Duisburg, 03. April 2020 - Der Mann mit den lockigen Haaren
fackelt nicht lange. Ein Amerikaner würde ihn wohl als „Get-up-n-go“
bezeichnen: das sind Leute, die ihren Worten Taten folgen
lassen. Unmittelbar. Eben wie Freddy Driesen, der sofort
nach der vorläufigen Schließung seines Friemersheimer
Gastronomiebetriebs „Stellwerkshof“ ankündigte, in der
Corona-Krise mit einem ambulanten Essensservice
weiterzumachen (wir berichteten).
Gesagt, getan.
„So lange das Virus uns im Restaurantbereich bremst,
brauchen wir eine andere Lösung“, sagt Driesen, der seine
Mitarbeiter vom „Stellwerkshof“ erst mal bis auf weiteres
freistellen musste. „Lieferdienste von Speisen sind ja
weiterhin erlaubt und gewollt.“ Über Nacht kam ihm eine
Lösung in den Sinn, am folgenden Morgen durchstöberte er das
Internet nach gebrauchten Feldküchen. „Es hat nicht lange
gedauert, da bin ich in Hannover fündig geworden. Die Küche
war vom dortigen THW und in einem guten Zustand“, erzählt
der 52-jährige Gastronom.
Mit seinem Lieferwagen fuhr
er in die niedersächsische Landeshauptstadt, verhandelte den
Preis und nahm die Feldküche direkt mit. „Die ist ja extra
für Krisenzeiten gebaut worden“, sagt Driesen. Natürlich, da
die Anlage gebraucht ist, musste der findige Bastler hier
und da nachbessern. Immerhin verfügt er jetzt über zwei
leistungsstarke Öfen, zwei Suppenkessel und eine
Bratvorrichtung mit einem Gesamtfassungsvermögen für 170
Liter Suppe und 30 kg Nudeln. Die Küche wird über
Gasflaschen befeuert.
Selbst musste er allerdings für
den Bau des Transportanhängers sorgen. „Da es keine
Normierung für die Feldküche gibt, mussten wir also einen
„Marke Eigenbau“ herstellen.“ In seiner Schwafheimer
Werkstatt fing er an mit seinem Sohn Maurice und Bruder
Markus an dem tragfähigen Gefährt zu werkeln. „Als
Kirmeskind bin ich handwerklich nicht ungeschickt. Ich habe
zuerst ein fixes Zugrohr und eine neue Achse besorgt, dann
haben wir insgesamt 800 Kilogramm Eisen, 30 Quadratmeter
Aluminiumbleche, sowie Kleinteile und Schrauben in dem
Anhänger verbaut“, erklärt Freddy Driesen.
Danach
ließ er das Gefährt beim TÜV abnehmen, um dann mit seiner
Feldküche an den Start zu gehen. Die Speisen bereitet dann
seine Frau Leonie zu. „Sie ist beim Kochen definitiv besser,
ich bin mehr für die Technik zuständig“, lächelt Freddy
Driesen. Das Projekt soll dann auch ihren Namen tragen:
„Leonies Suppenküche“ wird an dem Wagen prangen. Die
Kundschaft kann deftige Eintöpfe oder hausgemachte Suppen im
Speiseplan erwarten. „Wir wollen später, wenn es gut
anläuft, Flyer in Umlauf bringen, wo wir dann im Duisburger
Westen wann vor Ort sind“, so der Selbstständige. Ab morgen
steht er, so der Plan, erst einmal in der Mittagszeit beim
Kaldenhausener Trinkgut Kolo mit seiner Feldküche auf dem
Parkplatz. „Das ist ein Testlauf für uns, damit wir die
Nachfrage für warmes Essen to go abschätzen können“, sagt
Freddy Driesen. Später wird es dann auf Tour mit dem Projekt
gehen - und eine abendliche Essensausgabe zwischen 17 bis 20
Uhr ist auch geplant ...
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