Duisburg, 27. Oktober 2020 - Ein Fund von römischen
Wandmalereien aus Oestrum beschäftigt Duisburger
Archäologen. Einzelstücke sind an einer Berliner Hochschule
hinsichtlich eines Konservierungsstoffes untersucht und
jetzt ans Zentrale Fundarchiv zurück gesandt worden.
2018 wurden die archäologischen Arbeiten der Firma
Ocklenburg im Oestrumer Burgfeld abgeschlossen. Nachdem man
schon wichtige Funde wie römische Dolche oder
Gürtelschnallen, sowie Schmelzöfen zur Herstellung des
Rüstungsschmucks zu verzeichnen hatte, wissen die
Archäologen der Unteren Denkmalbehörde in Duisburg, dass
sich am Burgfeld eine zivile Siedlung, das Vicus Asciburgium
Süd, befand. Dort lebten überwiegend Handwerker. „Weiter
nördlich gab es ja das Kastell Asciburgium, ein befestigtes
Militärlager. In der südlich gelegenen Siedlung zum Kastell
wurden eben gute Handwerker zur Ausstattung der Truppen
benötigt“, sagt Archäologin Meike Hachmeyer.''
Diese
wohnten in sogenannten Streifenhäusern, die römische
Variante der Fachwerkhäuser. Zum Schluss der
Ausgrabungen gab es einen ganz bedeutenden Fund in einem
Keller eines Streifenhauses: Reste von römischen
Wandmalereien, wie sie oft in Ess-, Gästezimmern oder
privaten Räumen der Römer vorzufinden waren.
Allerdings war dieses Kunstwerk aus dem ersten Jahrhundert
n. Chr. beim Auffinden völlig zerstört und in seine
Einzelteile zerlegt – und etwa 1500 Stücke Wandputz, von
mittelgroßen bis ganz kleinen Teilen, türmten sich vor den
Arbeitern bei der Grabung auf. Das Material diente zur
Verfüllung eines Kellers. Doch da auf einer Seite der
Wandputzreste jeweils ähnlicher Farbauftrag zu sehen war,
vermuteten die Forscher ein zusammenhängendes Bild.
„Meist sind auf den römischen Wandgemälden Götter,
Familienangehörige oder einfach florale Motive abgebildet“,
sagt Meike Hachmeyer. „Hier konnte man an mehreren
Einzelteilen grüne rankende Zweige mit roten Blüten
entdecken.“
Langfristiges
Konservierungsverfahren Um weitere Erkenntnisse
darüber zu gewinnen, wurden vier Bruchstücke des Wandbildes
an den Fachbereich „Restaurierung von archäologischem
Kulturgut“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
übergeben. Vor einigen Tagen sind die Einzelteile zurück
nach Duisburg gelangt und Ergebnisse liegen vor: „Da die
etwa 2000 Jahre alten Fundstücke ständiger
Verwitterungsgefahr ausgesetzt sind, war es das Ziel, ein
langfristiges Konservierungsverfahren dafür bestimmen zu
lassen“, sagt Archäologin Hachmeyer. Eine Berliner Studentin
lieferte eine 89-seitige Bachelorarbeit zu dem Thema ab.
„Sie hat herausgefunden, dass die Einzelteile am besten mit
Calciumhydroxid erhalten werden können“, weiß Meike
Hachmeyer jetzt. Der chemische Konservierungsstoff könne
durch kleine, feine Nadeln in die Fundstücke gespritzt
werden. „So wird das etwa zweitausend Jahre alte Material
nicht brüchig und die aufgetragene Farbe kann bestmöglich
bestehen bleiben.“ Allerdings ist dieses Verfahren erst bei
den vier eingeschickten Puzzleteilen angewandt worden, es
müsse noch auf den Rest der Fundstücke übertragen werden.
Ein weiteres Problem ist, die Stücke vom über die Jahre
darübergelegten Dreck zu befreien. „Das ist eine knifflige
Arbeit mit feinen Skalpellen, man darf den Farbauftrag nicht
beschädigen bei der Reinigung“, weiß Meike Hachmeyer.''
Arbeiten nach dem ‚Secco‘-Verfahren
An den Wänden eines typischen römischen Streifenhauses
befand sich laut der Archäologin eine etwa 19 Millimeter
grobe Mörtelschicht mit Steinen und Kies. Darauf legte man
eine etwa zwei Millimeter dünne Kalkmörtelschicht, die dann
als Leinwand für die Kunstwerke diente. Die Farbe wurde im
sogenannten ‚Secco‘-Verfahren aufgebracht, also nachdem die
Leinwand-Kalkschicht getrocknet war. „Man darf also nicht
von einem Fresko sprechen, denn da wäre die Farbe, auf den
feuchten Kalkmörtel aufgetragen worden“, verrät Meike
Hachmeyer.
„Man weiß auch, dass figürliche oder
florale Darstellungen mit einem aufgemalten Rahmen
eingefasst wurden, der wohl mit Hilfe eines aufgesetzten
hölzernen Rahmen auf die Wand aufgetragen wurde“, so die
Archäologin. Und als Hintergrund dienten oft die Farben
schwarz, weiß, grün oder rot. Ein weiteres Problem ist die
Größe der Fundstücke: „Wir haben teils nur ein
Qudratzentimeter große Teile gefunden, aber genauso auch
Stücke im Ausmaß 50 mal 40 Zentimeter.“ Gerade das spätere
Zusammenpuzzlen nach Abschluss der Konservierungsarbeiten
dürfte den Duisburger Archäologen noch Freude bereiten. „Es
wird wohl etwas dauern bis wir das Bild fertig restauriert
zeigen können“, so Meike Hachmeyer. Aber sie arbeiten
daran ...
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