Duisburg, 11. Februar 2018 - Im letzten Jahr war es schon
eine größere Schlagzeile, als die Düsseldorfer Band „Die
Toten Hosen“ ihre „Wohnzimmer-Tour“ ankündigte. Sie gaben
mehrere Konzerte im privaten Rahmen vor kleinem,
ausgewählten Publikum – in den verschiedensten Wohnzimmern
der Republik. Doch für ein so privates Konzert im eigenen
Wohnzimmer braucht man „Die Toten Hosen“ nicht - dachten
sich jetzt die Friemersheimer Musiker Renè Ketzer und Volker
Vienken von der Band Eigentlich nur einen großen Raum
und Nachbarn, die es nicht stört, wenn es mal richtig laut
wird. Die „bekloppte“ Idee dazu hatte Schlagzeuger René auf
der Fahrt zum Proberaum: „Meine Wohnung ist dafür optimal,
ich wollte das immer mal bei mir machen.“
45
Quadratmeter ist sein Wohnzimmer unweit der St.
Joseph-Kirche groß. „Die Sofas und Sessel haben wir
gemeinsam am Vorabend aus dem Raum geräumt“, erzählt der
22-Jährige. Die verteilen und stapeln sich jetzt in anderen
Zimmern seiner 100 Quadratmeter großen Wohnung. „Alle
Nachbarn wissen Bescheid und sind auch eingeladen“, sagt
René. 45 Gäste sind auch pünktlich um halb sieben
erschienen und bringen die kleine Garderobe im Flur mit
ihren Jacken zum Überquellen. Dann geht es los mit „Ketzer &
Heyden“. Und es wird mal richtig laut im Wohnzimmer, als der
Song „Sympathy for the Devil“ von den Rolling Stones aus den
Boxen schallt. Die Stimmung im Publikum fängt an zu brodeln,
einige schwofen an den Stehtischen oder singen die Lieder
laut mit. Es geht durch die 60er- und 70er-Jahre, aber auch
den Kumpels von Renè aus der Friemersheimer KJG-Jugend
scheint es gut zu gefallen. Kumpel Nils Dietmar (20) sagt:
„Superidee, hat meine volle Unterstützung.“
Draußen
auf dem Balkon gibt es auf zehn Grad herunter gekühltes
Bier, in der Küche köcheln vegane Gulaschsuppe und
Currywurst, dazu gibt es Baguette mit mehreren Cremés –
gegen eine kleine Spende für einen guten Zweck sind Speisen
und Getränke frei für die Gäste. Das ganze hat den Charme
einer Privatparty, nur eben mit Live-Musik. Ein bisschen
Jimi Hendrix dröhnt bei „Little Wing“ aus den PA- Boxen,
Gitarrist und Sänger Volker Vienken spielt schwierigste Soli
dazu und schraubt seinen Falsett bei Neil Youngs „You are
like a Hurricane“ in höchste Tonlagen. Die vier Musiker von
„Ketzer & Heyden“ werden mit großem Applaus belohnt und
schaffen es mit dem Beatles-Klassiker „Hey Jude“ das
Publikum zum Mitjohlen zu bringen. „Lalala“ tönt das
Wohnzimmer. Seit einem Jahr erst bestehen „Ketzer & Heyden“
in dieser Formation, eine gute Mischung aus jung und alt.
Renés Vater, ,Michael Ketzer, trinkt gemütlich sein
Veltins und sagt: „Ich finde, das ist eine tolle Geschichte.
So ein Konzert hat es wohl in Friemersheim noch nicht
gegeben“, so der 54-Jährige. Unter den Gästen wird schon
ausgeknobelt, bei wem man das nächste Wohnzimmerkonzert
veranstalten will, einige lachen laut wegen dieser
Vorstellung. Der Musiker Volker Kuinke ist heute Gast und
lächelt: „Das könnte jetzt eigentlich reihum gehen.“
Auch die nächste Band „Manic Depression“ sorgt für gute
Laune. Es handelt sich um die dreiköpfige Formation des
Songwriters.
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