Duisburg, 27. September 2018 - Von einer großen
Waffenschmiede der alten Römer kann man nicht direkt
sprechen, dafür reichen die Funde nicht aus. Aber trotzdem:
Die Ausgrabungen belegen, dass es im Vicus Asciburgium Süd
Werkstätten zur militärischen Ausstattung von Soldaten gab.
Dr. Brigitta Kunz von der Unteren Denkmalbehörde kennt
Genaueres, sie ist zuständig für die praktische
Bodendenkmalpflege: „Wir haben verstärkt Gürtelgarnituren
gefunden, wie sie von einem Miles, also Soldaten, benutzt
wurden“, sagt die Historikerin.
Die archäologischen
Arbeiten am Burgfeld auf der etwa 300 Quadratmeter großen
Fläche seien nun abgeschlossen. Letztes Jahr, in der Zeit
vom April bis in den Herbst hinein, hat dort eine
Grabungsfirma unter Leitung des Archäologen Ulrich
Ocklenburg mit Unterbrechungen Ausgrabungen durchgeführt.
Und interessante Funde seien zu verzeichnen. „Es hat eine
richtige Besiedlung mit guter Infrastruktur durch die Römer
im 1. Jahrhundert n. Chr. Dort gegeben.“
Belegbar
sei es durch viele Münz-, Metall- und Keramikfunde und der
Entdeckung eines speziellen Be- und Entwässerungssystems
entlang der Straßen durch die Siedlung. Genauso wie man
aufgrund der entdeckten Fundamentgruben auf die typisch
römischen Fachwerkhäuser, sogenannte Streifenhäuser,
schließen kann.
„Für Streifenhäuser typisch war,
dass das darin befindliche kleine Ladenlokal zur Straße
gelegen war, so dass die Händler ihre Waren gut feilbieten
konnten“, weiß die Expertin.
Wie viele Menschen genau
dort lebten, kann sie nicht genau sagen, die Blüte der
Siedlung ist aber im 1. Jahrhundert während der
Stationierung römischer Hilfstruppen, sogenannter Auxilia,
anzunehmen - weiter nördlich von Vicus Asciburgium lag ja
das bekannte Römerkastell. Der Fund eines Schmelzofens
verstärkt diese Vermutung.
„Hier wurde Blei
geschmolzen, wie es zum Verzieren der Gürtelschnallen von
Soldaten verwendet wurde. Auffällig bei den Gürtelgarnituren
ist, dass sie alle mit geometrischer Ornamentik aus Blei
verziert wurden“, weiß Dr. Brigitta Kunz. Nicht so wie bei
einer Koppel eines Soldaten heutiger Armeen, sei jede
Gürtelschnalle mit den zugehörigen Blechen ein Unikat für
die römischen Legionäre gewesen. „Charakteristisch waren
diese individuellen Züge in der Rüstung des Soldaten, der
Soldat schmückte sich sozusagen damit“, weiß die Expertin.
Auch spannend für die Archäologen ist ein Fund eines
sogenannten Pugio in Oestrum. „Das ist ein Dolch, wie er von
Soldaten benutzt wurde. Neben der noch erhaltenen
Dolchscheide sind verbrannte Lederreste eines Gürtels
erkennbar“, sagt Dr. Brigitta Kunz.
In der Zeit des
1. Jahrhunderts sind kriegerische Auseinandersetzungen mit
einheimischen Stämmen bekannt, die mit den
Bataveraufstände am Niederrhein im Jahre 69 gleichgesetzt
werden. „In dieser Zeit gab es einen großen Brand
in der Werkstatt, auch umliegende Häuser der Siedlung wurden
in Mitleidenschaft gezogen“, kann die Expertin aus den
Überresten erkennen. Das Römerkastell sei aufgrund
Umstrukturierungsmaßnahmen am Limes im Laufe der 90er-Jahre
n. Chr. nach Werthausen verlegt worden, die Besiedlung des
Vicus Asciburgium habe trotz der teilweisen Zerstörung noch
bis Ende des 2. Jahrhunderts bestanden.
Und es
bleibt spannend: Die Auswertung der aktuellen Funde müsse
jetzt weiter wissenschaftlich betrieben werden …
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