BZ-Home Stephans Kult-pur Der Kult-Attaché



BZ-Sitemap

BZ-Kultur aktuell

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 






 

„Was glaub ich, wer ich bin“
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 12. März 2020 - Sie gehört zum Team „Sisters of Comedy“, das erst kürzlich ein Gastspiel im Rumelner Kulturspielhaus ablieferte. Liza Kos war diesmal mit ihrem Soloprogramm „Was glaub ich, wer ich bin“ an der Dorfstraße. Übrigens auch mit eigenem Fahrdienst, den Veranstalter Tim Pügner ihr vom „Flughafen Trompet“ bis an die Spielstätte gewährleistete.

Die in Moskau geborene Kabarettistin Liza Kos hat es nicht schwer, sich zu „intrigieren“, schließlich ist sie gleich mit drei „Alter Egos“ angereist. Wahlweise wechselt sie zwischen den Klischees - türkischer Kopftuchfrau mit Ghettokette oder overstylter Russin in weißen Stiefeln. Sie zeigt den Zuschauern aber genau die Stereotypen auf, die sie bedient haben wollen. Liza Kos trägt eine „Zahnspange aus Eisenmangel“, oder damit ihr Gesicht nicht diese Fröhlichkeit ausdrücken muss, die sie in sich ausbreitet. „Die lustigen Grübchen sind bei mir nicht im Gesicht, sondern am Po zwischen der Zellulitis“, sagt sie.

Trotzdem wird es kein dröger Abend, obwohl Liza Kos anfangs mit einer Humorlosigkeit im Stile der Schweizer Spaßmacherin Hazel Brugger daherkommt. Ein „Stimmungslied“, das sie auf der Gitarre spielt, dient doch tatsächlich zum Stimmen des Instruments. Doch spätestens mit einem Lied über die „Intrigation“, bricht das Eis und ein Lächeln macht sich auf ihrem Gesicht breit: „Ich bin deutscher als Waltraud, denn ich esse Sauerkraut, und entwickele Sympathie für die Demokratie.“

Dann geht ihr Feldzug gegen Culture-Clash und Geschlechterkampf los: mal kurz über die Grenze von ihrem Wohnort Aachen geht sie in den Niederlanden als hyperkorrekte Deutsch-Türkin Aynu mit ihrem Hund „Gassi“ - und fragt korrekt wegen des Kots nach einer ‚Tüte‘, aber schüttelt nur mit dem Kopf, als sie was zum „Kiffen“ angeboten bekommt. Nicht alle Gags zünden, spätestens als sie aber im Deutschkurs als Türkin sämtliche typisch deutschen Redewendungen und Idiome verdreht, muss man sie gern haben. „Wenn mein Mann mir wieder auf den Schenkel geht, dann werde ich ihm nächstes Mal die Aleviten lesen“, sagt sie fahrig.

Wenn sie in die Rolle der Svetlana Kalaschnikova geborene Molotow, mit rollendem russischen „R“, schlüpft, dann erwartet sie, dass der deutsche Mann sie auf Händen trägt und noch den Pelz bezahlt. Oder sie findet doch einen Mann aus ihrer Heimat: „Irgendwo gibt es bestimmt noch Russen, die nicht Alkohol trinken mussen“, singt die musikalisch vorgebildete Kabarettistin. Aber bei so lustigen Sprachverdrehungen, die sie über zwei Stunden vollführt, da ‚klappst‘ es bestimmt nicht nur bei einem deutschen Mann – da ‚klappst es auch mit der Intrigation‘, wie Liza Kos wunderbar schlussfolgert.