Duisburg, 28. Februar 2018 - Keller-Konzerte heißt die
neue Reihe im Untergeschoss des JZ-Tempel in Bergheim, die
der FSJler Paul Reese Ende letzten Jahres ins Leben gerufen
hat. Beim zweiten Gig überraschte die Formation „Stone Pine“
aus Arnheim mit schleppendem Stoner-Rock, den man eher in
den 1970er-Jahren verorten würde. Die fünf jungen Musiker
haben sich beim Studium der Musik in der niederländischen
grenznahen Stadt kennengelernt.
Für Jan
Krause, den Gitarristen von „Stone Pine“, ist es ein
Heimspiel hier im vollbesetzten Tempelkeller. Als
Bundesfreiwilliger hat er hier lange gearbeitet, gibt auch
heute noch Gitarrenkurse im Jugendzentrum. „Wir spielen seit
2016 zusammen, die Songs schreiben wir gemeinsam“, erzählt
der 24-jährige Musiker. Schon das Intro vermittelt eine
spacige Atmosphäre, Gitarren wie aus fernen Räumen klingen
zu eingespielten Keyboardsamples. Diese spannende
Grundstimmung erhalten „Stone Pine“ über das gesamte
Konzert, driften dabei in Krautrock ähnliche Passagen und
entlehnen Versatzstücke aus dem Funk und Soul, stimmen dabei
stampfende Riffs an, aber ohne klare Motive und Melodien
möglicher Vorbilder wie Led Zeppelin oder Hawkwind zu
übernehmen. „Unsere Musik soll ja spannend bleiben für die
Zuhörer, wir umschreiben so eher einen Hit, als das wir ihn
spielen“, sagt Jan Krause.
Jedenfalls die 80 Leute im
brodelnden Keller danken es ihnen, schwofen begeistert mit
zu den mitreißenden Gitarrenriffs von Jan Krause und seinem
Kollegen Jannick Steudter an der Klampfe.
Den
gehörigen Souleinfluss in der Musik bringt die
charismatische Sängerin Daria Assmus in die Songs, alle
Texte stammen aus ihrer Feder. Da geht es um unseren Umgang
mit der Natur, der schleppende Song „Man in the tree“ zielt
in diese Richtung. Oder es sind Geschichten aus dem Leben
und der Liebe. Die melancholische Ballade „Disillusion“
bringt das feiernde Publikum zum Zuhören, 80 Leute starren
auf die Performance der jungen Sängerin, die ein wenig mit
Janis Joplin in ihrem Ausdruck kokettiert – vielleicht auch,
weil sie mit zerzaustem Haar, Hot Pants und langem schwarzen
Mantel über die Bühne wirbelt. Aber die Klischees werden nur
gestreift, das Konzert entwickelt sich immer mehr zu einer
Zeitreise in die 1970er-Jahre. Mit funkigen Licks ziehen
sich „Stone Pine“ aus dem Kraut(rock)-Fass, das als
Auffangbecken ihrer Musik gelten mag. Dann wenn es zu
elegisch wird, treiben die Rhythmussektion, das sehr
abstrakte Bass- und Schlagzeugspiel von Lukas Kaminski bzw.
Konrad Mattheus, und natürlich die Stimme von Daria
Assmus konsequent in den Soulfunk. So auch im Song „Better“,
den es auch bei soundcloud zu hören gibt.
Ein
Highlight vielleicht ist die Zugabe „Flickeness“, zu deutsch
„Wankelmut“, der ist es, der namensgebend freaky und funky
in dem Song mit wabbelt. Edith Blum ist extra aus Krefeld
mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist: „Ich habe
sie beim Rock-it-Festival in einem Moerser Kino letztes Jahr
gesehen. Wow, dachte ich, Stone Pine möchte ich wiedersehen,
so gute handgemachte Musik unterstütze ich gerne.“ Das
dachten wohl auch die restlichen 79 Zuhörer und es gab
langen Beifall zum Schluss.
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