Duisburg, 12. März 2020 - Sie gehört zum Team „Sisters of
Comedy“, das erst kürzlich ein Gastspiel im Rumelner
Kulturspielhaus ablieferte. Liza Kos war diesmal mit ihrem
Soloprogramm „Was glaub ich, wer ich bin“ an der Dorfstraße.
Übrigens auch mit eigenem Fahrdienst, den Veranstalter Tim
Pügner ihr vom „Flughafen Trompet“ bis an die Spielstätte
gewährleistete.
Die in Moskau geborene Kabarettistin
Liza Kos hat es nicht schwer, sich zu „intrigieren“,
schließlich ist sie gleich mit drei „Alter Egos“ angereist.
Wahlweise wechselt sie zwischen den Klischees - türkischer
Kopftuchfrau mit Ghettokette oder overstylter Russin in
weißen Stiefeln. Sie zeigt den Zuschauern aber genau die
Stereotypen auf, die sie bedient haben wollen. Liza Kos
trägt eine „Zahnspange aus Eisenmangel“, oder damit ihr
Gesicht nicht diese Fröhlichkeit ausdrücken muss, die sie in
sich ausbreitet. „Die lustigen Grübchen sind bei mir nicht
im Gesicht, sondern am Po zwischen der Zellulitis“, sagt
sie.
Trotzdem wird es kein dröger Abend, obwohl Liza
Kos anfangs mit einer Humorlosigkeit im Stile der Schweizer
Spaßmacherin Hazel Brugger daherkommt. Ein „Stimmungslied“,
das sie auf der Gitarre spielt, dient doch tatsächlich zum
Stimmen des Instruments. Doch spätestens mit einem Lied über
die „Intrigation“, bricht das Eis und ein Lächeln macht sich
auf ihrem Gesicht breit: „Ich bin deutscher als Waltraud,
denn ich esse Sauerkraut, und entwickele Sympathie für die
Demokratie.“
Dann geht ihr Feldzug gegen Culture-Clash
und Geschlechterkampf los: mal kurz über die Grenze von
ihrem Wohnort Aachen geht sie in den Niederlanden als
hyperkorrekte Deutsch-Türkin Aynu mit ihrem Hund „Gassi“ -
und fragt korrekt wegen des Kots nach einer ‚Tüte‘, aber
schüttelt nur mit dem Kopf, als sie was zum „Kiffen“
angeboten bekommt. Nicht alle Gags zünden, spätestens als
sie aber im Deutschkurs als Türkin sämtliche typisch
deutschen Redewendungen und Idiome verdreht, muss man sie
gern haben. „Wenn mein Mann mir wieder auf den Schenkel
geht, dann werde ich ihm nächstes Mal die Aleviten lesen“,
sagt sie fahrig.
Wenn sie in die Rolle der Svetlana
Kalaschnikova geborene Molotow, mit rollendem russischen
„R“, schlüpft, dann erwartet sie, dass der deutsche Mann sie
auf Händen trägt und noch den Pelz bezahlt. Oder sie findet
doch einen Mann aus ihrer Heimat: „Irgendwo gibt es bestimmt
noch Russen, die nicht Alkohol trinken mussen“, singt die
musikalisch vorgebildete Kabarettistin. Aber bei so lustigen
Sprachverdrehungen, die sie über zwei Stunden vollführt, da
‚klappst‘ es bestimmt nicht nur bei einem deutschen Mann –
da ‚klappst es auch mit der Intrigation‘, wie Liza Kos
wunderbar schlussfolgert.
|