Duisburg, 08. April 2020 - Die Gesprächspartnerin von
Stephan Sadowski war die Pressereferentin Sandra
Kalkmann des Johanniter Krankenhaus Rheinhausen GmbH.
Weltweit besteht momentan eine große Nachfrage nach
Schutzmasken/Kleidung, die Preise dafür schießen illusorisch
in die Höhe am Weltmarkt. Wie sieht die Versorgungslage bei
Ihnen im Johanniter-Krankenhaus konkret aus, über wie viel
Schutzkleidung verfügen Sie aktuell? Die
Lieferschwierigkeiten von China nach Europa gehen an
Duisburg natürlich nicht vorbei. Derzeit sind wir noch
bevorratet. Ein Vorteil für uns ist es, dass wir im
bundesweiten Verbund als Johanniter-Krankenhaus
konzerninterne Abhilfen schaffen können. Neben unserem
lokalen Materialeinkauf kooperiert ein bundesweiter
Zentraleinkauf der Johanniter GmbH eng mit uns, um sämtliche
Kanäle auszuschöpfen. Wichtig ist, im angemessenen Maße mit
den Ressourcen umzugehen.
Wie gut ist Ihr
Personal geschult im Umgang mit der Schutzkleidung/den
Masken aus hygienischer Sicht? Gab es da spezielle
Schulungen im Krankenhaus? Ja laufend. Täglich
beschließt unser hausinterner Krisenstab, an welchen Stellen
wir nachjustieren können. Diese Maßnahmen werden dann sofort
umgesetzt. Dazu gehören erweiterte Hygieneschulungen im
Umgang mit Schutzkleidung nach den Empfehlungen des
Robert-Koch-Institutes.
Wie haben sie sich
konkret auf zu erwartende CoVid19-Patienten im Krankenhaus
vorbereitet?Wie sieht es mit den anderen Kranken aus?
Wir haben bereits eine Isolierstation für CoVid19-Patienten
vorbereitet. Für intensiv-beatmungspflichtige
CoVid19-Patienten haben wir die Intensivplätze aufstocken
können. Wir halten aber auch immer die Patienten im Auge,
die durch andere Krankheitsbilder stationär in einem
Krankenhaus behandelt und operiert werden müssen.
Beispielsweise müssen Tumorpatienten zeitnah operiert und
anschließend intensivmedizinisch überwacht und versorgt
werden. Wir fahren derzeit zweigleisig und passen so lange
es geht, die erforderlichen Schritte den Bedürfnissen
unserer Patienten an.
Inwiefern sind schon
im Vorfeld aufschiebbare Operationen von Ärzten
zeitlich nach hinten verlegt worden? Die
Medienarbeit hat natürlich Wirkung bei der Bevölkerung
gezeigt, so dass Patienten von sich aus ihre planbaren
Eingriffe verschoben haben. Wie gesagt, zwar reduziert aber
dennoch kann ein Krankenhausbetrieb derzeit normal
weiterlaufen.
Welchen Andrang erwarten sie jetzt
hier in Rheinhausen? Wir wissen alle nicht, was auf
die Krankenhäuser zukommt. Die Krankenhäuser bereiten sich
nach allen Expertenempfehlungen - beispielsweise des RKIs -
auf alles Machbare vor. Die gesamte Gesundheitsbranche übt
quasi an der für uns alle neuen Problematik. Die Politik
wird allerdings nach Corona einige Aspekte im
Gesundheitswesen neu bewerten müssen. Sei es die Produktion
beispielsweise von Schutzkleidung in Europa/Deutschland oder
grundsätzlich den Stellenwert der Krankenhäuser in
Deutschland. Nicht zuletzt den Stellenwert eines
Mitarbeiters in der Pflege.
Inwieweit sind die
Besuchszeiten von Angehörigen anderer im Krankenhaus
liegender Patienten schon eingeschränkt worden?
Entsprechend der Weisung vom 15.03.2020 der Landesregierung,
haben wir ein Besuchsverbot für unser Krankenhaus und unser
Seniorenwohnheim ausgesprochen. In besonders schweren
Fällen, wenn ein Patient im Sterben liegt, dürfen Angehörige
selbstverständlich zu ihm, um sich von ihm zu verabschieden
und ihm beizustehen.
Was raten Sie unseren Lesern
im täglichen Verhalten? Bitte halten Sie sich
unbedingt an die aktuellen Vorgaben hinsichtlich der
Kontakteinschränkungen. Die Mindestabstände an der
Supermarktkasse von mindestens 2 Metern sollten Sie
einhalten. Achten Sie darauf, nicht in die Hand zu
husten oder zu räuspern, sondern in die Armbeuge und sich
von in der Nähe stehenden Menschen abzuwenden. Die
Hygieneregeln sind sehr wichtig! Regelmäßig mindestens 30
Sekunden Händewaschen beispielsweise nach dem Einkaufen,
Naseputzen usw.
Kommentar v. Dr. Thomas Krössin,
Geschäftsführer Johanniter GmbH, Bereich Krankenhäuser:
„Es ist aus europäischer Sicht eine der dringendsten Fragen,
die sich die nationalen Regierungen der EU nach der Pandemie
stellen müssen, wie wir zukünftig die Abhängigkeit von den
Warenlieferungen aus dem chinesischen Wirtschaftstraum
zurückfahren. In der aktuellen Krisensituation selbst bei
der Beschaffung von Schutzkleidung, Schutzmasken sind wir
von Lieferungen aus der Volksrepublik China abhängig. Die
Wirtschaftspolitik des Chinesischen Regimes mit dem Projekt
der Seidenstraße bedroht den inneren Zusammenhalt der
europäischen Union. Jetzt zeigt sich wie dünn der politische
Kit des europäischen Zusammenhalts ist - jeder denkt aktuell
an seine nationalen Interessen. Eine für alle europäische
Pandemiestrategie ist seitens der EU Kommission nicht
durchsetzbar. Wir sind im Verbund der Johanniter-Kliniken
Deutschlands mit 200 Intensivbetten an die maximale Grenze
unserer Kapazitäten gegangen. Wir steuern mit einem straff
organisierten zentralen Krisenstab, klaren Zuständigkeiten
und Berichtslinien auf Konzernebene mit Durchgriffsrechten
bis hinunter auf die dezentralen Krisenstäbe der Johanniter
Krankenhäuser. Zur Seite steht dem Management ein Corona
Kompetenz Team mit Experten aus der Krankenhaushygiene und
Infektiologie das in fachlichen Fragen berät. Wenn die
Prognosen der Epidemiologen zutreffen, werden wir in unseren
Johanniter Krankenhäuser wie andere auch an Grenzen kommen,
noch ist der kritische Punkt in dem eine Organisation
umkippen kann allerdings nicht erreicht. Wir sind uns aber
sehr wohl bewusst, dass dies eintreten kann. Eine
Gegenmaßnahme ist die Zusammenarbeit mit Resilienztrainern,
die Führungskräften Techniken zeigen, wie wir als Ärzte und
Pflege in einer Krise unseren Stress beherrschen und unsere
psychische Widerstandskraft erhöhen können. Wir beginnen in
den kommenden Tagen gezielt unsere Mitarbeiterinnen und
Führungskräfte präventiv auf die Krise vorzubereiten. Im
Übrigen bieten die Johanniter diese Kurse auch außerhalb von
Krisenzeiten an.
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