Duisburg, 04. Januar 2018 - Kultcharakter erlangen die
Neujahrskonzerte in der evangelischen Dorfkirche in
Baerl inzwischen. In regelmäßiger Abfolge sind es
Teile der Duisburger Philharmoniker oder die Don Kosaken
gewesen, die in der Reihe „klein, aber fein“ das neue Jahr
in dem alten Gotteshaus in letzter Zeit feierlich
eröffneten.
Dieses Mal ging es, wie im letzten Jahr,
in den Barock mit dem „Ensemble Musaicum“. Es wurde
gegründet von der Sopranistin Karolina Brachman aus
Wuppertal. Immer wieder schart die Sängerin Ausnahmemusiker
um sich, dieses Mal den Spitzencembalisten Alexander Puliaev
und den Barocktrompeter Thibaud Robinne, mit denen sie in
den Notenarchiven der vergangenen Epochen nach musikalischen
Schmankerln sucht und diese auf hohem Niveau erfahrbar
macht.
Pfarrer Andreas Klumb schickt die etwa
100 Besucher direkt auf die richtige Fährte und verliest aus
der biblischen Offenbarung das Neujahrsmotto: „Ich will den
Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers
umsonst.“ Und hat auch direkt die Deutung parat: „Ihr Durst
nach Musik wird jetzt gleich gestillt werden!“.
Auf
höchstem Niveau, denn der Einstieg stammt von Carl Emmanuel
Bach und mit „Am neuen Jahre“ zeigen die drei Musiker ihre
Spielfertigkeit. Man merkt richtig, wie die Sängerin
Karolina Brachman sich ihre Lautstärke im Zusammenspiel mit
der Barocktrompete von Thibaud Robinne geradezu feinfühlig
ertastet, teilweise deren Spiel im Gesang imitiert, um sich
dann kanonartig wieder von ihr auseinanderzudividieren.
Davon lebt das gesamte Konzert, denn hier hören drei Profis
gekonnt aufeinander im Zusammenspiel und schaffen somit eine
harmonische Stimmung. Mal wird es majestätisch bis
prachtvoll bei Stücken von Georg Friedrich Händel bei „Eternal
source of light divine“, einer Geburtstagsode an Queen Anne
oder Henry Purcells „A prince of glorious race descended“,
zugeeignet dem Earl of Glocester, oder „Hark, the ech'ing
air a triumph sings“- mal zeigen die drei ihre virtuosen
Figuren in dem Stück „Alla Tromba della Fama“ von Baldassare
Galuppi, so das es für die Zuschauer eine abwechslungsreiche
Reise in den Barock wird.
Nebenbei erklärt der
Trompeter Thibaud Robinne sein altes Instrument. „Ich
kann nur in einer Tonart spielen, möchte ich in eine andere
Tonart wechseln, muss ich einen anderen Stimmzug
aufstecken.“ Ganz im Gegensatz zur modernen Trompete, die
über die Ventile schnelle Wechsel der Tonart ermöglicht.
Auch die göttliche Anrufung für das neue Jahr erfolgt in
der Kantate „Herr Jesu, deiner tröst ich mich“ von Johann
Theodor Roemhild. Fast flehend schiebt sich Karolina
Brachmans Sopran über das zurückhaltende Spiel ihrer
Mitstreiter. Dass aber Alexander Puliaev vielleicht einer
der besten Cembalisten weltweit ist, zeigt er in der
irrwitzig schnellen Sonate B-Dur K 248 von Domenico
Scarlatti. „Sie wurde von einem gebürtigen Italiener mit der
Inbrunst eines Spaniers komponiert“, schickt er wissentlich
hinterher – genauso wie Puliaev sie interpretierte. Der
Bach-Choral „Erbarm dich mein, o Herre Gott “ (BWV 721) mit
seinem stringenten Basslauf an der Orgel und dem schwebenden
Sopran war das I-Tüpfelchen, was die drei Musiker von der
Orgelbühne als Zugabe spielten.
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