ein – oder verzücken die Fans zu ersten Soli auf der „Luftgitarre“. Daneben spielen die vier viele Songs ihrer neues Albums „The legacy of War“. Schlagzeuger Jonas dazu: „Das haben wir zuerst analog auf einer Tonbandmaschine aufgenommen und später digitalisiert“, sagt der quirlige Lockenkopf.

Farbe bekennen – ist ein wichtiges Motto des Rage against Racism-Festivals. Der Frontmann von Gloryful, Johnny LaBomba, beeindruckt mit seiner Ansprache: „Und ich will jetzt jeden hier hören – Kein Fußbreit den Faschisten weder hier noch irgendwo!“, schreit der 38-Jährige mit Philipino-Roots in die Menge und bekommt ein Metalmäßiges Echo – ein undefiniertes Growlen zurück. Gloryful selbst überzeugen mit ihrem hymnischen Powerrock, irgendwie von den 80ern inspiriert, rocken mit Titeln wie „Heart of Evil“ oder „For Victory“ aus dem neuen Konzept-Album „End of the night“.

„Ich finde, man muss sich in Zeiten von AfD klar gegen rechts positionieren, sonst wird das Thema irgendwann zur Beliebigkeit“, so der charismatische Sänger.

15 Bands spielten insgesamt – die besten Konzerte waren von Nuclear, Gloryful und Disbelief – aber auch viel seichter Pop-Metal wurde für die weicheren Gemüter geboten von Bands wie Victorious oder Tri State Corner. Mehr als 3500 Zuschauer waren zugegen an den zwei Tagen, es blieb wie immer friedlich....

Im Publikum steht Kerstin Kamp mit einem T-Shirt vom letzten „Rock am Ring-Festival“ .
„Die Terrorwarnung war natürlich für uns alle ein Schock, und man konnte nachempfinden, was es für Menschen bedeutet, die täglich dem Terror in Syrien ausgesetzt sind“, sagt die rockbegeisterte Frau über den Abbruch des Festivals in Rheinland-Pfalz, „den Spaß am Feiern haben wir uns aber nicht nehmen lassen.“

Sie freut sich jetzt wie tausend andere Fans an der Friemersheimer Mühle auf den Auftritt des Headliners für den Freitag – das Multi-Kulti-Projekt „Firewind“. Da wird es legendär, denn dort steht der griechische Ausnahmegitarrist Gus G. in vorderster Front, der von 2009 bis 2017 Tourgitarrist von „Madman“ Ozzy Osbourne gewesen ist.

„Ich bin damals von  Ozzys Agentur  gecastet worden, hatte aber immer noch meine Sache mit Firewind am Laufen“, sagt der introvertierte Musiker, der mit Kajalstift um die Augen und langen schwarzen Haaren aussieht, wie der junge Black-Sabbath-Frontmann daselbst. Auf die Ohren für die wild mit tanzenden Fans gibt es Songs aus dem neuen Album „Immortals“, bei denen Sänger Henning Basse aus Hamburg immer wieder in Tenorhafte Phrasen entgleitet und Gus G. wie ein Hexer seine komplizierten Soli hervorzaubert.

Großartige Konzerte gab es auch am Samstag zu hören: Die Iron Bastards aus Frankreich lieferten mit kompromisslosem Rock'n Roll eine Hommage an die unvergessenen Motörhead, Nuclear aus Chile lieferten Anden-Speedcore aus „South fucking America“.

The very End aus Essen kitzelten aus ihrem harten Ultra-Thrash hymnenhafte und elegische Gitarrenharmonien hervor, und eine kopfnickende kollektive Psycho-Trance entfachten Disbelief aus Dieburg bei Darmstadt mit schamanischem Gesang zur besten Sendezeit am Samstag. Zum Schluss räumten Rage die Bühne auf: „Ihr hättet uns doch mal viele Jahre früher für euer Festival buchen können – als Namensgeber“, sagte deren Sänger. Kollektives Kopfnicken auch der Metal-Heads. Kameras aus...