Duisburg, 26. Februar 2018 - Auf der Orgelbühne zeigt das
Thermometer zehn Grad Celsius an – Tendenz fallend. „Wir
sind schon seit fünf Uhr hier und haben versucht alles
möglich zu machen, dass sie sich hier bei uns wohl fühlen“,
sagt Pianist Thomas Hunsmann, eingemummelt in einer dicken
Winterjacke. Doch diie Heizung in der Friemersheimer
Dorfkirche streikt beharrlich. „Wir können jetzt das Konzert
absagen, und kommen irgendwann wieder und spielen das volle
Programm, oder wir verkürzen es stark auf eine Stunde und
kommen trotzdem nochmal wieder und spielen das Programm
ganz“, bietet er an. Die knapp 70 Zuschauer scheinen mit
einem „Eiskonzert“ bei einer stetig sinkenden
Außentemperatur von – 6 C gerechnet zu haben, zeigen sich
unverwüstlich. „Wir können es ja versuchen, aber
wundern Sie sich nicht, wenn Piano, Cello und Flöten gleich
verstimmt klingen“, improvisiert Christian Behrens.
Einige Male haben die beiden Kleinkünstler schon in ihrem
Programm „Kleine Welten“ für die Reparatur der Heizung der
Dorfkirche gesammelt – doch dieses Mal wird das zum
bitterkalten Running Gag in ihrem Programm „Ohne Ende –
Niederrhein“. Da es um die Jahreszeiten in der grenznahen
Region geht, sparen die beiden dieses Mal den Winter
pietätvoll beim Anblick des vermummten Publikums aus. Auch
die Bilder vom Frühling wollen zwar das Herz, so doch nicht
den bibbernden Körper der Zuhörer erwärmen. Richtig schöne
Bilder von Tulpen und Zitronenfaltern huschen über die
Dia-Leinwand, und suggerieren jedenfalls etwas
frühlingshafte Wärme. Dazu gibt es Songs, die
Frühlingsgefühle vermitteln sollen, handeln sie doch von
Liebe und Glück. „Wie eine leise Melodie, fängt es an und
endet nie“, singt Christian Behrens in den chansonhaften
neuen Kompositionen. Begleitet werden die beiden
Kleinkünstler von Volker Kuinke an verschiedenen Flöten und
der dick verpackten Cellistin Karin Jochums.„Wir spielen
unsere Frühlingsmusik jetzt stark verkürzt“, scherzt
Christian Behrens und Thomas Hunsmann huscht dabei über die
Tasten seines nicht ganz wohltemperierten Klaviers.
Es versprüht auch nicht unbedingt Hoffnung, dass die
zehn Grad von der Orgelbühne als durchgängige
niederrheinische Prognose der Kunstfigur des „Wetterexperten
Winnifried Wolkenreich aus Korschenbroich-Süd“ sowohl für
April, Juli, aber auch Oktober gesehen werden kann. Aber der
ist ja zuständig für das „Wetter von Gestern“. „Das sind so
Tage, da legen Sie sich am besten wieder hin“, lächelt
Christian Behrens und deutet auf ein Foto, das er aus seinem
Fenster gemacht hat. Grau in weiß verschlungene Wolken –
oder ist es weiß in grau? „Wie man sieht, sieht man nichts“,
kommentiert er. Dazu gibt es die Geschichte der EU-Kuh, die
von allen Mitgliedsstaaten gemolken wird, aber doch hier am
Niederrhein, irgendwo zwischen Vrasselt und Zyflich
beheimatet ist. Als Christian Behrens bei einem Chanson mit
Leuchtkugeln jongliert, sagt er lächelnd: „So jetzt wird mir
langsam warm.“
Den meisten im Publikum wohl eher
nicht, denn die Temperatur zeigt nach einer Stunde sieben
Grad auf dem Thermometer der Orgelbühne.
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