Duisburg, 18. Januar 2020 - Wer einen „Jahresrückblick“ von
Urban Priol in der Rheinhausen-Halle erlebt hat, der kann
sich eigentlich einen Besuch eines jeden politischen
Aschermittwochs im folgenden sparen. Denn der Kabarettist
aus Aschaffenburg macht vor Kritik an keiner Partei halt –
und bricht dabei in seinem fast dreistündigen Programm gerne
Tabus, wie es die Akteure der Nachkarnevalsveranstaltung
genau so tun.
An seinem geistigen Auge lässt Urban
Priol die vergangenen Parteitage aus 2019 vorbeiziehen. Die
CDU kommt nicht gut weg, denn: „Dort warben sie durch
Plakate mit der Aufschrift „Zurück zu den Inhalten“! Ich
frage mich nur, ob die CDU jemals Inhalte hatte?“, lacht der
Mann, der lange im Fernseh-Format „Neues aus der Anstalt“
durch selbige wirbelte. „Nicht erst seit Kohl hat sich
Aussitzen als Bewegungstherapie bei denen etabliert. Und als
es um die Besetzung der „Zukunftswerkstatt CDU“ ging, haben
die Mitglieder gemerkt, wie weit der Fachkräftemangel auch
bei ihnen schon vorgedrungen ist.“
Und so zieht er
jede Parteienversammlung des letzten Jahres durch den Kakao,
redet von einem „Kuschelparteitag der Grünen in Bielefeld“
und zur AfD in Braunschweig sagt er lakonisch: „Der Ort
eignet sich bestens. Eine Partei, die durch und durch
„Braun“ ist, sollte auch besser „schweig“en.“
Leider
trifft es auch wieder die schwer gebeutelte SPD: „Jetzt
haben die Mitglieder mit Saskia Esken eine Frau in die
Doppelspitze gewählt, die die Mundwinkel von Herbert Wehner
aufträgt!“. Da sind die etwa 800 Zuschauer baff - ob eines
solch weitreichenden Wortwitzes des Aschaffenburgers. Über
die zahlreichen Fauxpas der Sozialdemokraten meint er nur:
„Die SPD ist die einzige Partei, die es aus innen liegender
Position im Sarg noch schafft, die Nägel von außen
einzuschlagen.“
An seinen Geburtstag des letzten
Jahres erinnert sich Priol gerne mit einem süffisanten
Lächeln: „Das schönste Geschenk war das „Ibiza“-Video, das
an dem Tag in die Öffentlichkeit geriet.“ Als Konsequenz
daraus sorge jetzt Kanzler Kurz, dieser „Rechtspopulist“,
dafür, dass „Flüchtlinge klimafreundlich und emissionsfrei
abgeschoben werden“, dürfen.
Im übrigen findet Priol
gut, dass man den Thüringer AfD-Mann Björn Höcke jetzt
öffentlich als „Faschisten“ bezeichnen dürfe: „Stellen Sie
sich mal vor, der Höcke ist beim Metzger – und Sie kommen
rein und begrüßen ihn erst mal mit einem Schulterklopfen:
‚Hallo Höcke, na du alter Fascho!‘“
Andi Scheuer,
Greta, Donald Trump und Putin – alle wurden sie zu
Witzfiguren der Weltpolitik in Priols Erzählungen. Über die
Abgasbetrüger von VW sagt er spottend: „Die sind jetzt als
Werbepartner der Deutschen Nationalmannschaft eingestiegen –
da bekommt das Wort „Bandenwerbung“ direkt eine neue
Bedeutung.“
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