Duisburg, April 2022 - Liebhaber des Belcanto werden diese
Gesangsform vergeblich auf dem Album „Monkey see – Monkey
do“ suchen. Das ist auch nicht angedacht von der Band „Jamie
Clarke's Perfect“, vielmehr hört man eine angeraute, vom
Alkohol gegerbte Stimme von Sänger Jamie Clarke, also fernab
von jeder Perfektion, die noch im Bandnamen suggeriert wird.
Aber genau das macht den Charme des kürzlich erschienenen
Werks aus: hier trifft kneipenerprobter, zum Mitjohlen
animierender Irish-Folk, auf teils harte Punkriffs, immer
wieder aufgeheitert durch witzige Banjo-, Akkordeon-, oder
Mandolinensequenzen, so dass am Ende alle Lager, die Punker,
die Folker und diejenigen, die einfach nur Spaß an der Musik
haben, zufrieden sind. Nun muss man dazu sagen, dass
Bandgründer Jamie Clarke noch in den 90er-Jahren zwei Jahre
lang Mitglied der legendären Folk-Punk-Band „The
Pogues“ (Dirty Old Town) war, somit diesen Sound, ob
gewollt oder nicht, in sein Projekt „Perfect“ einfließen
lässt. Ähnlich wie deren ehemaliger Sänger Shane MacGowan
rotzt er dem Hörer so manche seiner Phrasen entgegen. Das
allerdings „Perfekt im Punk“, wenn man so will.
Die CD ist überall erhältlich zum Preis von 14,99 Euro,
die LP, 180 Gramm Vinyl, kostet 19,99 Euro. Das Werk gibt es
ebenso als Download bei allen Streaming-Diensten.
Teilweise orchestral, mit vielen
Gastmusikern für die Aufnahmen verstärkt, kommt die
fünfköpfige Band daher auf ihrem bereits fünften
Studioalbum, welches übrigens in Rheinberg bei „Dackelton
Records“ in Eigenregie produziert wurde. Ein Saxophon,
Trompete, Klavier und Posaune bringen sogar eine jazzige
Note in die durchweg launige Irish-Pub-Stimmung, die da
entsteht. Der Rheinhauser Gitarrist Pierre Lavendel, auch
Bestandteil der legendären „The Cokeras“ oder des
Seitenprojekts „Treue Bergvagabunden“, spielt überraschend
aufheiternde Melodieläufe mit dem Banjo oder der Mandoline
dazu, die punkige Schrammelgitarre legt Jamie Clarke, der
seit 2005 seine musikalische Heimat im Duisburger Westen
gefunden hat, darüber.
Schon der erste Song „Let's
go perfect“ zeigt mit herein gemischter Live-Atmosphäre auf,
wo es bei den Konzerten der Band lang geht. „Wir sind mehr
als eine Band – wir sind Perfekt“, singen die Bandmitglieder
im mitreißenden einstimmigen Kanon.
Die folgenden
Songs „The Admiral“ oder „Wow“ laden zum schunkelnden
Whiskey-Konsum am Thekentresen ein, eine tiefere Bedeutung
bekommt der Song „How the mighty have fallen“. Übersetzt
singt Sänger Clarke sowas wie „Wie die Mächtigen gefallen
sind, ich hätte es vorhersehen sollen“, und der Song wird
mit zunehmend lauter werdenden Punkgitarren und wild
klimperndem Klavierausklang zu einer Kampfansage gegen alle
Kalten Krieger dieser Welt. Ein instrumentaler
Shanty-Folk-Punk folgt mit dem Stück „Greetsiel Reel“,
wahrscheinlich eine Hommage der Band an den ostfriesischen
Küstenort. Unüberhörbar ist die Irish Fiddle, die im Song
„Morgane Morgenstein“ eingesetzt wird.
Jedoch die
besten Stücke kommen zum Schluss: „Time is ticking“ hat
aufregend arrangierte Bläsersätze, die diesen rhythmisch
vertrackten Reggae tragen. Und Rampensau Jamie Clarke
donnert durchs Mikro dazu übersetzt „Zeit tickt immer, aber
Zeit wird sich niemals zurückdrehen lassen“. Und nicht zu
vergessen: das, fast schon charttaugliche, von Pierre
Lavendels Mandoline geprägte, sozial-kritische Lied „Those
Who have and have not“ am Ende der CD. Ein hörenswertes
Album der weit über Rheinhausen hinaus bekannten Band für
alle Punk und Irish-Folkliebhaber.
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