Duisburg, 20. Januar 2018 - In dieser Folge widmen wir uns
der Niederrheinischen Marktfrau, die auf dem Friemersheimer
Marktplatz, Richtung Kronprinzenstraße steht. Knapp ein
Meter hoch ist die zierliche in Bronze gegossene
Marketenderin, bringt aber dafür doch stolze 150 Kilogramm
auf die Waage – nicht nur wegen des vollen Obstkorbes, den
sie in den Händen hält. Seit Juli 1988 hat sie das
Markttreiben fest im Blick, fixiert auf einem fest stehenden
Betonsockel.
Mysteriös ist ihr Entstehen, geheime
Treffen im Sauerland sollen zu ihrer Entwicklung beigetragen
haben, so wird im Duisburger Westen gemunkelt. Fest steht,
dass der Bauunternehmer Antonius Linn sie den Friemersheimer
Bürgern gestiftet hat. Der kulturell engagierte Linn sagte
vor Inangriffnahme des Projekts: „Trotz seiner Neugestaltung
fehlt dem Marktplatz ein künstlerischer Anziehungspunkt, so
wie es das Kaiser-Wilhelm-Denkmal war.“ Der damalige
Bezirksvorsteher Hans Kleer jedenfalls war im Juli 1988
außer sich vor Freude und sagte wohl bei der Enthüllung der
Skulptur: „Das habe ich in meiner gesamten Amtszeit noch
nicht erlebt, dass ein Bürger hier ein Denkmal stiftet“, und
adelte damit den stiftenden Bauunternehmer „Toni“ Linn, der
Mitte der 2000er-Jahre verstarb. Die Figur wurde am 7. Juli
1988 mit einer Sekttaufe der Bürgerschaft feierlich
übergeben. „Für die Taufpaten gab es Frei-Bier und
Gratis-Eis“, heißt es in einem Zeitungsartikel dazu.
Ursprünglich ging die Meinung, dass Antonius Linn
ausschließlich Stifter war und sich mit einem Künstler im
Sauerland getroffen haben soll, der die Vorgaben und die
Gussform für die Figur lieferte. Anschließend soll sie dann
in einer niederrheinischen Gießerei gegossen worden sein.
Sein Sohn Norbert Linn klärt aber auf: „Mein Vater war
ein wenig besessen und wollte selbst Skulpturen fertigen und
hat die Skizzen und die Gussform zu der Marktfrau, später
dann noch zu dem Bergmann im Diergardtpark, selbst
entworfen.“ Dass es im Sauerland heimlich und ein wenig
mysteriös zuging, kann Norbert Linn nicht leugnen. „Mein
Vater schlich sich dann immer an unserem Urlaubsort Olsberg
fort und traf sich mit einem Mann aus einer Gießerei“, weiß
Norbert Linn, der heute in der CDU aktiv ist. Schließlich
habe die Gießerei Steinrücken die Marktfrau nach Vorgaben
von Antonius Linn in Bronze gegossen.
Auch wenn man
seinen Namen auf dem Schild der Marktfrau unten am Sockel
schon fast nicht mehr lesen kann – so hat sich
Bauunternehmer Antonius Linn um die Aufhübschung des
Friemersheimer Marktplatzes verdient gemacht. Und lesen Sie
in einer der kommenden Folgen vom Diebstahl der Skulptur des
Bergmanns, die ebenfalls von Linn gestiftet wurde, aus dem
Diergardt-Park in Asterlagen.
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