Duisburg, 05. Januar 2019 - „Es ist ein Liederabend, der die
Klischees der Liebe durch dekliniert“, sagte der Autor und
Regisseur René Linke bei der Premiere, "Eine zuckersüße
Darbietung, die auch für Diabetiker geeignet ist." Ein
halbes Jahr hat der 55-jährige Theatermacher mit den
Schauspielerinnen Stephanie Lehmann, Renate Frisch und Pia
Kehl an dem dramaturgischen Songaufbau für das Stück 'Blind
Date, ein Liederabend' im Kom‘ma-Theater gefeilt. Von den
Songs, die von Adele über Chansons und Jazz bis Beyonce
durch alle Klischees der Liebe hindurchführen, lebt die
Spannung dieses Stückes– denn die Darsteller sprechen kein
einziges Wort.
Die Premiere im Kom‘ma-Theater
war restlos ausverkauft. Ein halbes Jahr hat die Truppe für
die Aufführung geprobt. Bei den Liedern laufen nur die
Karaoke-Bänder, dazu singen die drei Schauspielerinnen live
die Songs ein.
Die nächste Aufführung ist am
12. Januar 2019, um 20 Uhr an der Schwarzenberger Straße in
Rheinhausen. 'Blind Date' wird einmal im Monat
aufgeführt.
Es erscheint so, als wäre es ein
gesungener Monolog: Musik, als Ausdruck der Gefühlslage, die
drei Frauen dreier Generationen vor und nach dem ersten
Treffen mit einem Herrn haben. Was sie nicht wissen, alle
drei haben mit dem gleichen Mann online auf Dating-Plattformen
gechattet. „Paul mit dem grünen Jackett“, ein
Heiratsschwindler und Vielkontakter, dessen Stimme nur vom
Anrufbeantworter in den mit 120 Zuschauern vollbesetzten
Raum dringt.
Und der es schafft mit selbiger diese
Damen zu bezirzen. Da ist zuerst die Junge, grandios
gespielt von Pia Kehl, die noch ein wenig naiv an
ihren „Helden“ glaubt – was dieser „Paul“ trotz des grünen
Jacketts wohl irgendwie zu sein scheint. „Holding out for a
hero“ singt sie lauthals im Stile einer Bonnie Tyler, und
vollführt Tanzfiguren dabei, als wäre sie im Film „Footloose“.
Das ist frech, wie sie ihre „Helden“ auch im Publikum
findet und dann singend und hüftwackelnd mit den Herren
kokettiert. Stephanie Lehmann ist die Mittlere, die
sich beim Zurechtmachen fürs Date erst völlig überstürzt in
einen abtörnenden Zwiebellook mit schlechtem Schalke-Trikot
wirft, danach zu einer hautengen Lederhose mit
Glitzeroberteil wechselt. Einfach schön, wenn sie „Feel“ von
Robbie Williams im Karaoke-Stil mit ihrer tiefen Altstimme
darbietet – und ihren Gefühlen auf ihrem Knautschsofa
tanzend freien Lauf lässt. „Rote Lippen soll man
küssen“, stimmt die dritte im Bunde, die Reifere, gesungen
von Renate Frisch, an – just als alle drei sich fürs Date
schminken. Das Stück lebt sehr stark vom punktgenauen
Timing der Spielenden. Besonders im Gesang stechen da einige
Leckerbissen heraus. Ganz stark ist der Rap „Zu geil für
diese Welt“, im Original von den „Fantastischen Vier“.
Da ja vom Band nur ein durchgängiges monotones
Loop-Thema dröhnt, ist es besonders schwierig für die drei
Amateursängerinnen ihre Einsätze zu finden: aber sie spielen
sich federleicht ihre Phrasen zu und fühlen sich auch „Zu
geil für diese Welt“.
Doch die besungene Euphorie
kippt schnell nach dem Date: Während die Ältere „Am
Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehen“ vor sich hin
trällert und von einer Kreuzfahrt mit „Paul“ träumt, merken
die Junge und die Mittlere, dass es ihm bloß ums Geld geht:
darauf singt Pia Kehl wie selbst zerrissen „Back to
black“ von Amy Winehouse, - mit flamingofarbenen und
-förmigen Hausschuhen und einem übergestreiften „Dirty
Dancing“-T-Shirt. Und sehnt sich, wie in besagtem Film, im
Karaoke nach den wahren großen Gefühlen der Liebe….
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