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'Der kleine Kalle Pohl' auf Abschiedstournee
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 23. September 2019 - Er ist einer der letzten noch auftretenden Kabarettisten aus dem legendären RTL-Format
„7 Tage, 7 Köpfe“, das vom verstorbenen Entertainer Rudi Carrell bis 2002 moderiert wurde.
Inzwischen befindet sich Kalle Pohl aber selbst auf seiner Abschiedstournee durch die deutschen Theater – und wollte es noch mal richtig krachen lassen mit dem Programm „Offen und ehrlich - von allem das Beste“ im Rumelner Kulturspielhaus. Frenetisch wird er jedenfalls von 120 Gästen begrüßt – allerdings auch, weil drei Kameras auf ihn und das Rumelner Publikum gerichtet sind. „Wer nicht ins Fernsehen will, kann aufzeigen, bleibt aber trotzdem hier“, ließ er vorher dem Publikum nicht viel Möglichkeiten bei diesem Video-Mitschnitt.

Mit Sonnenhut springt er mit einem gewaltigen „Ratatata“ auf die Bühne und behauptet lakonisch: „Manche sagen ja, mit dem Hut sähe ich aus wie Hermann Hesse – der hat in den 80er-Jahren ja lange den „Blauen Bock“ moderiert.“ Schon da erweist sich Kalle Pohl als Meister des unerwarteten Wortwitzes, den er auch durch den gesamten Abend zur Freude der Gäste ziehen wird.

„Soll ich einen Witzeabend machen oder lieber aus meinen Memoiren vorlesen?“, lässt er den 120 Gästen dann die Wahl. Es wird eine gelungene Mischung aus beidem – denn kaum eine Erinnerung aus seinem Leben entbehrt einer lustigen Pointe.

So gibt es auch keinen Abend mit dem in Düren geborenen Comedian, an dem nicht seine Größe selbstironisch thematisiert wird. „Als ich mich in den Armen der Vamp-Lady Brigitte Nielsen befand, fragte sie mich, ob alles an mir so klein ist.“ Natürlich kommt auch mit seinem Vetter Hein Spack sein bekanntestes Alter Ego auf die Bühne, verbreitet Chaos und poltert dabei herum im Rheinländischen Platt.

Im Gegensatz dazu wird es hochkulturell, als der 68-jährige Comedian den Dürener Heimatdichter Walter Güllestein mimt. Das Gedicht „Der Kondukteur“ aus dem Epos „Schönes, das der Schaffner schuf“ hat so manche merkwürdige Pointe. „Wer jetzt nicht Walter Güllestein kennt: es handelt sich dabei um eine  Mischung aus Eduard Mörike und Schlagersänger Bata Illic“, erklärt Kalle Pohl den lachenden Gästen.

Eine klare Haltung bezieht Kalle Pohl in seinem Programm gegen die AfD: „Der Gauland wird noch froh sein, wenn ihm anerkannte Flüchtlinge im Altenheim seine „braune Soße“ im Bett weg machen!“

Und man merkt, Kalle Pohl sehnt sich nach starken Politikern. Mit einer Handpuppe, also seiner „Handsau“, operiert er als Bauchredner mit der Stimme des charismatischen Ex-Bundeskanzlers Willi Brandt. Der meint zur möglichen Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz, indem er öfters das „R“ rollen lässt: „Der Schröder hat fünf Frauen gehabt, na, ich zumindest drei und Olaf Scholz nur eine – wie soll er denn Kanzler sein? Der hat das Regieren doch nirgendwo gelernt!“

Als Zugabe schmetterte der begeisterte Akkordeonist auf dem Tasteninstrument noch einen selbstironischen „Chanson d‘amour“ und 120 Gäste klatschten heftig.